Benji & Alex around the world

Reisezeit: August 2014 - Februar 2015  |  von Benji und Alex AiZi

Kambodscha : Phnom Penh 30.12 - 02.01.

Nach sechs Stunden Durchgeschüttel sind wir in der Hauptstadt Phnom Penh angekommen. Es war wirklich nicht übertrieben zu sagen, dass die Straßen grottenschlecht sind. Es sind auch nur ca. 10% der Straßen Kambodschas aspahltiert, was wohl so Einiges erklärt. Die Fahrt war ansonsten recht eintönig. In den kleinen Dörfern, die wir ab und zu passierten, sahen wir jedoch zum ersten Mal, dass Kambodscha eines der ärmsten Länder der Welt ist. Armut so weit das Auge reicht. In Siem Reap hatten wir davon eigentlich kaum etwas gesehen, da es der Stadt und den Menschen dort durch den Tourismus wohl recht gut geht. In ganz Vietnam haben wir keine so schöne und saubere Stadt gesehen.
Auffällig ist jedoch, dass in den kleinen Restaurants und Shops Schilder hängen, die Touristen darum bitten den bettelnden Kindern kein Geld oder Essen zu geben, da sie "normale Kinder aus dem Dorf" seien, die von ihren Eltern zum Betteln anstatt in die Schule geschickt werden. Mitleid bekommt man aber trotzdem und schafft es kaum den Kindern nicht wenigstens einen Keks zu geben. Erstaunlich ist wie gut die Kinder Englisch sprechen. Vor allem diejenigen die irgendwelche Dinge auf der Straße verkaufen. Das ist uns auch schon in Ankor aufgefallen. Manche kaum älter als 5,6 Jahre.
Aber zurück zu Phnom Penh. Dort angekommen nahmen wir ein Tuktuk zu unserem Hostel. Vielleicht nicht das Beste, aber wir waren jetzt ja auch Luxus gewöhnt. Für ein paar Nächte war es aber ok. Zu mehr als zum Abendessen hat es an diesem Abend dann aber nicht mehr gereicht.
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich den Royal Palace anschauen, aber da dieser recht früh über Mittag schließt, entschieden wir uns dazu erst mal ein wenig die Promenade Phnom Penhs anzuschauen und dort etwas entlang zu schlendern, uns den riesigen Zentralmarkt anzuschauen (hier könnte man Stunden verbringen und vermutlich alles kaufen was man sich vorstellen kann und auch Dinge die man sich nicht vorstellen will ), Kaffee zu trinken und uns noch ein wenig für den Abend auszuruhen (und Blog zu schreiben )

Abends ging es dann zu Fuß wieder an die Riverside. Die Straßen waren so verstopft, dass für ein Tuktuk kein Durchkommen möglich gewesen wäre. Verrückt wie es hier zuging. Ein riesen Konzert, überall Menschen die zusammen saßen, aßen, tranken, tausende Straßenhändler, die Snacks und Bier für 75 (US) Cents verkauften und wir irgendwo mittendrin im Getummel. Aber der krasseste Moment war dann um 12 als das mega Feuerwerk los ging und eigentlich alle nur ruhig da standen und zuschauten. Keine Gefühlsregungen, Umarmungen, Happy New Year Geschrei - und da merkten wir einfach mal wieder, dass wir eben in einem anderen Land, einem anderen Kulturraum sind. Zum einen wird hier natürlich eher das Chinesische Neujahr gefeiert und zum anderen werden Gefühle eben auch nicht auf der Straße gezeigt. Was jetzt aber nicht heißt, dass die Menschen nicht freundlich sind. Ganz im Gegenteil. Die Menschen hier sind extrem herzlich und freundlich und haben eigentlich immer ein Lächeln auf den Lippen. Das ist wirklich bemerkenswert. Aber zurück zu Silvester. Wir haben nach dem Feuerwerk dann noch ein Plätzchen gesucht wo wir ein wenig weiter feiern können, aber schnell gemerkt, dass viele Menschen wieder nach Hause sind bzw. das Treiben eigentlich auf den Straßen weiter ging und so hielten wir uns auch noch ein wenig dort auf bevor wir uns zu Fuß auf den Nachhauseweg machten und so gegen halb drei wieder im Hostel waren. Es war wirklich extrem und faszinierend dieses Treiben mal zu sehen und mitzuerleben, aber wir hoffen dass wir dieses Jahr wieder mit euch feiern können. Nix ist Besser als das Neue Jahr mit seinen Freunden zu begießen.

