Zentral- und Nordamerika von Juni bis August 2010
Nicaragua: Trip nach Nicaragua
Von Boquette aus fahren wir mit einem oeffentlichen Bus ca. 8 Stunden nach San Jose zurueck. Der Grenzuebergang nach Costa Rica dauert laenger als auf der Karibikkueste bei der Hinfahrt aber ist nicht zu anstrengend. Wir muessen unser Gepaeck ausladen und in nem kleinen Raum in einer Reihe aufstellen. Ein Grenzbeamter laeuft die Reihe mehrmals mit einem Drogenhund ab, der aber zum Glueck nix findet. Sowas hat unangenehme Konsequenzen und man weiss ja nie ob einem nicht doch jemand was in den Rucksack gesteckt hat.
Wir laufen ueber die Grenze und muessen uns auf der costa ricanischen Seite wieder anstellen: Einreisestempel holen und wieder Gepaeckdurchsuchung.
Waehrend die Einheimischen ihre Koffer und Rucksaecke oeffnen und teilweise auspacken muessen, winkt man uns Auslaender schnell weiter. Sehr angenehm. Haette wenig Lust, meine sauber eingepackten Klamotten hier wieder rausreissen zu muessen.
Trotzem ist das viele Schleppen vom Rucksack und das Warten in der Hitze unangenehm. Das ist jedes Mal ein Akt bis ich mir meinen ca. 15 Kilo schweren Rucksack auf den Ruecken gehieft habe. Dabei auch noch den Tagesrucksack nicht aus den Augen lassen, gerade an der Grenze ist dieser schnell mal geklaut. Da reicht schon, ihn nur neben das Bein zu stellen und es kann passieren, dass einer angerannt kommt, ihn packt und wegrennt. Gut, dass wir zu 2. sind, da kann mal der eine auf die Sachen vom anderen aufpassen, waehrend man auf die Toilette oder Essen kaufen geht.
Die Rueckfahrt im Bus nach San Jose ist richtig schoen. Wir fahren durch Berge und Nebelwald, d.h. die Wolken haengen so tief, dass wir durch sie hindurchfahren. Ein dichter Dunst haengt in den Waeldern. Sieht sehr schoen aus. Schlafen kann ich nicht, beim Busfahren hab ich seit dem Unfall in Indien immer bissl Schiss. Ich beobachte den Busfahrer, der aber langsam und sicher die Kurven faehrt und auch keine abenteuerlichen Ueberholmanoever startet.
In San Jose testen wir ein neues Hostel, "Tranquilo Backpackers", das uns besser gefaellt als das, das wir bei unserer Ankunft in Costa Rica gewaehlt hatten.
Abends kommen noch Steffis Freundin Ladina, die gerade in San Jose in einem sozialen Projekt arbeitet, mit ihrem Freund vorbei.
Bei nem Bier sprudeln wir unsere Erlebnisse heraus und machen den beiden Lust auf ihre eigene Reise, die sie in 3 Wochen beginnen werden.
Am naechsten Morgen wollen wir um 07:30 Uhr mit dem Bus nach Nicaragua. Bisher haben wir nie Busse reserviert, diesmal haben wir Pech. Der Bus der Marke Tica (das sind die teureren Reisebusse hier, die Langstrecken fahren und aufgrund ihrer hohen Bequemlichkeit und des hoeheren Preises viel von den Touristen genutzt werden) ist ausgebucht. Wir warten noch, ob nicht doch ein paar Leute zu spaet kommen, aber es wird leider nix. Wir schwanzeln ne Weile um den Ticketverkaeufer rum, der uns schliesslich verspricht, uns gleich als Erste auf die Warteliste fuer den 12 Uhr Bus zu setzen, der ebenfalls ausgebucht ist.
