Philippinen 2010
Camiguin
Die Überfahrt nach Camiguin als erholsam zu bezeichnen, wäre sicher übertrieben. Ich konnte kaum schlafen, was aber weder an der Schneekanone von Klimaanlage lag, noch an dem leichten Seegang. Der Jetlag tat noch sein Werk. Mit den ersten Sonnenstrahlen ging aufs Deck. Hier war alles patschnass, das mit der Kabine erwies sich als die absolut richtige Wahl. Sibille hatte die Fahrt dank Halstuch und warmer Kleidung auch ohne schwere Erkältung überstanden, also alles im grünen Bereich.
Camiguin lag auch schon recht nahe und sah für mich recht einladend aus. Dichtes Grün bedeckte die gesamte Insel, auch die in Wolken verhangenen Vulkane. Camiguin hat trotz der geringen Größe 5 Vulkane zu bieten, von den einer als aktiv und als Killervulkan gilt. Zwar brach der Hibok-Hibok zuletzt vor rund 60 Jahren aus, da tat er es jedoch faktisch ohne Vorwarnung und schickte eine todbringende, extrem heiße und schnelle Gaswalze die Bergflanke hinunter, welche vielen Menschen das Leben kostete. Fast hätte diese Gaswalze die Hauptstadt Mambajao erreicht, glücklicherweise verebbte die Walze jedoch kurz vor der Stadt.
Ich will einfach mal hoffen, dass sich dieser nett anzuschauende, kleine Berg noch eine weitere Woche gedulden kann, bis er eventuell wieder zum Leben erwacht. Da bin ich jetzt einfach mal egoistisch.
Unserer Weg zum Hafen wird von sehr vielen fliegenden Fischen begleitet, leider auch von reichlich Müll im Wasser. Schöner wäre türkisgrünes, glasklares Wasser und springende Delphine, aber man kann je nicht alles haben.
So erreichen wir den Hafen, der im Grunde nur aus einem Pier und einem größeren Gebäude besteht. Ist ja aber auch nicht gerade der Nabel der Welt hier. Camiguin gilt noch immer als Geheimtip in den Philippinen. Touristisch noch kaum erschlossen und auch ohne den erklärten Willen, den Tourismus verstärkt anzukurbeln. Was nicht heißt, dass es hier keine touristische Infrastruktur gäbe, schließlich haben wir ja auch ein Hotel gefunden und konnten sogar aus unterschiedlichen wählen.
Unsere erste Wahl, ein recht individuelles Baumhaus als Hotel, war leider ausgebucht. So fiel unsere zweite Wahl auf das Camiguin Highland Resort, laut Reiseführer das beste Hotel am Platze bzw. auf dieser Insel. Na schauen wir mal.
Nach verlassen der Fähre und abwimmeln diverser Kofferträger, die allerdings recht unaufdringlich waren und ein "Nein, danke" jeweils sofort hinnahmen, warteten wir auf den reservierten Shuttlebus des Hotels. Ob das wieder so reibungslos funktioniert wie in Cebu?
Es funktionierte wieder reibungslos, auch wenn wir 10 Minuten warten mussten. Zur Ehrenrettung des Fahrers sei erwähnt, dass die Fähre deutlich früher als geplant ankam. Anständige philippinische Fähren sollen auch gern mal drastisch verspätet ankommen.
Auf dem Weg zum Hotel konnten wir einen ersten Eindruck von der Insel bekommen. Und dieser fiel ungemein positiv aus. Überall war es grün. Die Behausungen an den Straßen waren sehr einfach, doch nichts wirkte unsauber, auf gewisse Weise nicht einmal ärmlich. Der Charme, den die Insel haben soll, war schnell spürbar.
Schnell erreichten wir auch unser Hotel, was mich überraschte, allerdings negativ. Immerhin kostete der Transfer 700 Pesos, sprich rund 11,50 Euro. Das mag für Europäer nicht die Welt sein, für die Philippinen jedoch recht kräftig. Zum Vergleich, die Taxe in Cebu City vom Hotel zum Hafen kostete 100 Pesos und dauerte ca. 5 mal so lange. Sei es drum. Das Hotel lag sehr schön in den steilen Hängen der Vulkaninsel. Das Ambiente muss man als stilvoll bezeichnen. Auch das Zimmer war mehr als ordentlich. In Europa dürfte es gehobene Mittelklasse haben. Nun sind wir aber nicht in Europa und für 2300 Pesos die Nacht kann man in Deutschland teilweise allenfalls in einer Jugendherberge unterkommen. Da gibt es dann allerdings kein Frühstück dazu.
