Auf die andere Seite der Welt - Argentinien - ich komme!
Buenos Aires zum Letzten
Die Busfahrt war erwartungsgemäß ziemlich eintönig. Quer durch das Land gibt es eben "nur" Pampa
Flache, schnurgerade Straßen, kaum Ansiedlungen. Der Bus ist nur wenig besetzt, so dass wir uns ein wenig ausbreiten können und ich sogar relativ gut schlafe. So langsam gewöhne ich mich wohl an unser "Vagabunden-Dasein".
Um 7 Uhr erreichen wir Buenos Aires, das gerade zum frühmorgendlichen Leben erwacht. Es ist bewölkt, leichter Nieselregen und eher "lauwarm". Fast ein Temperaturschock nach Mendoza.
Unser Hostel liegt im Stadtviertel San Telmo und nur wenige Häuserblocks von Svenjas künftigem Domizil für die nächsten 4 Monate entfernt. Sie will unbedingt mit dem Linienbus hierher fahren um
a. ihre Buskarte und
b. die Buslinien zu testen.
Na gut, mir wäre im morgendlichen Berufsverkehr und mit unserem Gepäck ein Taxi zwar lieber gewesen, aber da muss ich jetzt wohl durch. Als wir dann vor dem Hostel stehen, habe ich schon schlimmste Befürchtungen. Ein schmuckloses Gebäude mit vergittertem Tor, das eher an einen Gefängnistrakt erinnert. Wir müssen klingeln um eingelassen zu werden und drinnen dann die Überraschung: ein gemütlich eingerichteter, heller Innenhof mit Patio, Blumen, einem Asado-Grill und Outdoor-Küche und leiser Musik. Alles macht einen sauberen, originellen Eindruck und gewiss nicht unsere schlechteste Wahl. Auch das Publikum ist wieder gemischt und kein junges Partyvolk mehr
Das Internet funktioniert allerdings nicht, unser Zimmer bekommen wir auch erst um 12 Uhr aber dafür gibt es Frühstück und wir können uns ein wenig frisch machen.
Wir beschließen, das Viertel San Telmo ein wenig zu erkunden, denn es ist das älteste Stadtviertel von Buenos Aires und hat zum Teil noch kopfsteingepflasterte Straßen, auf denen früher die Ochsenkarren gezogen wurden und auf denen wohl auch einmal eine Art Straßenbahn gefahren ist.
Außerdem gibt es hier eine Markthalle aus dem Jahr 1897, der "Mercado San Telmo" und laut Reisführer schönste Ort in Buenos Aires. Recht hat er!!!
Tatsächlich herrscht hier schon am frühen Morgen an den Obst- und Gemüseständen reges Leben, die zahlreichen Antiquitätenläden mit einem Sammelsurium von "Gruschd und Krempl" haben jedoch noch geschlossen. Trotzdem ist dieser Ort ganz nach unserem Geschmack.
Als wir wieder nach draußen kommen, regnet es leider ziemlich heftig. Wir schaffen es entlang der Calle Defensa, der historischen Achse San Telmos noch bis zur Plaza Dorrego. Ein zentraler Platz, umrahmt von alten Bars und Cafés, aber auch den üblichlichen modernen Verdächtigen, wie Starbuck's & Co.
Hier findet sonntags auch ein riesiger Flohmarkt statt und den wollen wir morgen unbedingt noch besuchen, bevor mein Flieger wieder in Richtung Heimat startet.
Wir flüchten uns vor dem Regen in ein altes Café, das im Stil eines Kolonialwaren-Ladens eingerichtet ist. Urig-gemütlich. Svenja trinkt einen "Submarino", eine Tasse heiße Milch, in die ein Schokoriegel eingetaucht wird. Ich freue mich über "richtigen" Kaffee
Wir kommen beide zu dem Schluss, dass dieses Viertel nicht der schlechteste Ort zum Wohnen ist. Es ist wesentlich ruhiger und hat mehr Atmosphäre als das benachbarte Stadtzentrum. Auch sind hier die Künstler und Intellektuellen zuhause - ein Flair wie am Montmartre in Paris. Ich denke, hier ist unser Töchterlein für die kommenden vier Monate gut aufgehoben.
