Namibia - Botswana - Zambia Camping-Safari

Reisezeit: März 2006  |  von Sabine H.

Buschmänner

Tag 10:

Wir brachen die Zelte ab, genehmigten uns ein schnelles Sonntagsfrühstück und machten uns auf den Weg ins Buschmann-Land. Keiner von uns hatte auch nur eine marginale Vorstellung davon. Diejenigen unter uns, die ein Interesse daran hatten, heil und gesund wieder nach Hause zu kommen, hatten bereits am ersten Tag in Etosha mit der Malaria-Prophylaxe begonnen. Also, B., E. und ich (wir nahmen Malarone). D. und B. schluckten eh bereits seit Monaten Lariam und unsere guides machten nichts. L. auch nicht. Zunächst war´s egal. Unser erster Stopp heute war der Lake Otjikoto. Ein sagenumrankter Ort. Bodenlos tief soll er sein, niemand soll lebend wieder hinauskommen, ein Schatz soll auf seinem Grund liegen - alles relative Halbwahrheiten: Mit ca. 120 m ist er tatsächlich sehr tief, aber viele Taucher haben bereits bewiesen, daß man durchaus lebendig wieder auftaucht und der Schatz besteht wohl aus einer Kiste mit Dokumenten und Gold, die von der deutschen Schutztruppe hier versenkt worden ist. Ein paar Kanonen liegen auch noch im See, andere sind geborgen und stehen in Windhoek, Tsumeb und hier direkt am See. Genau, wie eine alte Dampfpumpe, mit der Wasser aus dem See nach Tsumeb gepumpt wurde.

Lake Otjikoto

Lake Otjikoto

Wir spazierten um den herrlichen See herum, inspizierten die gartenartige Umgebung und suchten nach den Krokodilen, die hier sein sollen. Jeder verlustizierte sich auf seine Art.

Die Dampfpumpe

Die Dampfpumpe

Der nächste Stopp galt dem Shopping in Grootfontein, einer von uns war mächtig enttäuscht, denn sonntags wird in Namibia kein Alkohol in Supermärkten verkauft !

Soll man jetzt würfeln, oder was ?

Soll man jetzt würfeln, oder was ?

Der Hoba-Meteorit (einer der größten der Welt, der zudem ungeklärterweise beim Einschlag keinen Krater hinterließ) riss uns nicht wirklich vom Hocker. Das Ding ist 55 Tonnen schwer und besteht zu 82 % aus Eisen, aber nun ja. Foto machen und gut.

Der Weltraum-Klotz

Der Weltraum-Klotz

Jetzt wurde es wieder spannender, denn es ging westwärts Richtung Tsumkwe, Kalahari und Grenze zu Botswana. Die heutige Nacht sollten wir auf einem Campingplatz verbringen, der zu einem Buschmann-Dorf gehörte. Omatako camp. In Tsumkwe machten wir noch eine kurze Pinkelpause, dazu nutzten wir die Toiletten der örtlichen Polizeistation, denn so etwas wie eine Tankstelle oder ähnliches gab es nicht. Tsumkwe ist echt am A... der Welt. Auf einem Rastplatz kurz hinter Tsumkwe gab´s lunch und zu unserer Überraschung tauchte dort plötzlich Lucky auf ! Und zwar in Begleitung eines jungen Mannes namens Marvin. Wir erfuhren, daß unser bisheriger Azubi-Guide keinen Reisepass hatte und somit nicht nach Botswana und Zambia einreisen konnte, deswegen wurde er hier von Marvin abgelöst. Schnell organisierten wir eine kleine Trinkgeldsammelaktion und verabschiedeten unseren bisherigen Azubi, dessen Namen ich leider nicht mehr weiss.

Wir trafen im camp ein und wurden sehr nett von einigen
!kung san begrüßt. Das "!" ist das Schriftzeichen dafür, daß das Wort mit einem Klicklaut ausgesprochen wird. Jeder, der den Film "die Götter müssen verrückt sein" kennt, kennt dieses unnachahmliche Klick, mit dem die Buschmänner sprechen. Aber auch die Xhosa in Südafrika sprechen mit Klick, wer kennt ihn nicht, den click-song von Miriam Makeba ? Noch gaben wir uns allerdings nicht dem Üben von Klicks hin, sondern bauten flugs die Zelte auf.

Das artete hier allerdings in harte Arbeit aus, denn die Buschmänner sagten, es würde in der Nacht Regen geben und deswegen mussten wir um unsere Zelte jeweils Drainage-Gräben schaufeln, damit die Zelte nicht absoffen auf dem abschüssigen Gelände. Natürlich vertrauten wir auf die Wettervorhersage eines so alten Naturvolkes und schaufelten, was das Zeug hielt.

