Kashmir
Hausboote mit langer Tradition
Rashid mit einem Feuertopf, in den glühende Holzkohle kommt und der im Winter für sehr bescheidene Wärme sorgt
Das Leben auf einem Hausboot
Auch den langen Winter verbringt Rashid auf dem Hausboot, auf dem es keine Heizung gibt. Wegen der Brandgefahr sind Öfen oder Kerzen nicht erlaubt. Die Wintermonate sind sehr kalt und es gibt viel Schnee. Zum Warmhalten nehmen die Kashmiri einen "firepot" unter ihren Umhang. Der Feuertopf ist ein umflochtener Metallbehälter mit glühenden Holzkohlen. Dies ist eine riskante Methode der Heizung, und es kommt immer wieder zu Unfällen und Verbrennungen.
Die neueren Hausboote sind fest verankert und an ein Abwassersystem angeschlossen. Unser Boot und auch die Nachbarboote vertrauen jedoch noch auf die reinigende Kraft der Seevegetation. Eigentlich sollte unser Zuhause auch an das Abwassersystem angeschlossen sein. Aber ein paar Sekunden nach der WC-Benutzung höre ich den Bach in den See rauschen. Als ich aus dem Fenster sehe, entdecke ich ein Rohr, das über dem Wasserspiegel endet. Unser Hausboot scheint über 40 Jahre alt zu sein und aus dieser Zeit ist noch die komplette Einrichtung. Den Boden bedecken mehrere Lagen Teppiche als Schutz gegen die Kälte von unten.
Die Hausboote in Srinagar haben eine lange Tradition. Die Engländer verbrachten während ihrer Kolonialzeit gern die heiße Jahreszeit in dem gemäßigten Klima des Nordens. Weil der damalige Maharadscha den Ausländern angeblich keinen Grund und Boden verkaufen wollte, kamen die Engländer auf die Idee, auf Hausbooten zu wohnen. Die älteren Modelle sind recht klein und schlicht, die neueren haben reiche Schnitzereien nach indischem Geschmack, haben sehr große Räume und eine Dachterrasse.
Das Klima jetzt Ende September ist sehr angenehm. Die Luft ist trocken, tagsüber ist es sonnig und bis 30 Grad warm, nachts geht die Temperatur unter 10 Grad. Der See ist wegen der kalten Nächte schon abgekühlt, so dass er nicht zum Baden einlädt. Der Gedanke an die vielen Abwässer der Hausboote ist auch abschreckend, obwohl das Wasser sehr klar scheint. Überhaupt sieht man trotz der Wärme niemanden baden, nur ein paar einzelne Halbwüchsige baden unter einer Brücke. Wahrscheinlich würde eine Frau im Badeanzug auch ziemliches Aufsehen erregen, da die einheimischen moslemischen Frauen – wenn überhaupt – nur total bekleidet ins Wasser gehen würden.
Trotz der Wassernähe gibt es wenig Ärger mit Mücken, nur während der Dämmerung nerven ein paar einzelne Plagegeister. Gegen 18 Uhr wird es dunkel. Meistens haben wir dann gegen 20 Uhr gegessen. Bashir kocht für uns vegetarische Gerichte, da wir es vorzogen, lieber kein Fleisch zu essen, nachdem wir die indischen Metzgereien gesehen haben. Leider wird das Gemüse so lange gekocht, dass es nur noch matschig ist.
Die Nacht ist um 5.30 Uhr zu Ende, weil dann der Muezzin vom nahen Minarett über Lautsprecher zum Gebet ruft und singt. Meistens kann ich gegen 6 Uhr noch einmal einschlafen, denn es ist mir noch zu kalt zum Aufstehen. Erst gegen 9 Uhr, wenn wir frühstücken, wird es warm.
Aufbruch: | 25.09.2011 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 08.10.2011 |