Farm&Travel in Australien

Reisezeit: November 2006 - Februar 2007  |  von Mirjam & Nico L.

Die Ostküste: Fraser Island

Lange hatte ich überlegt, ob ich nach Fraser Island eine geführte Tour oder eine Selbstfahrer-Tour machen sollte. Als ich mich schließlich für eine Selbstfahrer-Tour entschieden hatte, waren alle ausgebucht, so dass ich mich in letzter Minute doch einer geführten anschloss, die entgegen allem, was ich gehört hatte, richtig gut war.

Der Tourbus fuhr zunächst an Noosas North Shore entlang und so sah ich bald mein geliebtes Rainbow Beach wieder, wo ich meine ersten Tage in Australien verbracht hatte. Hier stiegen weitere Tourteilnehmer zu und dann fuhr der Bus an den Strand und auf die Fähre hinauf. Die Überfahrt dauerte nur ein paar Minuten, doch schon vom Schiff aus wirkte Fraser Island wie eine andere Welt - still, grün und entrückt. Fasziniert standen wir Tourteilnehmer am Deck und schauten auf diese berühmte Insel, von der wir schon so viel gehört hatten und die wir nun selbst sehen würden.

Blick von der Fähre auf die Insel

Blick von der Fähre auf die Insel

Fraser Island ist eigentlich eine gigantische Sandbank, die 120 km lang und 15 km breit ist, die größte Sandinsel der Welt. Sie entstand in tausenden von Jahren durch die Brandungsströmung. Hier findet man Regenwälder und fast 200 Süßwasserseen. Kein Wunder, dass die Aborigines vom Stamm der Butchulla sie "K'gari" nannten, was "Paradies" bedeutet. Die Insel wurde von den Europäern nach dem Kapitän James Fraser und seiner Frau benannt, die 1835 an der Westküste von Fraser Island Schiffbruch erlitten. Die Frau konnte mit Hilfe der Aborigines überleben.
Die Ureinwohner wurden jedoch ein paar Jahre später grausam vertrieben, damit die Siedler ungestört das wertvolle Holz der Insel fällen konnten. So wurden weite Teile des Regenwalds gerodet, da das Holz der hier wachsenden Terpentinbäume wasserdicht und somit für Schiffsbauer sehr wertvoll war.
Seit 1991 ist die Rodung verboten und Fraser Island steht als Nationalpark und UNESCO Weltnaturerbe unter Schutz.

Bereits auf der Fähre lernte ich einige nette Leute kennen: Susanna aus Sydney, James aus London und Darren und Simon aus Neuseeland. In so einer Gruppe machte die Tour gleich noch mehr Spaß.

Als erstes wanderten wir durch den Regenwald zur Hammerstone Sand Blow, einer gigantischen Sanddüne. Sie musste man erklimmen, um zum Lake Wabby zu gelangen, einem stillen grünen See inmitten der Insel. Der schweißtreibende Aufstieg auf die Düne lohnte sich - der See war wunderschön und wir hatten genug Zeit, uns beim Schwimmen im klaren Wasser zu erfrischen.
Die Sanddüne bewegt sich ungefähr drei Meter pro Jahr, was bedeutet, dass Lake Wabby immer weiter zugeschüttet und in ein paar Jahrzehnten nicht mehr existieren wird.
Nachdem wir uns im kühlen Wasser des Sees entspannt hatten, ging es durch den Regenwald auf einem kleinen Pfad zurück zum Bus.

Lake Wabby

Lake Wabby

Der Weg von Lake Wabby zum Strand führt durch den Regenwald

Der Weg von Lake Wabby zum Strand führt durch den Regenwald

Nun ging es erstmal zu einem leckeren Lunch im Eurong Resort, wo wir auch schlafen würden. Wir saßen draußen und genossen das Essen, und es trauten sich sogar einige Dingos hervor, wohl in der Hoffnung auf einige Überbleibsel. Dingos gibt es fast überall in Australien, aber nirgendwo ist die Population so hoch wie auf Fraser Island. Sie sahen wirklich sehr schön aus, aber man darf auf keinen Fall vergessen, dass es sich um wilde Tiere handelt und man sich ihnen nicht nähern sollte! Immer wieder passieren Unfälle mit Dingos auf der Insel, und es gab sogar schon Todesfälle mit Kindern. Als ich sah, wie nahe ihnen manche Touristen kamen, nur um das beste Foto zu ergattern oder besonders cool zu sein, wunderte mich das nicht mehr. Ich sah sogar ein kleines Kind, das auf einen Dingo zulief und von seinen Eltern sogar noch ermuntert wurde!!! Sorry, aber wie blöd muss man sein, um derartig alle Hinweisschilder zu ignorieren? Dingos sind Wildhunde, keine Haustiere, und dementsprechend muss man sich verhalten.

