Transsilvanien (Siebenbürgen) und Bukowina - Rumänien 2018
Kurz-Info - Teil III - Blajel - 28.05.-15.06.2018 : Mittwoch, 6. Juni 2018 - 33. Tag
Mittwoch 6.06.2018 33. Tag
14A Botorca / 142D - Delenii - orthodoxe Kirche - Tore / Bagaciu (Bogeschdorf) - Wehrkirche / 142A - Curciu (Kirtsch) / zurück gleiche Strecke bis Medias / 14A - Durles (Darlos) - Kirchenburg - Orthodoxe Kirche - Kriegerdenkmal / 142A - Curciu (Kirtsch) - Wehrkirche / zurück Medias
Fahrzeit 6 Std. 52 Meilen = 84 km
Die Camper aus Reutlingen, die gleiches Kennzeichen haben wie wir, sagen auch nicht Guten Morgen, nur die Holländer winken und grüßen, wenn wir uns sehen. Mich stören solche Menschen, die nicht grüßen, enorm.
Nach dem gemütlichen Frühstück fahren wir um 9 Uhr los. Es geht ein bisschen in die Pampa. In Delenii halten wir an einer wunderschönen orthodoxen Kirche. Es findet gerade ein Gottesdienst statt. Als er beendet ist, können wir kurz in die Kirche hinein schauen, eher der Priester die Tür verschließt.
In diesen kleinen Ort verirren sich selten Touristen, darum kommen gleich einige Bauern herbei, als wir halten. Sie sprechen ein bisschen Deutsch und machen uns stolz auf die prächtigen Holztore aufmerksam.
Die Symbolik der Holztore
Aus welcher Richtung man sich auch dem Maramures nähert, empfangen wird man jeweils von einem mächtigen, die Straße überspannenden Holztor mit kunstvollen Verzierungen.
Geschnitzte Holztore, als Eingangspforten direkt an die Straße gesetzt, sind das Wahrzeichen des waldreichen Maramures.
Die alte Tradition der Holzschnitzer wird fast in jedem Dorf am Leben erhalten. Früher wurden die Geheimnisse der Schnitzkunst und die tiefere Bedeutung der dabei verwendeten Symbolik vom Vater an den Sohn weitergegeben. Heute werden auch Fremde in die Techniken und den Sinn der Ornamente eingeweiht.
Vereinzelt sind es Kurse für handwerklich Begabte aus dem Westen.
Interessant ist, dass ein Holztor als Ganzes für die Menschen aus dem Maramures bereits Symbolkraft besitzt. Das Tor stellt nicht nur einen einfachen Durchgang dar, sondern ist Zeichen für den Übergang von einer Welt in die andere.
Traditionell sind in Rumänien die wichtigsten Übergangsmomente im Leben eines Menschen Geburt, Hochzeit und Tod.
Darum tauchen aus diesem Grund auch in den Symbolen der Holztore diese markanten Wegmarken des menschlichen Lebens immer wieder auf.
Besonders tief beladen mit alten mystischen Interpretationen ist das Zeichen der Sonne. Die Sonne repräsentiert die Geburt und steht auch für Fruchtbarkeit, Erfolg und Glück. Auch die über der Sonnen auftauchenden geöffneten Blüten symbolisieren die Geburt, das Wachstum und die Schönheit.
Trauben und Weinblätter stehen für Fruchtbarkeit und Wohlstand.
Geflochtene Seile oder umeinander gedrehte Borten werden als vereinigendes Band gesehen, das die Familie aber auch die Gemeinschaft des Dorfes zusammen halten soll.
Da es sich meist um zwei geflochtene Seile handelt, symbolisieren sie auch Mann und Frau, Gut und Böse und Tag und Nacht.
Räder und Spiralblüten stehen für die Regelmäßigkeit des Kosmos, die sich für die Menschen auf dem Land am besten in der stetigen Wiederkehr der Jahreszeiten zeigt.
Auch die meist zentral über der Tür angebrachten Kreuze stehen für Wiederkehr.
Doch neben der christlich verankerten Wiedergeburt sollen die Kreuze auch Schutz vor bösen Geistern bieten.
Derselben Aufgabe dienen auch die Abbildungen von Hirschen, Wölfen und Bären, die als Symbolträger in Rumänien bereits auf Funden aus der Bronzezeit entdeckt wurden.
