Iceperience - wetterfest oder wetterscheu?
16.8. Skaftafell Nationalpark
16.8. Skaftafell Nationalpark
Wir fahren mit dem Auto zu dem nahe gelegenen Skaftafell Nationalpark. Wandern steht auf dem Programm. Am besten mehrere Tage lang und auch geführt, direkt über den Gletscher.
Wir informieren uns erst einmal im Infocenter. Hier herrscht ein wahrer Almauftrieb. Der Campingplatz vor Ort ist sehr groß und gut belegt, hinzu kommen die vielen Bustouristen und Leute wie wir... Der Campingplatz ist übrigens riesig, in regelmäßigen Abständen sind Bäume und Büsche als Windbrecher gepflanzt, allerdings gibt es nur wenige sanitäre Einrichtungen und die werden auch munter von den Tagestouristen genutzt. Wir freuen uns über unser idyllisches Schnäppchen im Ort nebenan.
Wir wandern (spazieren) erst einmal in Richtung Svartifoss, ein Muss für Wasserfallliebhaber. Man erkennt ihn sofort durch seine Basaltsäulenstruktur. Mit uns bewundern und bewandern doch viele andere Personen diesen Teil des Parks. Uns zieht es höher, in die vermeintliche Einöde. Auf jeden Fall in die Ruhe, die wir von unserem bisherigen Islandurlaub kennen. Außerdem regnet es ausnahmsweise mal nicht. Je höher wir kommen, desto stärker ist der Wind, am höchsten Punkt mit einem wunderschönen Blick auf zwei Teile des Gletschers beginnt ein Sturm... Erstmals seit meiner Kindheit habe ich den Eindruck, dass ich mich in den Wind werfen kann und tatsächlich dann auch getragen werden. Wenn ich als 65-Kilo-Person vom Wind getragen werden, was macht dann wohl unser "unter-fünf-Kilo-Zelt", was nur mit Heringen gesichert ist, die gerade mal zwei Zentimeter in den Boden hinein ragen? Vor meinem inneren Auge sehe ich unser kleines tapferes Zelt fliegen... Wir joggen den Berg hinunter zum Auto und fahren zurück. Zu meiner großen Überraschung steht unser Zelt noch genau dort, wo wir es aufgebaut hatten und es sieht gut aus. Zumindest von weitem. Bei näherer Betrachtung sehen wir, dass der Wind von zwei Seiten auf das Zelt drückt und es staucht. Aber es steht.
Auf der Rückfahrt zum Campingplatz hatten wir ein Hinweisschild "Windstaerke 24" gesehen. Mittlerweile weiß ich, dass es sich schlicht um die Kilometer pro Stunde handelte. Das entspricht ungefähr Windstärke 8-9.
Aufgrund des Sturms und der wenigen Begeisterung die ich für den Platz, besser, die Heringstiefe, aufbringen kann, "brechen wir unsere Zelte" ab und fahren in Richtung Reykjavik weiter auf der Route 1 bis nach Kirkjubaerjarklaustur (auch im Volksmund nur kurz Klaustur genannt). Dort windet es zwar weniger stark, wir wollen dennoch ins Hotel oder Gasthaus. Ein heerer Plan und nach der dritten oder vierten vollen Unterkunft ist uns klar, wir haben genau zwei Möglichkeiten. Entweder wir schlafen im Auto oder wir bauen unser Zelt auf. Nur: In Klaustur windet es zwar weniger, aber dafür regnet es umso mehr...
Wir setzen uns in das einzige Cafe am Orte - immerhin gibt es hier einen Sitzplatz für uns - und essen erst einmal. Nach dem dritten Gang (ein köstlicher Kuchen mit Kokosnussraspeln, Schokoladenlage und Baiser) hört es auf zu regnen und wir entscheiden uns fürs Zelt. Nach eingehender Untersuchung des Campingplatzes, des Gefälles auf dem Gelände und der daraus wahrscheinlich resultierenden Wasserlaufrichtung finden wir ein nettes Plätzchen vor einer Hecke. Wir parken unser Auto (mal wieder) so, dass es einigen Wind vom Zelt abhält und strecken uns in unserem Zelt aus. Wieder sind wir froh, dass wir das Zelt dabei haben und wieder sind wir froh, dass es so ein gutes Zelt ist. Kurz nach Aufbau fängt es nämlich wieder an zu regnen, aber wir liegen warm, gemütlich und sicher in unserem Campo Grande.
Aufbruch: | 05.08.2005 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 21.08.2005 |