Philippinen 2010
Bohol - Tauchen vom Alona Beach
Eigentlich waren die ersten Wochen zusammen mit Sibille dafür gedacht, gemeinsam Urlaub zu machen. Alona Beach sollte 2 Wochen Entspannungsurlaub bieten. Es war nicht mein Ziel, in dieser Zeit zu tauchen. Bereits auf Camiguin sagte Sibille immer wieder, ich solle doch tauchen gehen, was ich aber stets verneinte.
In den ersten Tagen Bohol kam nun auch noch hinzu, dass der Wohlfühlfaktor gering, bis nicht vorhanden war. Urlaubsstimmung war mehr als eingeschränkt. Wieder sagte Sibille mehrfach "Geh doch tauchen, dann hast Du wenigstens was" So weit kommt es noch, sie langweilt sich zu Tode und ich gehe Spaß haben. So weit kommt es noch.
Nachdem wir unser schattiges Plätzchen am Alona Beach gefunden und ein Berliner Pärchen kennengelernt hatten, bröckelte meine Phalanx gegen das Tauchen. Vielleicht könnte ich ja doch ein wenig Tauchen gehen, ohne schlechtes Gewissen. Grundsätzlich bin ich deswegen ja auf den Philippinen und wenn man 30 mal hört "Geh doch tauchen" dann wird man schon mürbe.
Na erstmal die örtlichen Tauchbasen inspizieren. Also laufe ich den Alona Beach auf und ab. Die Preise bewegen sich zwischen 1100 - 1400 Pesos, natürlich ist die Qualität der Einrichtung unterschiedlich, aber ich habe bei keiner Basis das Gefühl, dass man da an Seelenverkäufer gerät. In manchen wird nur Englisch gesprochen, in anderen Deutsch und verschiedene andere Sprachen. Ist mir egal, ich muss nicht Deutsch sprechen, ich lasse mich ganz von meinem Gefühl leiten.
Am Ende habe ich das beste Gefühl beim Bohol Divers Club, philippinische Leitung, ordentliche Einrichtungen, man hat auch Flaschen mit DIN-Anschlüssen, ich bräuchte also keinen Adapter auf INT, sympathische Leute. Ein Einzeltauchgang 1100 Pesos also dabei am günstigesten obendrein. Ich überlege allerdings ein 10 Tauchgänge-Paket zu nehmen, da ist eine andere günstiger, aber die sagt mir nicht zu. Die Entscheidung fällt relativ leicht, Formalitäten geklärt und Tschüss bis morgen.
So erscheine ich am nächsten Tag abgehetzt und erschöpft an der Basis. Warum? Siehe mein Bericht über die Unterkunft, der Shuttlebus war kaputt und ich habe mein Tauchgepäck die schätzungsweise 1,5 km getragen. Ich habe es aber trotzdem mehr als pünktlich geschafft.
Also mein Geraffel ausgepackt und wollte alles in der bereit gestellten Box unterbringen. Nene, hiess es da, die Ausrüstung wird schon am Land vorbereitet, sprich Flasche mit Jacket und Regler, weil an Bord dafür wenig Platz sei. Hmmm, das gefällt mir gar nicht, aber was soll ich jetzt tun.
Noch weniger gefällt mir, dass die Crew die Ausrüstung vorbereiten will, die der anderen Taucher machen sie gerade fertig. Nenenene, das kommt nicht in Frage. Mein Jacket, Regler und Computer bereite ich selber vor. Das lässt man mich auch. Danach werden die Gerätschaften an den Strand getragen und auf einem kleinen Boot verstaut, danach sollen wir Taucher einsteigen, die Boxen mit der restlichen Ausrüstung fehlt noch, das Boot ist jetzt schon sehr voll. Ich frage, ob wir etwa von diesem Boot aus tauchen. Nein, nein, die Banka könne wegen Ebbe nur nicht an den Strand fahren. Na ein Glück.
Die Banka ist dann auch von anständiger Grösse. Allerdings habe ich mich schon immer über den Sinn dieses Bootstyps gefragt. Ich frage mich auch, wo man hier rein- und raus kommt. Na ich werde es schon erfahren und Bankas scheinen hier offensichtlich das übliche Boot zu sein. Als die restliche Ausrüstung kommt, geht es los. Ziel heute ein Hausriff vor dem Bohol Beach Club.
