USA 2011 - Süd- und Nordwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2011  |  von Uschi Agboka

Wind River Canyon-Big Horn-Thermopolis-Cody

19. Tag

Montag, 13. Juni 2011 - 19. Tag 275 Meilen (443 km)
Rawlins - Wind River Canyon - Big Horn Basin - Thermopolis -
Cody, Wyoming
Hotel: Sunrise Motor Inn

Rolf hat meine neu gekauften Söckchen zum Knoblauchbrot gepackt, darum ziehe ich heute "Knoblauchsocken" an. Um 6 Uhr schellt der Wecker, 7 Uhr ist Frühstück (ich musste erst mal die schmutzigen Messer spülen!) und schon um 7.30 Uhr starten wir, über Muddy Gap, 1.905 m, am Sweetwater River entlang, Shoshoni, Thermopolis, Mee-teetse, bis nach Cody, wo wir übernachten werden (HW287/HW 789/HW120). In Rawlins sehen wir 6 Rehe, mitten in der Stadt in einem Vorgarten, gemütlich die Blumen verspeisend. Die Besitzer werden sich freuen. Endlose Prärielandschaft bis Muddy Gap. Dort biegen wir ab auf den HW 789, vorbei am Split Rock, rechts der Straße.

Split Rock war eine wichtige Station des Oregon Trails und der Pony Express Route. Jeffrey City, früher eine "Uranium-Mining Boomtown" ist seit 1982 eine "Ghosttown", mit noch 100 Einwohnern und einer Baptisten Kirche für die in der Gegend lebenden Farmer und Rancher. Links des Highway Green Mountain, 1.887 m, schneebedeckt. Viele Pronghorn-Antilopen sind zu sehen. Sie heben die Köpfe, wenn wir vorbei fahren. Bis Sweetwater folgen wir dem Chief Washakie Trail. Chief Washakie führte eine Gruppe Shoshone Indianer zu dem Treffen 1851 in Fort Laramie, wo der "Treaty of Fort Laramie" zwischen den Vereinigten Staaten und verschiedenen Indianer-Stämmen (ausge-nommen Crows Indianer) unterzeichnet wurde. Viele der Indianer-Stämme erhielten niemals die zugesagten Dinge. Der Vertrag wurde später durch den Fehler der Vereinigten Staaten gebrochen, da sie der Zahl der nach Westen strömenden Siedler und Goldsucher nicht Herr wurden bzw. diesen erlaubten, die Bedingungen des Vertrages zu missachten. Chief Washakie galt als einer der angesehensten Indianer Führer in der Geschichte der Ureinwohner Amerikas, da er stets um Frieden und Ausgleich bemüht war. Er ist der einzige Native American, dem ein volles militärisches Begräbnis zuteil wurde.

In Sweetwater machen wir eine kurze Pause, 9,15 Uhr, es ist kalt, 10 Grad. Der Sweetwater River entspringt im Süden der Wind River Range, einer Gebirgskette der Rocky Mountains. Er mündet nach 150 Meilen (242 km) in den North Platte River. In der Mitte des 19. Jh. verlief entlang des Flusses der wichtigste Weg über die Rocky Mountains. O-regon Trail, California Trail und Mormon Trail verliefen hier gemeinsam und zweigten vor der Wind River Range über den South Pass nach Westen ab. Schön am Fluss zu sehen sind: Independence Rock, ein markanter Felsen und Devils Gate, eine schmale Schlucht des Flusses. Der Independence Rock ist ein 36 m hoher Granitfelsen. Er war Mitte des 19. Jh. Treffpunkt für die Siedler, die gen Westen zogen. Sie feierten dort den amerikanischen Unabhängigkeitstag, da sie meist um den 4. Juli dort vorbei kamen. Die Siedler meißelten ihre Namen, das Datum und Sprüche für die Nachwelt in den Felsen. Seit 1961 ist der Independence Rock eine "National Historic Landmark".

Unterwegs begegnen uns nur einige Reiter, sonst sind nur Hügel aus gelbem Sandstein zu sehen. Wir kommen durch die Wind River Indianer Reservation. Ab Riverton heißt der Highway Sand Creek Massaccre Trail. Dieses Massaker fand am 29. November 1864 statt. Truppen unter Leitung von Colonel John M. Chivington massakrierten im damaligen Colorado-Territorium ein unbefestigtes Dorf von 500 Cheyenne und Arapaho Indianer in den High Plains. Mehr als 160 wurden getötet, darunter 80 Frauen und Kinder. Erst als Sieg gegen "kämpfende und sich gut verteidigende Indianer" gefeiert, meldeten sich Augenzeugen und es kam zu einer Untersuchung gegen das Militär. Silas Soule, der sich geweigert hatte, seine Kompanie auf die Indianer schießen zu lassen, sollte gegen Chivington aussagen. Er wurde ermordet. Man nimmt an, auf Veranlassung von Chivington, der das Massaker zu verantworten hatte.

