USA 2011 - Süd- und Nordwesten
Capitol Reef NP - Monument Valley
13. Tag
Dienstag, 7. Juni 2011 - 13. Tag 268 Meilen (431 km)
Torrey - Capitol Reef NP - HW 24 (Hanksville) - Monument Valley, Utah
Hotel: The View Hotel
Der Wecker schellt um 6 Uhr ohne Erbarmen. Der Morgen ist frisch, 10 Grad, doch der Wind hat nachgelassen. Aus unserem Hotelfenster der Blick in die wilde Landschaft mit rotem Sandstein und blühenden Blumen ist ein Traum. Frühstück ist um 7.30 Uhr angesagt. Auch heute verläuft es wieder mit viel Gelächter und Spass. Um 8.45 Uhr brechen wir auf. Zunächst führt der Weg in den Capitol Reef National Park. Muss-Stopp am Visitor Center, jedenfalls für mich. Ich bin immer ganz wild auf die Informationen, die man dort bekommt. Obwohl wir schon mehrere Male hier waren, ändert sich doch hin und wieder Einiges. Wir fahren den wunderbaren Scenic Drive bis zur Capitol Gorge.
Über der Straße erheben sich die schillernd gefärbten Klippen und Wölbungen des Capitol Reef, das dem Park seinen Namen gibt. Die Pioniere nannten die Felsen "reefs" (Riffe). Und wir lassen es uns nicht nehmen, die herrliche Fahrt durch die Schlucht zu machen. Zwar ist es eine staubige und löchrige Schotterpiste, doch die phantastischen Far-ben und Felsformen entschädigen für die Mühe.
Capitol Gorge ist eine tiefe, vom Wasser geschliffene gewundene Schlucht mit senkrechten Wänden. Capitol Gorge war einst eine enge, steinige Reiseroute, die durch die Falte führte. Eine Gesteinswand, Pionierregister genannt, ist mit den Namen von Bergleuten, Siedlern und anderen, die von 1871 an durch diese Schlucht zogen, übersät.
Kernstück des Nationalparks ist die Waterpocket Fold, eine über 150 km lange geologische Formation, die sich in Nord-Süd-Richtung erstreckt. Die ursprünglich horizontalen Bodenschichten, die aus Sedimenten entstanden, wurden bei der Anhebung des Colorado-Plateaus leicht geneigt und gebogen. Durch Erosion entstand dann die heutige "Falte", die ähnlich einer Verwerfung markante Trennlinien zwischen den geologischen Schichten aufweist. Diese eindrucksvolle Felsenwölbung, die durch die selben gewaltigen Kräfte entstanden ist, die das Colorado Plateau vo 65 Mio. Jahren formten, wird Waterpocket Fold (Wassertaschenfalte) genannt. Der Park enthält die Erdfalte, spektakuläre bunte Klippen, in den Himmel ragende Spitzsäulen, starre Monolithen, sich windende Schluchten und anmutige Bögen. Waterpocket Fold bietet mehr: Den freifliessenden Fremont River und den weiten Wüstenhimmel. Indianer der wenig bekannten Fremont Kultur jagten hier und betrieben Ackerbau vor mehr als 1.000 Jahren, sie teilten sich die zerklüftete Felsenwüste mit den Anasazi, die im Süden lebten. Als sie rätselweise verschwanden, hinterliessen sie Felsenmalereien (Piktographen) und Ritzzeichnungen (Petroglyphen) an den Canyonwänden. In späterenJahren jagten nomadische Ute und Paiute Indianer im Waterpocket Fold Gebiet.
Ende des 19. Jh. siedelten sich Mormonen mit ihren Familien im Tal des Fremont River an - Fruita entstand. Mit geschickter Bewässerung des guten Talbodens wurde Fruita für seine ertragreichen Obstgärten bekannt. Nach der Schaffung des Capitol Reef NP 1937 zogen die Bauern nach und nach in andere Gebiete um. Das Erbe dieser Pioniere ist in alten Gebäuden (Schulgebäude, Farmhaus etc.) noch lebendig und für Besucher zugänglich. Doch die üppige Vegation um den Fremont River, der eine Oase darstellt, täuscht, nur wenige Meter vom Fluss entfernt, dominiert das strenge, spärliche Wüstenklima. Tiere und Pflanzen haben sich dem Leben in dieser wasserarmen Wüste (jährlicher Niederschlag weniger als 200 mm Regen) angepasst. Und Künstler und Fotografen, die sich in der Abgeschiedenheit und Großartigkeit dieser weiten Landschaft erholen wollen, finden hier neue Inspirationen.
