Indien 2.0

Reisezeit: Februar / März 2017  |  von bernd scholz

Etwas entspannter

Bundi

Ich bin also mit einigen Makeln aber letztlich doch gesund an meinem ersten Etappenziel angekommen.(muss ich soo aber auch nicht ständig haben)
Nun gilt es zu entspannen,und schon auf den 1. Blick(und auch dem 2.) scheint das kleine malerisch gelegene Bundi höchst geeignet zu sein.
Die Stadt ist vergleichsweise übersichtlich,einige Hotels und Havelis,Geschäfte,Markt und ziemlich entspannte Leute. Ich merke gleich: hier läuft nicht der ganz harte,erbarmungslose Überlebenskampf,weil hier offenbar jeder seinen Teil vom Kuchen bekommt,auch die in den Straßen vagabundieren Kühe&Schweine,nicht selten mit Nachwuchs.
Nach den Anstrengungen habe ich in meinem Galazimmer(bin wirklich hin&weg ob dessen schlichten Eleganz ,in der es mich meines ersten Jungesellenzimmers Anfang der 80er in Kreuzberg erinnert. So hab ich jenes auch gestaltet) und habe 4h stunden mittags geknackt. Bin vermanscht als wie verkatert. Ich latsche durch die Straßen,um mir einen Überblick zu verschaffen. Es ist mittlerweile am Dunkeln und ca. 20000 Motorradfahrer haben beschlossen,Spalier zu fahren. Um Gottes Willen,Wohlstand ist nicht immer Segen!
Okay,ich hab gut reden,müßte man denken. Aber die Straßen sind nunmal für Menschen&Esel gebaut worden und was muß das für ein schönes Reisen gewesen sein vor 20/30 Jahren. In meiner leicht instabilen Verfassung bin ich abgestoßen von dem Rummel. Ich halte Ausschau nach dem ATM,finde ihn aber nicht. Egal,nur zurück in mein Refugium der Ruhe. Auf meinem Rückweg werde ich eines älteren Herrn gewahr,der sehr entspannt in einer kleinen Teebar sitzt. Nur 4 Stühle,übersichtlich. Ich setze mich hinzu und genehmige mir einen spiced tea,welchen die ebenso freundliche wie geschäftige Suuryna extra für mich bereitet. Sie stampft Gewürze in einem Mörser und dreht mir gleich ihre größte Portion für immerhin 30 rupies an. Er ist köstlich. Ich komme mit Vlado,einem Kulturmanager und ehemaligen Stadtpolitiker aus Prag ins Gespräch,der morgen weiter nach Pushkar reist. Viele kommen oder gehen Pushkar,ich hab es ja gestrichen aus Entspannungsgründen. Ihm verordnet sie ihr house made thali,und während sie ununterbrochen nachläd,erzählt er,daß er nur noch einmal am Tag ißt ,hier in Indien und gut klarkommt damit. Ein bescheidener und sehr freundlicher Zeitgenosse. Auch ich äße gern eine Portion,aber es fehlt der Appetit und so bescheide ich mich mit einer Oblate Papadam. Mehr geht heute nicht. Später wird allerdings noch eine Banane folgen. Ich werde wohl auch dieses mal etwas abnehmen. Auch gut. Bin froh,dass ich keine Krämpfe oder Blut im Stuhl habe. Der Mensch kann bescheiden werden,kommt immer auf die Umstände an.

Zurück im Hotelzimmer setzt augenblicklich Feiermuzike ein. Ziemlich laut. Mit Trommel und allem pipapo. Das geht mit Unterbrechungen bis viertel nach 2h. Nachts!
Als ich gerade durchatmen will,legen sie noch ne Schippe nach. Bis 4h. Dennoch bin ich nicht unzufrieden. Ich wußte ja,auf was ich mich einlasse und habe oropax. Das ermöglicht mir eine halbwegs geruhsame Nacht des Etappenschlafs. Zum Frühstück auf der schlichten aber einmaligen Terasse lerne ich Anna,67,gebürtige Finnin mit italienischem vor 15jahren verstorbenen ex-Gatten kennen,die auch seit Monaten,und weitere Wochen,unterwegs ist. Auch sie hat gesundheitliche Probleme,aber nach 2h smalltalk geht's uns beiden besser. Sie überlässt mir einen dreiviertel banana-pancake mit Honig,und ich ihr meine Aufmerksamkeit.
Wir beschließen,dem Urteil von lonelyplanet,das ein bestimmtes Café empfiehlt(das erste in Bundi überhaupt) ,einer genaueren Prüfung zu unterziehen,und sie hebt zu diesem Behuf 10 000 rupies ab. Geht doch!
Der Cappuccino ist keine Offenbarung,aber okay.
Auf dem Rückweg kaufen wir auf dem Markt noch etwas Obst und Ingwer und irgendwie geht der tag versöhnlich dem ende zu.
Pünktlich beginnt sowohl die Motorradrallye als auch das heilige Konzert,diesmal ab 3h ergänzt und abgerundet von einem der lokalen Hundestaffel,die bis zur Morgenröte wacker durchkläfft.

Die 3 vom Teehaus

Die 3 vom Teehaus

© bernd scholz, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Rajasthan&Kerala
Details:
Aufbruch: 11.02.2017
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 11.03.2017
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
bernd scholz berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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