Das Zimmer hat zwar nur einen Ausblick Richtung Berggipfel und einen kleinen Teich mit Kois aber der gesamte Flur vor den Zimmern war wie eine riesige Terrasse, mit Stühlen und Tischen. Von dort gab es einen fantastischen Blick zum etwa 4 Kilometer entfernten Meer. Viele Wolkenfelder schufen ein herrliches Bild. Ja, doch, hier kann man es aushalten.
So schön es hier sein mag, wir werden hier nicht die ganze Zeit verbringen. Das Hotel liegt doch recht weit vom Meer und auch von der Hauptstadt Mambajao entfernt. Zu weit zum laufen. An der Rezeption erfahren wir, Taxis gibt es nicht und ein Shuttle könne man zu anbieten, für 300 Pesos. Öhmm, ja... Das sind vielleicht 6-7 Minuten Fahrt. Ein für die Philippinen recht dreister Preis. Bleibt nur erstmal keine Wahl. Zum Laufen sind wir nach den Anstrengungen der letzten Tage sicher nicht bereit.
Also bringt uns der Fahrer nach Mambajao. Nicht etwa im Auto, sondern in einem offenen Bus, wie man ihn aus Vergnügungsparks kennt. Mehrere Sitzreihen hintereinander und offene Seiten. Na ja, ist ja gutes Wetter...
Auf der Fahrt bestätigt sich jedoch der positive Eindruck der Insel. Die Leute unterwegs wirken entspannt und sehr freundlich, der Verkehr läuft ruhig und gesittet.
Mambajao selbst geht allerdings Charme völlig ab. Für hiesige Verhältnisse sicher völlig normale Häuser, mit europäischen Maßstäben darf man natürlich nicht bemessen. Es ist aber weder besonders schmutzig oder ranzig. Eine normale kleine Stadt hier denke ich.
Am Marktplatz werden wir raus gelassen.
Na ja, man merkt schon, dass man hier in einer anderen Welt angekommen ist. Der Public Market ist dann auch nicht unbedingt das, was man als West-Europäer so gewohnt ist. Neben den kramigen Ständen für Kleidung, Haushaltsartikel oder ähnlichem, findet man halt auch Stände für "Frisch"fleisch und -fisch. Das liegt dann eben offen und ungekühlt auf den Tresen und diverse Hände fingern daran rum. Ich kann nicht behaupten, dass das für mich appetitlich wirkt, für Sibille sind Anblick und Geruch nicht erträglich und wir verlassen den Markt. Auf dem kurzen Rundgang durch die Stadt entdecken wir nichts von Bedeutung. Diverse Tricycle-Fahrer wollen uns fahren oder wir sollen ein Motorrad mieten. Wir lehnen erstmal dankend ab, allerdings werden wir später noch zum Hotel zurück müssen und ein Motorrad mieten dürfte bei den örtlichen Gegebenheiten des Hotels seine Vorteile haben.
Wir wollen uns die Insel ja auch anschauen. Dafür könnte man zwar auch geführte Touren buchen. Will ich aber nicht. Ich bin sicher, das mit den Sehenswürdigkeiten dieser nicht allzu großen Insel sollte ich schon hinbekommen. Um auf den Vulkan Hibok-Hibok zu steigen benötigt man allerdings auf jeden Fall einen Führer. In einem Touristik-Büro erfahren wir, dieser muss mindestens 2 Tagen im Voraus gebucht werden, kostet 1200 Pesos, plus 500 Pesos pro Person Registrierung bei der örtlichen "Vulkanwacht" oder was auch immer die Organisation DENR so treibt. Vielleicht nur das Einsammeln von Gebühren. Das überlegen wir uns noch.
Dabei fällt mir ein, dass Bargeld noch nötig wäre die Automaten in Cebu City haben nur 2x 10.000 Pesos ausgespuckt und für die Rechnung des hiesigen Hotels nebst Nebenkosten für die kommenden 5 Tage wird das nicht reichen. Außerdem haben wir ja auch schon einiges ausgegeben.