Nach dem Essen fuhren wir den Seventy Five Mile Beach entlang. Dieser schien in der Tat endlos und machte seinem Namen somit alle Ehre!
Der Strand ist so etwas wie die Hauptstraße von Fraser Island, all die 4WDs fahren ihn entlang, um zu den Highlights der Insel zu gelangen, und einige dieser Sehenswürdigkeiten sind auch direkt am Strand gelegen.

Wir hielten am Eli Creek. Dieser Creek pumpt pro Tag mehrere Millionen Liter (!!!) Wasser ins Meer, und zwar frisches Süßwasser! Kaum zu glauben, dass so viel wertvolles Wasser in einem Land, das so unter der Dürre leidet einfach ins Meer gespült wird. Doch da die Insel als Welterbe unter strengem Schutz steht, ist es nicht möglich, das Wasser zu nutzen - die Natur darf nicht zerstört werden.
An sich ein wunderschönes Naturwunder, wirkte der Creek eher wie ein Rummelplatz: Drumherum standen in einer Reihe unzählige Campervans, davor auf Liegestühlen biertrinkende Leute allen Alters, viele davon hörten laute Musik. Andere spielten Ball oder Frisbee und manche hatten ihre Campingstühle und transportablen Grills sogar direkt im Creek platziert und mampften dort fröhlich ihr Würstchen. Dazu pilgerten die Massen durch den Creek, wateten durch das Wasser oder ließen sich in Schwimmringen treiben. Gegenüber der sonstigen Stille und Abgeschiedenheit wirkte diese Touristenmasse für mich erschreckend.
Der Creek selbst führt in den Regenwald, und wir schwammen ihn entlang. Die meiste Zeit kann man sich sogar entspannt im Wasser treiben lassen, ohne sich anzustrengen. Währenddessen kann man den Blick auf wunderschöne Bäume genießen. Das war wirklich angenehm, aber trotzdem freute ich mich, als wir den "Rummelplatz" verließen und uns wieder auf den Weg machten.

Seventy Five Mile Beach

Seventy Five Mile Beach

Am Eli Creek

Am Eli Creek

Im Creek

Im Creek

Eli Creek ist von wunderschönem Wald umgeben

Eli Creek ist von wunderschönem Wald umgeben

Wieder am Strand

Wieder am Strand

Als nächstes fuhren wir weiter zum Maheno Shipwreck. Tausendmal hatte ich dieses Wrack schon auf Fotos gesehen und es war ein merkwürdiges Gefühl, nun tatsächlich dort zu sein!
Die Maheno war vor dem ersten Weltkrieg ein sehr schnelles Passagierschiff, das von Neuseeland nach Sydney fuhr und für diese Strecke den Geschwindigkeitsrekord hielt. Im ersten Weltkrieg wurde sie dann als Lazarettboot eingesetzt und konnte ungehindert verletzte Soldaten transportieren, denn kein feindliches Schiff konnte sie einholen. Mit der Zeit jedoch gab es dann schnellere Schiffe und die Technik der Maheno veralterte. 1935 sollte sie daher auf einen japanischen Schiffsfriedhof geschleppt werden. Auf dem Weg jedoch kam unerwartet ein Zyklon. Das Seil, das die Maheno an das Schlepperschiff band, riss und die Maheno wurde an den Seventy Five Mile Beach gespült.
Im Zweiten Weltkrieg wurde sie von der australischen Luftwaffe als Übungsziel benutzt, auch daher rührt ihr schlechter Zustand. Der hintere Teil des Schiffes wurde so stark getroffen, dass er quasi gar nicht mehr existiert. So liegt sie bis heute am Strand und rostet vor sich hin - als beliebtes Fotomotiv.

