Ich braus dann mal davon - einmal um die Welt
Cuzco reloaded
Zurueck in den Nabel
Cuzco ist der erste Ort auf dieser Lateinamerikareise, an den ich zurueckkehre. Das ist teuer und aufwaendig, aber es muss sein. Gewisse Umstaende erfordern, dass ich nochmal in die magische Stadt reise, und ich tue es mit einem lauten "Juhu". Kein Ort hat mich bislang so gefesselt wie der Nabel der Welt (Cuzco auf Inka = Nabel). Wieder ziehe ich in ein Niños-Hotel ein. Eine Hollaenderin kuemmert sich mit den Gewinnen aus den Hotels um Strasenkinder (Niños = Kinder) in Cuzco. Seit mehr als zehn Jahren tut sie das, mittlerweile arbeiten einige der frueheren Strassenkinder in den beiden stil- und geschmackvoll eingerichteten Haeusern, die eine ganz warme und liebevolle Atmosphaere ausstrahlen. Da bezahl ich gerne auch ein wenig mehr....
Der Innenhof des Hotels Niño. Die Zimmer sind Alle nach den Strassenkindern aus den Projekten benannt. Ich uebernachte im "Jose"
Das Dominikanerkloster
Bei meinem ersten Besuch in Cuzco konnte ich einige wichtige Staetten nicht besuchen, zum Beispiel das Dominikanerkloster, frueher der Tempel Coricancha, der Sonnentempel, in dem alle Waende mit Gold ueberzogen waren und die Fenster so angeordnet, dass die einfallenden Sonnenstrahlen das Edelmetall zur vollen Geltung brachten. Im Innenhof des Coriancha standen lebensgrosse Lamas, Baeume, Blumen und Schmetterlinge aus Gold und Silber.
Die unteren Mauern stammen noch aus der Prae-Inka-Phase, die grauen darueber sind vom Inka-Tempel, darueber das Dominikanerkloster aus dem 16. Jahrhundert
Museo del Arte precolumbino
Ein besonderes Schmuckstueck Cuzcos ist das Museum fuer Praekolumbinische Kunst (also die Vorgaenger des Inka-Reichs). Sind diese Figuren und Schalen nicht fantastisch?
Und hier noch ein wenig Gold und Silber...
Spaziergang zu den Festungen auserhalb des Nabels
Einen halben Tag laufe ich von Behoerde zu Behoerde, um eine Presse-Akkreditierung fuer die Inkafestungen ausserhalb der Stadt zu bekommen. Die Muehe lohnt sich. Eine Fuehrerin wird mir zur Seite gestellt. Wir wandern von Tambo Machay, rund 10 Kilometer von Cuzco entfernt herunter bis nach Sacsayhuaman und in die Stadt.
Die Inka verstanden es so zu bauen, dass die Mauern bis heute zahlreichen heftigen Erdbeben standhielten
Da mir noch die Wanderung durchs Valle del Colca in den Beinen steckt, reiten wir ein Stueck Richtung Qenko
Sacsyhuaman
Langsam naehern wir uns wieder der Stadt. Vor uns taucht der imposante Cristo auf, dem Cuzco zu Fuessen liegt. Gleich daneben die einst maechtige Inka-Festung Sacsyhuaman. Die meisten Mauern trugen die Spanier ab, um die Kathedrale zu bauen...
Die Jungfrau...
Es vergeht kaum ein Wochenende, ohne das irgendwo n der Naehe eine Prozession zu Ehren einer Jungrau stattfindet. Das gilt fuer Bolivien und Peru und wahrschienlich auch fuer andere lateinamerikanische Laender. Ich habe das Glueck, kurz vor meiner Abreise in Cuzco noch eine Prozession zu Ehren der heiligen Jungfrau "Virgen del Carmen" zu sehen. Bei diesen Prozessionen laufen immer maskierte Gruppen und Musikkapellen mit, in Bolivien und Peru sind es immer Blaskapellen! Das Alles wirkt wie eine krude Mischung aus katholischem Fronleichnam, Koelner Karneval und indigenen Kulten. Oft will man loslachen, doch dann sieht man in die Maskengesichter und das Lachen bleibt einem im Halse stecken. Was bedeuten die ueberlangen Nasen, die vor der Jungfrau herumtanzen? Jemand erklaert mir, dass die Masken boese Geister symbolisieren, die von der Jungfrau Maria schliesslich vertrieben werden. Aber macht Euch Euer eigenes Bild:
...begleitet die Jungfrau auf ihrem Zug durch die Stadt, vorbei an unglaeubig dreinschauenden Touristen
Hasta luego Cuzco
Kurz vorm Flughafen steht ein grosses Schild am Strassenrand. "La magia de Cuzco te hara volver" - frei uebersetzt: "Cuzcos Zauber wird dafuer sorgen, dass Du wiederkommst." Einmal hat es schon geklappt, vielleicht funktioniert es ja wieder...eine magische Stadt ist Cuzco allemal. Leider auch sehr teuer. Vor allem die Eintrittsgelder fuer Museen, Kirchen und Inkaruinen schlagen kraeftig ins Budget. Dass man 35 Soles - fast 10 Euro - fuer den Eintritt in die Kathedrale zahlen muss (und dort zudem nicht fotografieren darf), finde ich unverschaemt. Die groeste Abzocke aber ist das nahe gelegene Machu Picchu (s. Kapitel "Machu Picchu - der verlorene Zauber). Fuer die Anreise im Zug, den Bus hoch auf den Berg, den Eintritt und die Fuehrung habe ich 160 US-Dollar bezahlt. Fuer viele Leute hier ist das ein Monatslohn!
Ueberhaupt ist Peru schon deutlich teurer als Bolivien. Hinzu kommt, dass der Sol in letzter Zeit gegenueber Dollar und Euro kraefitg zugelegt hat. Kein Wunder: die Wirtschaft hier brummt (wie in den meisten lateinamerikanischen Staaten), von Krise keine Spur. Peru steht an 80. Stelle auf der Welt, was die Wirtschaftsleistung anbelangt - also im vorderen Mittelfeld. Der Wohlstand verteilt sich auch besser als in reicheren Laendern wie Brasilien. Riesige Favelas wie in Rio sucht man hier vergebens. Fuer eine gute Lebensqualitaet sorgt auch die ausgezeichnete Kueche. Von rohen Meeresfruechten (ceviche) bis zum leckeren Alpaca-Filet gibt es hier Alles. Ueber hundert Kartoffelsorten, Fruechte in Huelle und Fuelle. Wer einmal die droege Kueche anderer lateinamerikanischer Staaten erleiden musste (z.B. Chile) ist ueberrascht ueber die Finesse der peruanischen! Ah, da ist noch das Nationalgetraenk, der Traubenschnaps "Pisco", von dem ich in Form des Pisco Sour manchmal das ein oder andere Glas zuviel getrunken habe. Ein heftiger Streit tobt darueber mit Chile, wer den Pisco erfunden hat. In beiden Laendern gibt es Orte, die Pisco heissen...vor nicht allzu langer Zeit haete man sich einen Pisco-Krieg zwischen Chile und Peru vorstellen koennen, aehnlich dem Fussball-Krieg zwischen Honduras und El Salvador (?), den Riszard Kapuszinski (?) so kunstvoll beschrieben hat. Doch die Zeit der Kriege, und auch die der Militaerdiktaturen , scheint endgueltig vorbei in Suedamerika. Der Kontinent ist schwer im Kommen. Es hat mir gut gefallen in Peru. Gracias!
Aufbruch: | 07.10.2011 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 15.01.2012 |
Peru
Ecuador
Kolumbien