Wir schmeißen uns in Schale, jetzt wird klar warum die Flaschen schon vorbereitet sind, das wäre hier mit Sicherheit zu eng. Ins Wasser kommt man vom schmalen Bug der Banka. Wegen dieses Ablaufs und der Enge, wird ein Buddy-Check von keinem in Erwägung gezogen, allerdings wurden auch keine Buddys eingeteilt. Das sagt mir nun nicht so zu.
Mit Jacket und Flasche auf dem Rücken muss man sich allerdings noch die Flossen anziehen. Flossen anziehen ist bei mir so schon immer ein Akt und laufen mit den Teilen ist ätzend ohne Ende. Meine Flossen sind sehr lang, recht stark gebogen und bretthart. Unter Wasser mag ich sie, an Land sind die der Horror. Auch meine Simpelschnallen sind an Land schwer straff zu ziehen, unter Wasser wird nachgezogen, dann sitzen sie 1A.
Zum Glück wird einem geholfen. Die Flossen werden an der Einsprungstelle hingelegt, einer von der Bootscrew hilft einem beim Reinschlüpfen und zieht die Bänder fest. So geht das natürlich recht einfach, obwohl ich es bevorzuge, selber die Möglichkeit zu haben, mich komplett fertig zu machen. Als ich fertig bin gibt mir die Dive Con noch den Hinweis, dass ich mit ihm tauche. Na besser spät als nie, wahrscheinlich eine Art Checktauchen mit dem Dive Con als Buddy. Das ist okay, woanders muss man auch mal einen extra zu bezahlenden Checktauchgang machen, davon wäre ich wenig begeistert gewesen.
Und ab ins Wasser. PLATSCH! Und alle Schwierigkeiten sind vergessen, schon an der Oberfläche fühlt man sich leicht schwerelos, alle Umstände des Anziehens usw. sind vergessen. Hier hält man sich auch nicht lange auf, kurz okay abgefragt und Zeichen Abwärts.
Und so geht es abwärts, in die völlige Schwerelosigkeit. Schnell geht es abwärts, da hat man mir irgendwie ein bisschen viel Blei gegeben. Später mal checken.
Was mir gleich auffällt, wenn ich es mit Ägypten vergleiche, dann kommt hier nicht das Gefühl des Aquaruim-Tauchens auf. Es gibt nicht sofort so viele Fische, die Sicht ist irgendwie anders, ohne, dass ich es beschreiben könnte. Das ist aber nicht negativ, sondern ich empfinde es als sehr positiv. Die Unterwasserwelt wirkt "echter", was sicher auch an den viel schöneren Korallen liegt. In Sharm El Sheik war vieles grau und tot.
Ansonsten bot der Tauchplatz wenig Aufregendes. Das war aber auch nicht nötig, das Gefühl des Tauchens allein war allein genug. Wobei das nicht stimmt, immer gab es zwei grosse Anglerfischeund mehrere sehr kleine Seepferdchen zusehen, die ich selbst nie erkannt hatte, aber manchmal ist so ein Guide schon was Feines. Nach 55 Minuten tauchen wir auf. Hmmm, nur noch 47 Bar in der Flasche, ich habe schon mal sparsamer geatmet, wir waren zwar bis 30 Meter, aber trotzdem, da muss ich wohl ein wenig sparsamer werden. Gut war der erste Tauchgang, bisschen Stress am Anfang, neue Umgebung usw. Der Ausstieg erfolgt im Übrigen über eine Holztreppe, die man seitlich ins Wasser lässt, habe ich gar nicht bemerkt das Teil.
Aping, mein Tauchguide fragt mich, wie es war. Klasse, entgegnete ich, nur dass ich mit dem Luftverbrauch hätte mich gestört. Er schaut mich etwas entgeistert an und meint mein Luftverbrauch wäre schon in Ordnung.
Danach die übliche Oberflächenpause und ein wenig Small-Talk, nichts von Bedeutung.
Zum zweiten Tauchgang bekam ich einen neuen Buddy, Check also anscheinend beendet. Edward sei auch Divemaster, das würde schon passen.
Der zweite Tauchgang startete wie der erste, wieder kein Buddy-Check. Ich habe mir aber angewöhnt schon vor dem Sprung ins Wasser die Ausrüstung meines Buddys, so fern ich ihn weiß, anzusehen.
