Mal mit dem Fahrrad zum Klettern (nach Griechenland)
Oktober 2019 - Buchten, Bunker, Bukë in Albanien: Nov. 2019 - In 7 Tagen vom Bikini zur Daunenjacke
Das Fahrrad steht sicher verstaut auf der Heckklappe, ich sitze warm und trocken im "Schnucki", dem VW Bus von Tine und Martin. So reisen wir ganz bequem nach Mazedonien ein.
Der Ohrid See empfängt uns mit Sturm und Regen, da bin ich ganz froh, nicht selbst fahren zu müssen.
Am nächste Tag ist wieder schönstes Wetter und für mich ganz plötzlich Herbst. In Albanien gab es so gut wie keine Laubfärbung, aber im Stadtpark von Skopje um so mehr.
amüsieren und wundern uns über die riesige Anzahl von Denkmälern, Statuen und neu erbauten Gebäuden "auf alt gemacht".
Die Stadt wirkt auf mich, als hätte eine alte Frau versucht, alle ihre vielen Nippesfiguren und Reiseandenken in einer zu engen Glasvitrine unterzubringen.
Unpassend in Art, Größe, Material und viel zu dicht nebeneinander.
Wen die Hintergründe interessieren, dem empfehle ich den Artikel hier weiterzulesen: "Über das gigantische Bauprojekt „Skopje 2014“ wird in der internationalen Presse wenig Schmeichelhaftes gesagt. Es sei ein „Disneyland“ und „Sinnbild von Verschwendung, Korruption und autoritärem Größenwahn“. Aber wie schlimm ist das Projekt wirklich? Es ist leicht, kopfschüttelnd durch die neu gekrönte „capital of kitsch“ zu laufen – und zu lachen, weil die schlohweißen Neubauten und Skulpturen zu künstlich wirken, um wahr zu sein. Oder zu sagen: „Was regt ihr euch so auf? Solche Bauten stehen doch massenhaft in europäischen Städten.“ Das tun sie – aber schon seit Aberdutzenden Jahren (das Berliner Stadtschloss ausgenommen). …" (Quelle: https://erinnerung.hypotheses.org/1447)
Das hier ist die mehr als 20m (!) hohe Statue des „Kriegers auf einem Pferd“. Sie stellt Alexander den Großen dar. Ein deutlicher Seitenhieb gegen Griechenland. Der Flughafen in Skopje hieß genauso und wurde erst 2018 im Zuge der Beilegung des Streits um den Namen Mazedoniens mit Griechenland umbenannt.
Unweit der mazedonischen Hauptstadt befindet sich die Matka - Schlucht, unser Ziel für den nächsten Tag.
Tine muss noch einmal für zwei Tage nach Kroatien zum Arbeiten. Diese Gelegenheit nutze ich um mit dem FlixBus ein Stück vorauszueilen. (Osijek-Budapest = 320km = 4h 15min = 12€) Ich besorge mir ein 24h Ticket für den Budapester Nahverkehr und nutze es richtig aus, besuche Orte, an die ich schöne Erinnerungen habe. Hier rechts im Bild die Markthalle.
Abends lege ich mich für mehrere Stunden ins 36°C bzw. 38°C warme Thermalwasser des Dandar - Bades. Ich kenne in Budapest mindestens acht verschiedene Thermalbäder, aber hier war ich vorher tatsächlich noch nie.
Einen ganzen Nachmittag verbringe ich bei meiner ehemaligen Trainerin Margit, jetzt 80 Jahre alt. Abends muss sie allerdings zum Bogensportverein, ihre Schützlinge warten.
Samstag Vormittag rufe ich kurz bei Józsi an. "Hallo Józsi, hier ist Jana. Ich bin in der Nähe." "Na, dann komm rein!" Er ist 86 Jahre alt, voll fit. Stolz zeigt er mir die fünf Sorten Palinka, die er in diesem Jahr gebrannt hat: Apfel, Birne, Quitte, Aprikose (superlecker) und Pflaume. Ein wenig "schimpft" er mit mir, was mir einfällt für eine Nacht ins Hostel zu gehen. Schließlich hätte ich doch immer bei ihm ein Bett! (Unsere Familie war unzählige Male zwischen 1975 und 1989 dort zu Besuch.)
Als ich mich mit Tine und ihrer Familie für das letzte Stück der Rückfahrt treffe, ist es schon ein besonderes Gefühl. Ich freue mich natürlich unheimlich auf meine Familie daheim, auf die Enkel, die Kinder, meinen Mann, die Schwiegereltern, auf Freunde und Bekannte. Auf unseren Garten, die Badewanne, Vollkornbrot, mein Bett...
Bei der letzten Übernachtung in Bratislava (bei einer Gastgeberin vom Warmshower Netzwerk) überschlage ich, dass ich auf dieser Reise an ungefähr 80 verschiedenen Stellen geschlafen habe.
Vieles war einfacher als auf unseren Touren in Latein- und Südamerika. Z. Bsp. haben wir (außer in Tirana) nie Trinkwasser gekauft, immer aus dem Hahn oder den Quellen getrunken und es auch gut vertragen. Wir mussten nie größere Essensvorräte mit uns herumschleppen. Es gab fast überall warmes Wasser zum Duschen. Ersatzteile (Mantel, Bremsbeläge) haben wir nach einigem Suchen in guter Qualität gefunden. Wir hatten jeder nur einen platten Reifen.
Den Balkan erlebten wir als sehr sicheres Reiseziel. Auch als ich allein unterwegs war, hatte ich diesbezüglich gar keine Bedenken. Tine, die aus beruflichen Gründen lange Zeit in Albanien lebte, meinte, dass der Gast gleich nach Gott käme und sehr angesehen ist. Das glaube ich ihr gern.
In Bratislava ist Weinfest. Wir entscheiden uns auf Grund der Temperatur glatt für Glühwein und ich hole die Daunenjacke aus dem Kopfkissenbezug...
Da sind wir nun wieder zu Hause. Mein Tacho zeigt 3800km an. All die Menschen und Dinge, die man unterwegs vermisst, sind da.
Gleichzeitig sehne ich mich schon jetzt nach dem Gefühl zurück, mit dem wenigen, das in die Fahrradtaschen passt, zufrieden und glücklich zu sein. Auf solchen längeren und langsamen Reisen aus eigener Kraft heraus, zählen Besitz, Karriere, Status kaum. Thomas & ich versuchen seit geraumer Zeit mit weniger zufrieden zu sein. Zeit statt Zeug! Sachen machen statt Sachen horten! Lasst uns das in den Alltag einbringen.
Aufbruch: | 17.08.2019 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2019 |
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