Vater und Sohn Tour - Thailand im Juli 2012
Wisch- und Blink
Hallo liebe Leserinnen und Leser **fg**
Heute berichten wir aus dem Isaan, der nordöstlichen Ecke von Thailand. Gestern früh sind wir mit dem Nachtbus aus Chiang Mai in Udon Thani angekommen. Nach einer witzigen Tuk-Tuk Fahrt zum Flughafen konnten wir dort nach 3 Stunden Wartezeit auch unseren Mietwagen übernehmen.
Warum die Tuk-Tuk Fahrt lustig war? Ganz einfach: Hier im Isaan gibt es keine Tuk-Tuks wie in Bangkog sondern eine vereinfachte Version die vorne aussieht wie eine Harley Davidson E-Glide,
Platz für 4 Passagiere hat und einen 100 cm³ Motor. Bei strikter Geradeausfahrt auf der Ebene schafft das Teil maximal 40 km/h. Beladen mit Basti, 2 großen Rucksäcken und einer halben Portion wie mir waren maximal Tempo 30 drin und als die kleine Steigung kam, befürchteten wir, gleich schieben zu müssen. Es ging dann aber doch ohne.
Unser Mietwagen ist ein fast nagelneuer Toyota Vigo. Kilometerstand bei Übergabe: 1643,
und alles was da drinnen ist...... - ist.... auf der FALSCHEN Seite. Halleluja! Es ist ja schon verdammt schwierig, mit dem Linksverkehr hier klar zu kommen. Aber dann noch mit einem Rechtslenkerauto? Aller Anfang ist schwer und so setzte ich erst mal den Blinker. Aber anstelle des Fahrtrichtungsanzeigers, wie das ja korrekt heißt, setzte sich der Scheibenwischer in Gang. Nicht nur dass das Radio mit dem rechten Knopf eingeschaltet wird, der Blinker sitzt rechts und die Scheibenwischer links. Ich weiß nicht, wie oft ich in den letzten 24 Stunden nach Schema Wisch- und Blink abgebogen bin. Blinker, äh Scheibenwischer gesetzt und den Blinker sofort hinterher. (Ich habs ja dann gleich bemerkt) Ergo fahre ich hier nach der Wisch- und Blink Methode.
Gestern sind wir dann nur noch die 60 Kilometer bis Nong Khai an der laotischen Grenze gefahren.
Ich war durch die Nachtfahrt mit dem Bus völlig übermüdet und hatte bei dem Linksverkehr einfach zu viel zu beachten. Glücklicherweise fanden wir nach ganz kurzem Suchen ein sehr schönes und preiswertes Hostel nur etwa 50 Meter vom Mekong entfernt.
Noch einen kleinen Besuch auf dem örtlichen Markt und leckeren Fisch am Mekongufer gegessen und dann schliefen wir erst mal 10 Stunden wie die Murmeltiere.
Heute morgen dann, nach einer richtig guten Tasse Kaffee, ging es auf unsere nächste Etappe. Heute wollten wir den nächsten Höhepunkt unserer Reise ansteuern. Den Wat Pu Thok im Osten des Isaan. Dieser Berg hatte uns dazu inspiriert, diesen Teil Thailands zu besuchen, wo normalerweise eher selten Farangs hinkommen.
So fuhren wir denn auch gleich nach dem Frühstück immer parallel zum Mekong Richtung Osten. Nach etwa 70 Kilometern machten wir einen kleinen Zwischenstopp bei einem wundersamen Felsenpark. Wie aus dem Nichts liegen hier mindestens 50 gigantische Felsblöcke aus rotem Sandstein in der Gegend. Natürlich haben die Thais da gleich noch schnell einen Tempel hingebaut. Ergo haben wir Steine, Tempel und den Mekong bewundert. Aber am meisten wurden wir bewundert. Wenn wir an Thais vorbeiliefen, wurde immer getuschelt und das Wort Falang (ja, eigentlich Farang) fiel mit 99% Sicherheit. Hierhin verlaufen sich eher selten Touristen. Also wieder unseren Toyota bestiegen und die Piste unter die Räder genommen.
