Ich braus dann mal davon - einmal um die Welt
Machu Picchu - der verlorene Zauber
Kaktus statt Mehdorn - eine Zugfahrt durch die Anden
Ollantayuama, ein Nest in den Anden unweit von Cuzco. Gut gelaunte, adrett gekleidete Bahnmitarbeiter kontrollieren auf dem Bahnsteig die Tickets. Mein Sitz ist im Wagen C, Nummer 13. Fensterplatz. Die Polster sind gepflegt und bequem, durch die Lautsprecher rieselt leichte andine Musik herein. 8.23 Uhr. Auf die Minute genau setzt sich der Machu Picchu - Express in Bewegung. Was fuer eine Puenktlichkeit, was fuer ein Komfort. So etwas wuerde ich mir mal von der Deutschen Bahn wuenschen: Schaffner, die laechelnd auf einen zukommen und fragen: "Was moechte der Herr? Kaffee, Tee, oder doch lieber was Kuehles? Natuerlich im Preis inbegriffen. Dazu eine kleine Papiertuete, in der sich getrocknete Bananen und zwei Pralinen verstecken.
Eine grandiose Landschaft zieht vorbei. Schneebedeckte Andengipfel, der reissende Rio Urabamba. Ab und an haelt der blaue Zug von Peru Rail, um einen entgegenkommenden Zug vorbei zu lassen. Vorm Fenster ein beeindruckender Kaktus - da muss ich gleich an Herrn Mehdorn und unsere Bahn denken...(ja ja, meine Assoziationen...)
Warum ist die peruanische Staatsbahn puenktlich und komfortabel, warum der Service so freundlich? Sogar die Toiletten sind sauber, wann habe ich das zum letzten Mal in einem deutschen Zug erlebt? Ja, der Herr Mehdorn. Er hat Alles, was schoen war am Bahnfahren, verbannt. An die Boerse wollte er die Bahn fahren, Alles wurde auf Funktionalitaet getrimmt. Nur seltsam, dass seither kaum noch was funktioniert. Achsen brechen, Klimaanlagen fallen aus und "puenktlich wie die Eisenbahn" klingt mittlerweile fast zynisch.
In Peru hingegen scheint man noch an die Schoenheit des Bahnfahrens zu glauben. Die Zugbegleiter sehen zufrieden aus und scheinen stolz zu sein auf die Uniformen, die sie tragen. Die Waggons sind Alle Panoramawagen, so dass man in den engen Schluchten tole Blicke nach oben zu den schroffen Aandenabhaengen hat. Auch die Deutsche Bahn hatte mal solche Panoramawagen. Der "Rheingold" fuhr bis in die Achtziger die Rheinstrecke von Basel bis nach Holland. Jetzt gibt es ihn nur noch als Nostalgiezug eines privaten Unternehmens. Bevor die Bahn alle schoenen Waggons nach Skandinavien verkauft oder verschrottet hatte, rettete ein subversiver Schaffner wenigstens einen Panoramawagen und lenkte ihn auf ein Abstellgleis. Es ist iene Freude, mit diesem Zug zu fahren. Als im Sommer letzten Jahes in den ICEs die Klimaanlagen ausfielen, fuhr ich mit dem Rheingold bis nach Dreseden und an die tschechische Grenze. Die Klimaanlage funktionierte tadellos. Und im Panoramawagen konnte ich die Aussicht aufs Elbsandsteinebirge geniessen. Grandios - fast wie in den Anden. Warum bloss hat die Deutsche Bahn alles Schoene aus ihrem Betrieb verbannt? Die Zugromantik lebt weiter - in den Anden Perus
Machupicchu
Alles ist herrlich - bis zur ANkunft inm Bahnhof von Machupicchu. Dort warten sie schon. die Faehnchentraeger. Wehrlos degradiert zu einer Nummer im Massentourismus werde ich in einen Bus gesetzt, der sich 20 Minuten die Serpentinen hochschraubt und mich dort vorm naechsten Faehnchentraeger ausspuckt. Ich bereue sofort, dass ich nicht den Inka-Trail gewandert bin. Der Zauber von Machu Piocchu geht unter - es sind einfach zu viele Menschen da: Rentner aus Japan, Rucksackreisende aus Australien, Bildungshungrige aus Deutschland. Alle wollen das beruehmte Foto vor der Inkastadt, die vor 100 Jahren erst entdeckt wurde. Leider, muss man wohl sagen, wenn mn sieht, wie sich die Massen durchs historische Gelaende schieben. Ich lasse Alles ueber mich ergehen. Die Fuehrung, das Geschiebe, das staendige Klicken und Surren um mich herum. Dann laufe ich zu Fuss den Berg herunter, zurueck zum Bahnhof. Mitten im Wald sitzt eine Frau und verkauft Sandwiches und Colas. "Wie hat es Ihnen gefallen in Machu Picchu?", fragt sie. "Es waere ein schoener Ort, wenn weniger Leute da waeren", antworte ich. "Ich fuerchte, die Geister haben sich verzogen." "Ja ja", sagt die Frau, "ich waere auch lieber an einem Ort mit weniger Touristen. Aber was soll ich machen, hier ist das Geld."
Aufbruch: | 07.10.2011 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 15.01.2012 |
Peru
Ecuador
Kolumbien