Acht Wochen in Ghana
Meine Ankunft in Shekhinah
6. Eintrag:
Meine Ankunft in Shekhinah
Zusammenfassung der Ereignisse vom 18. bis zum 20. August:
Der 18. August war für mich ein Tag des Abschiednehmens. Am Vormittag befassten wir uns mit unseren Erlebnissen der letzten zehn Tage. Zuerst rekapitulierte jeder für sich seine Erfahrungen. Danach erzählte jeder in einer großen Gesprächsrunde etwas von seinen Eindrücken. Es war sehr interessant zu hören, was die einzelnen Personen über ihre erste Afrikaerfahrung zu sagen hatten.
Einige waren besonders von der Armut und der Hilflosigkeit der Menschen berührt. Es gibt nur eine sehr dürftige medizinische Versorgung. Ein Beinbruch kann für manche Ghanaer zu einem Lebenslangen Handicap werden, da oft genug kein Arzt, oder eine andere Person mit medizinischer Erfahrung in der Nähe ist.
Andere wiederum waren ganz von der warmherzigen Art der Menschen erfüllt. Alle grüßen sich auf den Strassen. Jeder versucht freundlich zu sein.
Mir blieb besonders die Langsamkeit im Dorfleben in Erinnerung behalten. Der Tagesrhythmus der Menschen in Bunkpurugu ist viel ruhiger, als in der Stadt. Alles scheint harmonischer und natürlicher zu sein. Die Menschen in den Dörfern haben sich an die Geschwindigkeit der Umwelt angepasst. Durch die Langsamkeit bedingt, ist ihre Wahrnehmung für die Gegenwart intensiver, als in den Metropolen.
.Am Nachmittag besuchte ich zusammen mit meiner Reisegruppe die Moschee. Der Mann, welcher uns herumführte war ganz in weiß gekleidet. Männer und Frauen werden durch eine Wand voneinander getrennt. Angesichts der Art des Betens erschien mir Trennung sinnvoll, allerdings konnte ich nicht nachvollziehen warum den Frauen in der Moschee wesentlich weniger Platz zusteht.
Für mich spiegelt sich hier die traditionelle Lebensweise Nordghanas, in der die Männer stark bevorteilt sind, auch in der Ausübung der Religion.
Am 19. August stand ich zusammen mit den anderen um 4:30 Uhr auf. Ich habe alle verabschiedet und noch lange dem Bus hinterher geschaut.
Es war ein eigenartiges Gefühl plötzlich alleine zu sein.
Nach 20 Tagen in Ghana war ich das erste Mal wirklich alleine!
Es machte mich nicht traurig, die plötzliche Einsamkeit erfüllte mich sogar mit Freude.
Es war zwar eigenartig, dass die anderen nicht mehr da waren und Laurent fehlte mir schon ein wenig, aber ich hatte nun 38 Tage vor mir und konnte in dieser Zeit selbst über mich bestimmen.
Ich fühlte mich total unabhängig!
Nach einer erquickenden Dusche ging ich vor die Haustür, ich hegte die Hoffnung, dass mir jemand den Weg zur Armenklinik zeigen könnte.
Vielleicht war ja mittlerweile eine der Damen wach, die im Hotel arbeiten.
Es war 6:45 Uhr und es bestand Hoffnung jemand treffen, der gerade zur Arbeit gehen wollte.
Ich wartete ein paar Minuten draußen und nach nicht allzu langer kam eine Frau aus dem angegliederten Wohnhaus. Sie erklärte mir wo ich ein Taxi bekommen konnte und eine Viertelstunde später war ich da.
Ich stand vor dem Shekhinah Hospital in Tamale-Gurugu!
Hier wollte ich die nächsten drei bis vier Wochen mitarbeiten. Den leitenden Arzt der Klinik, Dr. David, hatte ich schon am Vortag kurz begrüßen können.
Das Krankenhaus sah äußerlich recht unspektakulär aus, es ähnelte eher einem normalen Wohnhaus.