Jetzt gilt es 5 Stunden zu ueberbruecken und hoffen. Wir fruehstuecken erst mal typisches costa ricanisches Fruehstueck in einem kleinen billigen Imbiss nebenan: Ei mit Tomaten und Kaese, Reis, Bohnen und Toastbrot. Die Bohnen kriege ich allerdings so frueh noch nicht runter. Dazu gibts Kaffee.
Anschliessend schlendern wir durch die Stadt, kaufen Postkarten und schreiben diese im Park an einem schattigen Plaetzchen.
Um 11 Uhr stehen wir wieder mit Hundeblick vor dem Ticketverkaeufer und er meint :"Ich krieg euch da schon rein!".
Und jup, wir haben Glueck, ein paar Leute tauchen nicht auf und 10 Minuten vor Abfahrt duerfen wir unser Ticket kaufen.
Los gehts, 11 Stunden Fahrt liegen vor uns. Im Gegensatz zu den normalen Bussen, die alle 3 Stunden an kleinen Kantinen am Strassenrand (so aehnlich wie unsere Autobahnraststaetten) halten und man gutes und billiges Essen und meist auch eine saubere Toilette bekommt, haelt der Ticabus leider bis zur nicaraguanischen Grenze gar nicht. Das Toilette benutzen im Bus ist auch ein Abenteuer, es haut einen von einer Ecke in die andere und wirklich sauber ist sie auch nicht. Wir sind richtig ausgehungert und stuerzen uns an der Grenze gleich auf den naechsten Essensstand.
Diesmal werden alle unsere Paesse eingesammelt. Mit etwas unsicherem Gefuehl geben wir die Paesse aus der Hand, aber das scheint hier wohl so ueblich zu sein. Dafuer muessen wir nicht fuer die Ausreise- und Einreisestempel anstehen, sondern nur fuer die Gepaeckdurchsuchung. Wieder interessiert unser Gepaeck keinen. Haetten wir es ja gleich im Bus lassen koennen.
Trotzdem verbringen wir ca. 2 h an der Grenze, nur mit Warten, bis die Busbegleiter mit den Paessen zurueckkommen. Nervig. Mit uns wartet u.a. eine deutsche Familie mit 2 Soehnen und ein englisches Paerchen, dass schon 9 Monate Weltreise hinter sich hat. Und das schon zum 2. Mal. Vor 3 Jahren waren sie schon mal 10 Monate unterwegs. Wahnsinn! Das waere mir, glaub ich, zu lange.
Jedes Mal haben sie vorher ihre Jobs aufgegeben und muessen nach der Reise wieder neu starten.
Fuers Warten werden wir dafür mit einem wunderschoenen Sonnenuntergang entschaedigt.
Um 22 Uhr abends kommen wir endlich in der Stadt Granada in Nicaragua an. Schnell in ein Taxi, so spaet sind wir sonst nie unterwegs. Der Taxifahrer knoepft uns zu viel ab, aber was solls, Hauptsache sicher im Hostel (Bearded Monkey, heisst "Baertiger Affe") angekommen. Wir werden von der Backpackergemeinde dort gleich begruesst mit den Worten "Wir gehen jetzt noch in die Stadt, schmeisst eurer Zeug ins Zimmer und kommt mit!".
"Aehm, neee!". Wir sind zu k.o., setzen uns noch bissl an die Bar und machen Bekanntschaft mit der deutschen Bardame Ilka, die hier gerade ihren ersten Tag arbeitet. Sie ist gerade am Anfang ihrer Reise und will insgesamt 3 Jahre unterwegs sein!! Krass, das ist definitiv das Laengste was wir bisher gehoert haben.
Sie hat ihren Job als Reporterin bei der BILD Zeitung aufgegeben. Dort hatte sie fuer die Bereiche Politik und Wirtschaft gearbeitet. "Ich hab zu viel gesehen. So viel lauft ueber Korruption und Lobbyismus". Sie braucht ne Auszeit und will was anderes machen.
