Philippinen 2010
Tauchen auf Mactan
Da ich in Cebu City nicht mit dem Erwerb eines Fahrzeuges vorwärts kam und mich die Stadt auch so ein bisschen anstank, hatte ich mich entschlossen, nach Mactan weiter zu ziehen. Zum einen gab es dort Mikes Taverne, wovon ich bereits berichtete und Mactan soll zu den schönsten Tauchgebieten der Philippinen gehören.
Und zum Tauchen bin ich ja hier, nicht um eine nicht sehr ansehnliche Stadt rauf und runter zu fahren.
Ein großer Vorteil von Mactan ist es, dass der internationale Flughafen von Cebu City dort liegt. Bedeutet, man könnte eine halbe Stunde nach der Landung schon das Gepäck im Hotel haben und ins Wasser springen. Das ist für mich leider kein Vorteil, weil es mich ersten nicht interessierte hätte schnell, schnell zu machen, zweitens ich schon wochenlang hier bin und drittens es bestimmte Personen gibt, die dieses schnell, schnell bevorzugen, nämlich meine geliebten Japaner und Koreaner. Raus aus dem Flieger, im Laufschritt die ersten 375 unnützen Fotos machen, rin ins Hotel, weitere 683 Fotos auf dem Weg zur Tauchbasis und dort und auf dem Boot geschätzte 87 Millionen Fotos. Wie das zeitlich hinkommt mit schnell, schnell? Es ist atemberaubend, in wie kurzer Zeit man so viele unnütze Fotos zu schießen. Selbst Paris Hilton schafft es nicht ansatzweise in gleicher Zeit mehr Belanglosigkeiten in die Welt zu setzen, wie diese Pixelmonster es mit ihren Fotos schaffen... Insgesamt haben sie 3 3/5 Tage Zeit, um zu fotografieren, tauchen, ins Casino zu gehen und mehrere Bankette zu besuchen. Mir graut.
Ein weiterer Nachteil meiner südostasiatischen Freunde, sie versauen die Preise. Also muss ich nicht nur eine günstige Tauchbasis, sondern auch eine angenehme.
Vorher hatte ich mich ein wenig im Internet schlau gemacht, teilweise werden 40 US$ für einen Tauchgang gefordert, utopisch. Aber auch 28 US$, mal sehen, was sich machen läßt. Ich miete mir also einen Scooter und will ein paar Tauchbasen abklappern, frage vorher in Mikes Taverne die "Rezeptionistin". Sie zeigt mir, wo Tauchbasen sein sollen.
Tja, da lief in der Kommunikation wohl einiges falsch oder ich war zu blöd, die Straße zu finden, jedenfalls habe ich dort keinen Tauchshop gefunden. Ich entdecke immerhin an der Hauptstraße, welche im südlichen Teil an diversen Resort-Hotels vorbei führt, ein Hinweisschild zum Kontiki-Resort, dort sollen auch die Kontiki-Diver beheimatet sein, die waren die günstigsten, die ich im Internet gefunden habe. Also rein gefahren, auf einmal endet die kleine, schmale Straße an einer langen Mole. Bankas sind zu sehen und felsiger Uferbereich. Hier ist auch ein Eingang zu einer Tauchbasis, es steht kein Name dran, ich möchte eintreten.
Was nun passierte ist mir auf all meinen Reisen, und das waren eine ganze Menge, noch nicht passiert. Der dortige Wachmann schließt das Tor vor mir und sagt: Only for Koreans.
Ich bin selten sprachlos, aber hier war ich es kurz. Doch die Antwort, die ich geben wollte, schluckte ich hinunter. Hätte ich aggressive, böse Worte benutzt? Nein, ich hätte mich bedankt, dass er dafür sorgt, dass ich nicht mit Koreanern tauchen muss. Ich denke aber, entweder hätte er es gar nicht verstanden oder es hätte Ärger gegeben. Ich denke, Deutschland hätte ich hier und jetzt Interesse an ein bisschen Ärger gehabt. Eine derartige Unverschämtheit ist mir selten untergekommen. Nur für Koreaner? Was bilden die sich ein? Aber ich halte nochmal fest, im Grunde bin ich froh, dort nicht aus dummen Zufall meine Tauchgänge zu buchen.
