Farm&Travel in Australien
Die Ostküste: Brisbane
Ich freute mich sehr, wieder nach Brisbane zu kommen. Es war ein besonderer Ort für mich, schließlich hatte ich hier am 9.11 zum ersten Mal Australien betreten. Nun würde ich endlich die Stadt in Ruhe und auf eigene Faust anschauen können!
Brisbane ist die drittgrößte Stadt Australiens. Sie ist auf 37 Hügeln erbaut worden und wurde nach dem Gouverneur Thomas Brisbane benannt. 1824 wurde die erste Siedlung am Brisbane River gegründet, für jene Strafgefangenen, mit denen man in Sydney nicht mehr zurecht kam, also "besonders harte" Fälle. 1842 wurde die Siedlung an freie Einwanderer übergeben.
Bis vor dreißig Jahren wurde Brisbane scherzhaft "Bush Capital" genannt. Doch seitdem hat es sich rasant weiterentwickelt. Dazu hat zum Beispiel die Expo beigetragen, die hier 1988 stattfand.
Als erstes machte ich mich daran, den im Reiseführer vorgeschlagenen Stadtspaziergang abzuwandern. So konnte ich mir zu Fuß einen guten Überblick über die Stadt verschaffen. Besonders gefielen mir die vielen Sandsteingebäude aus der Kolonialzeit - wie ich später lernte, kann man sie in allen alten australischen Städten finden.
Das Old Government House diente nur sehr kurze Zeit als Parlamentsgebäude, es wurde als Residenz für den Gouverneur von Queensland gebaut und bis 1910 dafür genutzt. Heute gehört es zur Queensland University of Technology.
Unterwegs passierte ich die City Botanik Gardens, die sich direkt hinter dem Government House befinden. Wirklich erholsam, wie eine ruhige Oase inmitten der lauten Stadt. Es war wunderbar, hier dem hektischen Trubel ein wenig zu entfliehen, all die tropischen Pflanzen zu sehen und sich etwas auszuruhen. Nach einem Spaziergang durch den Garten setzte ich meine Erkundung Brisbanes fort.
Die Kangaroo Point Cliffs vom anderen Ufer aus gesehen. Sie entstanden, als Sträflinge hier das vulkanische Gestein abbauten.
Über die Goodwill Bridge gelangte ich dann in den Südteil der Stadt. Hier besuchte ich gleich das am Flussufer gelegene Maritime Museum. Das Prunkstück des Museums ist ein Kriegsschiff aus dem Zweiten Weltkrieg, die Diamantina, in dem man sich frei bewegen, alles anschauen und herumklettern konnte. Hochinteressant, aber auch ein wenig unheimlich, da ich ganz alleine dort war. Ich fand es bedrückend, immer weiter in den Bauch des Schiffes hinunterzuklettern, die kalte Atmosphäre und all die Maschinen, die Enge... Im Funkraum traf ich einen Mann, der tatsächlich im Krieg zweieinhalb Jahre auf diesem Schiff als Soldat gelebt hatte und nun ehrenamtlich im Museum arbeitete. Fröhlich sprach er von seiner Zeit auf dem Schiff, doch ich hatte nur einen Kloß im Hals bei der Vorstellung, was er erlebt hatte.
Im Maritime Museum gab es außerdem viele Modelle und Fotos von Schiffen und Artefakte von den vielen Wracks, die in den Gewässern Queenslands gesunken waren.
Am Südufer des Brisbane Rivers wurde ein weiteres Erholungsgebiet geschaffen. Hier liegen die Southbanks Parklands, ein künstlicher Strand, sowie viele Cafés und Restaurant. Die Gegend ist bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt und es war wirklich schön, hier entlang zu schlendern und die besondere Atmosphäre am Fluss zu genießen.
