Transsilvanien (Siebenbürgen) und Bukowina - Rumänien 2018

Reisezeit: Mai - Juli 2018  |  von Uschi Agboka

Kurz-Info - Teil II - Carta - 7 .- 27. Mai 2018 : Viscri - UNESCO

Viscri - UNESCO

Der Ort Viscri ist sehr sehr ärmlich. Überall laufen die Viecher frei über Straße, Enten, Gänse, Hühner, Rinder, Schafe, Hunde. Hier ist selbst die Hauptstraße nicht asphaltiert, nur tiefer Gravel, gar nicht gut.

Wir parken an einem kleinen Tante Emma Laden, der auch ein paar Tische draußen hat, wo man sich ausruhen und etwas trinken kann. Ich muss mich erst einmal erholen, während Rolf schon zur Kirchenburg marschiert.

Am nordwestlichen Ende des Dorfes steht die Kirchenburg Viscri. Im 12. Jahrhundert errichteten hier noch vor den deutschen Siedlern Szekler eine kleine romanische Saalkirche. Im 13. Jahrhundert erfolgte ein Ausbau. Nach den ersten Türkeneinfällen wurde die Kirche im 14. Jahrhundert befestigt und ein Wehrring mit Wehrtürmen errichtet.

Das Ortsbild von Viscri wird maßgeblich von der alles überragenden Burganlage mit den insgesamt sechs Wehrtürmen geprägt. Die gedrungene Anlage wird dominiert von einem mit der Kirche verbundenen Wehrturm mit pyramidenförmigem Dach. In die Burgmauer wurden neben den Wehrtürmen auch Wohn- und Vorratsräume integriert.

Im 16. Jahrhundert erhielt die Kirchenburg durch verschiedene Umbauten ihre heutige Gestalt. Die Kirchenburg wurde niemals von Feinden eingenommen.

Die Kirchenburg und der Dorfkern wurden 1999 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Man kann das gar nicht glauben, so verwahrlost wie es hier ausschaut.

Die Kirche wurde auf den Grundmauern der romanischen Kirche einer Szekler-Siedlung errichtet. Um 1500 wurde die Kirche zur Wehrkirche umgebaut. Dabei wurde der Kirchensaal an den bis dahin frei stehenden Wohnturm einer vermutlich schon früh ausgestorbenen oder abgewanderten Grafenfamilie angeschlossen. Der Turm wurde um ein Wehrgeschoss erhöht und im Dach erhielt er ein zusätzliches sechstes Geschoss für Bogenschützen.

Auch die Kirche verfügte über ein Wehrgeschoss, das allerdings 1743 wieder abgetragen wurde. Die 7 m hohe Ringmauer aus dem frühen 16. Jh. wurde im Laufe des 17. Jh. mit bis heute erhaltenen Kampfhäusern, Wehrtürmen und Wehrgängen aufgerüstet.

In friedlicheren Zeiten, Mitte des 18. Jh., wurde der Wehrgang abgebrochen und an dessen Stele ein überdachter Gaden für die Kornkästen der Dorfbewohner errichtet. Der Innenraum der Kirche zeigt sich heute in einer schlichten Ausstattung mit einer Kassettendecke von 1743.

Viscri (Deutsch-Weißkirch) ist ein Ort im Kreis Brașov, Siebenbürgen, Rumänien. Er liegt nordwestlich von Rupea (Reps) und südöstlich von Sighișoara (Schäßburg). Das Dorf zählte zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert ca. 700 Einwohner, hauptsächlich Siebenbürger Sachsen, daneben gab es einen rumänischen Dorfteil.

Viscri zeichnen sowohl die Kirchenburg als auch die von sächsischen Höfen geprägte Dorfstruktur aus. Kirchenburg und Dorf stehen auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.

Die Londoner Mihai-Eminescu-Stiftung bemüht sich um die Erhaltung der Kirchenburg und der Bausubstanz des Dorfes. Prinz Charles hat Viscri bereits mehrfach besucht, um die Arbeit der Stiftung zu unterstützen. Für mich nicht begreifbar, dass dann der Ort einen so herunter gekommenen Eindruck macht.

Die Deutsche Stiftung Welterbe, eine Stiftung der Welterbestädte Stralsund und Wismar, beschloss im Herbst 2004 – in Zusammenarbeit mit der Organisation GAIA Heritage aus Frankreich und dem rumänischen Mihai-Eminescu-Trust – die Unterstützung eines Pilotprojektes in Viscri mit dem Ziel, die traditionelle Struktur der Dorfstraße wiederherzustellen.