Ein Besuch in La Boca
Auf dem Rückweg zum Hostel werden wir dann trotzdem noch nass - aber wir hoffen ja, dass wir unser Zimmer beziehen und die Kleidung wechseln können.
Für den Abend buchen wir gleich noch eine Tango-Show mit Abendessen und einer Stunde Tango-Unterricht. Diesen Luxus gönnen wir uns zum Abschluss unseres tollen Urlaubs noch.
Nach einer belebenden Dusche fühlen wir uns fast wie neu geboren und frisch genug, um mit dem Bus bis ins Viertel La Boca zu fahren. Die Fahrer der Linienbusse hier scheinen alle mit Juan Manuel Fangio, dem legendären, argentinischen Formel I Fahrer, verwandt zu sein und fahren mit halsbrecherischem Tempo durch die Straßen.
Das Viertel La Boca gilt als eines der gefährlicheren Stadtviertel, in die man sich allein oder abends besser nicht hinein wagt. Aber hier gibt es die "Caminata", einige vom Tourismus geprägten Straßenzüge mit bunten Häusern, Restaurants, Galerien und Tangovorführungen auf offener Straße. Am hellichten Tag und zu zweit dürfte uns hier nicht allzu viel passieren - außer dass wir touristisch abgezockt werden.
Tatsächlich ist es zwar sehr, sehr touristisch, aber auch irgendwie schön hier. wir bummeln durch's Viertel und als uns der kleine Hunger überkommt, setzen wir uns auf ein paar Empanadas in ein Lokal. Und da werden wir dann tatsächlich abgezockt. Die Preise auf der Karte sind ohne Steuern und die beiden Colas kosten mehr als unser Essen. Nun denn - Strafe muss sein.
Unser Tango-Abend
Wir fahren wieder zurück nach San Telmo, kaufen noch ein paar Mitbringsel, legen ein wenig die Beine hoch und werden dann um 19 Uhr vom Sammeltaxi für unseren Tango-Abend abgeholt. Der Fahrer bringt uns zu einer altehrwürdigen Tango-Schule im Zentrum. Untergebracht in einem imposanten Gebäude mit hohen Räumen. Hier müssen wir zunächst feststellen, dass wir den Nachmittag besser für den Kauf eines schicken Kleidchens und High-Heels genutzt hätten. Es sind etliche brasilianische Mädels samt Eltern da, die ihre schickste Abendgarderobe ausführen. Da kommen wir uns fast ein bisschen "underdressed" vor, aber den Vogel schießen dann doch andere Touristen ab, die in Flip-Flops und Shorts gekommen sind.
Egal - wir wollen hier ja auch nicht geheiratet werden, sondern nur einen schönen Abend verbringen. Und den haben wir!
Die Unterrichtsstunde mit ein paar Grundschritten ist sehr amüsant, nur mit unserem "Tangoface" hapert es noch ein wenig. Sexy oder sophisticated - je nach Laune. Ich glaube, das üben wir nochmal. Am Ende der Stunde gibt es ein Diplom und wir werden in einen großen Saal geleitet. Dort erwartet uns ein tolles 3-Gänge-Menü mit Getränken und im Anschluss startet die Tango-Show. Ein absolutes Highlight!
Drei hochkarätige Tanzpaare, zwei Sänger und ein Tango-Orchester entführen uns in die Geschichte dieses Tanzes in die Zeit von 1910 bis 1970. Einfach nur sensationell und zwischendurch darf ich auch eine Runde mit einem der Tänzer drehen. Svenja traut sich nicht.......
Am Ende sind wir jedenfalls restlos begeistert und das war wirklich das Sahnetüpfelchen zum Schluss unserer schönen Reise.
Das Sammeltaxi bringt uns durch das nächtliche Buenos Aires wieder zurück zum Hostel, wo wir ziemlich müde in unsere Betten fallen.
Aufbruch: | 31.12.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 21.01.2013 |
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