Nach getaner Arbeit folgten wir einem jungen und einem erfahrenen, alten Buschmann in den Busch. Ich war beeindruckt ohne Ende !!! Wir marschierten mitten in die Wildnis der Kalahari ohne Wege und Pfade. Nach 2 Minuten hätte ich im Leben nicht mehr den Weg zurück gefunden. Der alte Buschmann zeigte uns, wovon sein Volk lebt, Knollen, Pflanzen, Früchte. Auch, was sie als Heilmittel benutzen, Blätter, Zweige, Blüten. Pfeil und Bogen hatte er ebenfalls dabei und er hätte auch einen Springbok geschossen, wäre uns einer begegnet. Faszinierend ! Der junge Buschmann konnte englisch und übersetzte und beantwortete unsere vielen Fragen.

Buschmann

Buschmann

Diese Knollen sind essbar

Diese Knollen sind essbar

...und so gräbt man sie aus

...und so gräbt man sie aus

Mitten im Busch

Mitten im Busch

L. tanzte auch hier und heute wieder aus der Reihe, fiel aber nicht weiter negativ auf. Alle hatten wir uns für die Wanderung im Busch mit langen Hosen, festen Schuhen und langärmeligen Hemden ausgerüstet, L. latschte mit nacktem Oberkörper, Shorts und Badelatschen durch´s Dornbuschdickicht. Wahrscheinlich waren wir ja echt Weicheier, denn die Buschmänner waren ja auch halbnackt. L. kaute auch mutig auf jedem Blatt und an jeder Knolle herum, die der Buschmann fand und für essbar erklärte. Besonders ein Kraut, das gegen Malaria helfen sollte, interessierte L., denn er betrieb keinerlei Prophylaxe. Manchmal fragte ich mich echt, ob er sich umbringen wollte...

Im Dorf der Buschleute

Im Dorf der Buschleute

Im Dorf der Buschleute wurden auch Souvenirs angeboten, selbstgemachter Schmuck aus Naturmaterialien, nichts großartiges, aber doch liebevoll gemacht. Und na klar, erwarteten die Leute, daß wir etwas kaufen würden. Wir 2 Frauen kauften dann auch ein paar Ketten, ich trage meine sogar hin und wieder und finde sie nach wie vor echt schön.

Im absolut einfachen camp gab es nichts, absolut nichts. Auch kein Wasser. Normalerweise haben sie einen Wassertank, aber irgendwas war kaputt und somit waren Wasserhähne und Toilettenspülung out of order. Wir mutierten jetzt so richtig zu Dreckschweinen !

Das Essen vom Grill schmeckte trotzdem hervorragend. Marvin war ja frisch aus Windhoek eingetroffen und hatte sich so richtig ins Zeug gelegt, während wir im Busch waren. Es gab ein fürstliches Essen...und danach war showtime !

Gesang und Tanz

Gesang und Tanz

Die Probleme der Buschleute sind bekannt: Das Land zum Überleben ist ihnen genommen worden, sie können nicht mehr so leben, wie sie es seit Urzeiten gewohnt waren. Die Zivilisation hat sie kaputt gemacht, Krankheiten, Armut und Drogen zerstören die ganze Kultur. Nachdem man ihnen (zu spät und zu wenig) Land zurückgegeben hat, vegetieren viele hin- und hergerissen zwischen althergebrachter Lebensweise und Moderne vor sich hin. Nur wenige kennen sich im Busch noch aus und können dort überleben, das eigentlich unbezahlbare Wissen der San stirbt aus. Die Jungen werden auf Schulen geschickt und hängen erst recht zwischen den Kulturen. Sie sind gezwungen, etwas zu verdienen, was sie noch nie zuvor gebraucht haben: Geld. Und genau dafür singen und tanzen die Menschen heute Abend vor uns. Im Grunde ist die dargebotene Show deswegen wirklich traurig und wir sehen uns das ganze auch mit gemischten Gefühlen an.

Nichtsdestotrotz waren die Leute fröhlich. Der Junge, der englisch konnte, erklärte uns die Bedeutung jedes Tanzes und übersetzte den Text der Gesänge.

Es war zwar noch gar nicht allzu spät, aber uns fielen echt die Augen zu, so müde waren wir. Also bedankten wir uns mit einem Trinkgeld für die show und zogen uns in die Zelte zurück. Und natürlich behielten die Buschleute recht: Ziemlich bald fing es an zu gewittern und regnen...

© Sabine H., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Gruppen-Campingsafari mit Chameleon Safaris von Windhoek/Namibia über Botswana und Caprivi-Zipfel nach Livingstone/Zambia im März 2006
Details:
Aufbruch: März 2006
Dauer: unbekannt
Heimkehr: März 2006
Reiseziele: Namibia
Botsuana
Sambia
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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