In Shoshoni tanken wir und biegen ab, HW 789, Richtung Thermopolis. Zunächst passieren wir den Boysen Dam, der den Wind River staut. Und dann fahren wir in den traumhaft schönen Wind River Canyon (HW 20/789), den wir 2005 schon einmal durchfahren haben. Damals gab es kaum Verkehr in der schönen Schlucht, keine Bänke zum Rast machen oder ähnliches. Heute finden wir zahlreiche Campingplätze, direkt am Fluss und ein kleines Cafehaus mit schattigen Picknickplätzen. Der Wind River Canyon ist wunderschön, die Felsen sind grün bewachsen und überall blühen gelbe Blumen. Leider haben wir heute Morgen einen großen toten Hirsch am Straßenrand gesehen, tut immer weh. Doch viel Freude machen uns die herrlichen Antilopen. Um 11.20 Uhr machen wir Pause am Wind River. Rolf ist fasziniert von bunten Schmetterlingen und kann kaum aufhören zu fotografieren. Weiter geht die Fahrt nach Thermopolis, wo wir im "Fountain Cafe" - kennen wir auch von 2005 - Kaffee trinken. Es ist warm, 20 Grad. Das Cafe war 2005 wunderschön, mit einem kleinen Teich und Springbrunnen, dazu schöne Stühle und Ti-sche auf der Terrasse. Und heute: alles ist total vergammelt. Doch der Kaffee ist gut, die Bedienung freundlich und die Toiletten sehr sauber. Und hier erreicht Rolf auch endlich Freddy am Handy. Er und Joachim sind gut Zuhause angekommen. Wir vermissen die beiden, Freddy mit seinem Spruch "Ich hau Dir eine rein", immer gut aufgelegt und Joa-chim, immer hilfsbereit, freundlich und höflich. Beide sind super Motorradkameraden.

Thermopolis
1896 gegründet, 3.235 Einwohner, ein kleines Wildwestnest, wie aus einem Hollwoodfilm. Hier gibt es die größte Mineralquelle der Welt, täglich kommen mehr als 15 Mio. Liter Wasser, 57 Grad heiß, aus der Erde. Aufgrund eines Vertrages von 1896 mit den Shoshone und Arapaho Indianern ist der Zugang zu den Quellen für die Besucher kostenlos.

Im Wyoming Dinosaur Center steht ein kurioser Spruch: "Heute sind Sie Besucher, vor 150 Mio. Jahren wären Sie ein Snack gewesen!"

Gegen 13 Uhr machen wir uns auf die restlichen Meilen Richtung Cody. Wir überqueren den Big Horn River, der viel Wasser führt. Im Big Horn Basin halten wir an einer Rest-Area, wo man interessante Dinge über die Prärie Rattlesnake erfährt: Sie macht 8 Monate Winterschlaf, orientiert sich an der Sonne, bekommt ihre Jungen im August/September). Bevor wir in um 15 Uhr in Cody eintreffen, erwischen wir noch 3 Tropfen Regen. Die Strecke war nicht ungefährlich, ein Elk ist uns begegnet und mind. 150 Antilopen. In Cody laden wir ab, packen aus und fahren ins Zentrum von Cody. Rolf ersteht einen tollen Hut und beim Harley Dealer ein Shirt. Die Bedienung in dem Geschäft ist nach wie vor sehr unfreundlich. Dann kaufen wir im Liquor Store Rotwein und im Safeway Hähnchen, verschiedene Salate, Tomaten, Brot und Joghurt ein für unser Abendessen. An verschiedenen Sehens-würdigkeiten werden Fotos von Rolf gemacht, da Gerhard seine Kamera im Hotel vergessen hat. Zurück im Hotel essen wir in einem kleinen Pavillon im Garten. Gegen 19.30 Uhr sind wir gestärkt und verziehen uns in unsere Zimmer. Ich will baden, der Verschluss funktioniert wieder nicht und so müssen auch heute ein Waschlappen und die Erdnuss-Dose als Verschluss herhalten. Rolf macht von dieser Aktion Fotos. Ich genieße mein heißes Bad, tut meiner Hüfte und dem Rücken gut. Rolf duscht anschließend und schon um 20.30 Uhr liegen wir im Bett und sehen fern. Heute hatten wir zwar manchmal 25 Grad, doch ich habe oft gefroren, es war sehr windig.

Cody
Die Stadt wurde von William Frederick Cody, genannt Buffalo Bill, 1896 gegründet und nach ihm benannt, als Gateway zum Yellowstone NP. Cody, auf 1.500 m Höhe, wird vom Shoshone River durchquert. Die Stadt ist Geburtsort von Jackson Pollock, einem berühmten amerikanischen Maler. Seit unserem ersten Besuch - 2005 - hat sich der Ort zu einem richtigen Schicki-Micki-Ort entwickelt, was uns gar nicht gefällt.

Wyoming - For ever West
Grandiose Berge der Rocky Mountains, endlose Ebenen der Prärie, Schwefeldämpfe im Yellowstone NP und die Basaltsäulen des Devil Towers - das alles macht Wyoming aus. In diesem Staat lebt man im Sinn von "Crazy Horse" und "Buffalo Bill". Der Name Wyoming stammt aus der Sprache der Algonkin-Indianer und bedeutet "Große Ebenen". Und davon hat Wyoming wirklich sehr viele. Im 19. Jh. führten die Indianer-Stämme Wyomings einen verzweifelten Krieg gegen die einfallenden Weißen, einen bekannten Sieg trugen sie in der Schlacht am Little Bighorn 1876 davon, aber am Ende des 19. Jh. mussten sie vor der Übermacht der Weißen kapitulieren, denn die Weißen schossen u. a. systematisch die Bisons ab und entzogen so den Indianern ihre Lebensgrundlage. William Frederich Cody war einer der bekanntesten Bison-Jäger (Buffalo Bill). Erst spät sah er das Unrecht ein, welches er den Indianern angetan hatte. In Wyoming gibt es nur ein einziges Indianer Reservat - das Wind River Reservat. Die meisten Wyoming Indianer wurden in Reservate außerhalb ihrer Heimat Wyoming verfrachtet, ein weiteres großes Unrecht in der Geschichte der USA.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 7.800 Meilen = 12.558 km.
Details:
Aufbruch: 26.05.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 30.06.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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