Viscri ist außerdem bekannt für die Initiative „Socken aus Viscri“, ein Selbsthilfeprojekt des Dorfes. Die Wolle für die Socken, die hauptsächlich nach Deutschland verkauft werden, wird in einer von der Fraueninitiative organisierten Spinnerei hergestellt.

Die Handlung des 16. Bandes der Kinderbuchreihe „Der Kleine Vampir“ spielt überwiegend dort. Die Familie von Schlotterstein wohnt nach ihrer Heimkehr nach Transsylvanien im Keller der Kirchenburg. Im Buch benutzen die Vampire auch oft die Bezeichnung „Schwarzgruft“ für Weißkirch.

Der Ort wurde Ende des 12. Jahrhunderts von Siebenbürger Sachsen gegründet und ist 1185 erstmals urkundlich erwähnt worden. Nach ihrer Abwanderung nach Deutschland Ende der 1980er Jahre leben in Viscri heute nur noch etwa 15 – meist ältere – Siebenbürger Sachsen. Im Jahr 2009 wurden noch 36 Kirchenmitglieder der evangelischen Kirche der Siebenbürger Sachsen gezählt.

Die heute rund 450 Dorfbewohner sind hauptsächlich Rumänen und Roma, seltener Ungarn.

Die Geschichte des Dorfes hat durch den „Exodus“ von 1989/90 eine bedeutende Zäsur erfahren. Die Epoche der Siebenbürger Sachsen neigt sich dem Ende zu.

Die meist rumänische Bevölkerung prägt das Dorf auf ihre Weise, bemüht sich aber, das Bild und den Charakter des Dorfes aufrechtzuerhalten.

Trotz der für viele Dorfbewohner problematischen wirtschaftlichen Lage ist der größere Teil der Häuser gepflegt und viele der sächsischen Höfe werden bis heute bewirtschaftet und instand gehalten.
So steht es in der Info-Broschüre, das können wir aber nicht bestätigen. Alles wirkt sehr ungepflegt und nicht gut in Schuss gehalten.

Im Dorf gibt es drei Läden, eine Schule, ein Postamt sowie eine Gesundheitsstation.

In den letzten Jahren – besonders seit der Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes 1999 – hat der Tourismus nach Viscri zugenommen und bildet eine zusätzliche Einnahmequelle für die Bevölkerung Viscris.

Es gibt auch Zuzüge westlicher (z. T. deutscher) Ausländer. Wir haben keine getroffen. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass man freiwillig in diesen entlegenen Ort zieht. Fuchs und Hasen sagen sich hier „Gute Nacht“.

Viscri gehört zum Repser Land, liegt auf ca. 550–700 m Höhe und ist von Hügelland, Wiesen und Wäldern umgeben, wo unter anderem auch Bären und Wölfe leben.

Viscri liegt abgelegen von der Hauptstraße und ist nur über eine schlechte Schotterstraße zu erreichen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass es in Viscri fast keine Neubauten und nur wenig Autoverkehr gibt und sich die Siedlungsstruktur bis heute kaum verändert hat.

Das Dorf mit seinen sächsischen Höfen stellt ein Musterbeispiel eines sächsischen Dorfes mit Kirchenburg dar. Das geschlossene Ortsbild ist in seiner Art nur noch selten in Siebenbürgen anzutreffen.

Die ehemalige Langgasse von etwa 1 km Länge und die beiden zur Kirchenburg abzweigenden Gassen (Kirchgasse und Neugasse) sind mit sächsischen Höfen bebaut. Meist zeigt die Giebelfassade der Wohnhäuser sowie die Toreinfahrten zur Straßenseite. Nach hinten haben die regelmäßig angeordneten Höfe, zuerst Stallgebäude,sowie zur Rückseite hin abschließend große Scheunen.

An beiden Ortsenden findet man die Häuser der Rumänen, die im Baustil ähnlich, aber meist etwas kleiner sind und mit einem Kreuz an der Fassade verziert wurden. Am nordwestlichen Ende des Dorfes steht die Kirchenburg.

© Uschi Agboka, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Besichtigung der Kirchenburgen in Siebenbürgen (Transsilvanien) und der Moldauklöster in der Bukowina mit vielen Hintergrundinformationen.
Details:
Aufbruch: 05.05.2018
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 01.07.2018
Reiseziele: Rumänien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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