Auch wir lassen uns immer wieder von der Schönheit der Landschaft gefangen nehmen. Bei unserem Stopp an den Petroglypen gegen 10.40 Uhr werden unsere Motorräder von einer französischen Reisegruppe bestaunt. Leider verstehe ich nur Bahnhof, da ich kein Französisch spreche. Besonders Rolfs Motorrad mit den schönen Verziehrungen hat es einem älteren Mann angetan. Mind. 20 Fotos macht er von allen Seiten, bis er zufrieden ist. Inzwischen ist es sehr warm geworden.
Wir folgen nun dem Highway 24 Richtung Hanksville. Die Fahrt auf dem Capitol Reef Scenic Byway ist ein Traum: Sträucher, Wiesen leuchten in sattem Grün, ein wunderbarer Kontrast zu den roten Felsen. Und dazwischen leuchten die wilden blühenden Blumen. Um 12 Uhr machen wir in Hanksville Pause. Dann geht es weiter, auf dem HW 95 bis zum Hite Overlook am Dirty Devil River.
John Wesley Powell, amerikanischer Forscher und Leiter div. Expeditionen sah den stinkenden, schmutzigen Fluss und nannte ihn "Dirty Devil". Der Dirty Devil River ist ein 129 km langer Nebenfluss des Colorado River. Er entsteht nahe Hanksvill durch den Zu-sammenfluss des Fremont River und des Muddy Creek. Der Dirty Devil River fliesst durch einen 600 m tiefen Canyon, der Hite Overlook bietet hier herrliche Ausblicke. Hier werden einige verrückte Fotos gemacht, kletternd, hängend am Abgrund. Aber es sieht gefährlicher aus als es ist.
Weiter geht die Tour auf dem HW 95, wir sehen verrückte Felsen wie Jakobs Stuhl, Käseglocke und natürlich den Mexican Hat Felsen. In Bluff tanken wir und kaufen Bier ein. Es ist eine traumhafte Fahrt bis zum Monument Valley. Nur die vielen Glasscherben am Straßenrand und ein totes Pferd stören die Schönheit der Landschaft.
Gegen 17.30 Uhr erreichen wir "The View Hotel, welches wir nur empfehlen können. Der Preis von 257 Dollar ist gerechtfertigt. Die Aussichten von den Balkonen unserer Zimmer im 3. Stock sind einmalig. Um 19 Uhr gehen wir zum Abendessen, mit Blick auf die "Buttes". Doch wir müssen feststellen, dass das Essen gestern in Torrey besser war und auch 2009 im Goulding's war es viel besser. Wir erleben auf unserem Balkon einen wunderschönen Sonnenuntergang von 20.31 bis 21.10 Uhr - Twilight. Anschliessend sitzen wir noch bei Rudi und Geli auf dem Balkon, trinken unser Bier und hören die unglaublichsten wilden Geschichten aus Freddys Jugend! Diese werden aber hier nicht ver-raten! Um 22.15 Uhr gehen wir schlafen.
The View Hotel - Armanda Ortega - Präsidentin der ARTSCO Inc.
Armanda Ortega aus dem Towering House Clan der Navajo, ist Leiterin des "The View Hotel" im Monument Valley. Für ihr Volk, die Diné, ist Monument Valley ein heiliger Platz. Armanda hatte das Glück, in verschiedenen Welten aufzuwachsen. Ihr mütterlicher Großvater war über 25 Jahre Rancher und Navajo Nation Grazing Offizier im Oak Springs Chapter. Er lehrte sie viele Dinge, vor allem die Navajo Traditionen und Kultur zu verstehen und zu respektieren. Er wünschte, dass sie die Familientradition fortführt. Seine Vision war, Fremden die Geschichte der Navajo nahe zu bringen und durch ein Geschäft neue Arbeitsplätze für die Navajos zu schaffen. Auf der anderen Seite war ihr väterlicher Großvater, Armand Ortega, der eine lange Tradition im Handel mit indianischer Kunst verkörpert. Er wollte, dass seine Enkelin Armanda ihre indianische Herkunft mit seinem Geschäftsinn verbinden sollte, um eine eigene Firma zu gründen, die den Navajos zugute kommt. Mit Hilfe dieser beiden Großväter und auch mit Hilfe ihrer Eltern schaffte Armanda Ortega es, in der 6. Generation der Familie, dies alles zu verwirklichen.
