Acht Wochen in Ghana
Wochenende in Shekhinah
8.Eintrag:
Wochenende in Shekhinah
24. August:
Gestern Abend hatte ich Fieber. Ich schlief sehr unruhig. Trotz der hohen Raumtemperatur fror ich, sodass ich mir zusätzlich zur Decke einen Schlafanzug, ein T-Shirt und einen Pullover anzog. Am Morgen musste ich schon um 5:40 Uhr aufstehen, denn ich war um 6:00 Uhr mit Abdallah verabredet. Wir wollten nach Bolgatanga fahren. Abdallah kam schließlich um kurz vor sieben. Er hatte verschlafen, da er keinen Wecker besaß war er darauf angewiesen rechtzeitig von alleine aufzuwachen.
Ich schickte Abdallah wieder nach Hause und schlief mich erst einmal aus. Um 10:00 Uhr stand ich zum zweiten Mal auf. Es ging mir schon ein wenig besser. Am Abend waren die Beschwerden fast verschwunden, sodass ich nach einer Dusche die Studentinnen in dem anderen Haus aufsuchen konnte.
Eine Holländerin namens Renalda, eine Freundin von Thea war zu Besuch. sie hatte Malaria. Da sie nicht ins Krankenhaus gebracht werden konnte war sie vorübergehend dort untergebracht.
Die Freunde der Patientin waren gerade zu Besuch und spielten Wali, ein afrikanisches Spiel mit zwölf Löchern und Kastanien.
24. August 2003:
Ich war mit Abdallah um 11:00 Uhr verabredet, er kam jedoch schon um 10:00 Uhr.
Gestern eine Stunde zu spät und heute dafür eine zu früh. Eine ausgeglichene Bilanz!
Wir fuhren wieder nach Tamale. Ich ging ins Internetcafe und Abdallah kaufte ein paar Sachen ein. Nach dem Internetcafebesuch sahen wir in Abdallahs Wohnung mit einem Freund von ihm einen Videofilm an. Die Bildqualität war allerdings ziemlich schlecht und der Film leider auch. Aber ich nutzte die Zeit, um mich gründlich auszuruhen, denn ich war noch nicht ganz fit.
Am Nachmittag durchstreiften wir eine ziemlich arme Wohngegend. Überall lag Müll auf dem Boden verstreut, der Abguss wurde überall einfach auf den Weg gekippt. Gleichwie im Mittelalter in Deutschland! Stellenweise hat es ziemlich penetrant gestunken.
Es ist traurig mit anzusehen, wenn Kinder im Müll spielen und die Ziegen das Abwasser trinken müssen. Abseits der Hauptstrasse sieht es in den Gassen von Tamale leider allzu oft so aus wie oben beschrieben. Dies ist ein Zustand, der in allen Städten von Ghana leider Realität ist und sicherlich nicht nur in Ghana.
Am Abend feierten wir Noras Abschied. Es war schon dunkel, als wir in einer Bar ankamen. Die Tische standen im Hof des Gebäudes. Da die Bar über keine Außenbeleuchtung verfügte, konnte ich geradeso den nächsten Tischnachbarn erkennen.
Am 25. August, es war ein Montag, musste ich mich bereits um 6:30 Uhr aus dem Bett quälen. Ich wollte das Essenverteilprogramm kennen lernen und mir die Arbeit dort einmal ansehen. Um kurz vor sieben war ich fertig mit meiner Morgenwäsche und lief schnell zum Davidsternhaus hinüber. Dort stand bereits der Nissan-Jeep von Yussif. Er ist der Fahrer des Essenswagens. Jeden Morgen um sieben Uhr startet er in der Klinik seine Runde.
Um ca. 7:30 Uhr waren wir bei Dr. Davids Haus. Ich erfuhr dort, dass der Doktor krank war und deshalb nicht zur Klinik konnte. Er hatte Malaria. Viele Menschen haben Malaria, es ist die gefährlichste Krankheit hier. Mediziner unterscheiden diese Krankheit in mehrere Härtegrade.
Es gibt die einmalige Malaria, welche in ihrer Heftigkeit, je nach der Stärke des Immunsystems des Menschen variieren kann. Es gibt jedoch noch eine zweite Form der Malaria, eine chronische. Dies ist der sogenannte "worest case", denn bei dieser Malariaform setzen sich Parasiten in der Leber des Opfers fest. Sie sterben dort, und lassen ihre Nachkommenschaft in Form von Eiern zurück. Aus diesen Eiern schlüpfen nach einiger Zeit neue Parasiten, welche einen neuen Malariaschub auslösen. Es ist ein endloser Prozess, denn auch diese Parasiten legen wieder ihre Eier ab, bevor sie sterben.
