Süd- u Zentralamerika bis Washington DC
Chile: Puerto Natales bis Ushuaia
Reisebericht 9 - El Calafate - Ushuaia
El Calafate - Puerto Natales 2009_12_14 358 km
Puerto Natales - Torres del Paine ret. 2009_12_15 246 km
Puerto Natales - Punta Arenas 2009_12_16 249 km
Seno Otway ret. 2009_12_17 121 km
Punta Arenas - Rio Grande 2009_12_18 258 km
Rio Grande - Ushuaia 2009_12_19 282 km
Woche gesamt: 1514 km
Tour gesamt: 11941 km
Als ich am Sonntagabend vom Internetcafe zurück komme traue ich meinen Augen nicht - vor unserem Zelt wird "international" gekocht. Ein Israeli - Assaf, ein Belgier - Pieter, ein Franzose - Erik, ein Engländer - Steve, eine Deutsche - Vera und nicht zu vergessen Arno. Gemeinsam sind sie alle am schnippeln, grillen und zubereiten. Bei einem herrlichen Asado verbringen wir einen sehr lustigen Abschiedsabend - alle brechen am nächsten Tag zur Weiterreise auf.
Wir kommen gegen 10.00 Uhr vom Campingplatz weg und fahren weiter in Richtung Puerto Natales.
Puerto Natales
ist eine kleine Hafenstadt mit ca. 19 000 EinwohnerInnen. Sie ist Ziel von Besuchern aus aller Welt. Nicht, weil sie selbst so viel zu bieten hat, sondern weil sie der Ausgangspunkt für einen Besuch des großartigen Nationalparks Torres del Paine ist. Der Ort liegt am Ufer des Fjords Ultima Esperanza und bietet hunderten Kormoranen einen Sitzplatz an der Mole. Im Wasser paddeln die Schwarzhalsschwäne und im Hintergrund erhebt sich die großartige Kulisse der schneebedeckten Sarmiento-Kordillere.
Auf dem Weg in Richtung Chile begleiten uns die schneebedeckten Berge und dem entsprechen auch die Temperaturen. Bei ca. 15 Grad und starkem Wind ist es nicht so ganz angenehm. Der Grenzübergang von Argentinien nach Chile dauert ca. 15 Minuten und schnell sind alle Papiere erledigt. Die Einreise auf der Chilenischen Seite dauert schon etwas länger. Erst müssen wir die Papiere für das Bike und den Hänger selbst ausfüllen - der Beamte kennt sich nicht wirklich aus - wir nehmen an, dass er dies nicht sehr oft macht. Als dies alles erledigt ist müssen wir noch den Hänger öffnen, die Kochkiste und den Kühlschrank "herzeigen". Da wir wissen, dass die Lebensmittelkontrollen sehr streng sind haben wir bis auf eine Vakuum verpackte Wurst alles aufgegessen. Die Wurst und 2 Eier müssen wir abgeben. Ich muss hierzu aber bemerken, dass die Beamten überaus freundlich sind. Ich erwähne dies deshalb, da wir auf unserer Reise schon einige gegenteilige Berichte erfahren haben. Der Grenzübergang liegt in einem groß angekündigten Schigebiet - hier gibt es einen Lift!! Puerto Natales ist ca. 35 km vom Grenzübergang entfernt und so ist unser heutiges Ziel gegen 17.00 Uhr erreicht. Der Campingplatz liegt mitten in der Stadt. Wir sind nicht die einzigen Gäste - einige Wanderer haben bereits ihre Zelte aufgeschlagen. Nachdem wir aufgebaut haben gehen wir eine Runde in der Stadt. Erst sind wir bezüglich der Lage des Campingplatzes nicht sehr erfreut, aber die erste Nacht ist sehr ruhig.
