Philippinen 2010
Cebu City
Nach nicht gerade kurzer Anreise von über 21 Stunden erreichten wir endlich die Philippinen und landeten in Cebu.
Zwar war die Reise nicht so anstrengend wie befürchtet, aber es schlaucht natürlich schon.
Und hier würde sich auch erstmal zeigen, was die wenigen Vorbereitungen gebracht haben, die ich von zu Hause aus erledigt hatte. Das erste Hotel in Cebu hatte ich nur per email reserviert, aber nicht gebucht oder bezahlt. Außerdem war mir wichtig, dass wir vom Flughafen abgeholt werden. Das gewählte Hotel war günstig, ca. 22,- Euro für das Zimmer, incl. Frühstück und kostenlosem Abholservice.
Hoffentlich stehen wir jetzt nicht gerädert auf einem Buschflughafen bei gefühlten 226 Grad Lufttemperatur und 98% Luftfeuchtigkeit. schleppen unser Gepäck, werden von einem übereifrigen bzw. Schmiergeld heischendem Zöllner aufgefordert unser sorgsam geplant gepacktes Gepäck auszuräumen, danach von 28 Kofferträgern zugetextet, die unser Gepäck schleppen wollen, um dann in der Ankunftshalle dumm rumzustehen, weil genau keiner uns abholen kommt.
Doch was kommt?
Ordentlicher, klimatisierter Flughafen.
Kurze Einreiseprozedur mit kurzem Blick auf unser Visum, Stempel, Tschüß.
Gepäck kommt schnell vom Band, Gepäckwagen stehen gleich bereit, werden einem sogar von einem dienstbaren Geist zugereicht.
Der Zöllner nimmt beiläufig die Gepäckdeklaration aus dem Pass. Bitte, Danke, Wiedersehen.
In der Ankunftshalle dauert es ca. 10 Sekunden bis uns ein freundlicher Philippino anspricht.
Mr. Hhhasse, Mrs Wwolv? Jau, sind wir. "We must wait a little moment for pickup" Ah ha ! Ich wusste, es geht was schief! "We must wait for another guest from your plane" Okay... ging wohl doch nix schief. Dieser reibungslose Verlauf wird unheimlich.
Ich nutze die Wartezeit, um erstmals Geld zu ziehen. Die Bank ist nicht ganz so freundlich, kassiert ordentlich Gebühren 200 Pesos und gibt dafür auch nur 10.000 Pesos raus, was immerhin 2% sind. Na das kann ja heiter werden. Ich hoffe ich finde eine Bank, wo das günstiger von statten geht. Ich hatte zwar von diesen Praktiken der philippinischen Banken schon gelesen, aber real damit konfrontiert war ich natürlich noch nicht.
Als ich zurückkomme wartet man... auf mich. Ups, sorry und ab geht es.
Ich hatte von Cebu nicht nur gutes gelesen. Es soll nicht viel besser sein als Manila und das ist ein echtes Drecksnest. Doch was ich sah, war nicht gerade schockierend. Die Straßen waren in ordentlichem Zustand, Mittelstreifen und Straßenränder waren bepflanzt, die Häuser sicher teilweise recht ärmlich, jedoch wirkte es nur begrenzt runtergekommen. Da ist man zB aus Afrika anderes gewohnt. Auch der Verkehr ist überraschend zurückhaltend. Zwar herrscht hier nicht gerade deutsche Ordnung zwischen den Verkehrsteilnehmern, aber alle scheinen defensiv zu fahren. Es wird zwar auch ständig gehupt, allerdings tatsächlich nur dann, wenn es tatsächlich was zu warnen gab.
Im Hotel angekommen brachte man uns in unser Zimmer. Sehr einfach, aber sauber. Klimaanlage, Dusche/WC. Mehr braucht es für eine Nacht nicht.
Seltsamerweise sind wir beide nicht müde, was ganz günstig ist, da wir noch Karten für die morgige Fähre besorgen müssen. Unser nächstes Ziel ist Camiguin/Mindanao und die einzige Direktverbindung fährt einmal pro Woche. Wäre ungünstig, die zu verpassen.
Von der Rezeption schickt man uns zum nächsten Einkaufscenter, dort könne man wahrscheinlich Karten kaufen. Per Internet oder Telefon reservieren ginge leider nicht. Das hatte ich aber so in etwa auch schon im Internet recherchiert.
Weit weit ist es bis zum Center, kann man laufen? Ja, könne man, aus Sicherheitsgründen empfiehlt man es uns jedoch nicht. Einfach ein MultiCab, Sammeltaxi, anhalten und für ca. 11 Cent pP hinfahren. Das machten wir dann auch, Arm raus, eingestiegen, um Hinweis gebeten, wenn das Center kommt, Hinweis bekommen, ausgestiegen und ab ins Einkaufscenter.
Hier begrüßen einen erstmal uniformierte Wachleute, die ggfs. auch kontrollieren. Ich nehme an, das liegt an den Terrorwarnungen, die für die Philippinen ausgegeben wurden. Warum auch immer, wir werden weder kontrolliert, noch hätten wir etwas zu verbergen.
