Kashmir

Reisezeit: September / Oktober 2011  |  von Hilde Lauckner

Auf einer der gefährlichsten Straßen der Welt

Straßenkontrollen. Bei jedem Posten müssen sämtliche Papiere vorgezeigt werden.

Straßenkontrollen. Bei jedem Posten müssen sämtliche Papiere vorgezeigt werden.

Behelfsbrücke

Behelfsbrücke

Straßenarbeiter

Straßenarbeiter

Immer wieder wird die Straße von herabstürzenden Felsen zerstört.

Immer wieder wird die Straße von herabstürzenden Felsen zerstört.

Gefährliche Begegnungen

Gefährliche Begegnungen

Im Abgrund liegen  einige Autowracks

Im Abgrund liegen einige Autowracks

Auf einer der gefährlichsten Straßen der Welt

Am nächsten Morgen holt mich mein Taxifahrer zu einem langen Ausflug ab. Wir fahren an dem Fluss Indus entlang in einer malerischen kargen Landschaft auf der Straße Nr.1, von der ich eigentlich von Srinagar kommen wollte. Die wenigen Bäume haben eine goldene herbstliche Färbung. Wir kommen durch kleine Dörfer und immer wieder ist die Straße durch Wasser- und Schlammmassen weggebrochen. Dann heißt es, runter von der Straße und einen holprigen beschwerlichen Umweg fahren. An vielen Stellen sind schmächtige Arbeiter dabei, die Straßen zu verbreitern oder auszubessern. Eine ganze Kolonne von zum Teil dunkelhäutigen Indern macht Handarbeit mit der Schaufel oder lädt große Steinbrocken auf einen Lastwagen. Die Arbeiter, unter ihnen auch Frauen, ziehen mit den Baustellen und haben ihre Zelte neben der Straße aufgebaut. Die Brücken sind meist einspurig und es rumpelt mächtig beim Darüberfahren. Die Strecke wird auch von vielen schwerbeladenen, buntbemalten Lastwagen befahren, die einen riskanten Fahrstil haben und sich nicht um den schlechten Straßenzustand und die vielen Kurven kümmern. An einigen Stellen geht die Straße zwischen Felsen auf der einen Seite und dem Abhang auf der anderen Seite durch. Unser Ziel ist das berühmte Kloster in Lamayuru. Ca. 80 km hinter Leh verlassen wir das Indus-Tal und die Straße schraubt sich in ein wunderschönes Gebirge. Es geht höher und höher, aber nach 20 km versperrt eine Baustelle die Weiterfahrt. Es heißt, dass die Sperrung in ein oder zwei Stunden aufgehoben wird, aber wir haben für die 100 km schon 4 Stunden gebraucht.

So machen wir uns wieder auf den Rückweg und haben noch Zeit für einen Abstecher in ein Dorf. Ich besuche eine kleine Tempelanlage und lande bei meinem Spaziergang durch das Dorf am Abhang des Flusses Indus. Es ist jetzt im Herbst wenig Wasser im Fluss, aber das riesige Geröllbett lässt auf gewaltige Wassermassen schließen. Hier stehen die öffentlichen Toiletten, die keine Türen davor, aber eine Sichtblende haben. Zwei magere Kühe sind auch unterwegs und zielstrebig steuern sie die Holzhütten an und verschwinden darin. Was suchen die Kühe in den Toiletten? Neugierig gehe ich hinterher und linse um die Ecke. Die Klos sind so gebaut, dass die Hinterlassenschaften direkt durch ein Loch den Abhang herunterfallen und vom Fluss weggespült werden. Aber offenbar lassen einige Besucher manchmal etwas Fressbares oder Papier für die Kühe auf dem Boden liegen, so dass diese bei ihrem Rundgang immer die Toiletten aufsuchen. Eine dritte Kuh kommt mir in den engen Gassen des Dorfes entgegen und wartet vor einer Tür, um eingelassen zu werden. Sie genießt es sichtlich, von mir gestreichelt und gekrault zu werden. Auf einer Steinmauer liegen etliche Kuhfladen. Erst überlege ich, wie die Kuh ihr Geschäft auf der hohen Mauer verrichten konnte, da fällt mir ein, dass die Menschen den Kuhdung trocknen und im Winter als Brennmaterial nutzen. Hinter der Steinmauer entdecke ich in einem Gemüsegarten einen kleinen Jungen, dick angezogen und mit Pudelmütze. Er ist vielleicht ein Jahr alt und läuft unbeholfen durch den Garten. Bald zieht er seine Hose runter, hockt sich hin und macht sein Geschäftchen. Nach einer Weile läuft er ein paar Schritte weiter und hockt sich wieder hin. Als er fertig ist, schafft er es nicht, die Hose wieder hochzuziehen. Nach einer Weile kommt die Mutter aus dem Haus, schimpft mit ihm und zieht ihn wieder an. Leider ist die Hose bei seinen Versuchen doch nass geworden. Mir tat der Kleine leid, denn er hat ja schließlich versucht, nicht in die Hose zu machen.

Gefährliche Straße

Gefährliche Straße

Auf der einen Seite der Abhang, auf der anderen Seite der Überhang

Auf der einen Seite der Abhang, auf der anderen Seite der Überhang

Niedlicher kleiner Junge in einem Garten

Niedlicher kleiner Junge in einem Garten

Herbstlandschaft in Ladakh

Herbstlandschaft in Ladakh

© Hilde Lauckner, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zwei Wochen als Frau allein in Kashmir unterwegs
Details:
Aufbruch: 25.09.2011
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 08.10.2011
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Hilde Lauckner berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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