Auch hier haben wir wieder Schlafsaal, 10er - Zimmer und es ist ziemlich laut. Nachts kommen von ner Englaenderin und nem Hollaender eindeutige Geraeusche aus dem Bett neben uns. Gut, dass ich Ohropax dabei hab!
Am naechsten Tag machen wir uns auf Erkundungstour in die Stadt. Nicaragua ist noch viel urtuemlicher und weniger touristisch als Costa Rica. Dafuer auch um einiges aermer. Wir entdecken einen Markt. Ich liebe Maerkte und koennte stundenlang das Treiben dort beobachten. Von Eiern, ueber Fisch, Gemuese, Spielzeug, Kleidung bis hin zu gebrannten CDs und DVDs wird hier alles angeboten. Obwohl ich Angst um meine Kamera habe, schiesse ich schnell ein paar Fotos. Diese Fotos sind mir ein bisschen Nervenkitzel wert. Nur ganz wenige Touristen begegnen uns und wir verziehen uns sicherheitshalber doch bald wieder.
Gegen 15 Uhr haben wir eigentlich alles gesehen, schlendern noch ein bisschen rum und ueberlegen, was wir mit dem Rest des Tages noch anfangen sollen. Wir entdecken in einem breiten Hauseingang Postkarten und schauen uns um. Da sprechen uns zwei oesterreichische Jungs an und es stellt sich raus, dass es zwei Brueder sind, von denen der eine hier gerade seinen Zivildienst absolviert. Er ist bereits seit 11 Monaten in Nicaragua. Wir sind in einem Kulturzentrum gelandet, das Kindern Musikunterricht gibt und nicaraguanischen Kuenstlern ein Atelier zur Verfuegung stellt, wo sie arbeiten und ihre Bilder verkaufen koennen. Die beiden Jungs fuehren uns ueberall durch und zeigen uns alles. Auch die Wohnung, wo die anderen Zivis und Freiwilligen wohnen, inklusive grosser Terasse mit Blick auf Grenada. Wunderschoen. Fliessend Wasser gibt es allerdings im Moment grad nicht. Kommt wohl immer wieder mal vor. Nach und nach gesellen sich die anderen deutschen Freiwilligen zu uns und Steffi trifft einen Schweizer, der wie sie in St. Gallen studierte, aber leider abgebrochen hat.
Der Bruder des oesterreichischen Zivis hat die letzten 4 Jahre in China gelebt und geht in wenigen Wochen dorthin zurueck, um seinen Doktor zu machen. Wir setzen uns auf die Terrasse und hoeren gebannt seinen Erzaehlungen aus China zu. Muss wahnsinnig spannend dort sein. Er meinte in Peking kann man der Entwicklung des Landes richtig zusehen. Wie die kleinen Huetten und Haeuschen nacheinander abgerissen werden und Buerokomplexen weichen muessen. Die Baubranche boomt und die Billigproduktionen von Textilien und Elektronikguetern werden bereits in andere Laender wie Vietnam oder Thailand ausgelagert, waehrend in China immer mehr Forschung und Entwicklung gemacht wird.
Da es heftig zu regnen beginnt, bleiben wir bis zum Einbruch der Dunkelheit bei den Jungs und lauschen nebenbei den Gitarrenklaengen der Uebungsgruppen.
Solche spontanen zufaelligen Begegnungen machen so eine Reise erst so richtig spannend!
Am naechsten Tag machen wir uns auf zur Insel Ometepe im Suesswassersee Lago de Nicaragua. Die Insel besteht aus zwei Vulkanen, die durch eine Landenge miteinander verbunden sind. Steffi und ich haben uns ein Hostel am anderen Ende der Insel rausgesucht, weil wir eigentlich vorhatten, auf einen der Vulkane zu steigen. Nachdem uns dann aber ein paar Leute erzaehlt haben, dass es sauanstrengend ist, der Weg ziemlich schlammig ist, man pitschnass wird und man darüber hinaus gar nicht unbedingt eine gute Sicht hat, lassen wir es doch bleiben. Ja, wir sind Weicheier, ich weiss .