Der schnell gefundene Laden für Reisen entpuppte sich leider als Flop, dort gibt es keine Tickets. Die sichtlich überfragte Mitarbeiterin hatte auch keine Idee, wo man diese bekommen könne.
Na gut, die Fähre geht ja erst morgen um 20:00 Uhr, da ist noch Zeit. Wenn wir schon hier sind gehen wir in den örtlichen Supermarkt, Getränke und einen Snack holen. Supermarkt ohne große Unterschiede zu unseren, sieht man mal von der Tatsache ab, dass man sich Frischfleisch, -geflügel und -fisch selber mit einer Zange in Tüten packt. Na ja, Lebensmittelkontrolleure deutscher Herkunft hätten sicher Kreislaufprobleme bekommen, ich fand es jetzt nicht so dramatisch.
Was noch auffiel, war im gesamten Shoppingcenter dauerhafte, schauderliche Weihnachtsmusikberieselung und alle Bediensteten trugen Weihnachtsmützen, welche weder stilistisch noch farblich zur Uniform passte. Im übrigen sahen die zu fast 90% anwesenden weiblichen Bediensteten aus wie aus der Retorte. Ist Klonen hier erlaubt?
Um den Einkaufsbummel abzurunden kaufte ich mir noch eine philippinische Handykarte. Für Sibille bekamen wir leider keine, da der Anbieter hier nicht vertreten war. Ich wollte aber zwei unterschiedliche Anbieter, die jeweils ihre Vorteile haben. Die werden wir schon noch bekommen.
Nach Rückkehr zum Hotel vertagten wir die Mission Fährtickets auf den nächsten Tag. Ich entdecke gegenüber dem Hotel noch einen Bankautomaten der Chinabank, mal sehen, was was die an Gebühren absahnen. Eigentlich wollte ich das nur checken, aber plötzlich kamen auch da 10.000 Pesos raus. Hinweise auf Gebühren gab es keine, beruhigend ist das allerdings nicht. Egal, Bargeld brauchen wir hier eh.
Also ab ins Bett und geschlafen.
Geschlafen? Pustekuchen. Hallo Jetlag. Ich denke nicht, dass ich mehr als eine Stunde geschlafen habe. Nach einigen Stunden wachliegen hatte ich ab 4.00 früh "Gesellschaft" durch den draußen krähenden Hahn. Auch nicht schlecht mitten in einer fast Millionenstadt.
Der Tag begann dann mit einem Frühstücksbuffett, welches sich als recht schmackhaft erwies. Ich hatte im Vorfeld Schauderliches über der philippinische Essen gelesen. Das konnte ich mit der ersten Mahlzeit nicht bestätigen. Zugegeben, Knoblauchreis und gedünsteter Tintenfisch zum Frühstück sind sicher nicht jedermanns Sache, aber dann gab es noch obligatorischen gebratenen Speck, Eier und Hackbällchen in würziger Sauce. Ich fand alles gut essbar. Okay, dafür schmeckte der "O-Saft" besch... eiden. Hatte was von, wie hiess das früher, Quench oder Quick? Und das Pulver ungefähr ein halbes Jahr über das Mindesthaltbarkeitsdatum, das traf etwa den Geschmack. Sei´s drum, gab ja noch Wasser und Tee. Für Sibille war das Frühstück allerdings wenig erbaulich, sie musste sich mit pappigem Toast mit Marmelade und recht schauderlichem Kaffee rumschlagen. Tja, so ist das mit den Vegetariern.
Danach versuchte ich über die Rezeption des Hotels rauszufinden, wie ich Fährtickets bekommen könne. Heute bekam ich nur ein kurzes "Da müssen sie da anrufen" und er arbeitete weiter. Hmmm, gestern bot sein Kollege noch an, er würde anrufen, was sicher auch besser gewesen wäre, da zwar alle Englisch sprechen, aber der asiatische Slang ist nicht gerade leicht verständlich. Ich glaube kaum, dass ich da sinnvoll den Weg zu einem Ticketoffice in der mir noch fremden Stadt hätte klären können. Also einfach im Nachbarhotel an der Rezeption gefragt und siehe da die hatten einen Reiseshop und da könne ich Tickets bekommen. Großes Kino, dazu ist zu bemerken, dass die beiden Hotels zusammengehören und es nicht so schlecht gewesen wäre, hätte man mir das gestern oder heute kurz zuvor gesagt.
Also im Reiseshop nachgefragt. Kabine oder Schlafsaal? Naja, kommt auf den Preisunterschied an. 1000 Pesos pP im Saal, 1400 Pesos in der Kabine. Heißt ca. 16,60 Euro zu 23,30 Euro, eigentlich gar keine Frage bei einer 12 Stunden Nachtfähre. Allerdings hat die Fähre nur 2 3-Bettkabinen und so müsse man alle drei Betten bezahlen, sprich 70,- Euro zu 33,- Euro.
