Indien 2.0

Rock around Kerala

Die ganze Nacht hindurch hat es gepläddert. Während der Nacht,beim Toilettengang,denke ich immer wieder:"das kann ja heiter werden an Bord"! John Rambo- mäßig. Oder apocalypse now.. Denke an erneutes Absagen.
Als mein Smarty mich noch vor dem Muezzin weckt,trödel ich. Das Taxi ist für 5.40h bestellt. Wie komm ich aus der Nummer raus?
Ich reiß mich am Riemen,und trete vor die Türe. Dunkel ist's,es regnet leicht,das Taxi wartet. Wir machen im Dunkeln los. Plötzlich 2 Backpacker. Ich ordne Halten an. Ein Ukrainer und ein Russe einträchtig auf dem Weg zum Bahnhof. Ich biete mitfahrt an,gegen Beteiligung. Sie sind happy,ich bin happy. Geht gut los.
Am Bahnhof kaufe ich Fahrschein nach Kollam. Der nächste Zug ist meiner. Gepflegte Atmosphäre im keralischen Berufsverkehr. Nur 2 stops,-dann bin ich da. Es ist mittlerweile hell.
Geführt von maps laufe ich die 2km zum Anleger. Es zeigt sich,daß es die 8h-Fähre,wegen der ich so früh raus bin,nicht mehr gibt. Saisonal bedingt.
Bleibt nur das privat organisierte Boot für Touristen,nach Alleppey Fahrzeit in etwa 8h.
Da komm ich nicht mehr zu zivilen Zeiten zurück. Hätt ich doch ausgecheckt und wäre mit Gepäck gereist. Dachte,ist zu mühsam,wäre aber cool gewesen. In Alleppey pennen und am nächsten Tag weiter nach Kochi. WÄRE.
Nun muß ich improvisieren. Um zeit zu gewinnen,lauf ich ein stück zurück und finde eine echte indische kaschemme mit nicht fließend Wasser. Dort bekomme ich einen ordentlichen Tee und ein hervorragendes Curry. Endlich wieder indisches Essen. Der Touristen-Frass in Varkala ist,jedenfalls für meinen Gaumen, ein Alptraum,und er ist teuer.

Zurück am Jetty füllt sich das Boot. Abfahrt 10.30h. Preußisch pünktlich.
Mittlerweile scheint die Sonne,es wird heiß. Wir fahren 3h und ich unterhalte mich mit 3 jungen Schweizern. Könnte schwören,eine hat ihre Wurzeln in Sachsen,die andere in der Pfalz. Aber egal. Hopp Schwizz!
Bei einem Restaurantstop erkunde ich die Landschaft zu Fuß. Eindrucksvoll. Ich finde Kerala auf Anhieb schwer sympathisch. Die Leute so ehrlich freundlich,das Grün,die kühlende Brise vom Meer her...
In Höhe Amma's Ashram steige ich als einziger aus. Ich habe meinen Reisepass im Hotelzimmer,und ab jetzt bin ich guten Händen.
Amma's Ashram Kerala ist ein eigenes Ding. Wer Lust hat,googelt es...krass!!!
Ich lasse es links liegen,ein Blick in die entrückten Gesichter pausenlos ankommender Jünger reicht. Die Gegend ist phantastisch. Vom Backwater zum Meer ist es ein katzensprung,und ich suche an der Küstenstraße die Bushaltestelle nach Kanuragappally. Dort muß ich hin. Sofort kommt einer. 10 Rupies für 10km. Ich sitze seelig und lasse die Szenerie vorübergleiten. Rechts gleißende Meeresgischt,ansonsten Straße und Dschungel. Der Fahrer fährt sicher und wie ein Henker. Ich bete,wie geil war es,nicht im Nr.10 zu bleiben. Es herrscht prächtiges Wetter.
In Kanuragappally,einer typisch keralische Kleinstadt,steige ich um in einen Bus nach Kollam,die mich eine weitere beseelte Stunde "kostet".
Der Bus endet....an der Anlegestelle von heute morgen. Wow. So kann's auch gehen. Davon träume ich,wenn ich mich aufmache.
Den Weg zum Bahnhof kenne ich,fröhliches "hello again" im indischen Restaurant von heute morgen,ein weiterer Tee.
Am Bahnhof fährt gerade der Kerala Express Superfast ein,und der Schaffner verweist mich aus dem eiskalten Sleeper in die Holzklasse. DANKE ,Schaffner!
Mit 4 dutzend Indern im stehen zusammengeferscht fahre ich die gute halbe Stunde nach Varkala zurück.
Ich verlasse den Zug indisch auf der gegenüber gelegenen Gleisseite,und schlage den tuktuk-fahrern ein Schnäppchen,ich laufe. 4km bis zum Strand. Ein schöner Spaziergang durch's reale Varkala. Den Strand erreiche ich um 17.15h,kühle meine müden Füße und genau 12h nach meinem morgendlichen Aufbruch erreiche ich mein Zimmer.
Was für eine tolle kleine Rundreise. Wie geil war das denn!?!