Acht Wochen in Ghana

13. Eintrag:

Ereignisreiche Tage

Gestern, am 4. September, war ein sehr heißer Tag. Ich hatte in der Nacht nur wenig geschlafen und war deshalb entsprechend müde.
Am Vormittag half ich, wie üblich, in der Apotheke aus. Am Nachmittag versuchte ich vergeblich ein wenig zu schlafen. Um 14:30 Uhr kam Abdallah vorbei und wir fuhren zu Dr. Richard Opoku.

Richard ist ein alter Freund meiner Mutter, ich habe ihn zum ersten Mal vor einem halben Jahr gesehen, als er uns in Deutschland besuchte.

Leider war Dr. Richard nicht zu Hause, deshalb ruhte ich mich vorübergehend in Abdallahs Wohnung aus. Abdallahs Onkel gehört zu den privilegierten Ghanaern, die sowohl eine Musikanlage, als auch einen Fernseher besitzen. Aufgrund dieser Vorzüge ist Abdallahs Wohnung ständig gut besucht. Seine Freunde kommen scheinbar jeden Tag zu ihm um sich zu unterhalten und Musik zu hören.

Ich habe mit Richard an diesem Abend nur kurz geredet und mich für Sonntag Nachmittag mit ihm verabredet.

Am Abend war "mein" Haus wieder voll. Wir saßen zu siebt um den Tisch herum. Ich unterhielt mich bis tief in die Nacht hinein mit Magdalena und Robert.

Am 5. September war ich deshalb immer noch ziemlich müde. Am Vormittag besuchte ich zusammen mit Suale Patienten. Ich lernte dabei das Blutdruckmessgerät zu bedienen.

Am Nachmittag half ich Sandra die verschiedenen Medikamente aus Deutschland zu sortieren. Die Krankenhausangestellten können leider alle kein Deutsch. Deshalb sind sie darauf angewiesen, dass die Volontäre für sie diese Arbeit machen. Aus diesem Grund stapeln sich in ein paar Hütten Kartons mit Medikamenten. Im Verlaufe meines Aufenthalts an der Klinik sortierten die Volontäre den Inhalt dreier Hütten.

Magdalena und die anderen neuen Volontärinnen wollten am Wochenende zum Mole- Nationalpark zu fahren. Sie hatten nicht vor mehrere Wochen in der Klinik zu bleiben.

Magdalena ist eine österreichische Medizinstudentin. Es machte mir viel Spaß mich mit ihr zu unterhalten. Sie war bereits vier Wochen in Ghana bevor sie in die Klinik kam. Die ersten vier Wochen famulierte sie in Accra an einem anderen Krankenhaus. Später kam sie zusammen mit Caro und Mechthild über Kumasi zur Shekhinah Klinik.

Komischerweise waren alle fünf neuen Volontäre für sechs Wochen in Ghana. Sie kamen alle unabhängig voneinander ins Land und waren alle zum ersten Mal da. Neben Magdalena wohnten noch Maria und Bettina in meinem Haus. Beide auch aus Österreich. Sie haben in Krankenhäusern in Accra und Kumasi famuliert. Beide blieben noch bis zum darauf folgenden Mittwoch.

Bis Samstag früh waren auch noch zwei deutsche Medizinstudenten in der Klinik. Sie sind zusammen mit Magdalena, Caro und Mechthild hierher gekommen.

Mechthild und Caro wohnen zusammen in einem Rundhaus innerhalb der Wohnkomplexe, welche auch von Patienten bewohnt werden.

Am Nachmittag des 5. September traf ich im Internetcafe per Zufall Pater Thomas aus Bunkpurugu, seinem Missionsort. Ich verabredete mich mit Thomas für 19:00 Uhr im Haus der Weißen Väter in Tamale. Neben Thomas war auch noch ein zweiter Deutscher im Internetcafe. Es war ein Volontär namens Simon. Er wollte für ein Jahr in Bunkpurugu seinen Zivildienst ableisten. Abends unterhielt ich mich lange mit Thomas. Abdallah schien ihn auch zu kennen. Simon traf ich in der nächste Woche noch einmal. Thomas fuhr leider schon am folgenden Tag zurück nach Bunkpurugu.

Als ich ihm zum Abschied die Hand schüttelte durchfuhr mich ein sonderbares Gefühl. Eine Trauer über die Ungewissheit, ob ich ihn in meinem Leben noch einmal wiedersehen werde überwältigte mich. Vielleicht in fünf, sechs Jahren per Zufall, oder in Deutschland?