Ich hoffe Dr. David leidet nicht an der chronischen Form der Malaria. Er ist der einzige Arzt für zwei Krankenhäuser, absolut unverzichtbar. Er hat es nicht verdient auf diese Art zu leiden.
Ich half an diesem Morgen den Frauen beim Essen zubereiten. Zuerst sah ich nur zu, aber dann fingen sie an mich in ihre Arbeit mit einzubeziehen. Ich habe Mehl gesiebt und Wasserbeutel abgefüllt.
Man muss wissen, dass es in Ghana kaum Gläser gibt. Alles wird in Plastikbeutel verpackt. Manchmal gibt es Plastikflaschen, aber auch die sind Raritäten. Wenn ich mir beim Wasserabfüllen einen Plastikbeutel genommen habe, so hatte ich einen länglichen Schlauch in der Hand. Da Wasser wurde zuerst hinein gefüllt, danach musste man den Schlauch etwas zusammendrücken. Es entstand am Ende des Beutels eine große runde Beule, und der obere Teil war nun frei um einen Knoten zu machen. Die durstigen Armen, welche einen solchen Beutel überreicht bekamen, konnten eine Ecke aufbeißen, um sich das Wasser in den Mund laufen zu lassen. Es gibt auch ein paar Firmen die Quellwasser abfüllen. Sie benutzten für einen Teil des Wassers Plastikflaschen. Der andere Teil wird in 0,5 Liter Beutel verschweißt und versiegelt. Dieses Wasser kann man ebenso gefahrlos trinken, wie das aus Plastikflaschen. Die selbstabgefüllten Beutel, welche Einheimische manchmal anbieten, würde ich allerdings nicht annehmen. Es gibt für dieses Wasser keine Garantie für die Reinheit.
Um 11:30 Uhr fuhren wir zum Krankenhaus zurück. Wir gaben zuerst das Essen für das Personal ab. Dann starteten wir unsere Rundfahrt durch Tamale, um in der Stadt die Armen und die geistig Verwirrten zu versorgen.
Das Essensverteilprogramm
Nachtrag für den 25. August 2003:
Ich hatte mir vorher kaum Vorstellungen gemacht, wie die Armenspeisung vonstatten gehen könnte. In meiner Phantasie gab es in Tamale einen großen Platz, wo alle, die Essen haben wollten, hingingen. Der Wagen käme mit einem riesigen Kessel und brächte das Essen dorthin...
In der Realität verläuft die Versorgung ganz anders. Es gibt eine Anzahl "fester Kunden", die immer berücksichtigt werden. Das Essen wird für diese ca. 50 Leute in Plastikbeutel verpackt. Neben dem verpackten Essen gibt es noch einen zweiten Kessel, in den Essen für mögliche andere Gäste gelagert wird. Der Wagen fährt drei Stunden kreuz und quer durch die Stadt. Es gibt spezielle Orte, die immer angefahren werden. Unterwegs kommen manchmal hungrige Menschen zum Auto. Die Menschen wissen welchen Weg der Essenstransporter nimmt, denn Dr. David leistet diesen Service bereits seit elf Jahren.
Am Nachmittag traf ich Sandra mit ihrem Tanzlehrer "zu Hause" an. Es war sehr lustig, denn Miriams kleine Tochter tanzte auch mit. Miriam ist Mutter von zwei Kindern, einem Jungen, Rudolph und einem Mädchen, Guinly.
Miriam arbeitet in der Apotheke. Sie hat die Verantwortung für alle Tabletten und weiß ganz genau was wo steht. Die Patienten bekommen in Shekhinah nur so viele Tabletten, wie für ihre Behandlung notwendig ist. Dies erfordert jedoch eigene Verpackungen, da in den vorgegebenen Pappverpackungen meist zu viele Tabletten sind. Die Krankenschwestern stellen dazu sogar den Kleber selbstständig her.
Nora hat mittlerweile die Klinik verlassen und Sandra ist statt ihrer dort eingezogen.
Mehr Infos auf: www.shekhinah.de
Aufbruch: | 31.07.2003 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 26.09.2003 |