Gegen 10.30 brechen wir am Dienstag in Richtung Torres del Paine auf. Der Himmel rund um uns ist mit dunklen Wolken verhangen. Da wir nicht genau wissen, ob wir weiterfahren sollen oder nicht - im NP ist nur Schotterpiste und bei Regen wäre dies eine Rutschpartie - fährt Arno kurzfristig am Flugplatz vorbei, welcher auf unserem Weg liegt, und erkundigt sich beim Meteorologen nach dem Wetter des heutigen Tages. Trotz der Wolken sagt er kaum Regen voraus und so wagen wir die Fahrt in den
Parque Nacional Torres del Paine
umfasst ein 242.000 ha großes Gebiet in den südchilenischen Anden mit atemberaubender Landschaft. Der höchste Gipfel ist der 3050 m hohe Cerro Paine Grande umgeben von den Spitzen des Paine Chico 1720m, des Torres del Paine 2850m und Cuernos del Paine 2600m. Im Park liegen zahlreiche blaugrüne Gletscherseen. In einem von ihnen - dem Lago Grey - treiben dicke weißblaue Eisblöcke. Rund 120 Vogelarten - darunter Nandus und Kormorane - sowie Guanacos, Füchse und Pumas leben in den Regionen. Mehr als 200 verschiedene Baumarten sind im Park zu finden, welche sich gegen den Wind zusammenkrümmen. Der NP ist seit 1978 von der UNESCO als Welt-Bioshärenreservat anerkannt. Ungefähr 140.000 Besucher aus aller Welt kommen pro Jahr hierher um dieses Chilenische Paradies zu besuchen. 2005 hat ein Brand eines unachtsamen Touristen ein großes Teilgebiet des NP vernichtet - dies soll in den nächsten Jahren wieder aufgeforstet werden.
Der Meteorologe sollte Recht behalten und wir verbringen einen wunderschönen Nachmittag im NP ohne nass zu werden. Die Temperatur hat sich bei ca. 18 Grad eingependelt, was im Endeffekt auch nicht unangenehm ist. Unsere Rundfahrt dauert ca. 5 Stunden und ist wirklich ein Erlebnis für das Auge. Zurück in Puerto Natales gehen wir wieder eine Runde durch die Stadt, denn für heute Abend steht Grillhändel am Speiseplan - wir haben diese gestern Abend im Supermarkt beim "Händlgriller" entdeckt! Dieses und den Abend genießen wir bei einem Glaserl Rotwein während wir die Tour für die nächsten Tage besprechen.
Am Mittwochmorgen begrüßt uns die Sonne. Bis wir vom Campingplatz abfahren haben sich jedoch wieder dicke Wolken vor die Sonne geschoben. Auf der heutigen Etappe ist es sehr "grün" - abseits der Straße grasen Lamas, Kühe und Schafe auf schön grünen Wiesen. Nach ca. 100 km setzt bei einer Temperatur von 9 Grad sehr starker Seitenwind begleitet von einzelnen Regenschauern ein, welcher uns bis zu unserem heutigen Tagesziel begleitet - Arno ist wieder mal sehr gefordert. In Punta Arenas angekommen ist unser erster Weg zur Tourist Information, da wir keinen Campingplatz angeschrieben sehen und auch im Reiseführer keiner beschrieben ist. Bei der Info nennt man uns eine Adresse wo wir campen können. Dort angekommen trauen wir unseren Augen nicht - bei einem Hostal (wie eine Jugendherberge bei uns) in einem kleinen Hof von ca. 70 m² stehen bereits 5 Zelte - also kein Platz. Kein Problem, der Besitzer stellt sein Auto aus der Ausfahrt weg und unsere Bleibe für die nächsten 2 Nächte ist schon gesichert. Wir haben keine andere Alternative, da es in der weiteren Umgebung keinen Campingplatz gibt und wild campen verboten ist, und wir ja die Magellan Pinguine am morgigen Tag ansehen möchten. Da in der Zwischenzeit die Sonne auch wieder vom Himmel lacht machen wir einen 3 stündigen Spaziergang durch
Punta Arenas
"Sandige Spitze" wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Militärstützpunkt und Strafgefangenenlager gegründet, entwickelte sich jedoch schnell zu einer wichtigen Hafenstadt. Um 1876 erhielten die Einwanderer die Erlaubnis zur Schafzucht und es entstanden einige riesige Schaf-Estanzias. Vom Boom angezogen kamen Auswanderer fast aller europäischen Länder als Handwerker und Geschäftsleute in die Stadt. Man sieht dies heute noch: Schweizerische, kroatische, deutsche und englische Namen finden sich überall zB. Foto ARNO!
