Kashmir
Ausfllug nach Yusmarg
Ausflug nach Yusmarg
Ein weiterer Ausflug mit einem Taxi, das sogar richtige Sicherheitsgurte hat, führt mich nach Gulmarg, das westlich von Srinagar liegt. Am Ende der Straße liegt ein großes Naturschutzgebiet, für dessen Besuch die Zeit leider nicht reicht. Wir laufen auf der Straße oberhalb des Flusses in einer schönen Landschaft, die auch in Norwegen sein könnte. Auf einem Picknickplatz am Fluß lagern indische Großfamilien. Den Müll lässt man einfach liegen. Die aus Stein gebaute Toilette erweist sich bei näherem Hinsehen als nicht begehbar. Kurz vor der Einfahrt zum Nationalpark entdecke ich eine Affenfamilie. Die Affen haben hier in diesem rauen Klima ein sehr dichtes Fell.
Der dritte Ganztagsausflug führt mich nach Yusmarg. Die Fahrt ist mit Hindernissen reich gesegnet. Für die Durchquerung Srinagars am Morgen brauchen wir zwei Stunden, dann ist eine Abkürzung gesperrt, weil ein Laster Sand abgeladen hat und überhaupt ist die Straße in einem sehr schlechten Zustand. Aus diesem Grund hat mein letzter Taxifahrer lieber eine Ausrede gebraucht, um seinem Auto nicht diese Fahrt zuzumuten. Unterwegs machen wir Halt in Charari-Sharif, einem berühmten Wallfahrtsort mit mehreren Moscheen. Unter einem Baum vor einer Moschee zieht mich eine Gruppe mit einem schreienden Baby an. Nach einem moslemischen Brauch rasiert ein alter Mann mit einem langen weißen Bart einem Kleinkind mit einem Rasiermesser den Kopf. Die Mutter hält das Kind, Familienangehörige sitzen dabei. Wahrscheinlich werden die Haare geopfert, damit das Kind Glück haben soll.
Ein paar Meter weiter findet das Dorfleben statt. Der Friseur hat seinen Stuhl vor den Laden gestellt und bedient die Kundschaft auf der Straße. Der Bäcker hat seine Auslagen wunderbar dekoriert und verbessert noch einmal, bevor ich ihn und seine Kunst fotografiere. Eine Moschee zieht natürlich auch Bettler an, die geduldig den ganzen Tag auf dem Boden hocken. Es ist in Indien nicht üblich, dass sich ein Bettler für eine Spende bedankt, wahrscheinlich sollte eher der Geber dankbar sein, weil es ihm ja viel besser geht.
Die letzten Kilometer bis Yusmarg sind sehr beschwerlich, aber entschädigen mich mit einer schönen Landschaft. In der parkartigen Landschaft liegen Blockhütten mit Grasdächern verstreut, die von den Zigeunern bewohnt werden, wenn sie im Herbst Richtung Süden in wärmere Gefilde ziehen. Rashid knüpft Kontakt zu einer Zigeunerfamilie, die mir erlaubt, ein Haus zu besuchen. Das Haus erinnert mich an die Häuser im Museumsdorf Haithabu. Es gibt keine Fenster und innen ist es stockfinster. Nur durch den Blitz der Kamera erkenne ich die Einrichtung. Das Haus ist unterteilt in Küche und Schlafraum. Auf dem nackten Boden der Küche liegen Töpfe und Kessel. Im Schlafzimmer steht ein gezimmertes Holzgestell für die ganze Familie. Außen am Haus sind winzige Verschläge angebracht, in denen die Hühner die Nacht eingesperrt werden. Das alles sieht sehr idyllisch aus, aber die Wirklichkeit ist eine andere, denn die Häuser haben keine Heizung, kein fließend Wasser und keinen Strom. Den Frauen und Kindern sieht man die Armut an, sie haben eine trockene schorfige Haut und sind dünn gekleidet, aber sie sind freundlich und betteln nicht.
Bei der Abfahrt werde ich von zwei jungen Mädchen gefragt, ob sie mit uns zurückfahren können. Ich würde sie gerne mitnehmen, aber plötzlich handelt es sich um eine Großfamilie von 8 Leuten, und so ein Gewicht können wir dem Auto nicht zumuten.
Aufbruch: | 25.09.2011 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 08.10.2011 |