Tja, nun musste ich feststellen, die ATM´s in Cebu waren sogar grosszügig und günstig. Hier kostet das Abheben zwar nur 150 Pesos Gebühren, allerdings bekommt man auch nur maximal 4000 Pesos dafür. Seltsamerweise könnte man das mehrfach machen, mit mehrfacher Gebühr versteht sich. Das nenne ich begnadete Abzocke. Das sind 3,75% Gebühren. Soviel zum Thema kostenlos Bargeld mit der DKB Visa-Karte. Dafür kann zwar die DKB nichts, das ändert nur nichts an der Tatsache.
Ich lasse das mit dem Geld abheben erstmal, im Hotel kann man auch mit VISA zahlen, hier werden dafür allerdings immer Gebühren auf die Rechnung verlangt, unüblich bei uns. Mal sehen, was günstiger kommt.
Jetzt aber erstmal zurück ins Hotel. Zum Laufen fehlt uns die Lust und wie uns der Fahrer des Hotels mitteilte, kostet ein Habal-Habal, ein Motorrad für bis zu 4 Personen, 40 Pesos zum Hotel. Danach stand uns aber nicht so der Sinn, nicht mal zu dritt wollten wir auf diesen kleinen Mopeds fahren. Irgendwie sind das nämlich ganz normale Roller, mit etwas längerer Sitzbank vielleicht.
Hier fahren aber auch noch jede Menge Tricycles rum, auf die man eigentlich auch nur raufhüpft. Nur fahren die die Hauptstraßen lang und nicht zu unserem abgelegenen Hotel. Da müssen wir wohl einen special-ride aushandeln.
Wieder in der Ortsmitte angekommen, stehen auch genügend Fahrzeuge rum. Ich werde auch gleich angesprochen, ob ich nicht ein Motorrad mieten wolle. Das wollten wir schon und damit Camiguin auf eigene Faust erkunden, so groß ist die Insel ja nicht. Also Interesse bekundet, mal sehen, was hier so läuft. Pro Tag 500 Pesos, üblicher Preis laut Reiseführer. Lieber wäre es ihm aber, wenn wir 3 Tage mieten würden, dann käme der Tag auf 350 Pesos. Im Hotel würde das Moped also 1050 Pesos oder 17,50 Euro für drei Tage Moped, das ist sicher günstig. Der Händler ist Sibille nicht recht geheuer, das Umfeld auch nicht. Ich dagegen habe keinerlei Argwohn, halte den jungen Händler und die Umgebung für völlig normal. Das werde ich mir überlegen. Ich frage nach einer Telefonnummer oder Karte, die er leider nicht hat. Dann würde ich eben morgen wieder herkommen, er dürfte ja hier zu finden sein, was er bejahte.
Wir gingen erstmal weiter, um kurz darauf von dem Händler nochmal angehalten zu werden. Inzwischen saß er in einem Tricycle und gab mir eine Handynummer, dort könne ich ihn erreichen. Mehr war ich nun aber an dem Tricycle interessiert und fragte nach dem Preis wenn er uns zum Hotel fährt. 100 Pesos, das ginge zwar sicher etwas günstiger, aber da machen wir jetzt mal schnelle Kelle und um ein paar Pesos möchte ich jetzt nicht handeln. Wir waren beide noch etwas geschafft von der Anfahrt und wollten schnell ins Hotel zurück.
So hatten wir das Tricycle für uns allein und einen gesprächigen, freundlichen Fahrer. Wir sprachen über die Insel, den ruhigen Verkehr und die freundlich wirkenden Bewohner. Wir bekamen umfassende Informationen über die Insel und auch, wo unser Fahrer wohnt, sein Bruder und seine Mutter. Als wir an deren Haus vorbeifuhren, winkte sie uns überschwänglich zu. Na ja, wir fahren ja auch im Tricycle ihres Sohnes. Es wirkt halt schon sehr ungewohnt für uns. Bei uns kennen sich teilweise nicht mal Leute, die im gleichen Haus wohnen, geschweige denn, grüßt man sich.