Zurück in den nördlichen Teil der Stadt geht es über die Victoria Bridge - hier der Blick von der Brücke auf den Brisbane River
In den nächsten Tagen genoss ich Brisbane. Ich fühlte mich in dieser Stadt einfach wohl und hätte hier ohne weiteres noch länger bleiben können, so sehr gefiel mir die Atmosphäre. Grüne Parks, tolle Museen, gute Geschäfte und angenehmes Wetter - Brisbane hat einiges zu bieten. Zudem ist die Stadt trotz ihrer Größe immer noch recht überschaubar und man kann sie gut zu Fuß erkunden.
In der City Hall (Rathaus) ist das Museum of Brisbane untergebracht. Sie wurde von 1920 bis 1930 erbaut und war noch bis in die 50er Jahre hinein das höchste Gebäude Brisbanes. Kaum vorstellbar, denn heute wirkt der Turm wie ein Zwerg zwischen all den Hochhäusern!
Die Ausstellung konzentrierte sich zur Zeit hauptsächlich auf die Miss Australia-Wahlen seit den Fünfziger Jahren, was mich nicht ganz so interessierte. Die Schönheit des Gebäudes machte allerdings einiges wieder wett.
Der Blick vom Turm des Rathauses ist eher unspektulär - obwohl vom Reiseführer als "gigantisch" beschrieben
Das kleine Museum im Commissariat Store Building war für mich als Geschichtsfreak genau das Richtige: Hier konnte man viele interessante Fotos, Zeichnungen und Gegenstände besichtigen, die mit den Anfängen der Kolonie zu tun hatten.
Die Art Gallery bot dem Besucher viele verschiedene Stilrichtungen. Am meisten faszinierte mich die lebensgroße Skulptur einer sterbenden Elefantenmutter: Unglaublich, wie ausdrucksstark der Künstler sie gestaltet hatte.
Im Museum of Queensland gab es viele interessante Ausstellungsstücke zu verschiedensten Themen: Geschichte, Tiere, Umweltschutz, Leben in Queensland, Aborigines...
Brisbane wird immer wieder von großen Fluten heimgesucht. Im Commissariat Store Building sind historische Bilder dazu ausgestellt.
Eine weitere Parkanlage sind die Roma Street Parklands, in der Nähe des Brisbane Transit Centres. Hier kann man die Wege entlangschreiten und über immer mehr wunderschöne Pflanzen, Farbenpracht und Vielfalt staunen. Von der Atmosphäre her ist dieser Park ganz anders als die City Botanik Gardens, aber genauso schön.
Fortitude Valley ist so etwas wie das alternative Viertel Brisbanes, hier reihen sich Geschäfte, Kunstgallerien und Cafés aneinander.
Eine neue Erfahrung für mich waren auch Brisbanes Kathedralen und Kirchen, die im Vergleich zu europäischen Gotteshäusern natürlich sehr jung, ihnen im Stil aber doch nachempfunden sind.
Hier die Cathedral of Saint Stephen, erbaut in den 1860ern.
Der Bau der St John's Cathedral begann 1906 und ist immer noch nicht abgeschlossen. Zum Zeitpunkt dieses Besuches fehlten sogar noch die Türme, die inzwischen erbaut wurden.
Auch wenn die Kirchen teilweise europäisch anmuten, wird man doch immer wieder schnell daran erinnert, dass man sich hier in den Tropen befindet - z.B. auch durch die Tierwelt, die einem auch in der Stadt begegnet. So sah ich plötzlich ein Possum auf ein Geländer springen! Sie sind kleine Beuteltiere, aber nicht mit dem amerikanischen Opossum zu verwechseln.
Ein Grund, warum ich mich hier so wohl fühlte, war bestimmt auch der Brisbane River, der der Stadt eine besondere Atmosphäre gab. So wird das Stadtbild natürlich auch von den vielen Brücken bestimmt. Das Wahrzeichen Brisbanes ist die Story Bridge.
In meinem Hostel in Brisbane fühlte ich mich aufgrund der vielen netten Leute, die ich traf, sehr wohl. Vom Dach aus hatte man einen tollen Blick auf die Stadt, besonders nachts. Hier saß man abends zusammen, schaute auf all die Lichter und redete über Gott und die Welt.
Aufbruch: | 07.11.2006 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 07.02.2007 |