Amazonas-Peru-Ecuador-Kolumbien
Cali
In Kolumbien schmeckt mir das Bier nicht besonders. Vorallem gibt es nur winzigkleine Bierflaschen. Club de Colombia ist das Beste und Teuerste. Die anderen schmecken nicht.
Die Strasse nach Cali ist weit weniger spektakulär, dafür saftig grün und erinnert mehr an die Karibik. Es wimmelt von Checkpoints und Armee-Stützpunkten. Am Busbahnhof in Cali frage ich die Polizei, ob es sicher ist in die Stadt zu laufen. Sie bejahen und ein Taxifahrer zeigt mir den Weg. Gleich neben dem Terminal liegt der stillgelegte Bahnhof. Alte Dampflokomotiven rosten vor sich hin. Zu schade. Ich laufe dem Park am Rio Cali entlang als mir zwei Mädchen zurufen und sagen, hier sei es nicht sicher, ich solle die nächste Avenida nehmen. Soviel zu den Polizisten. Aber ich war auch naiv. Im Park wohnen die Ärmsten der Stadt. Ein wirklich nettes Volk. Generell scheinen sie hier froh zu sein, dass überhaupt noch Reisende kommen und tragen ihnen Sorge.
Das Hotel, das in meinem Reiseführer angegeben ist, gibt es nicht mehr. Es ist heiss. Gleich um die Ecke hat es ein anderes Hotel. Ich geh rein und werde sehr freundlich empfangen. Es gibt ein gutes Zimmer für 18000. Bad und TV. Für Cali ein guter Preis. Ich will an der Avenida 6ta. shoppen. Zumindest soll dies gemäss Reiseführer möglich sein. Doch ich sehe nur Bars und Diskotheken. Man sagt, die Frauen von Cali sollen die Schönsten des Landes sein. Da kann ich gar nicht zustimmen. Wohl eher die Dicksten. Generell kam man sagen, je höher der Ort, desto schlanker und schöner die Frauen. Es ist Montag und in den Bars und Diskotheken nichts los. Ich finde eine Bar, in der es wenigstens ein paar Leute hat. Inklusive Animierdamen, wie es sie so häufig in Kolumbien gibt. Du bezahlst ihnen die Drinks, dafür darfst du mit ihnen tanzen und fummeln und was weiss ich was da noch läuft. Das Bier ist billig, es gibt rigorose Sicherheitskontrollen. Entlang der Strasse hat es sehr viel Polizei und viele arme Teufel die irgendwas verkaufen wollen oder die Müllsäcke durchsuchen.
Ich stelle fest, dass man hier im Ausgang immer zu zweit ist: Ein Mädchen und ein Junge. Diese Eigenschaft wird mich durch ganz Kolumbien begleiten und den Ausgang ziemlich langweilig machen. Die Stadt wirkt depressiv, die Armut ist sichtbar, es hat viele Bettler. Die Leute haben keine Tattoos, was mich sehr positiv stimmt. Doch Cali ist unproblematisch, wenn man die Augen offenhält.
Kirche in der Altstadt. Im Hintergrund der höchste Turm Calis.
Am nächsten Tag gehe ich vorsichtig in die Altstadt. Meine Sorge ist unbegründet, es wimmelt von Polizei. Hier in Kolumbien gibt es noch Dinge, welche bei uns längst 'ausgestorben' sind. So sitzen in einer ganzen Gasse rund 30 Leute mit einer Schreibmaschine, die für Passanten gegen Entgeld Briefe tippen. Schuhmacher sieht man häufig und Nähmaschinen. Dann will ich auf das höchste Hochhaus von Cali. Rund um den Turm ist Polizei, auch auf der Strasse, der Av. 3 stehen alle 10 Meter Polizisten. Angeblich gibt es keine Aussichtsplattform, wie mir versichert wird. Ich weiss sie Lügen. Auch hat es zuviel Polizei, was mir Sorgen bereitet. Was geht hier vor? Ich ziehe mich in die Region meines Hotels zurück.
Cali ist ausgesprochen hässlich. Die Architektur furchtbar, die Hochhäuser grausam. Eigentlich wollte ich über Armenia, Perreira und Manizales nach Bogota. Doch wenn diese Städte auch so hässlich sind?
Ich setz mich in eine Bar. Wie immer werde ich vorzüglich bedient.
Es ist immer das Gleiche. Jemand spricht mich auf Englisch an, da schrillen schon die Alarmglocken. Dieser ist aus Aruba. Hat in Cartagena gearbeitet und wurde in Barranquilla ausgeraubt und jetzt braucht er 1000 Peso um seiner Familie ein Mail zu schreiben. Und warum zum Geier ist er jetzt hier in Cali? Ich gebe ihm widerwillig 1000 Peso und er will nochmals einen, ich verweigere und er hat Tränen in den Augen. Ich glaub ihm aber kein Wort, aber eines weiss ich: Das Leben hier in Cali kann schrecklich hart sein.
Erst später werde ich in der Zeitung lesen, dass die Farc Florida, vielleicht 100 Kilometer von Cali entfernt, angegriffen hat. Vielleicht deshalb die vielen Checkpoints und Polizei.
Aufbruch: | 04.09.2006 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 05.10.2006 |
Südamerika
Iquitos
Ecuador