Die Straßenverhältnisse sind höchst interessant. Mal gibt es 1 oder 2 Kilometer autobahnähnliche Straße und dann tauchen urplötzlich wieder 30 cm tiefe Schlaglöcher auf. Absolut ohne Vorwarnung. Dann wieder 5 Kilometer unbefestigte Straße. Die Beschriftung ist beinahe nur noch in Thai. Nur die großen Orte sind in lateinischer Schrift. Dummerweise funktioniert mein Google im Handy nicht als Navi. So können wir nur ab und zu mal per GPS die Position abchecken, ob wir noch die ungefähre Richtung haben. Am Straßenrand gibt es immer wieder Obstverkäuferinnen mit Bergen von Rambutan oder Sap a Rot (Ananas). Eine kleinere Ananas kostet hier 10 Bath, etwa 26 Cent. Und diese Dinger sind richtig lecker!
Nach insgesamt rund 180 Kilometern sehen wir zum ersten Mal den Berg unserer Sehnsucht.
Der Wat Puh Tok ist ein kleiner Berg, der es in sich hat. Wäre er in einer anderen Ecke Thailands würde er sicher zu den Top 10 Reisezielen gehören.Um ihn zu erreichen muss man sich jedoch schon in den Isaan bemühen und diese Anreise ist vielen einfach zu unbequem.
Wir haben es trotzdem gemacht und ich kann euch sagen...... es hat sich gelohnt.
Der aus rotem Sandstein bestehende Berg ist nur etwa 300 Meter hoch. Ein Mönch machte es sich zu seiner Lebensaufgabe, den Berg nach buddhistischer Lehre 7 mal zu umkreisen. Gar nicht so einfach bei zum Teil senkrechten Wänden. Also machte er sich an die Arbeit und zimmerte mit Holzbalken und Brettern einen Weg, der um den Berg führt. Der Erbauer hat nach 5 Jahren sein Werk vollendet. Leider lebt er nicht mehr. Er ist ironischerweise bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Hinterlassen hat er aber eine einmalige Pilgerstätte.
Über hunderte von Stufen kann man hier die verschiedenen Ebenen erreichen. Es sieht einfacher aus als es ist. Wir haben es heute gemeistert. Und hatten nicht die einfachsten Bedingungen. Gegen Mittag als das Thermometer 37 Grad zeigte, machten wir uns auf den Weg zum Gipfel. Die ersten Stufen gingen noch locker zu bewältigen. Wie es sich für echte Pilger gehört machten wir den Aufstieg barfuß, was die Sache nicht erleichterte. Ach und nebenbei.... es hatte noch eine Luftfeuchtigkeit von 86 %.
Nach 100 Höhenmetern hatte ich bereits mein Hemd total durchgeschwitzt und musste ab und zu verschnaufen. Basti sah noch recht frisch aus, wen wunderts? 32 Jahre und 35 Kilos weniger. Das macht sich natürlich bemerkbar. Also atmeten und schnauften wir uns den Holzkonstruktionen entlang immer höher. Teilweise hatte ich schon ein mulmiges Gefühl, ob die Konstruktion denn auch wirklich stabil genug sei. Der Mönch hatte aber saubere Arbeit geleistet und bis auf ein paar kleine Einbrüche im Holz ist das ganze sehr gut gezimmert. Für Leute mit Höhenangst aber absolut nicht zu empfehlen. Manchmal geht es halt 50 oder mehr Meter senkrecht hinunter und zwischen einem selbst und dem Abgrund ist nur ein schmaler Handlauf. Die letzte Ebene zu erreichen ist dann schon mit richtiger Kraxelei verbunden. Hier gibt es keine Holzstege und man muss sich an Wurzeln nach oben arbeiten. Oben angekommen noch durch ein paar niedrige Bambusbüsche kriechen und es ist geschafft.Am westlichen Ende ist dann ein großer Stein, etwas unter der eigentlich höchsten Stelle. Von hier gibt es eine herrliche Aussicht zu bewundern. Basti hat hier oben auch einen oder sogar zwei kleine Affen gesehen. Leider war ich mit dem Foto etwas zu langsam. Also nichts mit Affenbildern. Den letzten Schluck aus der Wasserflasche und wir machten uns an den Abstieg. Dieser war dann deutlich weniger schweißtreibend. Trotzdem waren wir froh, wieder den Wagen zu erreichen und unsere Wasserdepots wieder zu füllen. Bei dieser Temperatur ist die Tour schon sehr heftig. Bei Regen gehts übrigens gar nicht, denn dann sind die Bretter durch den feinen Sandsteinstaub zu schlüpfrig. Dann wäre der Aufstieg viel zu gefährlich und auch die einheimischen Pilger lassen davon ihre Finger. Wer aber einmal in diese Gegend kommt, sollte diesen Berg unbedingt besteigen. Es war absolut toll!
