USA 2011 - Süd- und Nordwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2011  |  von Uschi Agboka

San Rafael Swell-Green River-Colorado River V

32. Tag

Sonntag, 26. Juni 2011 - 32. Tag 382 Meilen (615 km)
Delta - Salina - Fish Lake NF - Sevier County - Wasatch Range - Castle Valley - San Rafael Swell - Green River - Grand Junction - Colorado River Valley - Glenwood Springs, Colorado
Hotel: Americas Best Value Inn

6 Uhr schellt der Wecker, Frühstück im Hotel um 7 Uhr und schon um 8 Uhr fahren wir los, auf dem HW 50 East bis Holden, über die Interstate 15 North bis Scipio, wieder auf dem HW 50 East, über einen Pass, 1.805 m, bis Salina.

Salina, am Sevier River, auf 1.572 m Höhe, liegt wunderschön, umgeben von grünen Bergen, deren Gipfel schneebedeckt sind. Salina wurde 1864 von den Mormonen gegründet, die das Tal des Sevier River für eine Besiedlung geeignet hielten. Heute leben die Menschen hier von der Steinkohle-Förderung, Ackerbau und Viehzucht. Wir fahren an gefalteten Hügeln vorbei, über einen Pass, 1.905 m. Leider kann ich nirgendwo die Namen entdecken. Es ist ziemlich warm heute Morgen. Ab Salina nehmen wir die Interstate 70 East (HW 50 East), überqueren den Wasatch Pass, 2.414 m. Die Landschaft ähnelt der im Capitol Reef NP, gefaltete Berge, schimmernd in rot, blau, grün, gelb, z. T. metallic. Ein Wasserfall rauscht herab, alles leuchtet in herrlichem Grün. Die Wiesen stehen teilweise unter Wasser. Rehe und Antilopen sind im hohen Gras oder Sagebrush kaum zu sehen, nur manchmal schaut ein Kopf heraus.

Der Sagebrush (Wüsten-Beifuss) hat sehr tiefe Wurzeln, immer auf der Suche nach Wasser. Sagebrush ist ein silbrig-grauer runder Strauch oder kleiner Baum, der Wuchshöhen von 1,20 bis 3 m erreicht. Er verbreitet einen aromatischen Geruch, besonders wenn er nass ist. Seine Blätter schmecken bitter, wahrscheinlich um Tiere abzuschrecken. Zwar enthält die Pflanze wertvolle Proteine, aber auch Öle, die für viele Wiederkäuer giftig sind. Schafe vertragen in geringen Mengen Sagebrush Blätter, Antilopen und Beifußhü-ner ernähren sich bis zu 80 % von diesem Strauch. Für viele Indianer-Stämme ist der Sagebrush eine der heiligen Pflanzen. Er wird in Zeremonien verwendet, um böse Geister fernzuhalten und die Gedanken zu reinigen. Die nördlichen Shoshone Indianer benutzen ihn zum Bau von Hütten. Der Sagebrush ist die National-Blume Nevadas.

Wir fahren durch den Fish Lake National Forest, Sevier County, Wasatch Range. Es ist 9.30 Uhr und wir machen Pause an der Fremont Junction. Die Mormonen wussten schon, wo das Land fruchtbar, schön war und Wasser hatte. Utah - man könnte jeden Meter anhalten, fotografieren und doch die Schönheit des Landes nicht einfangen. Ausnahmsweise "darf" ich heute mal 5 Fotos von Blumen und dem Gebirge machen. Rolf hat sich einen neuen Fotoapparat hier in USA gekauft. Zwei alte Kameras hat er zusätzlich dabei, damit ja nichts passiert und man immer fotografieren kann.

Gegen 10.45 Uhr fahren wir weiter, die Strecke - Castle Valley, mit Blick auf San Rafael Reef - ist ein Traum, ähnlich Monument Valley, aber in vielen anderen Farben - gelb, schwarz, rot. 1870 kamen die Mormonen über das Wasatch Plateau zu der hohen Wüste von Castle Valley am San Rafael Swell. Es war der letzte Platz, wo die Mormonen sich niederließen, gewarnt von den Indianern vor dem schlechten Wasser. Nur die härtesten Wüsten-Cowboys und "Outlaw" überlebten hier, weil sie die guten Wasserlöcher kannten. Einige bauten dort Teiche, um ihr Vieh zu tränken. Sie arrangierten sich mit dem harten Leben.

San Rafael Swell ist ein geologisches Paradies. Anhand der Farben der Felsen kann man ihr Alter bestimmen. Es ist ein 64 km breiter und 121 km langer gigantischer Felssattel, der zum Colorado Plateau gehört und aus Sandstein, Schiefer und Kalkstein besteht. Er wurde vor ca. 60 Millionen Jahren gehoben und seit dieser Zeit haben sich unzählige Tä-ler, Schluchten, Klammen, Tafelberge und Buttes gebildet. Ein Teil von San Rafael Swell hat geografische Merkmale wie der Mars. Es brauchte Wasser und Zeit, um eine solche Landschaft wie diese zu schaffen. Während der Jurassic Periode lebten riesige Dinosaurier hier. Devil's Canyon war schon vor mehr als 9.500 Jahren bewohnt. Bis zur Zeit um Christi Geb. lebten die Menschen vom Jagen und Sammeln. Dann begannen sie mit Häuserbau und Feldanbau. Dies beweisen Funde während des Autobahnbaues. San Rafael Swell beherbergt eine Anzahl von Pflanzen, die sonst nirgendwo auf der Welt vorkommen. 1967 begann man mit dem Bau der Interstate 70 durch diese wilde raue Landschaft, eine Steinbarriere - "a sawtooth ridge at the eastern edge of nowhere". 3,5 Mio. Kubik-yards von Felsen mussten weggesprengt werden.