Ich machte Bekanntschaft mit drei europäischen Frauen welche ebenfalls dort arbeiteten.
Das waren Nora aus Österreich, Thea aus Holland und Sandra aus Deutschland.
Sie lebten verteilt auf zwei Häuser direkt neben dem Krankenhaus. In eines der Häuser sollte auch ich nun einziehen. An diesem Vormittag half ich in der Apotheke aus. In der Mittagspause sollte ich Dr. David kennen lernen. Dieses "Kennenlernen" war allerdings sehr kurz und hektisch, denn der Doktor hatte nur wenig Zeit und zudem noch weiteren Besuch.
Am Nachmittag fuhr ich zusammen mit Abdallah in die Stadt, auf dem Markt und ins Internetcafe. Auf dem Rückweg fing es an zu regnen. Es war ein heftiger monsunartiger Regenschauer. Wir kamen völlig durchnässt in Shekhinah an.
Ich habe Abdallah letztes Jahr während meiner zweiten Reise nach Ghana kennen gelernt.
Er ist ein Student und nebenbei engagiert in Projekte mit europäischer Kooperation.
Sein Dorf verdankt ihm bereits eine Schule, ein Ökotourismus-Volontär-Programm und in Zukunft sogar ein kleines Krankenhaus (siehe Anhang).
20. August 2003:
Heute habe ich bis sieben Uhr geschlafen. Für ghanaische Verhältnisse ist sieben Uhr morgens keine Schlafenszeit mehr. Es ist durchaus üblich seine Freunde, oder sogar Fremde schon um 7:00 Uhr zu besuchen.
Die drei Mädchen besuchten die Messe, allerdings hatte der Priester verschlafen. Um ca. 8:00 Uhr ging ich zur Klinik. Dr. David war gerade angekommen und seine Helfer warteten auf ihn.
Er hat mich eingeladen mit ihm und dem Personal zusammen die Patienten zu besuchen.
Wir machten einen Rundgang durch die gesamte Klinik, denn Dr. David wollte alle Patienten persönlich begrüßen.
Im Anschluss erklärte mir der Sozialarbeiter Einzelheiten über die Klinik. Er heißt Thomas und hat nur einen Arm.
Nach der Teepause um 11:00 Uhr ging ich zusammen mit einem Krankenpfleger weitere Patienten besuchen.
Hinter dem Eingang der Klinik ist ein großer Platz, dort liegt oder sitzt den ganzen Tag ein Mann namens Kofi. Er "wohnt" dort schon seit drei Monaten. In einem Haus will er nicht leben, er zieht es vor im Freien zu übernachten.
Am Nachmittag holte mich Abdallah mit seinem Motorrad ab. Fünfzehn Minuten später waren wir in Tamale. Über zwei Stunden verbrachte ich im Internetcafe. Einerseits wollte ich meine Emails angucken, andererseits benötigte ich über eine Stunde, um meinen Artikel für das Internettagebuch zu tippen. Besonders lästig empfand ich die langen Wartezeiten zwischen den Emails.
Anschließend kauften wir auf den Markt verschiedene Sachen ein. Zum Beispiel einen kleinen Beutel Waschpulver für eine Wäsche, ein handelsübliches Maß in Ghana, Batterien und Lebensmittel für das Abendessen.
Am Abend kochten Abdallah und ich zusammen. Da meine Kochkünste äußerst beschränkt sind, habe ich mir vorgenommen sie in Ghana ein wenig zu verbessern.
Wir haben die Mädchen Sandra, Thea und Nora zum Essen eingeladen. Leider verstand ich mich nicht so gut mit Nora. Sie sah mich, den Neuling, nicht als gleichwertig an. Ich war deshalb auch relativ froh, dass sie am Montag Shekhinah verließ.
Mehr Infos auf: www.shekhinah.de
Aufbruch: | 31.07.2003 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 26.09.2003 |