Wieder im Hotel machten wir noch einen kurzen Abstecher in die Umgebung des Hotels. Aus der Nähe drang Musik zu uns. Ein Stück entfernt, über nicht eben lauffreundliche Wege, war ein kleines Dorf. Weit verstreut waren einfache Hütten unter den vielen Bäumen. Kühe, Ziegen und Schweine waren hier wie da. Kinder begutachteten uns neugierig und grüßten freundlich, aber keiner kam an um zu betteln oder die augenscheinlich hier nicht üblichen Besucher aus der Nähe zu betrachten. Alles hier wirkte ungeheuer friedlich. Auch hier war nirgendwo Schmutz zu sehen, nichts roch unangenehm. Alles mochte einfach sein, aber es wirkte nichts arm oder ärmlich.
Leider hatte ich keine Kamera dabei, wobei vielleicht auch besser so. Die Stimmung hätte man in Bildern nur schwer einfangen können und die Bewohner zu fotografieren wäre mir auch nicht angenehm gewesen. Schließlich erreichten wir die Herkunft der Musik, die hiesige Dorfkneipe. Dort wummerte aus übersteuerten Boxen Musik. Ich wäre gern dort reingegangen, aber die Dämmerung setzte bereits ein und hier wird es schnell sehr dunkel. Müßig zu erwähnen, dass es hier keine Straßenlaternen gab, die uns den Weg heimgeleuchtet hätten. Sibille wäre es auch so wahrscheinlich ein wenig zu viel des Eintauchens in die philippinische Gesellschaft gewesen. Also zurück zum Hotel zum Abendessen.
Hier müssten wir feststellen, dass wir augenscheinlich die einzigen Gäste des Hotels waren, jedenfalls waren wir im Speisesaal allein. Das Essen war lecker, wenn auch sehr übersichtlich gehalten, um nicht zu sagen, etwas wenig. Für philippinische Verhältnisse sicher auch etwas teurer, aber gut, es ist ja auch ein besseres Hotel.
Nach dem Essen fragte uns der Fahrer des Hotels, ob wir denn nicht eine Rundfahrt machen oder ein Moped leihen wollten. Rundfahrt nein, aber was er für das Moped haben wolle. 500 Pesos pro Tag damit auch nicht teurer für einen einzelnen Tag, als vom Händler in Mambajao, dazu vom Hotel aus und 3 Tage mieten wäre wahrscheinlich eh zu viel. Daher orderte ich für den nächsten Tag so ein Teil.
Am nächsten Morgen gab es das erste Frühstück und leider änderte sich die Größe der Portion nicht. Sibilles Continental Breakfast bestand aus vier halben Toastbrotscheiben und einer kleinen Schale Marmelade nebst einem Glas "Fruchtsaft", so man das so nennen will, und Kaffee. Mein Philippino Breakfast war auch nicht gerade zum satt essen. Zwei kleine Würste, eine Tasse Reis und Rührei, den gleichen Saft und Tee. Man muss hier portionsmässig erhebliche Abstriche machen. Ich bin eh zu fett und Sibille reicht die Menge auch. Nicht immer nörgeln. Und schmecken tut es auch. Mag einer die Nase rümpfen über Knoblauchreis am Morgen, mir schmeckt das. Es gibt keine Uhrzeiten für bestimmtes Essen.
Nach dem Frühstück bekommen wir unseren Moped, einen 125er Roller, so wie hier üblich. Üblich sicher auch der Zustand, neuwertig würde ich das Teil nicht gerade bezeichnen und Bremsen und Reifen waren neu, irgendwann so im letzten Jahrtausend. Helme sind auch dabei, allerdings würde so was bei uns nicht einmal beim Skaten als Schutz bezeichnen.
Bahala na, schon vergessen? Und nicht immer nörgeln, wird schon. Was wir gesehen haben, wird hier sehr ruhig gefahren und so eine 125er Gurke werde ich schon zum Stehen und um die Ecke bringen. Und da wir nicht umfallen, brauchen wir auch keinen guten Helm. Ich fange langsam an, philippinisch zu denken.
Geplant haben wir nichts, wahrscheinlich einfach mal rund um die Insel, einfach treiben lassen. Die Umrundung sind nur 60 km +X. Im Nachhinein sollte sich heraus stellen, dass dieser Nichtplan, genau der beste war. Schnell tauchten wir ein in die Gemütlichkeit und die regelrechte Friedfertigkeit der Insel. Geruhsam lassen wir uns von der Straße ziehen. Der Zustand der Straße ist im Übrigen sehr gut, so was haben wir in Berlin nicht überall. Am Straßenrand einfache Häuser, kleine Läden und immer wieder freundliche Gesichter, die einem zuwinken und anlachen. So ein echtes "Hallo" und ehrliches Lachen. Spürbar nicht von der Sorte "Hihi, hallo Tourist, gib mir Geld".