Edward hatte auch ein bleiintegriertes Jacket, Standard-Inflator, Oktopus hing an einem Klip. Alles so weit ohne Überraschungen.
Ab ins Wasser, wieder ohne viel Federlesen abgetaucht. Ich rauschte wieder schnell nach unten, Edward kam nur langsam runter. Der hatte wohl nicht zu viel Blei dabei wie ich. Hmmm, allerdings zeigt er auch Schwierigkeiten mit dem Druckausgleich an. Ein Divemaster mit Schwierigkeiten beim Druckausgleich? Na ja, vielleicht ist er etwas verschnupft und wollte nicht auf den Tauchgang verzichten. Macht man zwar auch nicht, aber okay. Ist ja auch kein Wettrennen und langsam kommt er runter.
Der Tauchgang läuft gut, nix Großartiges, aber auch nicht schlecht. Tauchen eben und darum geht es doch. Nach rund 30 Minuten schaue ich auf mein Fini-Meter, 130 bar, das wird besser, wir sind aber auch nicht so tief, wie beim ersten Tauchgang. Ich frage meinen Buddy nach seiner Restluft. Was macht er? Er gibt mir das OK Zeichen. Ich mache nochmal, deutlicher die Abfrage, wieder das OK Zeichen. Also entweder habe ich eine beginnende Stickstoffnarkose oder ich erinnere mich richtig, dass man diese Frage mit dem Restdruck beantwortet und nicht mit dem OK Zeichen. Kurz darauf muss er auftauchen, was aber nicht er, sondern der Dive Guide mir mitteilt, ich solle mit dem Guide weiter tauchen.
Ich bin verwirrt. Nein, ich bin nicht verwirrt, ich schüttel imaginär den Kopf. Eddi ist also Divemaster, so so... und die Erde ist eine Scheibe. Wenn der Divemaster ist, dann würde mich doch sehr interessieren, wo er diese Qualifikation erworben hat. Sei es drum, der Tauchgang geht dann auch so schön weiter und nach 67 Minuten tauche ich auf. Restdruck 50 bar, na es wird doch besser.
Am nächsten Tag bekomme ich einen neuen Buddy, mit dem würde ich rein vom Luftverbrauch besser passen. Da ich inzwischen darauf eingestellt bin, dass kein Buddy-Check gemacht wird, der übliche prüfende Blick. Wingjacket, Standard-Inflator, Standard-Bleigurt. Übersichtlich. Ziel des Tauchbootes ist heute die Insel Balicasag.
Wir machen uns also fertig, kurz bevor Simon ins Wasser springt sehe ich, dass er seinen Oktopus unter den Bleigurt geklemmt hat... Was soll denn der Mist? Da er gerade springt, lässt sich dran nichts ändern und es sah auch nach Absicht aus. Na wie auch immer, sollte ich ein Problem bekommen, werde ich mir den Oktopus schon holen und seinen Bleigurt öffnen, dann muss ich uns beide unten halten, gut, dass ich etwas überbleit bin. Hatte vergessen, gestern Blei raus zu nehmen.
Unter Wasser bemerke ich schnell, dass Simon ungefähr gar nicht daran interessiert ist, wo und wer sein Buddy ist. So tauche ich mehr oder minder hinter ihm her. Immerhin kann man deutlich erkennen, dass Simon wenigstens tauchen kann. Insgesamt scheint man hier jedoch sehr sorglos zu sein, was Tauchen und Sicherheit anbelangt. Dies ist aber offensichtlich kein Problem der Tauchbasis, sondern der Taucher selbst. Ich denke, die Tauchguides, haben es aufgegeben, die Taucher immer wieder auf Fehler hinzuweisen.
Während des Tauchgangs begegnen uns zwei Meeresschildkröten. Der Tauchgang am Spot Black Forest bietet nicht dramatisches, muss er aber auch nicht, alles schön so. Abgesehen davon sieht man hier die namensgebenden schwarzen Korallen, welche selten sind und auf den Philippinen nur hier vorkommen.