Wir spazieren zum Aussichtspunkt La Cruz von welchem wir einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt haben, um anschließend ins Zentrum zu gehen, an dessen Plaza eine große Bronzestatue von Fernando Magellan steht. An der Uferstraße weht uns abermals eine gute Brise um die Nase und so suchen wir den Weg ins Zentrum, da wir einen Uhrmacher (Arnos Uhrband ist abgerissen) und ein Service für unseren Fotoapparat (er hat zu viel Staub abbekommen und möchte daher das Zoom nicht mehr bewegen) brauchen. Nachdem dies alles erledigt ist bummeln wir gemütlich zum Hostal zurück. Dort angekommen können wir nicht glauben was wir sehen - es stehen noch 2 weitere VW Camping-busse in der Einfahrt neben bzw. hinter uns. Die Gemeinschaftsküche des Hostals, welche auch die Camper mitbenützen dürfen, erinnert mich an einen Taubenschlag - ein ständiges Kommen und Gehen. Ein alter Holzküchenherd wurde auf Gasbetrieb umfunktioniert und läuft auf Dauerbetrieb - saunaähnlicher Zustand herrlich!!!! Bis zum Abend kommen noch 3 Zelte auf dem Miniplatz dazu und das Haus ist bei 24 Betten voll besetzt. Abends gibt es keinen Stau in den 2! Duschen und Toiletten, ich freu mich schon auf morgen Früh. Arno ist begeistert ob der vielen Gäste - so viel Potential zum "Meinungsaustausch" und noch dazu ist ein älteres Französisches Ehepaar, welches wir schon auf Valdés kennen lernten, auch dabei. Gegen Mitternacht gebe ich w.o. und schmeiß mich ins Bett - heute Nacht haben wir Strom und ich hab mir den Heißlüfter ins Zelt gehängt.
Donnerstagvormittag verbringen wir am Platz - ich schreib und ordne wieder mal die Fotos - Arno ist am Informationsaustausch. Für den Nachmittag haben wir einen Ausflug nach Seno Otway zu den Magellan Pinguinen geplant, obwohl es heute sehr kalt ist. Als wir um 14.30 Uhr wegfahren scheint die Sonne, es hat bereits 17 Grad aber eiskalten Wind. Der Weg zu den Pinguinen führt uns aus 22 km Asphalt und 40 km auf festem Schotter. Am Seno Otway nisten etwa 11.000 Tiere in einer weiten Wiesenlandschaft. Die Magellan Pinguine sind leicht zu erkennen, sie sind recht klein - max. 70 cm - wiegen etwa 4 kg und haben als besondere Charakteristika den schwarz weißen Kopf, sowie einen schwarzen Streifen, der am oberen Rand ihrer Brust verläuft. Die Tiere kommen Ende Oktober hierher um sich zu paaren und die Jungen aufzuziehen. Im März verlassen sie das Gebiet und ziehen sich in wärmere Gewässer zurück, um im Oktober - ohne dazwischen an Land zu gehen!! wieder zurück zu kehren. Der Ausflug hat sich gelohnt, obwohl die Brutzeit noch nicht beendet ist und viele Tiere in den Höhlen sind. Der Rundweg - per Pedes - dauert ca. 1 ½ Std. und ist sehr nett angelegt. Zurück in Punta Arenas fahren wir in die Zollfreizone um uns einen neuen Fotoapparat zu kaufen. Das Gerät welches wir uns leisten ist nun wasserfest (bis 10m Tiefe) und stoßsicher auf 2m und hat die Linse und das Zoom sicher abgedeckt, da unsere Lumix den vielen Staub und die Feuchtigkeit nicht verträgt und sich die Schließe vor der Linse nicht mehr richtig bewegt. So war das Christkind schon heute bei uns. Als wir zum Camping zurückkommen ist es bereits 21.30 Uhr und wir beschließen nicht mehr zu kochen. Wir schauen nach einem netten Lokal für das Abendessen. Morgen müssen wir früh raus, da wir bereits um 8.00 Uhr am Hafen bei der Fähre sein sollen.
