Farm&Travel in Australien
Die Reise beginnt: Rainbow Beach
Das Farm&Travel-Programm sieht vor, dass man nach der Ankunft in Brisbane das Wochenende in Rainbow Beach verbringt, um sich vom Jetlag zu erholen und sich in Australien einzuleben.
Im Hostel bekamen wir das Ticket für den Greyhound-Bus. Als wir im Transit Center auf den Bus warteten, trafen wir Nicolas und fanden heraus, dass er ebenfalls in unserem Kurs war. Nicolas war 27 und kam wie Karin aus Schweden.
Um 10.15 verließ der Bus Brisbane und unsere fünfstündige Fahrt nach Rainbow Beach begann - die erste von vielen, vielen Greyhound-Fahrten in Australien...
Der Weg führte beinahe ununterbrochen durch die subtropische Landschaft, in den ganzen fünf Stunden passierten wir nicht einmal zehn Ortschaften. Ich konnte mich an den Wäldern nicht satt sehen. Auch die Ortschaften waren sehr interessant mit ihren freundlichen, hellen Häusern. Die Australier wirkten alle so, als würden sie gerade Ferien machen. Was das Wetter doch für einen Einfluss hat! Nun verstand ich tatsächlich, warum es heißt: "Queensland - the real sunshine state"!
Auch vom Greyhound war ich hellauf begeistert. Es wurde ein Film gezeigt, der Sitz war sehr bequem und vor allem: Der Busfahrer war wahnsinnig nett. Wenn ich dagegen an die Busfahrer in meiner Heimat dachte...
Nach vier Stunden hatten wir eine halbstündige Pause beim Matilda Roadhouse, vergleichbar mit einer Autobahnraststätte (nur mit viel weniger Autos).
Am Matilda Roadhouse
Um 15.30 Uhr kamen wir in Rainbow Beach an und nachdem wir im Hostel eingecheckt hatten, machten wir uns direkt auf zum Strand (Wide Bay).
Auf Wide Bay traf nur ein Wort wirklich zu: Atemberaubend!
Es war wirklich wunderschön dort, der Strand schien endlos zu sein und es waren am Nachmittag kaum Menschen dort.
Das Wasser war strahlend blau und ich hätte Stunden dort stehen und nur hinausschauen können. Dieser Ort war perfekt.
Unser Hostel, "Frasers on Rainbow Beach"
Wide Bay
Bei diesem Anblick versteht man, warum der Strand "Wide Bay"heißt...
Einige Fourwheel-Drives fuhren den Strand entlang, so dass man manchmal etwas aufpassen musste, um nicht umgefahren zu werden
Nachdem wir im Ort etwas gegessen hatten, kehrten wir zum Hostel zurück. Rainbow Beach war wirklich klein, es gab vielleicht zwei Supermärkte, einen Surfclub und ein paar Läden. Ursprünglich hieß der Ort Back Beach, aber im Jahr 1969 wurde er in Rainbow Beach umbenannt, wegen der Coloured Sands, die man am Strand sehen kann. In diesem Jahr wurde auch die erste Straße hierher gebaut - vorher konnte man den Ort nur mit dem Boot erreichen!
Im Ort
Kaum angekommen, traf die Französin Sophie ein, die wir schon erwartet hatten und mit ihr Lizzie aus Holland. Nun wurde die Situation für mich viel besser - ich kam immer noch nicht wirklich mit Karin zurecht, die mich aus irgendeinem Grund nicht mochte und meistens Nicolas auf Schwedisch ansprach, aber nun waren endlich zwei andere Leute da. So unterhielt ich mich den ganzen Abend mit Sophie über Gott und die Welt. Es war einfach wunderschön, im Garten des Hostels unter Palmen und dem Sternenhimmel zu sitzen und seine Gedanken auszutauschen, mit Menschen zu sprechen, die ich normalerweise nie getroffen hätte. Die Atmosphäre hier nachts war faszinierend.
Im Lonely Planet steht, dass man in Rainbow Beach meint, den Goldtopf am Ende des Regenbogens gefunden zu haben. Dies ging mir am nächsten Morgen durch den Kopf - denn es stimmte tatsächlich!
Die Atmosphäre hier lullte einen ein wie eine Droge. Man kann es ein wenig mit Bruchtal aus "Der Herr der Ringe" vergleichen: Dort kann man viele, viele Tage verbringen, ohne zu bemerken, wie die Zeit vergeht. So war es auch in Rainbow Beach - man wurde von der entspannten, gelassenen Atmosphäre gefangen und ließ sich treiben. Obwohl wir nur ein Wochenende hier verbrachten, fühlte es sich an wie lange Ferien.