Wir halten an verschiedenen Overlooks: Salt Wash, Devil's Canyon, Ghost Rock, Black Dragoon, Eagle Canyon, Head of Sindbad, Spotted Wolf Canyon.

Trotz der enormen Mückenplage fotografieren Rolf und Gerhard wie die Weltmeister. Die Indianer, die an den Overlooks ihre Waren verkaufen, sind dick vermummt, um sich vor den Plagegeistern zu schützen. Wir kommen über einen weiteren Pass, 2.215 m, ehe wir den Ort Green River erreichen. Wir sitzen im Restaurant "Tamarisk" mit direktem Blick auf den Green River, der teilweise Hochwasser führt und einige Wege überschwemmt hat.

Das Lokal wird nach einer wilden Pflanze benannt, der Tamariske. Es gibt zwischen 55 und 90 verschiedene Arten mit einer Wuchshöhe von 1 bis max. 15 m. Die Pflanze wächst in Wüsten entlang der Flussläufe (tiefwurzelnd). Die Legende besagt, dass eine Lady die Pflanze nach USA aus Ägypten mitbrachte. Sie war von dem blau-grau-grünen Busch mit pinkfarbenen Blüten mehr beeindruckt als von den Pyramiden. Wo man die Pflanzen in der Wüste findet, gibt es meist Trinkwasser. In den 1930er Jahren wurden Tamarisken als Windschutzstreifen in trockenen Gebieten angepflanzt. Daher sind Tamarisken im Südwesten der USA stark verbreitet und werden seit der Jahrtausendwende als invasive Art bekämpft.

Gerhard hat Maissuppe, Brot, Butter, Kaffee, Rolf Maissuppe und Mountain DEW, ein giftgelber Limonadentrunk, ich bleibe bei Grapefruchtsaft. Wir genießen die Aussicht auf den Fluss und lassen uns gemeinsam fotografieren von einigen anderen Harley-Bikern, die am Nachbartisch sitzen. Ab Green River führt die Tour mitten durch Wüste, nun gelb, braun, kaum noch grün, kaum Sagebrush, keine Häuser und keine Tiere. Und es ist heiß, selbst der Fahrtwind bläst uns heiß ins Gesicht. Gegen 14.45 Uhr kommen wir nach Colorado, die Landschaft ändert sich, es wird grün und vereinzelt sehen wir große Häuser. In Grand Junction machen wir Pause im schattigen Stadtpark, den Rolf durch Zufall entdeckt hat. Es ist 15.30 Uhr und wir haben noch 80 Meilen (129 km) vor uns, bei mind. 40 Grad.

Der Colorado River, auch mit Hochwasser, begleitet uns durch eine wilde Felsenlandschaft - Palisaden - bis Rifles. Von dort geht es weiter durch das Colorado River Valley, auch Grand Mesa, bis Glenwood Springs. Grand Mesa mit mehr als 200 Seen und vielen Wegen, unter Kiefern und Espen, durch Wiesen mit blühenden Wildblumen, ist ein Eldorado für Wanderer. Ankunft in Glenwood Springs um 17.30 Uhr. Das Grab des Western-helden "Doc Holliday" befindet sich auf einem Hügel über der Stadt. Er starb mit nur 35 Jahren an Tuberkulose im Bett und nicht bei einer Schiesserei, wie man bei seinem Lebenswandel vermuten könnte. Eine weitere Sehenswürdigkeit sind die Hotsprings, die längste Warmwasserquelle der Welt, die jährlich Tausende von Menschen anzieht.

Um 18.30 Uhr fahren wir in das Restaurant, wo wir schon mit der ganzen Truppe waren, zum Dinner. Dieses Mal können wir draußen sitzen, Der Service und das Essen sind super. Gegen 19.45 Uhr geht es zurück ins Hotel. Die Hetzerei in den Restaurants - einfach nur ätzend. Darum picknicken Rolf und ich lieber. Es ist gemütlicher und natürlich auch preisgünstiger. Rolf und Gerhard kaufen noch Wasser, Gerhard braucht viel, da er eine große Anzahl von Tabletten einnehmen muss. Die letzten 60 Meilen (97 km) waren heute eine Qual für mich. Die angewinkelten Beine taten weh. Die erst heiße, dann kalte Dusche ist eine Wohltat für meine Knochen. Morgen haben wir weniger zu fahren, das wird mir gut tun. Wir sitzen noch vor unserem Zimmer und genießen den schönen Abend, mit Blick auf die rot-grün leuchtenden Berge, direkt gegenüber dem Hotel. Zimmer 102 - sehr empfehlenswert.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 7.800 Meilen = 12.558 km.
Details:
Aufbruch: 26.05.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 30.06.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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