Mal mit dem Fahrrad zum Klettern (nach Griechenland)
Oktober 2019 - Buchten, Bunker, Bukë in Albanien: Pause vom Radfahren
Von Permët aus will ich ein Stück mit dem Bus fahren, aber schon als ich das kleine Gepäckfach sehe, bin ich skeptisch. Der Fahrer legt mein Rad hinein, damit ist es quasi voll. Er dreht das Rad, davon wird das Fach nicht größer. Kurz danach fahren mehrere Autos vor, die dem Fahrer Pakete, Koffer, Flaschen mitgeben, die er irgendwohin mitnehmen soll. Ich schwinge mich also aufs Rad und fahre schon mal los. Als der Bus mich überholt, bin ich auch schon 30km weiter. Später finde ich einen kleinen LKW, der mich für reichlich 40km mitnimmt.
Abends komme ich in eine landwirtschaftlich geprägte Gegend. Riesige Tomaten- und Paprikafelder, einige Wohnhäuser. An einem kleinen Restaurant frage ich nach Essen. Wörter und Sätze in albanischer Sprache kann ich mir extrem schlecht merken. Es hat so wenig mit anderen Sprachen gemeinsam. Nur mal drei Beispiele:
Danke = faleminderit
Tschüss - mirupafshim
Guten Abend - mbrëmje e mbarë
Gerade auf dem Land sprechen wenige Leute englisch oder deutsch, am ehesten noch italienisch. Die Restaurantbesitzerin spricht nur albanisch, aber irgendwie bekommen wir eine Konversation hin. Mit meinem dürftigen Wortschatz kann ich sagen, wo ich herkomme, wie lange ich unterwegs bin, dass ich einen Mann und zwei Töchter, zwei männliche und zwei weibliche Enkel habe, was ich in Deutschland arbeite. Dazu ein paar Fotos und es fühlt sich schon wie ein "Gespräch" an. Überschwängliches Lob gibt es dafür immer. Auch diesmal bekomme ich danach das Anwesen gezeigt, Fotos von ihrer Familie präsentiert und darf schließlich sogar in ihrer Wohnung übernachten.
Am nächsten Tag kämpfe ich mich auf eher langweiliger und teils schlechter Straße bis an den Strand von Kavaje, wo ich am Abend wie verabredet unsere Freunde Tine und Martin mit ihrer kleinen Tochter treffe. Die nächsten Tage darf sich mein Fahrrad ausruhen, sie haben extra einen Fahrradgepäckträger von Deutschland mitgebracht.
Insgesamt verrotten auf albanischen Boden zur Zeit wohl 175000 (!) davon. Meist sind es solche kleinen Pillbox Bunker (der Name ist von der Form hergeleitet, die Ähnlichkeit mit eine Tablettendose hat), es gibt aber auch große. Sie wurden zwischen 1972 und 1984 erbaut, unter der Herrschaft von Enver Hoxha, aus Angst vor ausländischen Verschwörungen.
"Ziel Hoxhas war es, für je vier Albaner einen Bunker zu bauen, also insgesamt 750.000. ...Mit den überall verstreuten Bunkern sollte die Taktik des Guerilla- oder Partisanenkriegs, die der albanische Widerstand während des Zweiten Weltkriegs in den Bergregionen verfolgte, im ganzen Land umgesetzt werden können. Jedem Albaner, ein Großteil der Bevölkerung waren Reservisten, war ein Bunker zugeteilt, den er im Falle eines Angriffs aufzusuchen hatte. Die kleinen Bunker standen in Sichtweite zu einem größeren, der ständig besetzt sein sollte und von dem aus die Befehle an die kleinen Bunker weitergegeben wurden." (Quelle: Wikipedia)
Tine muss in Tirana etwas arbeiten, Martin und ich erkunden die Stadt in Bezug auf Kinderfreudlichkeit. Also ein bisschen Ersatzoma mit Ersatzenkelin.
Am nächsten Tag wollen wir weiter in ein Klettergebiet im Süden. Nur haben wir die Rechnung ohne die chaotische Verkehrs- und Parkplatzsituation in Tirana gemacht. Ein Sprung in der hinteren Scheibe, das Glas wird nur noch durch die Folie gehalten. So können wir nicht weiter. Es ist Freitag Abend, der T4 ein nicht so häufig vorkommendes Auto hier.
Einiges Telefonieren, ein albanischer Freund Tines hilft beim Übersetzen, die Leute von Autoglas meinen: kein Problem. Dann haben sie aber doch keine passende Scheibe und wir sehen schon unsere gesamten Pläne davonschwimmen.
Aber: die Scheibe wird samstags in Griechenland (!) bestellt, nachts mit einem normalen Linienbus mitgeschickt und Sonntag früh eingebaut. 11 Uhr starten wir Richtung Gjipe beach.
Zurück in Tirana habe ich noch Zeit für einen Ausflug zum Hausberg der Hauptstadt. Auf den Dajti kann man seit 2005 ganz komfortabel mit einer Seilbahn gelangen. Es ist die angeblich längste auf dem Balkan, in 15 min überwindet sie einen Höhenunterschied von 814m.
So kann ich mich ganz entspannt die Panoramastraße entlang rollen, immer mit Blick auf die Stadt und den Berg.
Abends verabschiede ich mich mit einer großen Portion Eis von Tirana und den netten Verkäuferinnen im Lieblingseisladen.
Aufbruch: | 17.08.2019 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2019 |
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