Nach der Oberflächenpause geht es weiter zum Tauchplatz Cathedral, "Buddy", so ich ihn so nennen will, bleibt Simon. Tauchplatzcharakteristik, Einsprung in flachem Wasser, dann fällt kurz dahinter eine Steilwand senkrecht ab. An Deck höre ich, wie einer der Tauchguides Edward, meinem gestrigen Buddy, sagt, er solle doch einfach mal 2 kg weniger Blei mitnehmen, 16 kg seien bestimmt ein wenig viel. 16 kg? Das muss ich falsch verstanden haben. Der gute taucht im 3 mm Shortie und hat 16 kg Blei dabei? Ich trage 5 mm Komplettanzug und die 5 kg, die ich jetzt habe, sind eigentlich zu viel. Ich verliere jeglichen Glauben in irgendwelche Zertifizierungen.
16 kg... Würde ich 16 kg mitnehmen, würde ich nach dem Abtauchen ungebremst in den Grund donnern und man könnte mich ausgraben. Ich kann nur den Kopf schütteln.
Egal, was schert es mich, meinetwegen kann er sich eine Abrissbirne um den Hals hängen und tauchen gehen.
Gleich nach dem Abtauchen muss ich feststellen, dass es mich sehr wohl etwas schert. Was nun passiert, hätte ich mir während eines geführten Tauchganges mit 2 Tauchguides, 3 Divemastern und 2 "normalen" Tauchern abgeht.
Mein Buddy Simon taucht wie gehabt einfach los, schwimmt über die Steilwandkante und steil nach unten, die Guides ebenfalls, ich ebenf... nein, ich nicht. Ich blicke mich um. Eddie the beagle kommt nicht runter. Ich frage das OK-Zeichen ab, was er erwiedert, er kommt aber nicht runter. Die anderen Taucher sind schon fast ausser Sicht. Ich bleibe demzufolge bei Edward. Er schafft es nicht abzutauchen, wir sind bereits auf 6 Meter. Von der Oberfläche, von 2-3 Metern nicht runterkommen, das kann eventuell passieren, aber auf 6 Metern?
Die Strömung drückt den völlig hilflosen Edward gegen die Steilwand. Ich biete ihm meinen Arm, damit er sich stabilisieren kann. Was macht der Napp? Er gibt mir das OK Zeichen! Das ist doch ein Witz, hier ist gar nichts okay und wo zur Hölle ist eigentlich mein Buddy und wo ist seiner? Wo sind die Guides? Inzwischen ist keiner mehr zu sehen. Edward lässt das Riff los, kommt aber weiter nicht runter, die Strömung drückt ihn erneut gegen die Steilwand. Wieder biete ich ihm Hilfe an, wieder greift er lieber ins Riff und jetzt bricht er ein grosses Stück einer Koralle ab, der Voll-Horst!
Ich zeige an, dass wir auftauchen sollten, was Eddie verneint. Ja ne, ist klar, ist ja alles schön hier. Endlich kommt einer der Guides. Inzwischen sind wir bereits 8 Minuten unter Wasser. Nach einem Moment erfasst er das Problem. Wäre er da gewesen, wäre es vielleicht gar nicht zu der Situation gekommen. Er zeigt mir an, dass er mit Eddie nach oben geht, ich solle hier warten. Na gut, bin ja kein ängstlicher Typ, der sich allein unter Wasser fürchtet. Beschäftigung habe ich auch, die Strömung pfeift hier recht ordentlich um das Riff. Ich stelle mich in die Strömung. Mit kontinuierlichem Flossenschlag kann ich genau auf der Stelle bleiben. Ist etwa so, als ob ich ohne Strömung zügig vorankommen wollte. So verbringe ich 10 Minuten an ein und der selben Stelle.
Niemand kommt. Ich tauche auf, keiner an der Oberfläche, keiner auf dem Tauchboot, zumindest keiner der Taucher. Ja super... Ich tauche nochmal ab, da begegnet mir eine andere Gruppe der Tauchbasis mit dem Guide, mit dem ich meinen ersten Tauchgang hatte. Er schaut mich überrascht an. Auf einer Unterwasserschreibtafel kann ich ihm das Problem schildern. Er versteht und zeigt mir an, ich solle mit ihm tauchen.
