Kashmir
Ausflug nach Sonmarg
Ausflug nach Sonmarg
Da Dörthe und Brigitte tagsüber mit ihrem Sufi-Meister zusammensitzen und keine Ausflüge machen, bin ich immer allein unterwegs, bzw. mit Rashid, der wahrscheinlich froh ist, dass er ein bisschen Abwechslung hat und herumkommt. Mit dem Taxi fahren wir nach Sonmarg, einem beliebten Ausflugsziel ca. 80 km von Srinagar entfernt. Für diese Strecke brauchen wir zwei Stunden, weil es immer wieder durch die Dörfer geht, die Straßen sehr schlecht sind oder Vieh auf der Straße steht. Eigentlich müsste ich als Frau hinten im Auto sitzen und Rashid als Mann vorn beim Fahrer sitzen lassen. Ich habe aber keine Lust, mich diesen ungeschriebenen Vorschriften unterzuordnen und möchte vorn sitzen, weil ich so mehr von der Landschaft sehen und fotografieren kann.
Ich hatte ein Taxi mit Sicherheitsgurt haben wollen, denn der indische Fahrstil ist schon abenteuerlich, obwohl ich bei meinen Ausflügen nur einen Unfall gesehen habe. Der doppelte Beifahrersitz hat dann einen Gurt, aber kein Gegenstück zum Einrasten. Ich bin wohl der erste Fahrgast, der sich anschnallen will. Deshalb hält mich der Taxifahrer für ziemlich merkwürdig. In Indien schnallt sich niemand freiwillig an, obwohl es für den Fahrer vorgeschrieben ist. Ich finde eine Lösung, in dem ich den Gurt beim Fahrersitz einraste.
Die Fahrt geht vorbei an Reisfeldern, auf denen gerade geerntet wird. Wie in alten Zeiten werden die Reisbüschel mit der Hand geschnitten und dann über großen Tüchern gedroschen. Auch auf den zahlreichen Obstplantagen ist Erntezeit. Die Äpfel werden gepflückt und in große Kisten sortiert. Muna, der Guru der beiden Frauen, der außerhalb von Srinagar einen großen Garten hat, erzählte uns, dass gelegentlich ein Bär zu Besuch kommt, der leider nicht nur die Äpfel frißt, sondern vorher die Äste herunterreißt und großen Schaden anrichtet. Auf der Straße begegnen uns immer wieder Zigeunerfamilien, die ihre Schaf- und Ziegenherden Richtung Süden in wärmere Gebiete treiben. Die Zigeuner haben eine dunklere Hautfarbe als die anderen Kashmiris und die Frauen tragen bunte Kleider und viel Schmuck.
In Sonmarg, das an der berühmt-berüchtigten gefährlichen Straße nach Ladakh liegt, treffen sich Hunderte von indischen Touristen, die hinauf in die Berge reiten wollen, um endlich einmal Schnee anzufassen. Wir sind in den Ausläufern des Himalaya und rundherum liegt Schnee auf den Bergen. Die knapp 3000 Höhenmeter merke ich beim steilen Anstieg deutlich und lasse mir von Rashid lieber ein Pferd besorgen. Rashid ist der perfekte Feilscher und er bekommt ein Pferd mit Treiber für 600 Rupien (ca. 9 €) statt für 1500, die sie mir als Touristin abgenommen hätten. Einige Pferde sind entsetzlich mager und die Wiesen rundherum sind völlig kahl gefressen. Bei den vielen Pferden und den riesigen Schaf- und Ziegenherden der Zigeuner hat das Gras keine Chance zu wachsen. Das Gelände ist zum Teil sehr steinig und steil, manchmal sind Bäche zu durchqueren. Wegen des schwierigen Geländes habe ich immer wieder Angst, dass das Pferd stolpern und mich abwerfen könnte. Der Treiber und Rashid gehen den Weg neben mir zu Fuß. Nach einer reichlichen Stunde erreichen wir eine große Fläche, auf der die meisten Touristen eine Rast einlegen. Von hier kann man einen sehr schwierigen Weg weiter in die Berge reiten, bei dem auf der einen Seite die Berge und auf der anderen Seite ein steiler Abhang ist. Die meisten Touristen kämpfen sich jedoch zu Fuß oder mit einem Pferd eine steile Geröllhalde hoch, um oben eine Höhle mit Schnee zu erreichen. Der Schnee sieht von unten sehr schmutzig aus, denn schließlich ist er vom letzten Winter übrig geblieben. Hier ist es merklich kälter als in Srinagar. Die Sonne scheint, die Luft ist unglaublich klar und trocken und es weht ein frischer Wind. Wir hatten im letzten Winter genug Schnee zu Hause, deshalb kann ich mir die Kraxelei sparen. Bei der Rast auf dem Platz lerne ich eine indische Familie kennen, mit der ich Kuchen und Kekse austausche. Der Rückweg fällt mir leichter und ich ergebe mich in mein Schicksal auf dem stolpernden Pferd. Nur wenn es steil bergab geht, steige ich lieber ab, denn für einen ungeübten Reiter ist es schrecklich, bergab zu reiten.
Aufbruch: | 25.09.2011 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 08.10.2011 |