Ich wollte ja aber auch zu den Kontiki-Divern und das waren die eben definitiv nicht. Ich fahre zurück und nur ein kurzes Stück vorher habe ich ein Schild übersehen. Über eine nicht sehr ansehnliche "Straße" geht es zur dortigen Basis. Ich schaue mich um, inspiziere die Funktionsräume. Na ja, nicht gut nicht schlecht. Ich frage nach den Preisen. Basisleiter Greg erklärt alles akribisch. Ein Tauchpaket mit 5 Tauchgängen kostet 5800 Pesos, also nur etwas teurer als am Alona Beach. Da ich nicht erwarte, etwas günstigeres zu finden und hier eher europäische oder amerikanische Taucher vermute, werde ich das hier machen und melde mich für nachmittags an.
Nachmittags erscheine ich also mit meinem Geraffel und auch hier wird die Ausrüstung wieder schon an Land zusammengebaut, hier soll allerdings sogar schon in der Basis Anzug und Füßlinge angezogen werden, um später Zeit auf dem Boot zu sparen. Dann einfach Flossen und Maske mitnehmen. Na super, hier auch schnell, schnell und/oder sind die Boote so klein?
Erstmal die nächste Überraschung, zur Tauchbanka watet man durch bis hüfttiefes Wasser und steigt dort ein. Von daher macht der Anzug sogar Sinn, das Wasser ist alles andere als klar. Mittaucher sind, wie erwartet, unasiatisch. 2 Deutsche, 1 Amerikaner. Platzprobleme gibt es keine, die Banka ist sehr groß, fraglich warum dann möglichst wenig Zeug mitgenommen werden soll. Die Antwort liegt wohl bei der Besatzung der Banka. Auf Panglao waren noch viele fleissige Bienen, die alles, aber auch wirklich alles in die Boote trugen. Hier wurde nur die Flasche mit Jacket befördert und das mit einem Enthusiasmus der kaum auf große Arbeitswilligkeit schließen ließ. So musste jeder sein restliches Zeug selber tragen.
Mir wurde nicht mal die Box am Boot abgenommen. Nicht, dass es nötig war, aber die Unwilligkeit der Mannschaft war deutlich zu spüren. Mir egal, ich will tauchen, kann mein Zeug alleine tragen, was mir ja im Prinzip auch viel lieber ist und hier keine Verdienstkekse für besonders arbeitsame Philippinos verteilen.
Es geht zum Hausriff vor dem Shangri La Resort Hotel. Das gilt immerhin als eines der besten Hotels in Asien. Ansehen tut man es dem Haus nicht. Will ich ja auch gar nicht, schon gar nicht die dort geforderten rund 250,- Euro pro Nacht ablegen, sondern tauchen. Buddycheck oder Buddy-Einteilung gibt es nicht, kurzer Überriss über den Tauchplatz und rein ins Wasser.
Das Wasser ist trüb, Sicht max. 15 Meter, alles wirkt grau-grün. Es wirkt nicht sehr ansehenlich. Wenig ansehnlich auch, was der Amerikaner so an Schwimmbewegungen und Tarierung zeigt. Junge, was ein Gimp. Nachbars Lumpi im Tauchanzug. Hundepaddeln unter Wasser. Merklich hat er seine Tarierung nicht im Griff. Ok-Zeichen gibt er trotzdem, um kurz danach fast zur Oberfläche nach oben zu schießen. Kurz davor schafft er es, sei Jacket endlich zu entleeren mit dem Erfolg, dass er nun nach unten auf die Korallen donnert... Himmel hilf... Ich denke über alles nach, was ich gelernt habe, Sicherheitsdenken, Tarierung, Atemtechnik, es kommt mir immer mehr so vor, als seien meine ganzen Kurse nur Spaßveranstaltungen gewesen.
Interessant auch wieder, dass den Dive-Guide die Probleme nicht im Entferntesten interessieren. Allerdings bekomme ich immer mehr Verständnis dafür. Würde ich das tagtäglich sehen, würde ich wohl auch abstumpfen, ich stumpfe ja so schon ab.