Pünktlich um 8.00 Uhr fahren wir im Hafen von Punta Arenas auf die Fähre nach Porvenir. Die Überfahrt dauert 2 1/2 Std. und ist sehr ruhig. Ein Kanadischer Biker hat bei uns Platz genommen und erzählt Arno von seiner Reise, während ich noch ein wenig vor mich hindöse. John ist 55 Jahre und Mitglied des amerikanischen Goldwing Clubs und überreichte uns stolz eine Anstecknadel seines Chapters (seiner Region in Kanada). Kurz vor der Einfahrt in den Hafen von Porvenir springen ein paar lustige Delphine fröhlich - es wirkt so auf mich - neben uns her und begrüßen uns. Von Porvenir bis zur argentinischen Grenze sind es ca. 150 km. Die Schotterpiste ist sehr hart und gut zu fahren, sodass wir um einiges schneller vorwärts kommen als wir denken - jedoch leider nicht weniger staubig sind. Die Fahrt führt uns an der Küste entlang, es ist sehr grün und wir werden von riesigen Schafherden begleitet. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Grenzübergang zu Argentinien. Da gerade vor uns 2 Busse angekommen sind dauert es ein wenig bis alle Formalitäten auf der chilenischen Seite erledigt sind. Einige Kilometer weiter das gleiche auf der argentinischen Seite. Wir haben wieder mal großes Glück und kommen ohne jegliche Kontrolle weiter. Wie üblich sind die Grenzbeamten mit dem Erstellen der Papiere leicht überfordert, aber in der Zwischenzeit ist Arno schon sehr versiert mit dem Umgang dieser Beamten. Vom Grenzübertritt bis Rio Grande sind es dann noch ca. 80 km und wieder mal begleiten uns starker Wind und einige Regenschauer. In Punta Arenas bekamen wir die Adresse des Campingplatzes von Rio Grande und mussten daher nicht mehr lange suchen. Der Betreiber - Willi - dieser einfachen Anlage ist sehr nett und vor allem vom ersten Augenblick in die Wing verliebt. Ich hätte gerne gewusst, wie viele Fotos er gemacht hat. Zur Anlage gehört auch ein Aufenthaltsbereich - eine große Garage welche mit einer Küche, und vor allem mit sehr sauberen und gut geheizten Duschen ausgestattet ist. Wir sind gerade beim Zubereiten des Abendessens, als Willi vollkommen aufgebracht kommt und uns bittet die Wing in die Garage zu stellen, da es gerade zu regnen begonnen hat - Arno macht dies natürlich sehr gerne. Da auch die beiden Schweizer Jeanette und Stephan - welche wir beim Zoll in Buenos Aires kennen lernten - heute Nacht hier sind, gibt es intensiven Informationsaustausch unserer zwischenzeitlichen Erlebnisse bei einem guten Glas Wein.
Da es gestern Abend später wurde und wir heute keinen Stress haben - bis Ushuaia sind es nur ca. 220 km - schlafen wir gut aus, Frühstücken gemütlich und treten gemeinsam die Weiterreise an den vermeintlich südlichsten Punkt dieser Erde - Ushuaia - an. Die Gegend hier ist wunderschön grün umringt von schneebedeckten Bergspitzen. Wir passieren einige "Bergstraßen" und kommen an einem Sessellift vorbei, welcher auf einer Seehöhe von 200 m liegt. Etwa 30 km vor Ushuaia beginnt es wieder leicht zu regnen. Arno und ich wollen uns erst den Campingplatz am Stadtrand ansehen und dann den im Nationalpark. Arno entschließt sich für den Nationalpark - ich bin nicht ganz glücklich über diese Entscheidung, da es hier nur Toiletten, jedoch keinen Strom und keine Duschen gibt - der Wind bläst hier wie dort. Von der Landschaft her ist es natürlich kein Vergleich zur Stadt - der Platz liegt an einem Fluss inmitten der Berge. Als es dann auch noch so richtig zu gießen beginnt als wir aufstellen, bin ich ein wenig frustriert in diesem Moment. Kaum sind wir fertig, lacht die Sonne wieder vom Himmel und mir geht es auch wieder besser. Für heute Abend ist ein Treffen mit dem Bruder von Roland - Chairman unseres Goldwing Clubs - in der Stadt vereinbart. Bei einem herrlichen Abendessen erzählt uns Wieland von seiner erlebnisreichen Umseglung des Cape Horn und seines Aufenthalts vor Ort. Es ist bereits fast Mitternacht als wir zum Nationalpark zurückfahren, da hier jedoch die Nächte im Moment sehr kurz sind und auch nicht wirklich dunkel werden, ist die Fahrt kein Problem für Arno. Wie es hier in Ushuaia weitergeht - wir haben vor bis Weihnachten zu bleiben - sowie einiges über den NP könnt ihr dann im nächsten Bericht lesen.
Wir wünschen all jenen die diese Berichte lesen
Feliz Navidad Merry X-Mas
Frohe Weihnachten
sowie eine unfallfreies und gesundes 2010!
Margit und Arno
Aufbruch: | 03.11.2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 23.04.2010 |
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