Kashmir
Unterwegs in Srinagar
Schlachterladen: Die meisten Einwohner sind Moslems, die kein Schweinefleisch essen. Vor einigen Schlachterläden stehen lebende Schafe, die für die Kundschaft dann geschlachtet werden.
Unterwegs in Srinagar
Ein Gang durch die Stadt ist keine Erholung, sondern erfordert große Achtsamkeit. Ein Fußgänger hat in Indien keine Rechte. Ein motorisierter Inder ist immer der stärkere und betont seine Bedeutung durch ständiges Hupen. Es gibt wohl Bürgersteige, sie sind aber extrem hoch und durch jede Einfahrt unterbrochen oder es gibt ungesicherte Löcher, in die man einen Meter fallen kann. Alte und gehbehinderte Menschen haben hier große Probleme.
Die Architektur ist von den Engländern geprägt worden. Die Häuser sind verschachtelt, sehr groß wie für eine riesige Familie und haben sehr steile Dächer wegen des Schnees. Viele Häuser in der Stadt sehen sehr alt und abenteuerlich wie in einem Gruselfilm aus. Den meisten sieht man an, dass die guten Zeiten vorbei sind. Es gibt Holz- aber auch Ziegelhäuser, einige haben schön geschnitzte Tore. Obwohl es hier im Winter sehr kalt ist, haben die Läden keine Glasfenster, sondern eine offene Front zur Straße, die abends mit Brettern verschlossen wird.
Manchmal werden die lebenden Schafe, Ziegen oder Hühner vor der Metzgerei gehalten, um dann vom Kunden ausgesucht und nach Bedarf geschlachtet zu werden. Meistens liegt schon ein zerteiltes Schaf im Laden auf der nicht immer sauberen Holztheke oder Fleischteile hängen am Haken im offenen Fenster an der Straße. Das Fleisch ist mit viel Fett durchzogen und der vollständige Kopf liegt mit Augen auf dem Tisch. Auf einer Leine unter der Decke hängen Fettwülste. Es gibt nur das rohe Fleisch zu kaufen, keine verarbeitete Ware wie Wurst oder Pastete. Vor dem Laden stehen manchmal Hunde und betrachten hungrig die Auslagen. Der Schlachter liegt hinter dem Tresen auf einem bequemen Lager und hat viel Zeit für einen Plausch mit den Kunden.
Das Gemüseangebot ist groß, angeboten werden neben indischem Gemüse auch u.a. Blumenkohl, Kohl, Kohlrabi, Bohnen, Rettich und Kartoffeln. Es gibt viele Bäckereien, die sehr leckere Kekse und Konfekt anbieten. Daneben die Backstuben, in denen das Fladenbrot wie in alten Zeiten gebacken wird. Das Brot schmeckt frisch sehr gut, aber nach ein paar Stunden ist es zäh wie Pappe.
In der Altstadt sind die Straßen wesentlich enger, hier ist kaum Autoverkehr. Zwischen Straße und Häusern sind Abwasserkanäle, in die auch der Müll gefegt wird. Die Stadt ist von Flüssen und Kanälen durchzogen, das Wasser ist eine trübe braune Brühe.
Die meisten Kashmiris sind moslemisch. Die Kleidung ist entsprechend und nicht wie bei uns einer ständig wechselnden Mode unterworfen. In den Bekleidungsgeschäften wird eine sehr einfache Qualität angeboten, nach den beliebten Kashmir-Pullovern sucht man vergebens. Die Frauen tragen alle eine Kopfbedeckung und lange Kleidung, manche sogar eine schwarze Burka. Die meisten Männer tragen die traditionelle weite Hose und darüber ein langes Hemd. Die Kinder sieht man mit Schuluniform, die Gesichter der Mädchen sind von riesigen weißen Kopftüchern eingerahmt. Bei meinen Spaziergängen durch die Stadt bin ich der einzige westliche Tourist weit und breit. Die Erwachsenen und Kinder sind freundlich und lassen sich gern fotografieren.
Am Straßenrand haben einige Männer einen Holzkohlengrill aufgebaut und bieten gegrilltes Fleisch am Spieß an. Es riecht köstlich, aber ich kaufe lieber kein Essen auf der Straße.
Auf der Straße leben unzählige Hunde, die niemandem gehören. In der moslemischen Kultur werden Hunde nicht als Haustiere gehalten, sie leben hier von Abfällen und sind in einem erbärmlichen Zustand. Sie sind es nicht gewohnt, angefasst oder gestreichelt zu werden, scheinen aber keine Angst vor den Menschen zu haben. Ganz harmlos sind sie aber nicht und es soll vorkommen, dass ein Rudel hungriger Hunde ein Kind anfällt. Nachts rotten sich die Hunde zu Rudeln zusammen und machen einen schrecklichen Lärm. Die Regierung in Delhi mit ihrem Hindu-Glauben erlaubt aber nicht das Einfangen und Töten der heimatlosen Hunde. Das Füttern der Hunde ist eigentlich auch nicht erlaubt, weil es gegen die Hygienevorschriften verstößt. Auf die Idee, die allgegenwärtigen Müllhaufen, von denen die Tiere leben, gar nicht erst zu errichten, kommen die Inder nicht. Es war halt immer so. Gelegentlich trottet auch eine Kuh durch die Straßen. Dann müssen die Gemüseverkäufer aufpassen, dass sie sich nicht an der Auslage bedient.
Aufbruch: | 25.09.2011 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 08.10.2011 |