Geschichte Monument Valley
Monument Valley ist seit mehr als 1.000 Jahren bewohnt. Die Ersten waren die Anasazi Indianer, deren alte Ruinen teilweise noch zu sehen sind. Für die Navajo oder Diné ist Monument Valley seit 400 Jahren ihre Heimat. Die ersten Weißen - Spanier - kamen ins Valley auf ihrer Reise von Santa Fe nach Kalifornien. In den späten 1800 Jahren fanden 2 Goldgräber (Mitchell und Merrick) Silber im Monument Valley. Als sie das Tal mit ihrer Beute verliessen, warnten die Navajos die Beiden, sie dürften zwar das Silber behalten, aber sollten niemals zurückkehren. Doch nachdem die zwei Goldsucher ihr Silber und Geld verplempert hatten, missachteten sie die Warnung und kehrten ins Tal zurück, um weiter nach Silber zu suchen. Die Indianer töteten sie. Bis heute ist die Silbermine nicht entdeckt worden. Der große Berg südlich des Hotels ist nach Mitchell benannt und der große Butte nach Merrick.
Geschichte der Gouldings:
Harry Goulding und seine Frau "Mike" sahen 1921 Monument Valley das erste Mal und verliebten sich gleich in die wunderschöne Gegend. Es gelang ihnen, Land zu kaufen und so wurde Goulding's dann 1923 als Trading Post gegründet für die Navajo-Indianer. Harry und Mike trieben von 1920 bis 1935 Handel mit den Indianern, von denen sie sehr ge-schätzt wurden. Während der Depression gerieten die Gouldings in finanzielle Nöte. Es gab keinen Markt mehr für die Artikel mit denen die Indianern handelten, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Harry Goulding hörte, dass ein berühmter Hollywood-Produzent einen Film im Südwesten der USA machen wollte. So ließ er von einem deutschen Fotografen Photos von Monument Valley machen und fuhr mit seiner Frau Mike nach Hollywood, um John Ford aufzusuchen und ihn zu bitten, den Film im Monument Valley zu drehen. Ford war von den Fotos so begeistert, dass er fragte: "Können Sie 100 Leute beköstigen und ihnen Quartier geben innerhalb von 10 Tagen?" Die Gouldings sagten das zu. Ein junger Mann in dieser Crew war ein unbekannter Schauspieler namens John Wayne. Harry Goulding versprach, für die Crew des Filmes "Stagecoach" zu sorgen. So entstand die ursprüngliche Goulding's Lodge, die eigentlich nur für die Filmcrews gebaut wurde, die in Monument Valley drehten. Ford kam immer wieder ins Monument Valley zurück, mehr als 150 Filme wurden hier gedreht. So erreichten die Gouldings, dass die Navajo-Indianer ein festes Einkommen hatten als Statisten für die Filme und zum zweiten, dass das wunderschöne Monument Valley weltweit bekannt wurde. Wegen Harrys Krankheit zogen die Gouldings 1962 nach Sun City, Arizona. Goulding's wurde an das Know College verkauft. Das College managte die Lodge für 19 Jahre, bevor sie sie 1981 an die La Font Familie verkaufte, die noch heute die Besitzer sind. Harry starb und 1987 wurde seine Frau Mike von der Familie La Font eingeladen, ihre letzten Jahre in ihrem ursprünglichen Haus zu verbringen. Eine sehr warmherzige Geste. Mike starb in ihrem geliebten Monument Valley 1992.
1958 wurde durch die Navajo Nation Monument Valley als "Tribal Park" ernannt. Jedes Jahr kommen Besucher aus aller Welt, um sich die wunderschönen Buttes anzusehen und grandiose Sonnenunter- bzw. Aufgänge zu erleben.
Die Navajo Nation ist mit ca. 300.000 Mitgliedern der zweitgrößte Indianer-Stamm der USA. Mehr als 17 Mio. acres Land (1 acre = 4.047 m²) sind in Utah, New Mexico und Arizona in ihrem Besitz. Anders als andere Indianerstämme in den USA sind die Diné dort seit langem heimisch und nicht erst von Weißen hierher vertrieben worden. Diné ist der Eigenname der Navajos und bedeutet "Menschenvolk" oder nach ihren Mythen: "Unter der Erde hervorkommendes Volk".Die Navajo Nation Reservation ist teilweise von außerordentlicher landschaftlicher Schönheit. Kantige Mesas, Klippen, Buttes und ausgedehnte Plateaus wechseln mit blassgrünen Tälern - am bekanntesten sind das Monument Valley und der Canyon de Chelly. Die Region läßt jedoch aufgrund der extremen Trockenheit nicht genug Ackerbau und Viehzucht zu, um für alle Diné den Lebensunterhalt zu sichern. Tausende verdienen sich deshalb ihr Einkommen als Arbeiter fern vom Navajoland.