Zentralmarkt

Zentralmarkt

Tausende von Menschen sind auf den Straßen unterwegs (ein besseres Bild gibt es leider nicht, weil wir unsere richtige Kamera nicht mitschleppen wollten)

Tausende von Menschen sind auf den Straßen unterwegs (ein besseres Bild gibt es leider nicht, weil wir unsere richtige Kamera nicht mitschleppen wollten)

Wirklich ausschlafen ließ man uns am nächsten Morgen dann aber nicht. Gegen 7.00 Uhr stand plötzlich ne ältere Frau bei uns im Zimmer. Gesagt und gemacht hat sie aber nichts. Erst als ich quasi zurück gestarrt habe ist sie gegangen. Ohne ein Wort der Entschuldigung oder sonst was. Nicht mal die Türe hat sie geschlossen. Also habe ich mich ziemlich irritiert aus dem Bett gequält die Türe zugemacht und natürlich wieder abgeschlossen. Nicht mal 10 min später stand die Frau wieder da. Erst als Benji sich dann geregt hat ist sie wieder abgezogen, die Türe hat sie aber wieder nicht geschlossen. Benji ist ihr dann hinterher bis auf den Flur und hat seinen bösen Blick aufgesetzt bis die Frau in ein anderes Zimmer verschwunden ist. Ab dann hatten wir Ruhe, aber an weiter schlafen war nicht zu denken. Habe kein Auge mehr zubekommen. Wer um Himmels Willen war das. Zimmermädchen?! Kann fast nicht sein. Sie hatte ein Kostüm an und sonst wurde unser Zimmer auch nicht geputzt. Aber irgendwie muss sie ja schon zum Hostel gehört haben, wie ist sie sonst ins Zimmer gekommen. Sehr kuriose Geschichte. Als wir später an der Rezeption gefragt haben wer das war und was das sollte hat der Typ erst nur gelacht. Keine Ahnung ob er es nicht verstanden hat oder was das Problem war, ne Antwort blieb er uns schuldig. Als er gemerkt hat, dass wir es gar nicht lustig fanden hat er dann nur gemeint, er rede mit ihr. Mit wem wissen wir bis heute nicht, wollte er wohl nicht beantworten. Ich war jedenfalls froh, dass wir am nächsten Morgen abreisten!

Killing fields

Auf dem Tagesplan stand dann ein wenig Kultur und Geschichte. Mit gemischten Gefühlen sind wir zu den "killing fields" gefahren. Wir konnten uns nicht wirklich viel darunter vorstellen. Klar wussten wir, dass es sich um eine Gedenkstätte handelt, aber der Name ist ja schon etwas reißerisch. Für mich klang es eher wie eine dieser Anlage wo sie Touristen hinfahren, die mal ein wenig Krieg spielen wollen und auf so was hätte ich echt keine Lust gehabt, vor allem nicht in einem Land das vom Krieg so gezeichnet ist.
Aber das krasse Gegenteil hat uns erwartet. Und zwar die brutale und schockierende Geschichte dieses Landes und wir mussten mehr als nur einmal schwer schlucken. Die killing fields sind der Platz an dem mehr als 3 Millionen Menschen auf brutalste Weise ermordert wurden und dann in Massengräber "geworfen" wurden (beerdigt wäre hier das falsche Wort) Und das nur weil diese Menschen intelligent waren oder zu sein schienen (z.B. Brillenträger) oder sie sich (vermeintlich) gegen die Roten Khmer auflehnten. Ein Audioguide führt einem durch die Anlage und erzählt die grauenvolle Geschichte ohne etwas zu beschönigen. Untermauert wird das Ganze durch Erfahrungsberichten von Überlebenden. Wir konnten nicht glauben was wir da hörten und vor allem, dass wir zuvor noch nie davon gehört hatten. Obwohl das Ganze zwischen 1975 - 1979 passiert ist. Aber der Reihe nach.
1975 kamen die Roten Khmer unter Pol Pot an die Macht. Seiner Überzeugung nach war alles Städtische Schuld an der Armut Kambodschas und die Lösung bestand in einem Bauernstaat. Aus diesem Grund ließ er beinahe die komplette intellektuelle Elite, Lehrer, Händler und deren Angehörige ermorden. Ganz nach dem Motto: lieber einen Unschuldigen zu viel eliminiert als einen Verdächtigen verschont. Innerhalb weniger Tage wurde die 2 Millionen Hauptstadt Phnom Penh zur Geisterstadt, denn die gesamte Stadtbevölkerung wurde aufs Land und die Reisfelder deportiert. Bücher wurden verbrannt und Geld abgeschafft. Das Terrorregime begann. Die Arbeitsbedingungen waren hart. 12 Stunden Arbeitszeit und mehr waren keine Seltenheit, jeder Schritt wurde penibel überwacht, sprechen war verboten. Es mangelte an Nahrung und medizinische Versorgung, sodass Hunderttausende Menschen starben. Jegliche noch so kleine Missachtung der Regeln wurde mit dem Tod bestraft und viele wurden auch wahllos umgebracht. Tausende Menschen mussten mit ansehen wie Familie und Freunde vo ihren Augen umgebracht wurden. Tausende wurden vom Gefängnis zu den killing fields gebracht um dort ermordet und in Massengräbern verscharrt zu werden (Massensäuberung). Um teure Munition zu sparen wurden die Menschen auf grausamste Weise ermordert. Mit Hacken, Steine, Stecken etc. Vor allem Kinder wurden so lange mit dem Kopf gegen den Baum geschlagen bis sie tot waren. Ich krieg jetzt noch Gänsehaut, wenn ich dran denke. Es wurde nur nachts gemordet und damit die qualvollen Schreie der Opfer nicht gehört wurden, wurde die komplette Anlage mit Musik beschallt. Erst 1979 konnte das Terrorregime gestürzt werden.