Smartphones werden geholt und viele Bilder von uns und dem Motorrad gemacht. Man spürt, dass sie sich sehr freuen, dass wir gehalten haben und Interesse an ihrer Kultur und ihrem Handwerk zeigen.
Delenii (Magyarsáros, Kleinfarken, Kleinferken, Schärschken) ist ein Dorf mit ca. 1.200 Einwohnern im Landkreis Bagaciu im Kreis Mures in Siebenbürgen. In der Ortschaft gibt es eine orthodoxe Kirche und eine unitäre Kirche mit einem Glockenturm aus dem Jahr 1600.
Unitarismus bezeichnet eine aus der radikalen Reformation stammende theologische Auffassung, welche die Dreifaltigkeitslehre und die Göttlichkeit des Jesus von Nazaret
ablehnt, und weitergehend eine religiöse Bewegung, die geschichtlich aus dieser theologischen Auffassung entstanden ist. War der Unitarismus zunächst allein eine christlich-reformatorische Konfession, öffnete sich ein Teil von ihr ab Ende des 19. Jahrhunderts auch für andere religiös-philosophische Strömungen. Die unitarische religiöse Bewegung besteht heute sowohl aus theistischen, insbesondere christlichen Gemeinschaften, die an der nicht-trinitären Gottesvorstellung festhalten (keine Dreifaltigkeit), als auch aus Gemeinschaften, die explizit für Atheisten und Agnostiker offen stehen. Eine Gemeinsamkeit der verschiedenen unitarischen Gemeinschaften ist, dass sie Gewissensfreiheit und eigenständiges Denken in Glaubensfragen über religiöse Dogmen stellen.
Wir verlassen Delenii. Im Ort haben wir große schöne Häuser gesehen, geschmückt mit Blumen. Armut scheint es bei den Bauern hier nicht zu geben. Es leben noch viele Ungarn in der Gegend, die immer sehr freundlich grüßen, wobei die Rumänen oft eher unfreundlich wirken.
Wir kommen nach Băgaciu. Dieser Ort wirkt sehr ärmlich, man sieht es nicht nur an den herunter gekommenen Häusern. Alles sieht vernachlässigt aus.
Băgaciu (deutsch Bogeschdorf) ist eine Gemeinde mit ca. 2.400 Einwohnern in Siebenbürgen im Kreis Mureș.
Bogeschdorf wurde um das Jahr 1300 von Siebenbürger Sachsen ursprünglich auf Adelsboden gegründet, errang dann aber zusammen mit den benachbarten Ortschaften des Mediascher Stuhls das Hermannstädter Recht und wurde somit freie Gemeinde des Königsbodens. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1359.
Wir parken direkt an der Kirchenburg, die leider nur von außen anzuschauen ist. Niemand da, der sie heute aufschließen kann.
Die Kirchenburg befindet sich an der Hauptstraße des Dorfes. In seiner Mitte entstand um 1420 ein Gotteshaus, das im Laufe des 15. Jh. mit einer Ringmauer, einem Torturm sowie drei Basteien gesichert wurde. Neben dem Tor ist der Nordostturm bis heute erhalten geblieben. Ende des 15. Jh. wurde die Kirche um einen Glockenturm erweitert, der mit einem vorgelagerten siebenfach gestaffelten Trichterportal ausgestattet ist. Kurze Zeit später erfolgte die Befestigung der Kirche. Über dem Kirchensaal und auf dem Glockenturm entstand ein Wehrgeschoss, das auf Strebepfeilern ruht. Es wurde im 18. und 19. Jh. schrittweise entfernt, allerdings am Glockenturm rekonstruiert. Das vorhandene Chorgestühl aus dem Jahr 1533 ist eines der wertvollsten seiner Art in Siebenbürgen.
Es ist schon wieder sehr schwül. Jede Bewegung bewirkt einen Schweißausbruch. Trotzdem lässt Rolf es sich nicht nehmen, sich in dem Ort umzusehen. An der Schule trifft er auf zwei Lehrerinnen, die ihm auf Englisch etwas zu der Kirchenburg erzählen.
Wir fahren weiter nach Curciu, um uns dort die Kirchenburg anzuschauen.
Doch plötzlich hört die asphaltierte Straße auf, nur noch tiefer Schotter.