Um zu unserem Hostel zu kommen fahren wir weitere 2.5 Stunden mit dem Bus. Wir muessen umsteigen und nutzen die Gelegenheit in einem kleinen Imbiss Mittag zu essen und dabei das deutsch - spanisch Halbfinale anzuschauen. Den Ausgang kennt ja jeder und da wir die einzigen Deutschen sind und sonst nur noch ein paar Mexikaner da sind, kommt auch nicht wirklich Stimmung auf.
Leider muessen wir 2 Stunden auf den naechsten Bus warten und machen es uns im kleinen Stadtpark gemuetlich. Der zweite Teil der Fahrt wird richtig lustig. Die Insel ist zwar klein, aber nach ca. der Haelfte der Strecke hoert die befestigte Strasse auf und der Bus kaempft sich ueber Schotterpiste und tiefe Schlagloecher. Uns hebts dabei ordentlich aus dem Sessel aber es macht wahnsinnig Spass. Die Natur und das Leben, das wir aus den Fenstern beobachten, ist einfach faszinierend. Wir sehen klare Gebirgsfluesse, Grapefruitbaeume und Zuckerrohrfelder.
Das Hostel direkt am See ist schoen, allerdings herscht hier ne richtige Insektenplage. Die Muecken fliegen in Schwaermen, man hat sie selbst im Essen, im Zimmer, einfach ueberall. Ausserdem fliegen grosse Kaefer rum und bevor ich mein Bett richte, entferne ich erst mal 3 Spinnen an der Holzwand neben mir. Nachts baue ich doch noch mein Muecknetz auf, weil ich einfach nicht richtig schlafen kann. Staendig denke ich, irgendwo fliegt und krabbelt was. Na ja, das gehoert halt zum Urwald dazu.
Am naechsten Tag wandern wir zu einem schoenen Wasserfall. Der Weg fuehrt teilweise durch Nebelwald und wir koennen uns gar nicht satt sehen, an den schoenen Pflanzen und den vielen bunten Schmetterlingen. Die Wanderung dauert an die 5 Stunden, teilweise steil bergauf und wir sind voellig fertig als wir oben ankommen. Das Klima macht einfach jede Art von Bewegung noch viel anstrengender als es eh schon waere und nach 5 Wochen ohne Sport ist unsere Kondition auch nicht mehr die Beste. War also vielleicht ganz gut, dass wir uns die Vulkanwanderung gespart haben.
Am naechsten Tag fahren wir zurueck in die Hafenstadt, wo wir nochmal uebernachten wollen, bevor es zurueck aufs Festland und nach San Jose/ Costa Rica geht. Zufaelling treffen wir zwei Jungs aus Stuttgart wieder, die wir auf der Herfahrt schon auf der Faehre kennengelernt haben. Sie sind auch mit dem Studium (Medizin und Architektur) fertig und machen eine 4 woechige Zentralamerikatour. Da es mal wieder regnet besuchen wir die beiden in ihrem Hotel, machen es uns in den Schaukelstuehlen gemuetlich und quatschen den Rest des Nachmittages. Nach einem gemeinsamen Abendessen trennen sich unsere Wege auch schon wieder.
Am naechsten Tag stehen uns mal wieder 8 Stunden Busfahrt nach San Jose bevor. Der Grenzuebergang gestaltet sich wieder meganervig, wir muessen ewig in der Hitze anstehen, bis wir endlich unsere Stempel bekommen.
Die Ankunft in San Jose ist langsam schon wie nach Hause kommen. Wir sind wieder im gleichen Hostel wie letztes Mal und kennen uns schon aus.
Aufbruch: | 06.06.2010 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 27.08.2010 |
Nicaragua
Mexiko
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