Iceperience - wetterfest oder wetterscheu?

Reisezeit: August 2005  |  von Andrea Becker, Bochum

18.8. Arnarstapi - und viele Campingplätze

18.8. Arnarstapi - und viele Campingplätze
Wir sind früh dran und genießen unsere Fahrt von Borganes aus nach Arnarstapi. Wir kommen (auf der guten Straße) erst einmal durch eine flache Moorlandschaft. Doch schon bald ändert sich das Bild und wir fahren weiter durch ein Lavafeld.

Der Camingplatz in Arnarstapi ist hübsch, es wird gerade ein neues, großes Toilettenhäuschen (als Ergänzung zum Saniwürfel) angelegt und man blickt aufs Meer. Durch den Platz in Klaustur verwöhnt, ist es aber noch nicht so ganz das, was mir vorschwebt. Der Reiseführer verspricht drei weitere "komfortable" Campingplätze in erreichbarer Nähe und so machen wir uns auf zu einer ersten Erkundung der Halbinsel, kombiniert mit einer Inspektion der Campingplätze. Wir fahren erst einmal weiter nach Hellnar. Dieser Ort besteht im Wesentlichen aus einem sehr nett gelegenen Cafe, dem Fjöruhusid. Wir testen den dortigen Verkaufsschlager, die Pasta des Tages, genießen die warme (!) Sonne, das herrliche Wetter und den phantastischen Blick auf eine Brandungshöhle, die Badstofuhellir.

Irgendwann geht es dann doch weiter in Richtung Hellissandur. Wir werfen einen Blick auf den Campingplatz, der aus einer Wiese und einem Waschhäuschen (dem Sanitärwürfel) besteht und wenden uns dem wirklich liebevollen Fischereimuseum zu. Wir sehen etwas, was ich als Walschädel identifiziere, obwohl es mich deutlich an einen Elefantenkopf erinnert. Wir sehen etwas, was Walrippen sein könnten. Eine Nachfrage beim Museumswärter bringt Klarheit: Es handelt sich um Kieferknochen der größten Walart. Uups. Und wir sehen ein Boot, mit dem bis vor wenigen Dekaden noch Fischfang betrieben wurde. Ruderboote auf dem Bergersee sind nicht wesentlich kleiner. Kaum zu glauben, dass sich damit jemand aufs Meer hinauswagt, um dann auch noch Tiere zu jagen, die so unfassbar groß sind. Kurz: Das Museum ist zwar sehr klein, aber es ist wirklich sehr schön gemacht. Der Eintrittspreis von 100 Kronen (1,25 Euro) ist wirklich nicht zu viel verlangt (Ich persönlich mag auch die Schilder, die in mehreren Sprachen darauf hinweisen, dass der Eintritt eben nur 100 Kronen beträgt und dass man bitte nicht vergessen soll, diese auch zu bezahlen... man kann nämlich einen Großteil des Museums besuchen, ohne an einem "Museumswärter vorbei zu kommen").

Das sind keine Rippen!

Das sind keine Rippen!

Wir reißen uns los und fahren weiter zu Campingplatz Nummer drei - in Olafsvik. Er unterscheidet sich von Nr. 2 hauptsächlich durch seine wirklich schlechte Lage. Im Hintergrund plätschert zwar ein kleiner Wasserfall, ich habe jedoch nur Augen für die müllkippenähnliche Anlage direkt nebenan. Bleibt noch Nr. 4 in Grundarfjördur. Dieser Campingplatz ist eine Wiese, auf der eine alte Küchenzeile als Waschgelegenheit aufgestellt ist.

Der komfortable Campingplatz in Grundarfjördur- ein Platz zum Campen.

Der komfortable Campingplatz in Grundarfjördur- ein Platz zum Campen.

Etwas zerknirscht muss ich zugeben, die erste Wahl wäre doch die beste gewesen und so fahren wir zurück nach Arnarstapi. Nicht allerdings ohne einen letzten Zwischenstopp zu unternehmen, einen Abstecher nach Budir zum Hotel Budir. Laut Reiseführer schwingt sich dieses Hotel auf, dass beste in ganz Island zu sein. Allein die Lage ist sensationell: Mitten in einer Mischung aus Dünen und Lavafeld, an einem kleinen Fluss und dann noch mit Blick auf eine kleine alte Kirche. Idylle pur. Anders als die anderen, mit uns ankommenden Touristen wagen wir den Schritt hinein. Auch von Innen kann uns Hotel Budir überzeugen und nach kurzem Zögern buchen wir uns für unsere letzte Nacht in Island in dieses wunderschöne Hotel ein (das auch nicht teurer ist als die anderen, die wir links liegen lassen haben). Auf der Weiterfahrt nach Arnarstapi bin ich ganz aufgeregt und lese dann noch im zweiten Reiseführer nach, wie dieses Hotel nun wirklich ist. Und da gibt es dann eine richtige Überraschung. Angeblich gehört zu dem Hotel ein Campingplatz und es gibt einen Bootsverleih und Pferdevermietung. Die Frage nagt, ob ich vielleicht den schönsten und tollsten Campingplatz verpasse, nur weil ich nur Augen für das Offensichtliche habe. Wir fahren zurück. Nach einer Ortsbegehung, die keine Klarheit bringt, bleibt mir nur eines: Ich muss fragen. Also zurück in den x-Sterne Schuppen und nach einem Campingplatz fragen. Irgendwie schon ein bisschen peinlich. Egal. Wiederum gibt das freundliche Personal kompetent Auskunft: Ja, es ist richtig, früher gab es das alles Mal. Seit einigen Jahren (seit 2001) ist das Gebiet jedoch ein Naturschutzgebiet und seither ist Campen & Co. untersagt. Schade. Allerdings, so erklärte mir der gute Mann weiter, gebe es einige Kilometer in Richtung Borganes eine "natural Campingsite" und dort könne man auch Reitunterricht nehmen. Wir fahren also noch einmal weiter zu einem weiteren, vermeintlichen Campingplatz in Lýsuholl. Wir finden zwar keinen Platz für unser Zelt, verabreden aber mit der netten Deutschen für den nächsten Morgen eine Reitstunde für mich. Den Campingplatz gibt es auch noch, noch einmal einige Kilometer weiter. Das Toilettenhäuschen ist mal nicht der klassische Saniwürfel. Es scheint eine eigene Konstruktion zu sein. Auf jeden Fall hat man aufgrund eines Toilettentürchens, das einer Saloontüre eines 70er Jahre Westerns zur Ehre gereichen würde, eine phantastische Aussicht auf den dortigen Golfplatz - wohlgemerkt: von der Toilette aus. Aber so richtig erwärmen kann ich mich für den Fleck dann nicht. Also: Auf nach Arnarstapi (endlich).

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Meine erste Nacht in einer Berghütte, meine erste quasi offroad 4 WD Fahrt, meine erste Fischsuppe, meine erstes Camping bei 8 °C sowie die Antwort auf die Frage: Iceperience - wetterfest oder wetterscheu? DAS ist meine persönliche Bilanz meines ersten Islandabenteuers.
Details:
Aufbruch: 05.08.2005
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 21.08.2005
Reiseziele: Island
Der Autor
 
Andrea Becker, Bochum berichtet seit 21 Jahren auf umdiewelt.
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