Lange Zeit wurde alles geleugnet und viele behaupten heute noch nicht mitbekommen zu haben welche Gräueltaten damals passiert sind. Das ist doch absolut unvorstellbar! Auch erst in den letzten Jahren wird mit der Aufarbeitung dieser Taten begonnen und erst seit 2009 wird offiziell in den Schulen darüber gesprochen und daran erinnert. Auch wird heute erst gegen die Verantwortlichen vorgegangen, wobei einige immer noch in der Regierung tätig sind. Zum einen weil es wohl sonst niemand machen konnte (die Bildungsschicht wurde ja quasi ausgerottet) zum anderen unterschied sich die Diktatur Kambodschas in einem wesentlichen Punkt: völlige Geheimhaltung von Partei und führenden Funktionären.
So, jetzt aber genug Geschichtsunterricht für heute. jedenfalls erklärt das warum das Durchschnittsalter in Kambodscha unter 26 Jahren liegt und warum es eines der ärmsten Ländern der Welt ist. Gleichzeitig ist es umso erstaunlicher wie herzlich und fröhlich die Menschen sind. Wir sind immer noch schwer beeindruckt.

Eines der Massengräber- noch heute werden vor allem in der Regenzeit  Knochen und Kleidung der Opfer an die Oberfläche gespült und von den Mitarbeitern alle paar Wochen eingesammelt

Eines der Massengräber- noch heute werden vor allem in der Regenzeit Knochen und Kleidung der Opfer an die Oberfläche gespült und von den Mitarbeitern alle paar Wochen eingesammelt

Killing tree - als diese Stätte gefunden wurde klebte noch Blut, Knochensplitter etc. an diesem Baum

Killing tree - als diese Stätte gefunden wurde klebte noch Blut, Knochensplitter etc. an diesem Baum

Gedenkstupa - hier werden auf sieben Ebenen vorwieged die Schädel der Opfer aufbewahrt

Gedenkstupa - hier werden auf sieben Ebenen vorwieged die Schädel der Opfer aufbewahrt

Totenschädel der Opfer

Totenschädel der Opfer

Eher halbherzig ging es anschließend mit dem Tuktuk weiter zum Royal Palace. Viel zu sehr beschäftige uns noch das gerade Gesehene. Dennoch gehört es zum Pflichtprogramm bei einem Besuch in Phnom Penh.

Falls ihr euch wundert - diese Hose musste ich tragen  (wie zig andere Besucher auch )

Falls ihr euch wundert - diese Hose musste ich tragen (wie zig andere Besucher auch )

Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Bus nach Sihanoukville.

© Benji und Alex AiZi, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir erfüllen uns unseren Traum - in 180 Tagen um die Welt :) oder zumindest fast... ;) USA, Costa Rica, Ecuador, Peru, Bolivien, Chile, Neuseeland, Australien, Tasmanien, Kuala Lumpur, Vietnam, Hongkong, Indien
Details:
Aufbruch: 08.08.2014
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 03.02.2015
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Costa Rica
Peru
Bolivien
Chile
Neuseeland
Australien
Malaysia
Vietnam
Kambodscha
Thailand
Hongkong
Indien
Der Autor
 
Benji und Alex AiZi berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.