Das nächste Ziel der Tour war Indian Head, der einzige echte Felsen auf der Insel, der hoch und weit ins Meer hinausragte. Als Captain Cook 1770 an Frasers Küste vorbeisegelte, standen auf dem Felsen die Einheimischen und hielten Ausschau nach den fremden Schiffen. Da alle Ureinwohner zu dieser Zeit Indianer genannt wurden, nannte Cook den Felsen Indian Head. Von der Spitze aus hat man einen wahnsinnigen Blick auf das Meer und den Strand. Jedoch kann man auch sehr unangenehme Gefühle bekommen, wenn man von dem tragischen Ereignis hört, dass sich hier zutrug. Bei der weißen Besiedlung zwangen die Weißen hunderte von Aborigines, vom Felsen hinunter in den sicheren Tod zu springen.
Konnte man diese Gedanken loswerden, so konnte man von hier einen beeindruckenden Ausblick auf das Meer genießen und sich den Wind um die Nase wehen lassen, während man nach Delphinen, Haien und Schildkröten Ausschau hielt.

Indian Head

Indian Head

Aufstieg zum Felsen

Aufstieg zum Felsen

Ausblick auf Seventy Five Mile Beach

Ausblick auf Seventy Five Mile Beach

Als letztes hielten wir auf dem Weg zurück ins Resort an den Coloured Sands, die ähnlich wie diejenigen in Rainbow Beach aussahen. Sie werden auch "The Pinnacles" genannt. Im Sonnenlicht des späten Nachmittags sahen sie wunderschön aus.

Unser Resort war wirklich angenehm. Ich teilte mir ein Viererzimmer mit Susanna, und abends saßen wir alle draußen bei einem Bierchen und quatschten die halbe Nacht.

Am nächsten Tag fuhren wir zur Central Station. Diese war zwischen 1920 und 1959 das Quartier der Holzfäller gewesen und einige Originalgebäude standen noch. Viele der Bäume in dieser Gegend sind allerdings nicht einheimisch, sondern wurden von den Holzfällern gepflanzt.
Wir wanderten am schönen Wanggoolba Creek entlang durch den Wald bis zum Lake McKenzie. Das Wasser des Creeks ist so rein, dass es sich hervorragend als Trinkwasser eignet (was wir auch ausprobierten!), und es sieht auf den Fotos fast durchsichtig aus! Wie auch Eli Creek wird der Wanggoolba Creek von einer Süßwasserquelle gespeist.
Nach einiger Zeit kamen wir am Lake McKenzie an. Dieser riesige, herrliche See liegt mitten auf einem Berg und ist der berühmteste von Frasers über hundert Seen. An Lake McKenzies natürlichem Strand tummelten sich die Touristen, doch hier störte es nur wenig. All die Menschen waren so glücklich und entspannt, dass man sich einfach ins kühle Wasser stürzte um die Hitze des Tages loszuwerden. Wir blieben hier über drei Stunden und genossen die Schönheit des Ortes, plantschten im Wasser und entspannten einfach. Das Wasser des Sees ist so klar, dass kaum Lebewesen darin zu finden sind, da es nicht genug Nährstoffe enthält! An diesem heißen Tag war es unglaublich erfrischend, und sogar ich, die ich wirklich keine Wasserratte bin, konnte nicht genug bekommen.

Bei der Central Station

Bei der Central Station

Das Wasser des Wanggoolba Creek ist so klar, dass man es kaum sieht. Es reinstes, köstliches Trinkwasser.

Das Wasser des Wanggoolba Creek ist so klar, dass man es kaum sieht. Es reinstes, köstliches Trinkwasser.

Lake McKenzie

Lake McKenzie

Am Nachmittag verließen wir mit der Fähre wieder die Insel. Ich war etwas wehmütig, denn selbst wenn es keine Selbstfahrer-Tour gewesen war, so hatte ich hier eine Freiheit gespürt, die ich selten erlebt hatte. Fraser Island ist ein Ort, den man einfach nicht vergessen kann.

Gegend Abend kam ich wieder in Noosa an, wo ich einen schönen Abend im Hostel verbrachte und noch ganz in Erinnerungen an die Insel schwelgte.

© Mirjam & Nico L., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Während meiner ersten Australienreise arbeitete ich auf verschiedenen Farmen im Outback von Queensland und reiste an der Ostküste entlang von Cairns nach Sydney.
Details:
Aufbruch: 07.11.2006
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 07.02.2007
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Mirjam & Nico L. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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