Nach rund 30 Minuten erreichen wir meine alte Gruppe, einschließlich Eddie und dem Guide. Fein, ich wurde wohl einfach vergessen. Ich zeige Aping an, dass dort mein alter Buddy ist und ich wieder wechsel, alles klar. Alles klar, heute wohl kaum. Keine 5 Minuten später zeigt mir Simon an, er gehe hoch und macht das Zeichen für Safety-Stop 3 Minuten auf 5 Metern. Na klasse... aber gut, ich zeige ihm OK und bestätige "nach oben". Nun zeigt mir Simon unmissverständlich an, ich solle mit den anderen weiter tauchen, er gehe allein hoch. Meine Fresse ihr könnt mich echt alle mal am Tüffel tuten, hier macht echt jeder was er will. Ist mir egal, soll er allein hoch, er macht eh was er will, ich tauche zurück zu Aping, zeige ihm an, dass ich wieder mit ihm tauche, was ihn sichtlich verwundert, aber natürlich kein Problem für ihn darstellt. Junge, so ein Chaos, da bekomme ich echt Plaque...
Während des weiteren Tauchganges dann aber wenigstens noch was erfreuliches. Eine Meeresschildkröte steigt aus der Tiefe auf und genau auf unsere Gruppe zu. Aber sie denkt nicht etwa daran, drum herum zu schwimmen, nein, sie bannt sich ihren Weg direkt durch die Gruppe. Schüchtern ist die gute nicht.
Wieder an der Tauchbasis angekommen stelle ich den Guide, der mich vergessen hat zur Rede. Er erschrickt deutlich, kleinlaut gibt an, er dachte, ich wäre mit Aping weiter getaucht, weil er mich nicht mehr gesehen hat. Ja bin ich auch, aber erst über 10 Minuten später, er muss an der falschen Stelle nach mir gesucht haben. Er entschuldigt sich sehr kleinlaut. Junge hey... aber gut, Entschuldigung akzeptiert. Morgen läuft es hoffentlich besser und eines steht schon mal fest, in keinem Fall mit den beiden "Divemastern" Simon oder Edward.
Der folgende Tag ist aber erst der übernächste Tag, zwischen drin musste ich mich mal wieder um meine Frau kümmern. Sie langweilt sich schon, auch wenn es inzwischen am Strand ist wie Urlaub. Ich habe natürlich ein sauschlechtes Gewissen. Ich gehe mich amüsieren, anstatt die letzten Tage für Monate mit meiner Frau zu verbringen. Sie erinnert mich daran, dass sie mir immer wieder gesagt hat, dass ich tauchen gehen soll. Außerdem bin ich den halben Tag doch bei ihr. Wirklich vertreiben kann sie mein schlechtes Gewissen nicht, ich mußte ja auch gleich das 10 Tauchgänge-Paket buchen.
Am nächsten Tag gehe ich also wieder tauchen. Ich stelle klar, diesmal nicht mit Edward oder Simon. Das habe man sich schon gedacht und die Gruppen entsprechend eingeteilt, ich tauche heute mit Ken. Und Barbie. Nein, nur ein Scherz.
Okay, Ken ist Amerikaner, ein wenig Small-Talk bevor es aufs Boot geht, Ziel wird wieder Balicasag sein. Tja, was soll ich sagen, Ken kann tauchen, er schwimmt mir nicht weg, aber interessiert ist er am Buddysystem auch nicht wirklich, er konzentriert sich nur aufs Fotografieren, ich tröste mich damit, dass ich vorher mit ihm geklärt hatte, dass er mir Fotos zuschicken wird. Na immerhin.
Vielleicht muss ich auch einfach umdenken, das Buddysystem weniger ernst nehmen, vielleicht bin ich noch viel zu sehr "von der Schulbank" immerhin habe ich erst vor 5 Monaten mit dem Tauchen begonnen und meinen Divemaster erst unmittelbar vor meinem Urlaub gemacht?
Nein, ich muss nicht umdenken und das werde ich auch nicht. Ich muss mich hier sicher anpassen, aber an meiner Einstellung zu sicherem Tauchen wird sich nicht ändern. Ich kann keinen zu einem Buddy-Check zwingen, kann keinen immer wieder daran erinnern, den eigenen Buddy im Auge zu behalten. Ich will keinem nach dem Tauchgang erklären, dass die Abfrage nach dem Restdruck nicht mit einem OK oder nur mit einem Blick auf das Fini-Meter beantwortet, sondern der Anzeige des tatsächlichen Restdrucks beantwortet wird. Ich kann und will hier keinen ändern, ich werde es aber auch nicht.