Ich frage mich nur nach einiger Zeit, grüßen die hier alle Rollerfahrer? Nein, tun sie nicht, Einheimische bleiben ungegrüßt. Hmm, woran erkennen die uns? Ist mir ein echtes Rätsel. Eventuell mein Drei-Tage-Bart, eventuell die überflüssigen Helme oder vielleicht auch schamanistisches Hexenwerk. Ich weiss es nicht, ich werde nicht fragen, es ist mir im Prinzip auch völlig Schnuppe. Ist ist wie es ist und so wie es ist, erfreut es das Herz. Basta!
Wo immer mir ein Hinweisschild über den Weg läuft biege ich ab oder halte an. So fahren wir ins Hinterland, genießen die fantastische Flora und Faune der Insel oder halten am Strand. Mit Stränden ist Camiguin nicht so sehr gesegnet. Wenn man im Zusammenhang mit Camiguin einen schneeweißen Strand sieht, dann ist das zu 99% die kleine vorgelagerte "Insel" White Island, welche jedoch im Grunde nicht mehr ist, als eine aus dem Wasser ragende Sandbank.
Am Strand werden wir auch gleich eingeladen, dass man uns sofort rüber fahren würde. Das lehnten wir dankend ab. Erstens hatten wir wenig Interesse auf einer Sandbank im Meer zu stehen und 400 Pesos wäre es uns auch so nicht wert gewesen.
So geht die Fahrt weiter und wir erreichten den Versunkenen Friedhof. Dabei handelt es sich tatsächlich um einen Friedhof, der aufgrund eines Vulkanausbruches im Meer versunken ist. Später errichtete man dann ein großes Kreuz über Wasser. Im Inneren des Kreuzes könnte man auch auf des Spitze steigen. Den Friedhof selber könnte man in einem Tauchgang besichtigen. Das finde ich jedoch etwas... morbide. Auch das lassen wir mal lieber.
Im Hintergrund würde der Old Camiguin Vulcano grüßen, wäre er nicht in Wolken verhangen.
Uns verschlägt es nun zu den Tuwasan Falls, leider hört kurz vor einem Dorf die befestigte Straße auf und wir wollen das geliehene Moped nicht über den Stock-und-Stein-Pfad quälen. Außerdem hatte ich mir ja vorgenommen, keinen Sturz zu produzieren. Was bin ich vorsichtig und umsichtig... Nach einer Weile des Laufens hätte ich mir gewünscht, ich wäre weniger vorsichtig gewesen, das zieht sich ganz schön. Ob wir uns verlaufen haben? Kann nicht sein, gab doch nur einen Weg.
Nach einiger Zeit begegnet uns jedoch eine Gruppe Touristen. Die Frage, ob wir auf dem richtigen Weg seien, wird bejaht. Es seien noch ca. 2 km. Das abschließende "Have fun" eines klatschnass geschwitzten Wanderers lässt jedoch wenig gutes erahnen. Die Sonne knallt. Nach einer Weile erreichen wir eine Hütte nebst dessen Bewohnern. Eine junge Frau bietet uns einen Führer an, die Fälle seien nur schwer zu finden. Na, das glauben wir jetzt mal nicht, davon hätte uns die Gruppe vorhin berichtet, schätze ich mal.
Und siehe da, wenige Schritte hinter der Hütte sogar ein Hinweisschild zu den Fällen. Also nicht ganz so schwierig zu finden. Kurz nach der Hütte für den Weg jedoch richtig ins Unterholz und wandelt sich zu einem Trampelpfad. Das macht Verlaufen zwar sehr unwahrscheinlich, allerdings wird es nun doch sehr beschwerlich, den es geht gewunden in eine Schlucht hinab. Kein Zuckerschlecken. Interessanter Weise begleitet uns die junge Frau von der Hütte in einigem Abstand, obwohl wir einen Führer abgelehnt hatten. Na wenn es ihr Spaß macht schwitzende Europäer zu beobachten. Endlich erreichten wir den Boden der Schlucht nebst des Flusses, der diese geschaffen haben dürfte. Wir sind ziemlich platt. Das dürfte jetzt eine sehr gute Stunde gewesen sein, bei knackiger Hitze. So war das eigentlich nicht geplant.