Obwohl das Umfeld nicht berauschend war, gab es jedoch interessantes zu sehen. Mehrere Feuerfische, einer davon sehr groß, 2 Barracudas, auch hier ein sehr großes Exemplar, einen emsigen Einsiedlerkrebs und einen Schlangenaal, der im Sand eingegraben, nur seinen weißen Kopf zeigte. Auch zwei mir unbekannte kleine, scheue Fische konnte ich entdecken, leider konnte ich auch später in der Basis nicht herausfinden, was für ein Fisch es war.
Insgesamt vielleicht nicht der schönste Tauchgang, aber zu sehen gab es einiges.
Am folgenden Tag standen wieder zwei Tauchgänge an. Einer führte zum Spot Plantion, einer nach Dakit Dakit. Dort waren die Örtlichkeiten erheblich schöner, es gab wieder einiges zu sehen. Muränen, Feuerfisch, 4 kleine im Kopfstand schwimmende Fische, Seenadeln (eine Art Seepferdchen), Stachelseestern, eine kleine Seeschlange, Nacktschnecken und ein paar der scheuen kleinen Fische. Wieder konnte ich diese keinem zeigen, weil keiner auf den anderen achtete und wenn einer aufpasste, war das scheue Vieh weg. Gibt es doch nicht, dass es nicht möglich ist, den Fisch zu bestimmen. Immerhin waren die Mittaucher diesmal so gut, dass man keine Angst um sie haben musste.
Für den folgenden Tag setzte Basisleiter Greg dann auch einen Höhlentauchgang an, das sei möglich, da keine Anfänger dabei sind. Hmmm... weder habe ich einen Höhlentauchgangskurs gemacht, noch bin ich der Meinung, dass ich kein Anfänger bin. Aber, ich denke wohl wieder zu deutsch.
Diesmal gibt es einen etwas ausführlichen Bericht über den Tauchplatz, der Marigondon Cave. Da der Höhleneingang in über 30 Meter Tiefe liegt, sollen wir so schnell wie möglich abtauchen, damit genug Zeit bleibt ein Stück in die Höhle einzutauchen. Es wird ein Stück hineingehen, allerdings nicht zu tief, auch wegen der Grundzeit. Die Taschenlampen bekommen wir gestellt, kostenfrei, netter Service.
So geht es ab ins Wasser, wir lassen uns fast durchfallen auf 32 Meter, der Eingang zur Höhle ist groß, nix, was einen Höhlentaucher hinter dem Ofen vorlocken würde, aber für mich ist es das erste mal und es ist spannend. Wir tauchen ein. Kurze Zeit später wäre ohne die Lampen nichts mehr zu sehen, zumindest nach vorne nicht, nach hinten kann man noch den Eingangs blass blaugrün schimmern sehen. Ein schöner Anblick.
Die Höhle selber bietet wenig interessantes, sie ist für sich allein interessant. Es ist nicht sehr eng, trotzdem macht sich hier bemerkbar, dass Ausbildung eben doch sinnvoll ist. Ohne vernünftige Tarierung würde man überall anstoßen. Aber damit nicht genug, jetzt macht sich der Sinn meines Kurses Tarierung in Perfektion bemerkbar. Denn hier nicht nur den Wänden und Decken ausweichen, sondern auch auf dem Rücken schwimmend kurz unter der Höhlendecke zu schwimmen, kopfüber hinter Felsen nach unten abtauchen und alles nur durch leichte Atemtätigkeit regulieren, es ist ein tolles Gefühl.
So toll, dass ich erstmal nicht bemerke, dass die anderen schon auf dem Rückweg sind und gute 30 Meter entfernt. Hoffentlich fällt jetzt nicht meine Lampe aus...
Tut sie nicht, aber ich war nun doch ein wenig länger als die anderen in der Höhle und in der Tiefe, immerhin knapp 35 Meter. Kurz darauf errechnet mein Tauchcomputer einen Deko-Stop. Deko-Stops sollte man als 0815 Taucher eigentlich auch vermeiden. Auf 14 Metern muss ich 2 Minuten bleiben, dann bekomme ich das OK vom Computer. Insgesamt dauert der Tauchgang trotzdem 63 Minuten. Zu sehen gab es nebenher auch noch einiges Getier. Seepferdchen, einen Skorpionfisch, mehrere Feuerfische und eine Muräne. Weiterhin zogen viele Schwärme kleiner Fisch an uns vorbei und endlich, endlich konnte ich einem den kleinen unbekannten Fisch zu zeigen und er konnte sogar fotografiert werden. Jetzt habe ich dich, Ha! Ein rundum schöner Tauchgang, mit vielen neuen Erfahrungen.
