Indien 2.0

Weniger ist mehr

Fassen wir's mal so zusammen: Jaipur ist besser als ich erwartete. Klar,J ist eine laute,geschäftige Stadt,hat aber auch einiges zu bieten. Und da ich noch nicht viel an Palästen hatte,verordne ich mir welche.
Weiterhin mit meiner nun schon chronischen Diarrhö kämpfend,hatte ich eine schwierige Nacht,und so beschließe ich,ein Krankenhaus aufzusuchen,zwecks Konsultation eines Fachmann/frau. Auf dem Weg dorthin passiere ich eine Pharmazie,und unterhalte mich mit dem Apotheker. Er verkauft mir nach Beratung Pillen,und rät mir,was ich weiß,aber nicht konsequent umsetze: Bananen,Lassi,Joghurt und Reis ja, Kaffee,Milch,Chai und Scharfes nein.
Ich,immer hoffend,geb mir eine letzte Chance,nehm die erste Pille und warte auf Appetit. Ich erinnere mich an eine Empfehlung("do not miss amber fort"), und nehme den lokalen Bus 29 von Ajmeri-Gate dorthin. Es macht mich immer glücklich,den Taxifahrern mit ihren Mondpreisen ein Schnippchen zu schlagen. 500 wollen die,Minimum,10 zahle ich wortlos im Bus 29. Endstation Amber Fort,etwas außerhalb erhöht gelegen. Indienkenner wissen es. Es ist heiß bei Ankunft. 2 Bananen und ein super Lassi ohne Zucker sind's Frühstück. Und ich sage euch,es ist jetzt 1.07h nächster Tag...keine Krämpfe,kein Durchfall.
Zurück zu Fort.
Zu Füßen dieser Sehenswürdigkeit ist ein kleines Städtchen,und weitere palastartige Gebäude. Zum Beispiel ein königlicher Pool,der mich an den in Hampi letztes Jahr erinnert. Ich streife umher im riesigen Hof unterhalb des Fort-Eingangs,und nehme den kleinen Aufstieg zum Jagarh-Fort in Angriff. Immer wieder tolle Ausblicke,relativ wenig Touristen,angenehm. Auch dort will man Eintrittsgelder,also zurück,ein paar Fotos schießen,und ab in die nächste Gaststätte. Habe Hunger. Gibt Reis und Joghurt. Ich staune,daß ich noch nicht ins Schwächekoma falle,aber Indien läuft offenbar anders.

Gestärkt verweile ich noch,quatsche entspannt mit Budenbesitzern und nehme die Nummer 9 zurück. Wieder 10 Rupies. Einfach wortlos zahlen. Keine Fragen oder gar Debatten.
Der Budenbesitzer Nr.2 instruiert den Busbegleiter,mich am Palast der Winde rauszuschicken,da will ich nun hin. An einem circle geschieht das auch. 100m,dann stehe ich davor. Wieder 500 Eintritt. Falls sich einer wundert:seit dem taj mahal letztes Jahr hab ich nichts von innen gesehen,was Eintritt kostet. Prinzip. Und auch nichts verpaßt. Verpassen tun eher diejenigen was,die überall wie Schafe Eintritt zahlen,ein Sandsteinbau nach dem anderen.
Gleich gegenüber,kostenlos ein kleiner ruhiger Garten. Ich verweile,das eifrige Treiben gegenüber beobachtend. Gestärkt latsch ich durch Pink City,lasse Geschäfte liegen,erwerbe Hippiehose für Kerala,mittlerer Kampf bis 200 Rupien,und finde dank maps den Weg zum Albert Hall Museum. Toller Bau. Elefanten neben bombastischen SUV's,ich bin seelig. Schieße Fotos.Fühle mich wohl.Auf dem Rückweg zum Jwala passiere ich wieder das Indian Coffee House. Ich kann und will nicht widerstehen,kehre ein in dieses ehrwürdige Stübchen und bestelle einen kaffee schwarz. Kleine Tasse,kleiner Preis. 23 Rupies.
Hab Sehnsucht nach Zuhause,aber nur mein bescheidenes Zimmer. Muß reichen.
Ich futter 4 Bananen,und unterhalte mich 3h mit dem Sohn des Hotelbesitzers. Über alles. Eine junge Londonerin kommt hinzu. Wir singen zusammen "fly me to the moon" und "the lady is a tramp"...sie deutlich besser als ich. Wie lady gaga.
Als sie weg ist,gesteht mir der nun leutseligere Sohn seine Liebe zu ihr. Aber: er 20,sie 23...er null Freundinnen bisher,sie macht auf cool,spielt mit ihren Möglichkeiten. Er will Empfehlungen. Ihr könnt euch sicher lebhaft vorstellen,es wird ein langer,aber durchaus 2seitiger Dialog. Bis eben nach Mitternacht