Ein unrühmliches Kapital in der Geschichte der Vereinigten Staaten zeigt die Geschichte des Kit Carson: Im Sommer 1863 wurde wurde Oberst Christopher Carson (Kit Carson) vom Oberbefehlshaber General James Carleton beauftragt, die Diné in das neue Militär-Reservat am Pecos River zu treiben. Das Militär schickte Unterhändler an einige Diné-Gruppen mit der Aufforderung zum Umzug, andernfalls würde man sie dazu zwingen. Die meisten der weit verstreut lebenden Diné hörten nie etwas von diesem Ultimatum, und General Carleton machte keinen Versuch, sie aufzuspüren. Stattdessen gab er an Kit Carson den Befehl aus, die wirtschaftlichen Grundlagen der Diné zu zerstören. Carson zog mit 300 Soldaten, verstärkt durch Ute-, Pueblo-Indianer und Freischärler aus New Mexico, durch das Land der Diné und vernichtete Obstgärten, Maisvorräte, Hogans, Wasserlöcher und Viehherden. Am 14. Januar 1864 begann der eigentliche Krieg. Kit Carson gestattete den Diné, sich mit ihrer Hauptstreitmacht in den von ihnen für unein-nehmbar gehaltenen Canyon de Chelly zu flüchten. Aber auf den Rändern der Schlucht hatten die Amerikaner Kanonen in Stellung gebracht und die Diné ergaben sich nach kurzem Gefecht. Nur wenige Diné entkamen unter der Führung des Häuptlings Manuelito. Ihre Lebensgrundlage war zerstört und im Februar 1864 sammelten sich über 8.000 Diné bei Fort Defiance, das jetzt Fort Canby hieß. Sie wurden auf den Langen Marsch - Long Walk - nach Bosque Redondo geschickt. Das Vorhaben endete in einer Katastrophe und kostete etwa ein Viertel der Indianer das Leben. General William T. Sherman führte eine Untersuchungs durch und zeigte sich erschüttert über die Zustände. Am 1. Juni 1868 wurde ein Vertrag unterzeichnet, der den Navajo einen Teil der alten Heimat als Reservat zuteilte und die Rückkehr erlaubte.
Im 20. Jahrhundert wurde das Reservat vergrößert und die Lebensbedingungen besserten sich. Für ihr handwerkliches Können als Weber und Silberschmiede sind die Diné berühmt. Sie erlebten nun eine Zeit relativen Wohlstands und die Zahl der Stammesangehörigen wuchs. Dadurch vergrößerte sich auch die Zahl der Viehherden, so dass das ökologisch anfällige Land überweidet wurde, die Bodenerosion nahm überhand. So ordnete die US-Regierung in den 1930er Jahren eine Verkleinerung der Herden an und ließ viele Tiere töten - für die Diné eine Katastrophe, als vor ihren Augen wieder ihre Existenz-grundlage vernichtet wurde.
Im Zweiten Weltkrieg arbeiteten Diné erfolgreich als Funker für das US-Militär im Pazifikkrieg gegen Japan. Als es den Japanern gelungen war, den amerikanischen Funkcode zu entschlüsseln, wurde der Navajo-Code entwickelt, der im wesentlichen aus der Sprache der Diné bestand. Diese wurde nur um einige Codewörter, die militärtechnische Dinge bezeichneten und für die es keine Diné-Wörter gab, ergänzt. Dieser Code konnte von den Japanern trotz aller Bemühungen bis zum Ende des Krieges nicht übersetzt werden - ein Vorteil der außerge-wöhnlich komplexen Sprache der Diné. Deshalb erhielten sie eine hohe Anerkennung in der US-Armee, auch wenn Details dieser Operation wegen der Geheimhaltung erst Jahrzehnte später bekannt wurden. Zum Andenken wurde der 14. August zum Nationalen Navajo-Codesprecher-Tag erklärt. Während des Kalten Krieges richteten die Sowjets an der Universität Moskau einen Sprachkurs in Navajo ein.
Die Diné verteilen sich heute auf mehr als 50 Klans. Die Familienstruktur der Diné ist matrilinear, d. h., die Verwandtschaftsverhältnisse werden durch die weibliche Linie bestimmt. Auch die Klans sind matrilokal organisiert, so dass der Mann bei der Hochzeit zur Familie seiner Frau und deren Siedlung zieht.
Aufbruch: | 26.05.2011 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 30.06.2011 |