Wir kehren um, fahren die gleiche Strecke bis Blaj zurück und von dort weiter bis Medias, biegen dort später ab nach Darlos. Ich bin hier mal wieder begeistert von den herrlich bunten Häusern, in richtigen Knallfarben. Da sieht alles gleich viel schöner aus. Rolf findet die bunten eher nicht so toll. Geschmäcker sind eben verschieden.
Dârlos (deutsch Durles) ist eine Gemeinde mit ca. 2.800 Einwohnern im Kreis Sibiu in Siebenbürgen, Rumänien. Die Gemeinde Dârlos liegt am rechten Ufer der Târnava Mare (Große Kokel) – ein Zufluss der Târnava (Kokel) – im äußersten Norden des Kreises Sibiu. An der Grenze zum Kreis Mureș, befindet sich der Ort Dârlos an der Kreisstraße (drum județean) DJ 142E fünf Kilometer östlich von Mediaș (Mediasch) und etwa 65 Kilometer nordöstlich von der Kreishauptstadt Sibiu (Hermannstadt) entfernt.
Unter der Bezeichnung Possesio Darlaz wurde die Siedlung 1317 erstmals urkundlich erwähnt. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts stellten die Rumänen in dem Ort die Bevölkerungsmehrheit. Schon während der Zeit des Sozialismus, besonders aber nach der politischen Wende von 1989 in Rumänien wanderte der Großteil der deutschsprachigen Bevölkerung nach Deutschland aus, sodass sich 1992 nur noch 190 Personen aus der Gemeinde bei der Volkszählung als Deutsche bezeichneten, im Vergleich zu 1094 im Jahr 1977.
2011 wurden auf dem Gebiet der Gemeinde Dârlos 2.280 Menschen registriert. 2.060 davon waren Rumänen, 595 waren Roma, 55 waren Ungarn und 30 bezeichneten sich als Rumäniendeutsche.
Die Gemeinde verfügt über zwei Kindergärten und zwei Grundschulen. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner von Dârlos ist die Viehzucht und die Landwirtschaft.
Die Gemeinde ist über die Nationalstraße (drum național) DN 14, die von Hermannstadt nach Sighișoara (Schäßburg) führt, erreichbar.
An einem Kriegerdenkmal – fast jeder Ort hat so ein Denkmal und immer sehr gepflegt – halten wir. Zwei ältere Dame werkeln im umliegenden Garten. Wir erkundigen uns, ob wir die nahe Wehrkirche anschauen können. Eine der Frauen verschwindet, um nachzuschauen, ob die Hüterin der Kirche zuhause ist. Nein, leider nicht, doch sie führt uns über Umwege in den Garten, der die Kirche umgibt, so dass wir wenigstens da gucken können.
Meist hat man eine Telefonnummer, wo man anrufen kann, dann kommt derjenige, der den Schlüssel hat, wenn man Glück hat und er nicht irgendwo unterwegs ist. Es sind nur wenige Menschen, die sich diese alten Gemäuer ansehen wollen und man kann ja von niemandem erwarten, dass er den ganzen Tag Zuhause hockt, um auf einen evtl. Anruf zu warten.
Die Dame, die die Kirche betreut, wohnt direkt daneben, inmitten eines blühenden Gartens. Einfach herrlich. Ihre schöne Katze liegt in der Sonne und genießt die Wärme.
Wir laufen umher und machen einige Bilder der Kirche, eben nur von außen.
Die kleine turmlose Saalkirche aus dem 15. Jh. ist nahezu unverändert geblieben. Um 1500 wurde der Chor erneuert und die Decke über dem Saal stammt aus einer Umbauphase im 19. Jh.
Von der einstigen Ringmauer sind keine Rest erhalten geblieben.
Ihre Bedeutung erlangte die Kirche durch Baudetails und die Ausmalung.
An dem dreifach gestaffelten Trichterportal in der Westfassade mit dem fein gearbeiteten Kämpfer sind noch Reste der Bemalung zu erkennen.
In Stein gehauen finden sich im Chor an den Konsolen der Rippen figürliche Darstellungen.
Maßwerke, Sakristeiportal, Sakramentennische und Sedilien sind kunstvoll verziert.
Nachdem wir uns bei der netten Dame bedankt und eine kleine Spende da gelassen haben, fahren wir weiter. Gott sei Dank erbarmt sich Rolf und hält an der schönen orthodoxen Kirche, so dass wir einige Fotos machen können. Diese Kirchen gefallen mir besonders gut.
