Mal mit dem Fahrrad zum Klettern (nach Griechenland)
Oktober 2019 - Buchten, Bunker, Bukë in Albanien: Die Sonne im Rücken
In Griechenland fallen mir sofort Menschen auf, die an der Strandpromenade von Igoumenitsa irgendwelchen Sport treiben. Jogger, Radfahrer, einige kleine Mädchen bekommen Tennisunterricht, ältere Leute walken. So etwas habe ich in Albanien nie gesehen. Vor allem in den ländlichen Gebieten arbeiten in Albanien viele Menschen körperlich hart. Ihnen ist in ihrer wenigen Freizeit dann sicher nicht nach Sport treiben.
Auf meiner Karte ist ein Stück Eurovelo 8 eingezeichnet. Es ist nicht wirklich die kürzeste Verbindung zur Grenze zurück, aber sehr schön angelegt. Der EV8, die Mittelmeerroute, ist eine 5.900 km lange Fernradroute, die von Cadiz (Spanien) nach Athen und dann weiter nach Zypern führt.
und schließlich am Strand entlang, wo ich nochmal ausgiebig bade. Es folgt der erste Grenzübertritt "rückwärts".
Das Tal, das ich dann auf der albanischen Seite als Streckenführung ausgesucht habe, wird vorwiegend von Griechen bewohnt.
Die Ortsschilder sind zweisprachig, aber meist ist über die eine oder die andere Schrift Farbe gesprüht. Scheint also nicht ganz konfliktfrei zu sein.
Livadhja- ein Örtchen mit 1200 Einwohnern (85% Griechen) hat einen ganz neu gestalteten Dorfplatz. Kulturhaus, Sportplatz,... Das Flutlicht brennt die ganze Nacht.... und scheint mir in die Augen.
Die nächste Sehenswürdigkeit, die an meinem Weg liegt ist "Syri i kaltër", das "blaue Auge". Mit 6 m³/s die wasserreichste Quelle des Landes. Interessant ist, dass die genaue Tiefe noch nicht erkundet werden konnte. Die Temperatur beträgt 12,75 °C mit einer maximalen Abweichung von lediglich 0,15 °C.
Ein schöner Ort, aber viele Touristen, ein Restaurant, Souvenirverkauf, ... da bleibe ich nicht lange.
Die Quelle ist ein wichtiger Zufluss des Flusses Bistrica, an dem es drei Wasserkraftwerke gibt und der die örtliche Wasserversorgung garantiert. Dabei können kleinere und größere Leitungsverluste schon mal vorkommen. Auf dem unteren Bild wurde es ja auch schon repariert.
Weil es gerade zum Thema Improvisation passt, noch ein paar Beispiele für "geht schon noch" oder " funktioniert auch so":
Links unten ist ein Ziegelstein an die Stromleitung gebunden worden, damit diese bei Wind nicht zusammenschlagen.
Der Ort selbst, wahrlich kein Pflaster für Radfahrer. Es ist überall extrem steil. Im Buch "Chronik in Stein" schreibt Ismail Kadare, wenn man ausrutsche, so lande man nicht auf dem Boden, sondern auf dem Dach des nächsten Hauses.
Gjirokastër, eine Stadt mit knapp 20000 Einwohnern, ist eine der ältesten Städte des Landes (seit 2005 Weltkulturerbe). Der Burgfelsen, der über dem Tal thront, war wohl schon im 3. Jh. v. Chr. besiedelt.
Einige interessante Fakten erfahre ich am nächsten Tag beim Besuch des "Zekate Hauses". Die junge Frau, die eigentlich nur den Eintritt kassiert, ist Historikerin und führt mich schließlich durch das gesamte Gebäude.
Z.Bsp. erzählt sie, dass 1961 Gjirokastër von der kommunistischen Regierung zur "Museumsstadt" erklärt wurde und Besitzer historischer Gebäude einfach enteignet wurden.
Das Zekate Haus gehörte einer wohlhabenden Familie. Es verfügt über 4 Stockwerke, 44 Türen, eine Zisterne mit 130000l Inhalt (reichte für den ganzen Sommer), 9 Kamine (ein wichtiges Zeichen wahren Reichtums). Im Keller befindet sich ein Bunker, aus Angst vor feindlichen Angriffen. Aller 1 m wurde eine Schicht Kastanienholz eingebaut, wegen der Erdbebengefahr. Interessant, welche Bereiche jeweils für die Damen und die Herren vorgesehen waren, ein kleines warmes Zimmer für die Großeltern, eins für das jungvermählte Paar (mit breitem Bett), unten links im Bild das prunkvolle Empfangszimmer für Gäste.
Mit diesen Dächern konnte man die Innentemperatur der Häuser regulieren. So blieben im Sommer die Häuser recht kühl, während im Winter große Kälte verhindert werden konnte. Billiger als Ziegel war es auch noch.
und beobachte das Fotoshooting für eine Hochzeit. So eine Feier kann leicht 10000 € kosten und oft nehmen die Eltern dafür einen Kredit auf.
Das Hostel "Hani i Fisnikut" ist unbedingt zu empfehlen, ein Familienbetrieb, bei dem auch schon der Jüngste fleißig mithilft.
Bis zum Treffen mit unseren Freunden bleiben mir noch einige Tage Zeit. Genug um noch den Abstecher nach Permët, im Vjosatal entlang zu fahren.
Wahrzeichen des Ortes ist ei großer, freistehender, würfelförmiger Felsen. Auf ihm befinden sich Mauerreste aus der osmanischen Zeit
Thermalbaden
"In Benja bei Permet in Sudalbanien gibt es 6 Thermalquellen. Die Wassertemperatur dieser Thermalquellen ist circa 30 Grad Celsius. Bënjas Thermalwasser ist für die Heilung zahlreicher Krankheiten bekannt. Die Quelle liegt in einem naturbelassenen Park, der bekannt auch für seine schöne Natur ist. Vier von diesen Thermalquellen haben eine heilende Kraft, zum Beispiel bei Problemen mit dem Magen, Rheuma oder der Haut. Die Bäder bestehen aus einfachen, ungeschützten Natursteinbecken.
Mit einem Ausstoß von über 160 Litern pro Sekunde sind die Thermalquellen von Bënja die wasserreichsten des Landes."
(Quelle: Radio Tirana international)
Nun muss ich mich mal auf den Weg machen, denn Tine und Martin nähern sich Albanien und wir wollen uns in der Nähe von Durrës treffen. Das sind immerhin noch 170km von hier.
| Aufbruch: | 17.08.2019 |
| Dauer: | 4 Monate |
| Heimkehr: | Dezember 2019 |
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