USA 2011 - Süd- und Nordwesten
Fort Clatsop - Redwood - Wheeler - New Port
27. Tag
Dienstag, 21. Juni 2011 - 27. Tag 152 Meilen (245 km)
Astoria - Fort Clatsop - Manzanita - Redwood - Wheeler -
Newport, Oregon
Hotel: Days Inn
Heute schlafen wir länger, d. h., bis um 7 Uhr. Rolf hat gestern Abend noch Fotos vom Sonnenuntergang gemacht. Heute Morgen ist es kalt, 10 Grad und es ist sehr nebelig. Das ist normal an der Oregon Coast. Der Nebel bringt wichtige Feuchtigkeit für die Pflanzen und Bäume.
Astoria wurde 1811 als erste dauerhafte Siedlung westlich des Mississippi als Pelzhandelsstation im Auftrag des deutschstämmigen Jakob Astor gegründet. "Little San Francis-co of the West" wird die Stadt auch genannt. Vom Cox-Com-Hill hat man einen herrlichen Blick über die Stadt mit vielen viktorianischen Häusern und über die Mündung des mächtigen Columbia River in den Pazifik. Eine Fahrt mit dem "Old 300" Astoria River Front Trolley bietet eine wunderbare Stadtbe-sichtigung (4,2 km) entlang des Columbia Rivers zu dem sehr günstigen Preis von einem Dollar (2 Dollar/Tagesticket). Die Trolleys wurden 1998 von Freiwilligen in Astoria restauriert und für die Touristen wieder in Be-trieb genommen. Von 1913 bis 1933 fuhren die Trolleys in San Antonio, Texas. Wir frühstücken im Hotel. Es gibt Kuchen, Obst und Kaffee. So können wir um 8 Uhr starten. Zunächst wollen wir das Marine Museum besuchen, doch es öffnet erst um 9.30 Uhr. So lange wollen wir nicht warten. Doch es gibt Einiges zu sehen, ein großes Schiff der Küs-tenwache und andere große Schiffe liegen dort vor Anker, gespenstisch anzusehen im Nebel. Durch die enorm hohe Luftfeuchtigkeit schwitzen wir alle ganz schön. Mich erinnert der unheimliche Nebel an den Film "The Fog". Nachdem einige Fotos geschossen wurden, fahren wir zum Fort Clatsop - National Park. Rolf und ich waren hier noch nie und der Besuch dieser Stätte ist jedem nur zu empfehlen.
"Ozean in Sicht - O - welche Freude" so schrieb William Clark Anfang November 1805 in sein Tagebuch. Der Pazifische Oezan war das Ziel der Lewis & Clark Expedition zur Erforschung des amerikanischen Nordwestens. Die Freude war jedoch nur von kurzer Dauer, denn die Forscher benötigten Schutz vor dem unwirtlichen Wetter des nasskalten pazifischen Winters. Nach mehreren provisorischen Lagerplätzen am Nordufer des Columbia River zog die Expedition weiter nach Süden, wo sie endlich ein geeignetes Winterquartier fand. Am 8. Dezember 1805 wurden die ersten Bäume gefällt und bei strömenden Regen Palisaden gebaut. Am 31. Dezember 1805 war das Werk vollendet. Das Fort wurde nach dem Stamm der Clatsop Indianer benannt, deren Dorf in der Nähe lag. Die Indianer halfen den Expeditionsteilnehmern mit Lachs, Wild, Kleidung und anderen lebensnotwendigen Dingen. Die 33 Mitglieder der Expedition wohnten 106 lange Tage in Fort Clatsop. Nur an 12 Tagen davon regnete es nicht. Während des Aufenthaltes in Fort Clatsop beschäftigen sich die Teilnehmer der Expedition mit Jagen, Holzsuchen und Wachestehen. In einem Außenposten an der Küste, heutige Stadt Seaside, wurde Salz ge-wonnen. Der dauernde Regen und die monotone Kost machen die Männer müde, krank und gereizt. So verließ man am 23. März 1806 ohne Wehmut das Fort und machte sich auf die lange Heimreise nach Osten. Clatsop bot den Bewohnern nicht nur Schutz. Es sicherte als erster Militärstützpunkt an der Pazifikküste den Anspruch der USA auf das Oregon Territorium. Verlassen von der Expedition verfiel das Fort. Zur 150-Jahr-Feier wurde das Fort 1955 rekonstruiert. Der Nachbau, entsprechend der Skizze von Clark, wurde auf dem Platz des ehemaligen Forts errichtet. Die Nachbildung des Forts erinnert an die Leistung der unerschrockenen Männer der Lewis & Clark Expedition. 2005 brannte das Fort nieder, durch die Fehleinschätzung eines Leitstellenmitarbeiters, der den gemeldeten Rauch für Nebel hielt. Doch schon im Dezember 2006 wurde Fort Clatsop wiedereröffnet. Eine nette Rangerin erzählt uns schon im Visitor Center viel Interessantes und ein anderer Ranger führt durch das Fort und erläutert die Räume und Einrichtung. Wir sehen uns einen sehr informativen Film einer jungen Clatsop Indianerin an, die eine Nachfahrin der Indianer ist, die zu Zeiten des Forts 1805 hier lebten. Der Film macht sehr nachdenklich, zeigt er mal wieder, mit welcher Selbstverständlichkeit die weißen Ein-dringlinge sich Land aneigneten, welches ihnen nicht gehörte.
Über den Pacific Coast Highway - HW 101 - fahren wir nach Süden. Die Pazifikküste ist hier wild und ungebändigt. In Montana sahen wir viel Flieder, in Washington und hier in Oregon gibt es ein Meer von bunt blühenden Azaleen. Es ist herrliches Wetter, der Nebel ist verschwunden. Das ist selten und wir freuen uns sehr, dass Gerhard so die wunderschöne Küste richtig genießen kann. Oberhalb von Manzanita hat man einen herrlichen Blick über die Küste und das Meer. Am Horizont sind die Reste des Nebels zu sehen, sieht fantastisch aus. Bis Wheeler geht die Fahrt durch den unheimlich wirkenden Wald von Red Cedar Bäumen. Diese Riesen-Lebensbäume sind eine Pflanzenart aus der Gattung Thuja aus der Familie der Zypressengewächse. In den USA nennt man ihn "Western Red Cedar". Um 12.30 Uhr machen wir Pause in Wheeler in einem schönen Park, direkt am Meer. Bei der "Ausmistung" von Rolfs Lederjacke finde ich nicht nur leere Bonbon-papiere (von mir), sondern auch "gehortete" Milch für Kaffee. Ich besichtige zunächst mal das historische "Old Wheeler Hotel", wunderschön eingerichtete Zimmer, alle mit traumhaften Blick auf das Meer. Die nette Besitzerin zeigt mir 5 Zimmer, eines schöner als das andere. Ich nehme einen Prospekt und Preisliste mit, für einen evtl. weiteren Besuch hier an der Küste. 13.30 Uhr fahren wir weiter, immer an der Küste entlang. Wir kommen durch Garibaldi.
Daniel Bayley war der erste bedeutende Eigentümer an diesem Teil der Tillamook Bay, der nach dem Bürgerkrieg sich hier ansiedelte. Er baute ein Hotel und einen General Store, bekannt als Bay Lane. 1870 wurde er hier zum ersten Postmeister durch Präsident Grant ernannt. Giuseppe Garibaldi half, Italien zu einigen und Demokratie einzuführen. Er gründete die "League of Democracy", welche das allgemeine Wahlrecht enthielt, die Abschaffung kirchlichen Eigentums, die Emanzipation der Frauen und ein ständiges Heer. Garibaldi war eine ungewöhnliche Persönlichkeit und ist noch heute ein Volksheld Italiens. Bayley verehrte Garibaldi und benannte den Ort nach seinem Helden - Garibaldi.
In der nächsten Stadt, Tillamook, kann man Wein und Käse verkosten. Der Ort ist nach dem Stamm der Tillamook Indianer, die hier leben, benannt. Tillamook ist ein Chinook Wort und bedeutet "Land von vielen Wassern". Heute leben höchstens noch 60 Tillamook in Oregon. Die nächste Station ist Lincoln City, eine ziemlich große Stadt (ca. 10.000 Einwohner). Hier finden sich viele schöne und preisgünstige Hotels, in den Sommermonaten kommen mehr als 30.000 Touristen in die Stadt. Das Chinook Winds Casino (seit 1995 in Betrieb) zieht viele Gambler an. Es hat mehr als 900 Angestellte und ist damit der größte Arbeitgeber der Stadt.
Am Boiler Bay View Point halten wir. Rolf und Gerhard fotografieren einen kleinen Wasserfall. Auf einer großen Mauer finde ich mind. 100 Mini-Spielzeug-Figuren, die Kinder vergessen haben müssen, u. a. Mini-Aliens. Zwei nehme ich als Andenken an diesen schönen Ort mit. Die Klippen (nördlich von Depoe Bay) über einer heftig umbrandeten Bucht aus Basaltfelsen gelten als einer der besten Punkte an der Oregon Coast um Meeresvögel (Sturmtaucher, Raubmöven, Albatrosse, Pelikane, Austernfischer etc.) zu beobachten. Mit viel Glück kann man Grau-Wale vor der Küste beobachten. Der Name der Bucht stammt von einem Dampfkessel, der bei Ebbe sichtbar ist und von dem am 18. Mai 1910 nach einer Explosion gesunkenen Dampfer J. Marhoffer stammt. Unter am Strand sind einige Wanderer zu sehen, meist sehr warm angezogen. Auf den kleinen Flüssen abseits des Highways blühen gelbe Seerosen, wunderschön anzusehen. Die drei großen Elks, die wir erspähen, sind natürlich ein Highlight. Die Fahrt auf dem HW 101 an der Küste entlang ist ein Traum, wir kommen zum Devil's Punch Bowl und dann zum angeblich kleinsten Hafen der Welt, kurz vor Newport. Newport selbst nennt sich die "freundlichste Stadt Oregons". Gegen 16 Uhr sind wir in unserem Hotel, das Days Inn. Leider nicht so ganz sauber, vor allen Dingen der Pool und der Hot Tub sind ungepflegt. Wir checken ein, laden ab und dann fährt Rolf Getränke kaufen. Ich kann endlich mal wieder ein heißes Bad genießen und meine Haare waschen.
Um 18 Uhr gehen wir in ein sehr exklusives und teures Fischrestaurant essen. Zunächst aber müssen wir ca. 20 Minuten warten. Wir bekommen ein kleines Gerät in die Hand gedrückt, welches uns durch Töne anzeigt, wann wir an der Reihe sind! Der Service und das Essen sind ganz hervorragend: Rolf hat Fishermen's Stew (div. Fische, Muscheln, Gemüse), Gerhard Thunfisch und ich große Prawns. Im Restaurant können wir 2 überfette Frauen mit 4 Kindern beobachten, die sich wirklich wie Schweine benehmen, es liegt nachher viel am Boden. 4 Kellner sind nötig, um nach ihrem Fortgehen sauber zu ma-chen. Tisch, Stühle, Speisekarten und der Teppich müssen gereinigt werden. Leider hatten wir keinen Fotoapparat dabei, um das Desaster zu fotografieren. Zurück im Hotel genehmigen wir uns noch ein Glas Wein, schauen ein bisschen fern und gehen dann schlafen.
Aufbruch: | 26.05.2011 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 30.06.2011 |