Von Wasserfällen ist jedoch nichts zu sehen. Die noch immer anwesende Frau erklärt, wir müssten weiter, die Fälle seien noch ein gutes Stück. Da auch nichts zu hören war, schien das zu stimmen. Wir entschlossen uns daher, den weiteren Weg nicht zu gehen. Sibille war doch ziemlich platt, da auch noch nicht wirklich gesund. Also die Nummer zurück, bergauf macht das glatt doppelt so viel Spaß. Wieder oben angekommen, fängt es auch ordentlich an zu regnen, gut, dass wir uns entschieden hatten, nicht weiter zu gehen, bei Regen hätte ich den Trampelpfad nicht laufen wollen.
Wieder am Moped angekommen setzen wir die Umrundung der Insel fort. Wir hielten zwar noch hier wie dort an, größere "Highlights" blieben nun jedoch aus. Was nicht ganz stimmt. Der ungemein freundliche Charme der Insel und die freundlichen Bewohner blieben den ganzen Weg erhalten. Und irgendwie ist das sehr wohl auch ein Highlight.
So erreichten wir unbeschadet am späten Nachmittag wieder unser Hotel. Bahala na, was habe ich gesagt, hat doch alles geklappt.
Das Hotel blieb auch diese Nacht fast leer, außer uns nur noch ein oder zwei Zimmer belegt. Schade für dieses schöne Haus. Abendessen und ab in die Koje.
Am folgenden Morgen fassten wir den Entschluss, heute einfach mal genau gar nichts zu unternehmen und den harten Strapazen des gestrigen Tages durch einen ausgedehnten Poolaufenthalt entgegen zu wirken. Auf der Veranda genossen wir zunächst die tolle Aussicht auf das frühmorgendliche Meer und das ungemein angenehme Klima.
Nach dem erneut recht spärlichen Frühstück machten wir uns auf an den Pool. Für die zu erwartende körperliche Betätigung des heutigen Tages sollte das Frühstück jedoch ausreichend sein. Zu erwarten ist allenfalls ein von einer Seite auf die andere rollen und wenn es hoch kommt, ein Sprung in den Pool.
Die Sonne knallte ordentlich, daher zog ich es vor, den Schatten eines Baumes als Standort meiner Liege zu wählen. Lust auf Sonnencreme hatte ich nämlich wie üblich nicht. Tja, man lernt nicht aus. Es ist wohl bekannt, dass man sich unter Wolken auch im Schatten einen Sonnenbrand holen kann. Dass das jedoch auch unter großblättrigen Bäumen passiert, das war mir neu. Ich werde sicher ein paar Tage schmerzhaft an diese neue Erkenntnis erinnert werden.
Am Abend entschlossen wir uns, auf eine Besteigung des Vulkans Hibok-Hibok zu verzichten. Möchte man den Auf- und Abstieg des nur 1332 Meter hohen Berges an einem Tag schaffen, und das wollten wir, dann hätte man um 5.00 Uhr aufbrechen sollen. Bis 9.00 Uhr sei es möglich, dann prügelt der Führer aber den Weg rauf und runter. Sowohl als auch steht uns nicht der Sinn danach. Und wie die Wege im Inneren der Insel aussehen können, hatten wir ja schon bei unserem Ausflug zu den Tuwasan Fällen sehen können. Da nehmen wir uns lieber nochmal ein Moped und fahren zur Bergstation. Weitere Sehenswürdigkeiten stehen auch noch aus. Also Moped für den folgenden Tag geordert.
So nahmen wir am Morgen erneut das uns bekannte Moped in Empfang und fuhren zunächst zu den Katibawasan Falls, welche malerisch in tropischer Vegetation eingebettet ca. 70 Meter in die Tiefe stürzen. Kleiner Eintritt von 15 Pesos wird fällig. Nichts weltbewegendes, aber nett zu sehen.
Weiter ging es Richtung Hibok-Hibok.
Die Entscheidung, nicht per pedes den Vulkan zu erklimmen, erwies sich als richtig. Der hing nämlich in dicken Wolken und ein Aufstieg wäre sicher kein Zuckerschlecken geworden. Also rauf zur Bergstation gefahren. Diese erreichen wir über einen relativ langen Anstieg über eine gewundene Straße und haben einen schönen Ausblick auf das Meer und Mambajao.