Egal, wir haben kaum geschlafen und Schlafsaal muss nun nicht zwingend sein, also Kabine geordert. Leider könne man die Tickets erst um 14.00 bis 15.00 Uhr abholen. Fein, jetzt war es 10.00 Uhr, also 4 Stunden rumlungern in der Lobby.
Nach Erhalt der Tickets um 15.00 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Hafen. Zwar fährt die Fähre erst um 20.00 Uhr, aber vielleicht kommen wir ja früher rauf und wirklich was machen können wir eh nicht mehr. Der nette Taxi-Fahrer vor dem Hotel bot uns auch gleich einen Special price zum Hafen an, nur 200 Pesos. Jo, hört sich special an, für ihn. Wir lehnen dankend ab, obwohl ich keinen Plan habe, wie viel so eine Fahrt kosten müsste. Da muss man mal ein wenig zocken.
Also die nächste Taxe von der Straße gewunken. Meine Frage, was die Fahrt zum Hafen kostet wurde mit einem verständnislosen Blick beantwortet. Allerdings nicht, weil der Fahrer mich nicht verstanden hat, sondern, wie sich nun herausstellte, er mit Taxameter fährt und es kostet dann, was das Gerät am Ende anzeigt. Das schafft erstmal Vertrauen, aber keine Sicherheit, hier ist auch gern mal ein Taxameter manipuliert. Scheint aber nicht so.
Der Verkehr Richtung Cebu City erwies sich dann als heftiger Freitag-Feierabend-Verkehr mit dickem Stau. War nicht so schlecht, frühzeitig loszufahren. Jetzt wurde auf einer dreispurigen Straße auch mal die fünfte Spur eröffnet. Untereinander blieben die Verkehrsteilnehmer aber weiterhin defensiv, es wurde kaum gedrängelt oder geschnitten. Entweder ich bin da inzwischen schon völlig abgestumpft oder die Warnungen, die ich vorher erhalten habe, waren etwas übertrieben. Wird sich ja noch zeigen.
Der Fahrer verließ nun die Hauptstraße und fuhr in kleine Straßen. Ah ha! Jetzt werden also Umwege gefahren, um den Fahrpreis in die Höhe zu treiben? Nein, definitiv nicht, es war deutlich zu erkennen, dass der Fahrer eindeutig in Richtung Ziel blieb und uns ordentlich Zeit sparte. So erreichen wir gut und 4 Stunden vor der Abfahrt den Hafen. Kosten 100 Pesos, also die Hälfte des Special price, alles richtig gemacht also.
Die Fähre war auch schon da, allerdings wurden Waren geladen und von Passagieren noch keine Spur. Auf Nachfrage konnten wir aber schon an Bord, wir hatten ja die Kabine. Auf dem Schiff zeigte sich schnell, dass unsere Wahl der Kabine wohl völlig richtig war. Das Normalticket hätte nämlich einen von ca. 100 beieinander stehenden Doppelstockbetten beinhaltet, die luftig im Freien auf dem Deck standen. Nicht, dass die Kabine durch übermäßigen Luxus auffiel, aber so ein eigener Raum wurde auf einmal sehr einladend.
Aber was macht man nun die nächsten Stunden? Nochmal ins Einkaufscenter, an dem wir gerade vorbei gefahren sind? Sibille hat Angst um unsere Sachen und Wertgegenstände. Mein Hinweis auf die abschließbare Kabine beruhigten sie nicht wirklich. Also musste ich noch nachschieben, dass wir nie hundertprozentige Sicherheit haben werden. Schließlich konnten wir uns darauf einigen, doch noch etwas zu laufen und Getränke und Nahrung zu kaufen.
Der Weg vom Hafen zum Einkaufscenter erwies sich dann allerdings als lang und alles andere als schön. Sibille war bei den Gestalten um uns herum nicht gerade wohl. Na ja, könnte schlimmer sein.
Nach langem Marsch erreichten wir das Einkaufscenter, kauften etwas Proviant und bekamen auch die gewünschten Karte für Sibilles Handy. Jetzt konnten wir uns sogar verlieren und hätten einander anrufen können. Oh Wunder der Technik.
Da wir uns aber nicht verlieren wollten, machten wir uns auf den Rückweg und da es bereits dämmerte, war es auch besser, uns nicht zu verlieren. Wieder an Bord angekommen konnte Sibille beruhigt feststellen, dass wir nicht ausgeraubt wurden.
Dafür donnerte jetzt die Klimaanlage und die war auf Schneesturm eingestellt, blies durch einen riesigen Schacht und lies sich weder ein- noch ausstellen. Sibille kramte dann gleich mal ein Halstuch raus, eine Erkältung trotzdem erwartend.
So ging es dann los, draußen kündigten Blitze ein ordentliches Gewitter an, in der Kabine Schneesturm und 12 Stunden Überfahrt lagen vor uns.
Kaum abgelegt fing auch ein satter Regen und ordentlicher Wind zu blasen an. Meine Vermutung, wir bekommen ordentlichen Seegang, bestätigte sich dann allerdings nicht. So ging die Fahrt arschkalt, aber ruhig Richtung Camiguin.
Aufbruch: | 04.11.2010 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 30.04.2011 |