Kashmir

Hochzeitsvorbereitungen

In einem schönen Garten in der Nähe unseres Hausbootes werden Vorbereitungen für eine Hochzeit getroffen. 400-500 Gäste werden erwartet, die bewirtet werden müssen. Das Fleisch wird lebend angeliefert und von ca. 20 Männern zubereitet. Die Schafe werden auf der Wiese getötet und geschlachtet. Es gibt kein fließendes Wasser und keine Kühlung und der Fleischgeruch hängt noch tagelang in der Luft. Unter einem Sonnenschutz sitzen die Männer und zerkleinern das Fleisch. Statt einen Fleischwolf zu benutzen, schlagen sie mit einem großen Holzhammer solange auf das Fleisch ein bis es als Mus zu Klößen geformt werden kann. Aus Baumstämmen wird ein offenes Feuer entfacht und das Essen in riesigen Kesseln direkt auf dem glühenden Holz gekocht. In dem Garten sind zwei große Zelte aufgebaut worden, eins für die Frauen, das andere für die Männer, denn gefeiert wird getrennt. Die Feier geht über zwei Tage und die Hochzeitsgesellschaft singt und musiziert die ganze Nacht. Leider haben wir die Braut nicht zu Gesicht bekommen, denn nach dem üblichen Brauch ist sie nur kurze Zeit bei ihrer eigenen Hochzeit.

Obwohl inzwischen verboten, ist die leidige Mitgift immer noch üblich. Viele Eltern der Mädchen müssen sich verschulden, um die verlangte Mitgift bezahlen zu können. Die meisten Ehen werden auch immer noch von den Eltern arrangiert. Die Familie unser Hausbootvermieter hat fünf Söhne und eine Tochter. Die Tochter ist verheiratet und hat Kinder, aber von den Söhnen ist nur Bashir verheiratet. Die ganze Sippe wohnt im Sommer nebenan auf einem alten Hausboot, das keine Glasfenster und keine üblichen Möbel hat. Die Familienmitglieder liegen meistens auf dem Boden und ruhen sich aus. Der Vater und der Onkel des Clans haben jeder nur noch einen Zahn im Mund und winken immer herzlich. Die beiden sitzen meistens vor den Hausbooten unter einem Baum auf ihren Plastik-Gartenstühlen, von denen der eine Stuhl ein Holzbein hat.