Acht Wochen in Ghana

Reisezeit: Juli - September 2003  |  von Baris Yildirim

Wochenende

16. Eintrag:

Wochenende

Am Vormittag des 11. September half ich zuerst in der Apotheke aus. Nach der Teepause ging ich zusammen mit Sandra und Guinly zum Computerraum. Ich zeigte Guinly ein paar Windows- Spiele und das Malprogramm.
Um 12:00 Uhr kam Abdallah. Er sollte die Windows 2000 CD mitbringen, aber der Besitzer des Internetcafes hatte sie ihm nicht ausgehändigt.

Am Abend war ich mit Simon verabredet. Es war schön einmal länger wieder auf deutsch mit jemand reden zu können. Ich erfuhr, dass Simon erst seit einer Woche in Ghana war und sich ein halbes Jahr lang für seinen Zivildienst in Bunkpurugu vorbereitet hatte. Wie jeder Europäer, der erst kurz in Schwarzafrika ist, war Simon noch sehr durch die Fremdheit des Landes befangen.

Am nächsten Morgen machte ich zusammen mit dem Sozialarbeiter Thomas einen Patienten besuchen. Thomas hatte in seiner Jugendzeit seinen rechten Arm verloren. Ein Schlangenbiss hat dieses Opfer gefordert. Er kam jedoch recht gut mit nur einem Arm zurecht. Thomas ist ein sehr positiv eingestellter Mensch. Er hat einen ausgeprägten Hang alles zu mystifizieren. Öfters versuchte er anhand einer Bibelstelle die Zukunft zu deuten. Dies machte er, indem er eine passende Stelle in der Bibel nahm, welche gerade zur Situation passte und dann die Fortsetzung der Geschichte in der Bibel vorlas. Eines kann ich mit Gewissheit sagen: Thomas kennt das Neue Testament sehr gut.

Nach der Teepause packte ich meine Sachen für den geplanten Wochenendausflug im Mole- Nationalpark. Um ca. 16:00 Uhr fuhr unser Bus. Normalerweise sollte der Bus fünf Stunden später im Nationalpark ankommen. Das Problem war jedoch, dass der Motor auf halbem Wege seinen Dienst quittierte. Wir blieben mitten im Wald stehen und ringsum war auch kein Dorf in Sicht!

Es vergingen Stunden während der Fahrer und sein Ingenieur versuchten den Motor zu reparieren, aber sie schafften es nicht. Es fehlten die benötigten Ersatzteile.
Wir wurden letztendlich dazu gezwungen die Nacht im Reisebus zu verbringen. Zwischen Mitternacht und 6:00 Uhr morgens gelang es mir ein paar mal einzuschlafen. Da aber die Moskitos so zahlreich waren und uns ständig malträtierten, wurde man laufend entweder durch Stiche oder durch fluchende Mitfahrer am Schlafen gehindert. In dieser Nacht wurden wir alle mit Stichen übersäht.

Am nächsten Morgen, wurde mir klar, warum hier so viele Insekten waren. Vom vielen Regen stand der gesamte Wald unter Wasser.

Ich möchte an dieser Stelle einmal klarstellen, dass ich normalerweise kein wehleidiger Mensch bin. Es ist für mich kein Problem ein paar Mückenstiche zu ertragen. Hier erreichte das Moskitoaufkommen jedoch höhere Dimensionen. Meine Füße hatte ich mit dicken Baumwollsocken zu schützen versucht und während der ganzen Fahrt hatte ich Turnschuhe an. Die Moskitos sahen diese Schutzmaßnahme anscheinend als Herausforderung an, denn am Morgen waren gerade meine Füße von Stichen angeschwollen.

Wir kamen gegen 10:30 Uhr am Samstag im Park an. Statt fünf Stunden hatte die Fahrt 17 Stunden gedauert. Ich war komplett müde und legte mich sofort nach einer Dusche schlafen. Diesen Samstag habe ich länger im schlafenden, als im wachen Zustand verbracht.

© Baris Yildirim, 2004
Du bist hier : Startseite Afrika Ghana Wochenende
Die Reise
 
Worum geht's?:
Dieser Bericht umfasst eine Reise durch zahlreiche Regionen des Landes Ghana. Meine Aufenthaltsorte waren: Accra, Akosombo, Cape Coast, Kumasi, Tamale (Shekhinah-Klinik), Bunkpurugu, Yendi, Mole- Nationalpark und Hohoe.
Details:
Aufbruch: 31.07.2003
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 26.09.2003
Reiseziele: Ghana
Der Autor
 
Baris Yildirim berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors