USA 2011 - Süd- und Nordwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2011  |  von Uschi Agboka

Loneliest Road HW 50 - Great Basin - Delta

31. Tag

Samstag, 25. Juni 2011 - 31. Tag 434 Meilen (699 km)
Fallon - HW 50 (Loneliest Road in America) - Austin - Eureka - Ely -
Great Basin NP - Delta, Utah
Hotel: Days Inn

6 Uhr Aufstehen, 7 Uhr Frühstück. Hier im Spielerhotel gibt es nur Kaffee, Saft und Müsli. Wir verspeisen daher unser restl. Brot und die Leberwurst von gestern. Die nette Dame, die den Frühstückraum betreut, heißt Sophie, ist eine gebürtige Deutsche aus Bad Hersfeld. Ihr Deutsch ist stark geprägt vom amerikanischen Slang.

Schon um 7.30 Uhr sind wir auf Tour, über den Sand Spring Pass, 1.412 m, Drumm Pass, 1.402 m, New Pass. 1.935 m, Mount Airy Pass, 2.042 m. Vorbei an den Sand Mountain, wo die Verrückten mit ihren 4-Wheelern rauf und runter rasen. Sand Mountain ist eine singende Sanddüne, 2 Meilen (3,2 km) lang und 180 m hoch. Sie liegt am Rand des alten Sees Lahontan, der vor ca. 9.000 Jahren austrocknete. Singender Sand - sind Sanddünen, die zeitweilig hörbare Klänge verursachen. Seit Jahrhunderten wurden dadurch Wüstenreisende nachhaltig beeindruckt.
Die Landschaft ändert sich ständig: Um Fallon zunächst Farmland, dann Sagebrush, Sandwüste, eine riesige Salzwüste, wieder Sagebrush. An Tieren erspähen wir 1 Antilope und 3 Rinder. Jugendliche haben Liebesworte mit schwarzen Steinen an den Wegrand geschrieben. Sieht toll aus.

Der berühmte Baum mit den vielen Schuhen wurde leider im Dezember 2010 von Vandalen zerstört. Es handelte sich um einen großen Cottonwood-Baum, an dem Hunderte von Schuhen hingen. Die Geschichte sagt, dass um ca. 1980 ein Brautpaar auf dem Weg nach Reno hier in Streit geriet. Die Braut wollte das Auto verlassen und so warf der Bräutigam die Schuhe in den Baum, damit sie nicht weiter weglaufen konnte. Mit der Zeit kamen immer mehr Schuhe hinzu und ein Reporter des San Francisco Cronicle fand heraus, dass es der wohl der größte "Schuhbaum" der Welt bis zu seiner Zerstörung in 2010 war.

Wir kommen nach Austin. Austin, gegründet 1862 zur Zeit des ersten Gold- und Silberbooms im amerikanischen Westen, ist heute eine Kleinstadt mit ca. 400 Einwohnern und liegt auf ca. 2.000 m Höhe in den Toiyabe Mountain. Sie gilt als "originale Western-Town". Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen. Wir kommen um 9.30 Uhr in Austin an, trinken in dem vergammelten "International-Cafe" Kaffee - Rolf nennt das den "wirklichen wilden Westen!" Das Gebäude ist das älteste Hotelgebäude Nevadas, hat mit Sicherheit gute Zeiten gesehen und war mal wunderschön, heute aber ist es vernachlässigt, ungepflegt und nur noch Speiselokal. Teile des Hotels gehören zum International Hotel in Virginia City, gebaut um 1859. 1863 brachte man die Originalteile hierher nach Austin. Eine weitere Attraktion Austins ist "Stokes Castle" ein 4-eckiger, aus Steinen roh zusammengemauerter und 3 Stockwerke hoher Aussichtsturm, erbaut 1897 von dem Finanzier A. P. Stokes und nur wenige Monate im Sommer bewohnt. 1920 wurde das Bauwerk reparaturbedürftig und daher geschlossen. Vom Turm aus hatte man einen tollen Blick über das einsame Tal des Reese River. Der Turm ist eine exakte Nachbildung eines Turmes, außerhalb von Rom. Die Western-Shoshone-Indianer-Stammesregierung hält in der Methodisten-Kirche in Austin ihre regelmäßigen Sitzungen des "Western-Shoshone-National-Council" ab.

Wir folgen weiter dem HW 50 - hier auch Pony Express Trail (1860/1861). der "einsamsten Straße Amerikas". 1986 erschien dieser Name im Life-Magazin. Es war ein abwertender Artikel über eine Gegend mit Orten ohne Zivilisation. Doch die Menschen nutzten den Slogan "the loneliest road in Amercia" als Werbegag. Die gesamte Straße führt durch ödes Gelände, Wüsten und Becken, über 17 Pässe. Stephan King besuchte 1991 Ruth, eine Geisterstadt in der Nähe von Ely und schuf aufgrund der Erlebnisse und Recherchen die Novelle "Desperation".

Nach einem Erkundungsgang durch Austin geht es weiter, über den Austin Pass, 2.281 m, Hickson Pass, 1.995 m und Devils's Gate, 1.826. Nächster kurzer Halt ist in Eureka. Es soll die "freundlichste Stadt" am HW 50 sein. Uns kommt sie eher wie eine Geisterstadt vor. Nach Eureka beschert uns der HW 50 weitere Pässe: Pinto Pass, 2.248 m, Pancake Pass, 1.986 m, Little Antilope Pass, 2.267 m, Robinson Pass, 2.319 m. Die Strecke von Eureka nach Ely, ca. 68 km, ist für uns der schönste Teil des HW 50, viele grüne Berge (es gab viel Regen in letzter Zeit), nah der Straße und natürlich viele schöne Kurven.

Um 13.45 Uhr sind wir in der schönen kleinen Stadt Ely. Wir machen Pause im Stadt-park. Der größte Arbeitgeber der Stadt ist das Ely-State-Prison, doch seit der ansteigenden Nachfrage nach Kupfer macht man sich in Ely wieder Hoffnung auf einen neuen Boom. Bekannteste Tochter der Stadt: Pat Nixon, die Ehefrau des Präsidenten Richard Nixon.
Einer der Harley-Fahrer, mit dem wir in Eureka ein Schwätzchen hielten, erzählt uns, dass die Orte Austin, Eureka, Ely vom Präsidenten Abraham Lincoln das "Silberne Dreieck" genannt wurden. Allein in Austin wurden für mehr als 50 Mio. Dollar Silber gefördert. Durch die Ausbeute der Minen des "Silbernen Dreiecks" half der Staat Nevada, den Bürgerkrieg zu gewinnen.

Nach Ely überqueren wir den Connors Pass, 2.356 m, Sacramento Pass, 2.181 m und Skullrock Pass, 1.730 m. Wir durchqueren Spring Valley, ein Teil des Great Basins. Die bizarren Felsen sind in diesem Jahr grün, aufgrund des gefallenen Regens. In dieser noch unberührten Landschaft ist ein großes Windparkprojekt geplant. Verschiedene Indianerstämme und Naturschützer klagen dagegen, denn außer den Landschafts- und Tierschäden geraten Heilige Stätten der Indianer in Mitleidenschaft. Nun kommt das Projekt erneut auf den Prüfstand. Im Internet kann man sich mit einem vorgefertigten Schreiben an dem Einspruch beteiligen. Ich halte einen noch größeren Golfplatz und andere Dinge für verzichtbar und habe gleich unterschrieben. In der Ferne sehen wir einen riesigen Salzsee, der wunderschön in der Sonne glitzert.

Great Basin ist eine trockene Landschaft, die sich von der Wasatchkette im Osten sowie der Sierra Nevada und der Cascade-Range im Westen über mehrere Staaten der USA erstreckt, hauptsächlich in Nevada, Oregon, Idaho, Utah, Idaho, Arizona und Kalifornien. Das riesige, abflusslose (kein Wasser erreicht von hier den Ozean) Gebiet ist größer als Spanien. Great Basin besteht aus ca. 100 Tälern, in denen sich zahlreiche Gebirgsinseln befinden. Steppe, Stein- und Sandwüsten, trocken liegende Bach- und Flussläufe, Canyons, Salzseen und einige Seen prägen das Landschaftsbild (z. B. Great Saltlake, Utah, Great Saltlake Desert). Der Humboldt River, ca. 483 km lang, verläuft im Norden und endet im Westen unter der Flanke der Sierra Nevada in kleinen abflusslosen Seen, in denen das Wasser in der Wüstenluft verdunstet. Der Humboldt River wird an Teilstücken von der Interstate 80 und den Schienen der Central Pacific Railroad begleitet.

Durch das Snake Valley, mit schneebedeckten Bergen am Horizont, kommen wir zum Great Basin National Park. Die Berge - Snake Range, Deep Creek Mountains und Confusion Range - sorgen durch die Schneeschmelze dafür, dass genügend Grundwasser für Mensch und Tier und Pflanzen in dieser sonst so trockenen Region vorhanden ist und Snake Valley eine üppige grüne Oase ist. Farmen und Ranches sind hier seit 1880 in Betrieb. Nun will man hier das Grundwasser anzapfen, damit der Moloch Las Vegas weiter wachsen kann. Doch es gibt massive Widerstände, nicht nur von Indianern und Landwirten in der Region, sondern weltweit. Schon vor Jahren habe ich mich diesem Protest angeschlossen.

Snake Valley ist der Eingang zum Great Basin NP und den Lehman Caves. In diesen Höhlen finden sich zahlreiche Lebewesen wie Bakterien, Spinnen, Pseudoskor-pione, Milben, Springschwänze, Grillen, die niemals die Höhlen verlassen. Sie sind abhängig von organischem Material, welches sich auf anderen Tieren oder auf den Höhlenwänden befindet. Tiere wie Streifenhörnchen, Mäuse, Ratten und Fledermäuse (mehr als 10 Arten) nutzen die Höhlen als Wohnung, verlassen sie aber, um auf Nahrungssuche zu gehen. Der Great Basin NP mit dem Wheeler Peak, 3.987 m, ist immer wieder einen Stopp wert. Der Park bietet hohe Berge, stille Täler, einige Flüsse und Sagebrush-Land. Es gibt sechs Vegetationszonen, von der Wüste bis zur hochalpinen Tundra. Bewohnt war die Region schon vor mehr als 10.000 Jahren. Zahlreiche Funde in den Felsen geben Zeugnis davon. Das Visitor Center bietet zahlreiche Informationen, die ständig verbessert werden. Gerhard und ich nutzen die neuen Bildschirm-Info-Tafeln, eine tolle Einrichtung.

Doch wir müssen weiter. Wüstenlandschaft ohne Ende, doch in diesem Jahr grün. Kurz vor Delta sind die Felder und Wiesen überflutet. Es hat heftig geregnet. Ein Baum, in dem zahlreiche Schuhe hängen, erregt unsere Aufmerksamkeit. Gegen 18.30 Uhr erreichen wir Delta, Utah. Die Stadt wurde 1907 gegründet und lebt von der Landwirtschaft. Wir wohnen im Days Inn. Schon um 19 Uhr gehen wir zu einem nahe gelegenen mexikanischen Restaurant essen. Der Service und das Essen sind gut. Dann zurück zum Hotel, duschen, relaxen, ein bisschen fernsehen und dann schlafen. Es war ein langer Tag.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 7.800 Meilen = 12.558 km.
Details:
Aufbruch: 26.05.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 30.06.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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