Die beiden Tauchgänge verlaufen aber ruhig. Erneut gibt es Meeresschildkröten, schöne Nacktschnecken, eine Muräne und ein großen Napoleonfisch zu sehen. Letztere beiden leider nicht für Ken, es war nicht möglich, ihn darauf aufmerksam zu machen und ich werde ganz sicher nicht hin schwimmen und ihm auf die Schulter klopfen.
Wieder an der Basis werde ich gefragt, ob ich morgen wieder tauche. Ich schildere die Situation mit Sibille, da schlägt man mir vor, übermorgen ginge es nach Pamilacan, da könne sie gern mitkommen, dort sei es sehr schön. Ich hatte es Sibille schon mal vorgeschlagen, dass ich so was abfrage. Da wollte sie das nicht,daher wohl eher nicht.
Als ich es ihr dann am Abend vorschlage, sagt sie überraschend ja. Scheint wohl doch sehr langweilig zu sein.
So geht es am übernächsten Tag zusammen mit Sibille nach Pamilacan. Buddy ist wieder Ken.
Diesmal denke ich dran und will ein Kilo Blei raus nehmen und mit 4 kg tauchen und muss festellen, ich bin die ganze Zeit mit 4 kg getaucht. Nun könnte ich mich zwar an 3 kg versuchen, da jedoch alle schon am Einsprung sind lasse ich es, wie es ist.
Auf dem ersten Tauchgang gibt es viel zu sehen 2 Seeschlangen, sehr giftig, allerdings im Normalfall für Menschen völlig ungefährlich, es sei denn, man provoziert es. Neben 2 großen Drückerfischen, für Menschen sehr viel gefährlicher, 2 Nacktschnecken, vielen Feuerfischen, ebenfalls sehr giftig und mehreren Garnelen aller Größen, wird auch ein stattlicher Lobster entdeckt. Er hatte Glück, er wanderte nicht auf den Grill, sondern nur auf ein Foto.
Für die Oberflächenpause können wir uns auf Pamilacan umsehen. Ich dachte schon während des Tauchganges wäre Sibille auf der Insel gewesen, zumindest wurde es so gesagt. War aber nicht der Fall sie musste die ganze Zeit auf dem Boot verbringen. Allerdings hat sie sich nicht gelangweilt, sondern gut mit der Bootsmannschaft unterhalten.
Auf Pamilacan gibt es zwar einen schönen Strand, Meer und Palmen, allerdings hätte sie sich hier allein sicher gelangweilt. Zu viel Traumstrandidylle macht auf Dauer auch nicht glücklich. Ausserdem ich es hier auch knallend heiß, wir müssen uns in den Schatten verkrümmeln.
Auch der zweite Tauchgang bietet viel Abwechslung. Glasgarnelen, ein Skorpionfisch, ein Fledermausfisch, 2 kleine Muränen, eine sandfarbene Nacktschnecke, ein kleiner Anglerfisch und ein fieser Stachelseestern, welcher nicht nur Korallen im Akkord vernichtet, sondern bei Berührung je nach dieser Intensität, höllisch wehtun kann. Der Guide hebt dann auch das Tier von der belagerten Koralle mit einem Stock weg und versenkt den Stern im Tiefwasser.
Zum Ende des Tauchgangs sehen wir eine weitere Seeschlange. Während wir im flachen Wasser noch vor uns hindümpeln, beobachte ich das Tier. Auch wenn Seeschlangen faktisch nie Menschen angreifen und sie einen erwachsenen Menschen im Prinzip gar nicht beißen können, schon gar nicht durch einen Neoprenanzug, halte ich 3-4 Meter Abstand. Als das Tier in einem Korallen bewachsenen Stein verschwindet, tauche ich näher heran, um wieder Sicht auf das Tier zu haben.
Die Sicht bekam ich so plötzlich und unerwartet wieder, dass ich einen gehörigen Schreck bekam. Wie wild zuckte die Schlange plötzlich unter dem Stein vor und schoss in meine Richtung. Öörrkkss... Aber nur einen kurzen Augenblick... und dann war da noch ein Fisch, der eilig das Weite suchte. Puh... da hat gute Schlange gerade ihr Mittagessen angegriffen, es augenscheinlich aber nicht erwischt. Kleiner Schreck für mich, großer Schreck für den Fisch, Pech für die Schlange.