Am Samstag war ich alleine, denn Nicolas ging surfen und die Mädels machten eine Tagestour nach Fraser Island. Ich wollte nicht mit, weil ich später eine längere Tour dorthin machen wollte und ein Tag mir viel zu kurz erschien.
Ich ließ es sehr entspannt angehen und bummelte ein wenig durch Rainbow Beach. Nachdem die größte Mittagshitze vorüber war, wanderte ich am Strand entlang zu den Coloured Sands. An diesem Tag war am Strand weitaus mehr los als am Tag zuvor, viele Leute picknickten, schwammen oder machten Spaziergänge wie ich.
Die Coloured Sands, nach denen Rainbow Beach seinen neuen Namen erhielt, sind einige schöne Sandformationen, die aus vielen verschiedenen rot-gelb-orangenen Sandschichten bestehen. Ich habe gelesen, dass es exakt 72 verschiedene Farbtöne sein sollen - naja, ich hab sie nicht nachgezählt, aber beeindruckend waren sie auf jeden Fall. Der Sand wurde im Laufe der Jahrtausende komprimiert und nun sind diese Formationen 200m hoch. Die Farben sind aus Pflanzen entstanden, die hier einst wuchsen und, kombiniert mit Eisenoxid, den Sand einfärbten.
Die Badtjalla sind die ursprünglichen Bewohner dieser Gegend, und sie erzählen die Geschichte von Wuru, einem jungen, wunderschönen Mädchen, das von seiner Familie dem alten Winyer versprochen war. Wuru verliebte sich aber in Wiberigan, den Regenbogen, der sie jeden Morgen besuchte und für den sie sang. Aber eines morgens erschien Winyer, entführte sie und zwang sie, ihn zu heiraten und als Sklavin für ihn zu arbeiten. So verrichtete sie all die harte Arbeit, während er im Schatten saß. Er besaß einen schrecklichen, tödlichen Bumerang, der größer als ein Baum war und von einem bösen Geist bewohnt wurde. Eines Tages rannte Wuru davon, aber Winyer warf den Bumerang nach ihr, um sie zu töten. Sie warf sich auf die Erde, um sich zu schützen, und schrie nach Hilfe, und Wiberigan kam zur Erde, um seine Geliebte zu retten. Er kam vom Himmel und schlug nach dem Bumerang, aber sie waren beide so mächtig, dass sie beide zerstört wurden. Der Regenbogen wurde in viele Teile zersplittert, die wir noch heute am Strand sehen können.
Die Coloured Sands
Am späten Nachmittag machte ich mich auf zur Carlo Sandblow, einer fantastischen Sanddüne, von der man einen atemberaubenden Ausblick auf die Wide Bay hat. Schon der Weg dorthin gefiel mir wahnsinnig gut, er führte durch ein kleines Stück Regenwald. Ich war fasziniert von der Natur. Die Bäume, die vielen fremden Vogelstimmen, die Düfte...
Doch Carlo Sandblow raubte mir dann komplett den Atem: Eine riesige Sandfläche inmitten des Waldes. Die Düne ist 120m hoch! Nach Süden hatte man einen wunderbaren Blick über den Wald und Rainbow Beach, nach Norden konnte man Wide Bay überblicken. Der Blick über den Ozean ließ mich beinahe schwindelig werden, so riesig war die strahlend blaue Wasserfläche.
Am nächsten Tag wanderte ich in aller Frühe zu einem anderen Aussichtspunkt, Murrawar Lookout, ein weiterer Wanderweg durch den Regenwald, wenn auch nicht so schön wie der gestrige, und dann ein weiterer wunderbarer Ausblick auf den Ozean.
Am Nachmittag gingen wir dann alle zusammen zur Carlo Sandblow - nachdem ich den anderen davon erzählt hatten, wollten sie diesen tollen Ort natürlich auch sehen!
Am Abend kochten wir alle zusammen in der Hostel-Küche und hatten viel Spaß dabei. Während wir aßen, unterhielten wir uns mit einigen Einheimischen, die ebenfalls im Hostel ein Bier tranken und ein Steak aßen. Es war sehr interessant, sich mit ihnen zu unterhalten. Ein Mann - er kam ursprünglich aus Gympie - hatte eine große Karriere hinter sich, er hatte lange in London gearbeitet. Und vor einiger Zeit war er nach Queensland zurückgekommen und betrieb nun den Surfclub in Rainbow Beach. Für ihn die bessere Wahl: "It's not the worst place to live!" - wie wahr!
Aufbruch: | 07.11.2006 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 07.02.2007 |