Und weiter geht es nach Curciu, dieses Mal von der anderen Seite. Hier ist die Straße asphaltiert.
Curciu (deutsch Kirtsch) ist ein Dorf mit ca. 760 Einwohnern in Siebenbürgen im Kreis Sibiu (Hermannstadt). Es gehört zur Gemeinde Dârlos (Durles).
Kirtsch wurde um das Jahr 1300 von Siebenbürger Sachsen ursprünglich auf Adelsboden gegründet, errang dann aber zusammen mit den benachbarten Ortschaften des Mediascher Stuhls das Hermannstädter Recht und wurde somit freie Gemeinde des Königsbodens. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1359.
Die Kirchenburganlage wird uns von einem freundlichen jungen Mann geöffnet und so können wir uns alles in Ruhe ansehen. Leider ist im Innern auch viel vernachlässigt. Schade, wenn das alles so verfällt. Der junge Mann erzählt uns auch, dass der Holzwurm hier schwer am schaffen ist. Es gibt leider keine Gönner, die zum Erhalt der Kirchenburg beitragen.
Die evangelische Kirche in Curciu, im 14. Jahrhundert errichtet, 1810–1814 umgebaut, steht unter Denkmalschutz. Nahezu unverändert erhalten hat sich die im frühen 15. Jh. errichtete Kirche von Kirtsch. Ihre besondere Bedeutung erhält die dreischiffige Basilika mit polygonalem Chor und Westturm durch die reichen Werksteinarbeiten im Innen- und Außenbereich. Im Chor finden sich gut erhaltene Maßwerkfenster und am Turm typisch gotische Zwillingsfenster. Die bildhauerischen Arbeiten an den Portalen, dem Turm, den Fenstern und den Strebepfeilern sowie im Innenraum an den Kapitellen, Schlusssteinen, den Sedilien und der Sakristeitür sind um das Jahr 1427 entstanden. Anfang des 19. Jh. wurden die Seitenschiffe erhöht, so dass der Querschnitt einer Hallenkirchen entstand. Gleichzeitig erhielten Langhaus und Seitenschiffe stuckierte Flachdecken. Das Wehrgeschoss des Turmes wurde 1913 zugunsten des heutigen mit Zinkblech gedeckten spitzen Turmhelmes abgetragen. Von den Wehranlagen haben sich der Bering mit dem ursprünglich als Eingang genutzten Torturm sowie eine in die Ringmauer integrierte gotische Kapelle erhalten.
Die Schule in Curciu hat aus und die Kinder kommen herbei und bestaunen das Motorrad. Man darf nicht vergessen, hier ist das Pferdefuhrwerk noch das Hauptverkehrsmittel für die Bauern.
Die ungarische Bevölkerung ist auch hier sehr freundlich zu uns. Das ist einfach ein anderer Menschenschlag als die Rumänen. Mittlerweile ist es knallheiß geworden. Wir haben genug besichtigt und fahren zurück nach Medias. Erst zum Bäcker, Brot, Brötchen und Teilchen einkaufen, dann geht es zum Restaurant Zur Traube, wo wir zu Mittag essen.
Rolf, der Suppenkasper, bestellt natürlich Suppe, Hackbällchen und alkoholfreies Bier. Ich esse bei der Hitze lieber einen Thunfischsalat, dazu einen gekühlten Rosewein. Alles wieder sehr lecker, Kosten 15 Euro.
Das Internet funktioniert hier sehr schnell. Also Emails checken, Nachrichten lesen und auf Facebook Bilder hochladen. Nachdem wir alles erledigt haben, geht es zurück auf den Campingplatz. Am Himmel ziehen dunkle Wolken auf. Ein Gewitter droht.
Rolf hat Servicetag, Duschen, Relaxen und ich muss schreiben.
Zum Abendessen gibt es nur Salat, Äpfel und ein süßes Teilchen für Rolf. Erst spät gehen wir bei der Hitze schlafen.
Weitere Bilder findet Ihr unter
Uschi & Rolf – Rumänien - Tschechien – Polen – Slowakei @Uschi.Rolf.Tschechien.Polen.Slowakei
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Aufbruch: | 05.05.2018 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 01.07.2018 |