Als wir wieder auftauchen, hat sich der Himmel stark zugezogen und recht ordentlicher Seegang erschwert den Einstieg zur Banka. Die Holztreppe schlägt auf und ab mit den Wellen, die muss man sich erst schnappen, ohne dass einem eine Welle das Teil vor den Schädel schlägt. Es kommen allerdings alle unbeschadet aus dem Wasser.
Auf dem Rückweg gibt der Fahrer Gas, bzw er will Gas geben. Die Banka scheint aber nicht mit den Wellen von hinten klarzukommen. Er darf anscheinend weder schneller sein, sonst tauchen die Ausleger in die Welle ein, noch darf er langsamer sein, da sonst Wasser in das Boot schlägt. Zumindest scheint es für mich als Laien so. Er muss praktisch auf der Welle reiten, was ihm nicht immer 100 prozentig gelingt. Bankas sind in meinen Augen ziemlich dämliche Boote, ich kann keinerlei Sinn in diesem Bootstyp erkennen. Ich erinnere mich irgendwo gelesen zu haben, dass Philippinos eher schlechte Seeleute und schlechte Bootsbauer sind. Ich denke, das kann man bestätigen. Es verwundert nur etwas bei einem Land was nur aus Inseln besteht und immerhin waren hier hunderte von Jahren die Spanier Kolonialmacht und die bauten nicht die schlechtesten Schiffe. Egal, wir kamen gut wieder an, ich hatte meinen Spass und Sibille auch.
Die letzten zwei Tauchgänge am nächsten Tag machte ich wieder allein und es führte erneut nach Balicasag. Es waren erneut schöne Tauchgänge mit den schon bekannten Tieren in neuer Mischung. Beim letzten Tauchgang zeigte sich ganz zum Schluss noch ein stattlicher Barracuda. Den muss man auch nicht unbedingt reizen.
Nach Abschluss der Tauchgänge packte ich mein Geraffel zusammen und ging zum bezahlen. Hier stellte ich fest, dass man für Sibilles Fahrt gestern 300 Pesos in Rechnung gestellt hat. Davon war keine Rede und dafür hätte sie auch einen normalen Ausflug dorthin machen können. Ich denke in Deutschland hätte ich das so nicht bezahlt. Hier muss ich sagen, ich hätte ja auch fragen können, ich weiss ja, dass hier immer und überall nur Geschäfte zählen. Da aber derartiges Geschäftsgebaren nicht gut geheißen wird, gab es dafür auch kein Trinkgeld.
Insgesamt ist Tauchen auf Panglao definitiv zu empfehlen. Die Tauchplätze sind schön und abwechslungsreich, insbesondere die Pflanzen und Korallen haben mir gut gefallen. Auch die Tierwelt kann sich sehen lassen. Viele Taucher bemängeln, es gäbe hier keinen Großfisch. Stimmt, aber dafür viele kleine und viele davon sehenswert.
Ist das Tauchen mit dem Bohol Diver Club empfehlenswert? Jein. Ich habe mich an sich wohlgefühlt, Guides und andere Mitarbeiter waren nett und kommunikativ. Die Ausstattung der Basis und der Boote sind sehr ordentlich. Was mir nicht gefällt ist der Umgang mit der Ausrüstung, der Bootstyp Banka und das Sicherheitsdenken. Da bin ich vielleicht ungerecht, auch in Sharm El Sheik wurde nicht wirklich auf alles geachtet, aber doch ein gutes Stück mehr. Am gravierensten der Unterschied der Tauchboote. Bankas mögen hier üblich sein, aber richtige Motorboote, fast Schiffe sind eben einiges schöner.
Mal sehen, wie das später im Vergleich aussieht.
Glasgarnelen und Anemonenfisch
oder auch Clownfisch
Anglerfisch
Korallen
Aale
Lobster
Muräne
Nacktschnecke
Nacktschnecke
Nacktschnecke
Skorpionfisch
Skorpionfisch
Seeschlange
Schildkröte mit Schiffshaltern
Aufbruch: | 04.11.2010 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 30.04.2011 |