In der Station selbst gibt es einige Informationen über Vulkane allgemein, Vulkane auf den Philippinen und natürlich den Hibok-Hibok selbst. Insbesondere über den fatalen Ausbruch 1951, welcher ohne Vorwarnung geschah und rund 2000 Menschen das Leben kostete. Wenn man sieht, wie dünn besiedelt die Insel ist, kann ungefähr ermessen, was da passierte. Die Bilder der mumifizierten Leichen, die mitten in ihren Bewegungen "eingefroren" wurden, waren schlimm anzusehen. Zum Glück hatte der Vulkan heute keine Absicht auszubrechen und ließ uns unbehelligt wieder abfahren.
Als nächstes Stand das Enigmata Treehouse auf dem Programm. Ein ausgefallenes "Baumhaus-Hotel, welches gleichzeitig Kunstgalerie und Heimat einer örtlichen Künstlergruppe ist. Hier wollten wir eigentlich ürsprünglich unterkommen, es war jedoch ausgebucht. Heute waren irgendwie keine Gäste zu entdecken, heute sei jedoch eine grosse koreanische Gruppe abgereist.
So konnten wir das Anwesen anschauen, ohne das wir Gäste störten. Für den kleinen Eintritt von 10 Pesos pP wurden wir auch rumgeführt. Es ist wirklich eine sehr individuelle Unterkunft und sicher wäre es interessant, hier ein oder zwei Nächte zu bleiben. Allerdings nicht länger und schon gar nicht mit unserem Gepäck, dafür ist es doch sehr nah an der Natur und die Zugänge zu den Zimmern im Baum doch sehr steil. Ansonsten jedoch ein wirklich ausgefallener Ort.
Wir machten nun noch einen Abstecher zu den Ardent Hot Springs, wie der Name verrät, eine heiße Quelle, die hier in mehreren Pools aufgestaut wird und gegen kleinen Eintritt von 30 Pesos pP kann man dort ein Bad nehmen. Das taten wir auch und relaxten im ca. 40 Grad warmen Wasser.
Wieder im Hotel machte ich nun Pläne wie wir unser nächstes Ziel, Alona Beach auf Panglao Island, Bohol erreichen. Das wird eine haarige Anfahrt. Fähre um 8.00 Uhr nach Jagna, Bohol. Vorher Transfer vom Hotel dorthin. In Jagna muss man den Linienbus bis zur Hauptstadt Tagbilaran nehmen. Dort per Tricycle zum Jeepney-Terminal und einen Jeepney suchen, der auch nach Alona Beach fährt. Das alles in unbekannter Gegend mit Gepäck, das wird spassig. Ach ich vergaß, Bahala na.
Wichtig war jedoch auch noch, das Hotel zu bezahlen. Bargeld reicht nicht annähernd mehr. Die Visa-Karte könnte ich zwar nutzen, dafür werden jedoch 5% Aufschlag vom Hotel erhoben plus 1,5% Auslandseinsatz. Da muss ich dann wohl die Gebühren des ATM bezahlen, die sind zwar unverschämt, jedoch trotzdem billiger.
Also werden wir morgen den Tag zum Ausklingen nutzen und zur Geldbeschaffung.
Gesagt getan, am folgenden Tag geht es per pedes nach Mambajao, was sich als strammer Weg erweist. Allerdings kommen wir so nochmal dicht an die an die schöne Landschaft und die freundlichen Bewohner ran. Auf dem Weg konnten wir die Arbeiten in einer Schmiede beobachten und hier ist eine Schmiede, noch eine Schmiede im herkömmlichen Sinne.
In Mambajao den als ATM getarnten Raubritter um Geld gebeten, welches dieser gegen Spendenquittung auch rausrückte. Eigentlich wollten wir den Rückweg fahren, da die Fahrpreisforderungen heute jedoch etwas üppig ausfielen, wurde auch der Rückweg per pedes bewerkstelligt.
Morgen früh endet dann unser Aufenthalt auf dieser wirklich ungemein schönen und sympatischen Insel. Camiguin gilt als Geheimtip, das würden wir beide unterschreiben.
Aufbruch: | 04.11.2010 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 30.04.2011 |