Nach einer kleinen Pause sind wir dann weitergefahren zum Bung Kong Long, einem See etwa 30 Kilometer vom Wat Pu Thok entfernt. Ich hatte irgendwo im Internet mal gelesen, dass da ein Schweizer ein paar Übernachtungshäuser anbietet. Zuerst mussten wir aber unseren Hunger stillen, denn seit dem Frühstück war außer ein paar Stückchen Ananas noch nichts im Magen. Also eine kleine Straßenküche angesteuert, an dem gerade ein Pickup mit einer Ladefläche voller Schulkinder angehalten hatte und diese ihre Suppe löffelten. Das sah lecker aus. Aber leider war nichts mehr übrig. Nach ein paar freundlichen Worten, lächeln und mit Händen und Füßen erklärend hat die Hausmutti angeboten uns etwas Reis zu braten. In wenigen Minuten zauberte sie in ihrem Wok herrlichen gebratenen Reis mit Gai (Huhn). Sie fegte die im Isaan übliche Liegefläche, da alle Plätze durch die Schulkinder belegt waren und bot uns die Liegefläche als Speiseplatz an. Ich kann nur sagen, dass es wirklich sehr, sehr freundliche Leute sind. Das Essen war superlecker und wir sollten nur 50 Bath bezahlen. Mittagessen für 2 Erwachsene für 1, 30 Euro und frisch für uns zubereitet. Nachdem wir noch Wasser getrunken hatten, gab ich ihr ein großzügiges Trinkgeld, denn ich hatte wirklich mindestens mit dem Dreifachen gerechnet. Im Gegensatz zu den Tourigebieten, wo die Farangs gleich mal 5-10 mal so hohe Eintrittspreise bezahlen sollen, wollte uns hier niemand übers Ohr hauen.
Trotz eines kleinen anschließenden Ausflugs in die Pampa (wir hatten uns verfranst) kamen wir tatsächlich zu einem Schild mit Europäischen Flaggen, an das ich mich aus meiner Internetrecherche erinnerte. Den Feldweg entlang und schon standen wir vor einer gigantischen Theke. Brav gefragt und tatsächlich sprach der Wirt deutsch mit Schweizer Akzent. Wir fragten nach einer Übernachtungsmöglichkeit und er meinte dass er das am besten seinem Chef übergeben würde. Dann kam Bernd ins Spiel. Bernd lebt seit über 10 Jahren im Isaan und hat sich hier sein Leben echt gut eingerichtet. Sein Haus steht direkt am Ufer des Bueng Kong Long. Daneben hat er im Laufe der Zeit eine große Freiluftbar und drei sehr hübsche Bungalows gebaut. Wer mal da hin will, bekommt von mir gerne die Adresse. Im Winter hat er viele Dauergäste dort, die schon mal 8 Wochen am Stück dort bleiben und dem europäischen "Sauwetter" entfliehen. Bernd konnte natürlich unendlich viel über die Gegend und das Leben im Isaan erzählen. Da er aus Bad Cannstatt stammt (ja, so klein ist die Welt) war die Sprache sofort heimatlich schwäbisch angehaucht. Wir haben den ganzen Abend mit ihm und seiner Familie verbracht und konnten nicht genug bekommen von seinen Geschichten. Er ist ein guter Erzähler und ich werde versuchen, Kontakt zu ihm zu halten. Zum Essen gab es heute Abend leckeres grünes Curry und ein Massaman Curry. Beides superlecker. Ich glaube, trotz heftiger Bergtour werde ich wohl auch hier nicht abnehmen. Dafür ist die Küche in Thailand viel zu gut.
So, nun wecke ich erst mal Basti und dann geht's zum Frühstücken. Wir wollen ja noch weitere Abenteuer erleben. So schließe ich mit einem lieben Grüßle aus dem Isaan.
Basti und Jürgen
Sieben Mal musst du den Berg umrunden.
Aber wer sagte etwas von 37 Grad Hitze und fast 90 % Luftfeuchtigkeit?
Im Notfall möchte ich mich nicht auf das Geländer verlassen müssen... Hier geht es mindestens 50 Meter senkrecht runter
Aufbruch: | 05.07.2012 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 31.07.2012 |