Und eine alte Erfahrung wurde bestätigt. Murphy ist überall. Was ist passiert? Na ja, dieser kleine, scheue Fisch, den ich erst keinem zeigen und beschreiben konnte, war nun, nachdem einer davon fotografiert wurde, ständig zu sehen und war überhaupt nicht mehr scheu. Einem Pärchen konnte ich mich nun auf einmal sogar bis auf ca. 10 cm mit der Maske nähren. Dieses Mistvieh, das war doch Absicht. Nebenbei, es waren Hawkfische.
Am folgenden Tag mein letzter Tauchgang und der lief nicht so lustig, aber eins nach dem anderen. Zunächst zum Tauchplatz, es sollte zu einem Flugzeugwrack gehen am Tauchplatz Tambuli. Ich beschloss außerdem, diesmal noch etwas weniger Blei mitzunehmen und auf 2 kg zu verringern. Das Abtauchen klappte ohne Probleme, mal sehen wie es beim Auftauchen ist, wenn der Alu-Tank leerer wird. Wir tauchen ab, mittlere Strömung herrscht, ich bin guter Dinge, der gestrige Tauchgang, das wenige Blei, ich mache Faxen, lasse mich von der Strömung umhertreiben, mache Kopfstandüberschläge, schwimme mit den Füßen nach vorn, mache Rückwärtssalti, auf dem Rücken, in jeder erdenklichen Lage genieße ich die Freiheit der Schwerelosigkeit unter Wasser.
Dann trifft es mich wie ein Schlag. Mir wird schwindelig ich sehe noch alles vor mir, habe aber das Gefühl wegzutreten. Stickstoffnarkose schießt mir sofort durch den Kopf. Guide und Buddy sind zu weit weg. Jetzt keine Panik, was hast Du gelernt? Stickstoffnarkose kann immer und überall auftauchen. Was muss man tun? Sofort etwas auftauchen, das bekomme ich hin. In der Regel soll es danach sofort besser werden. Sofort mag dehnbar sein, ich kann die Zeit schwer schätzen, nach vielleicht 5 Sekunden läßt das Gefühl nach. Nach weiteren 5 Sekunden ist es weg. Das hört sich so wenig an, doch es hat mir einen gehörigen Schrecken eingejagt.
Natürlich war es das erste Mal, dass ich unter Wasser in eine solche Situation gekommen bin. Es war aber gar nicht die Sache an sich, sondern die Umstände, die mich so erschrecken ließen. Ich fühlte mich pudelwohl, machte ja vorher noch Faxen, es war nicht sehr tief, ca. 25 Meter, also keinerlei widrige Umstände. So schnell kann es gehen. Und wie gestern bin ich froh, eine ordentliche Ausbildung gemacht zu haben. Instinktiv, obwohl nie vorher erlebt, habe ich automatisch richtig reagiert. Vielleicht auch Glück, man weiß es ja nicht. Vielleicht war es auch keine Stickstoffnarkose, vielleicht nur ein Kreislaufproblem. Man weiß es nicht. Es spricht jedoch einiges für eine begonnene Stickstoffnarkose.
Der Rest des Tauchganges lief dann wieder völlig problemlos. Na ja, nicht ganz. Wir tauchten relativ schnell in flachere Bereiche von 3-5 Metern auf und hier waren 2 kg Blei dann doch ein bisschen sehr knapp. Ab 3 Metern musste ich mich mit kräftigen Flossenschlägen in der Tiefe halten, es war recht anstrengend. Möglich, aber anstrengend. Durch die Anstrengung war es natürlich auch schwer, die Lungen vollständig zu entleeren und nicht gleich wieder zu atmen. Nach 10 Minuten im flachen Wasser stieg ich auf, es war mir einfach zu anstrengend, da muss ich noch dran üben.
Insgesamt kann ich sagen, dass Mactan tatsächlich schöne Tauchplätze bietet, was zunächst nicht so schien, auch die Kontiki-Diver kann man empfehlen, mit Abstrichen, aber diese Abstriche muss man hier wohl überall machen.
So endete meine Tauchzeit auf Mactan.
Aufbruch: | 04.11.2010 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 30.04.2011 |