Nach nur einem Jahr zurück in Peru!!!

Reisezeit: März / April 2008  |  von Stefan Frei

Chachapoyas

Letzten Freitag, 17.11.06, bekam ich abermals Besuch eines Landsmannes, Johannes, den ich übers Studiverzeichnis kennengelernt hatte. Nachdem er an einem Tag sämtliches Sehenswerte Trujillos abgeklappert hatte, gings dann nachts auf nach Chachapoyas, was uns dort in höchsten Tönen angepriesen worden war. Chachapoyas ist eine kleine Stadt am anderen Ende der Anden, noch auf 2336 Metern, allerdings schon mit halburwaldlicher Landschaft. Sehr schön ist, dass die Stadt noch nicht sehr touristisch erschlossen ist, so dass man in aller Ruhe Landschaft und Kultur genießen kann.

So erwarteten uns -nach 13 Stunden Fahrt um 5 Uhr morgens in Chachapoyas angekommen- ausnahmsweise nur 2 und gar nicht mal so aufdringliche Hostalabgesandte, die sich unter unseren kitischen Blicken ()erst einmal kräftig gegenseitig herunterhandelten. Da ich auf der holprigen Busfahrt nicht eine Minute geschlafen hatte, waren dann erstmal 3 Stunden Schlaf angesagt, ehe wir uns zu der täglichen Tour des Hostals überreden ließen, die an jenem Tag die Felsgräber von Karajia und die Ruinen von Wangli beinhaltete. Von beiden hatte ich nicht allzuviel Interessantes gelesen. Umso schöner wurde der anschließende Ausflug.

Tag 1: Karajia und Wangli

Ähnlich interessant wie erwartet, waren die Felsgräber von Karajia. Zwar war die Landschaft ganz nett, letztendlich waren aber nur hoch im Felsen einige Sarkophage zu entdecken, ähnlich der Statuen der Osterinsel (Chile). Darin wurden die höheren Persönlichkeiten der Chachapoyas beigesetzt, dem herrschenden Volk der Region vor den Inkas.

Die Sarkophage

Die Sarkophage

Die Nachfahren der Chachapoyas heute... zumindest nach außen hin deutlich friedlicher

Die Nachfahren der Chachapoyas heute... zumindest nach außen hin deutlich friedlicher

Gegen Mittag begann es dann aufs Übelste zu schütten... Richtig schön! Da kamen Freudenstädter Heimatgefühle auf .

Da unserem Führer kurzfristig der Einfall kam, er könne noch einen Geschichtsprofessor dazu bewegen uns zu begleiten, machten wir noch einen kleinen Abstecher ein Dorf weiter. Dieser war -gerade bei der Gartenarbeit erwischt- natürlich sofort bereit uns zu begleiten.

So stand dann eine gut einstündige Wanderung durch eine faszinierende Landschaft bis zu den Ruinen von Wangli an. Zwar hatte sich das Wetter leicht gebessert, der verbliebene Regen und der matschige Untergrund gehörten aber irgendwie dazu. Was wäre denn Selva ohne Regen?

Die Ruinen selbst, Überreste runder Häuser, waren die Mühe des Weges meiner Meinung nach nicht wirklich wert, um so mehr ein idyllischer Wasserfall einige Meter weiter.

Die Überreste der Häuser von Wangli

Die Überreste der Häuser von Wangli

...hach...

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Tag 2: Kuélap

Am 2.Tag entschieden wir uns für eine Tour zur bekanntesten Attraktion der Gegend, der Festung zu Kuélap. Kuélap war für das ziemlich kriegerische Volk der Chachapoyas einerseits eine Wohnsiedlung, andererseits im Angriffsfall die Festung, in der sich die Einwohner der umliegenden Dörfer versammelten. Eingänge gibt es nur 2 sehr schmale, durch die nur ein feindlicher Krieger auf einmal passte. Außerdem liegt die Festung an der Spitze eines Berges, so dass problemlos kilometerweit die Umgebung beobachtet werden kann.

Da an diesem Tag kein einziger Bediensteter an der Festung zu finden war (wie übrigens auch keine anderen Touristen), konnten wir uns das Eintrittsgeld sparen und umsonst eindringen. Unsere Führung war zwar recht interessant, am Ende der 4 Stunden war es dann irgendwie aber doch auch genug. So war es dann halb 5, ehe wir den langen Weg ins Tal zu Fuß antraten. Unterwegs begnegneten wir einigen traditionell gekleideten Indigenas, die den Aufstiegs Richtung Kuélap auf schmalsten Pfaden zu Pferde bewältigten. Am Ende wurde es dann noch recht abenteuerlich, da durch den bewölkten Himmel kein Mondlicht durchdrang und wir die letzten Meter in völliger Dunkelheit zurücklegen mussten.

Und schon wartet hinter der Ecke ein Chachapoya mit gespanntem Bogen...

Und schon wartet hinter der Ecke ein Chachapoya mit gespanntem Bogen...

Tag 3: La Catarata de Gocta

Der Höhepunkt des Ausfluges war jedoch wie erwartet der letzte Tag, als wir uns zum dritthöchsten Wasserfall der Erde, la Catarata de Gocta, aufmachten.

Leider bekamen wir an diesem Tag sehr wenig von der sonstigen Freundlichkeit der Peruaner zu spüren. Zunächst gab es einige Missverständnisse mit unseren Tourplanern, da sich die evtl. Mitreisenden der anderen Tourveranstaltern, mit denen sich der Preis gesenkt hätte, als wir selbst herausstellten (hatten dort auch mal nachgefragt). So entschieden wir uns nur das Taxi in das nächstgelegene Dorf zu bezahlen und ohne Guide loszuziehen. Oben angekommen, gefiel das den Einheimischen, die wohl gerne Geld verdient hätten, überhaupt nicht und diese schienen drauf und dran uns sogar daran zu hindern auf eigene Faust loszuziehen. Nach langer Diskussion willigten wir schließlich auf den Kompromiss ein, dass uns ein Junge den ersten Teil der Wanderung begleitet, wohl in der Erwartung eines Trinkgeldes, an was wir in Anbetracht der Diskussion aber nicht im Geringsten dachten. Jaja, immer diese geizigen Europäer .

Wie mir erzählt wurde, hielten bzw. halten die Einwohner der umliegenden Dörfer die Gegend rund um den Wasserfall für etwas Göttliches und waren der Meinung, dass das Eindringen von Fremden Unglück mit sich bringe. Deshalb war der Wasserfall auch bis 2004 der Außenwelt vollkommen unbekannt.

Schon vom Dorf aus war der 771 Meter hohe Wasserfall in der Ferne zu sehen. Die Wanderung führte uns durch Wälder, durch die man immer mal wieder den Wasserfall erspähen konnte. Zunächst erinnerte mich die Landschaft eher an Schwarzwald, mit der Zeit wurde sie dann aber doch immer urwaldähnlicher. Schließlich erreichten wir nach 2einhalb Stunden unser Ziel. Sehr beeindruckend vor dem Wasserfall zu stehen, das monotone Tosen im Ohr und selbst in 20 Metern Entfernung wurde man noch relativ schnell patschnass. Nichts desto trotz verweilten wir eine knappe Stunde, alleine damit beschäftigt den Wasserfall bzw. die kaum mehr flüssige Gischt, die nach über 700 Metern unten ankam, zu beobachten.

Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns dann auf den Rückweg, mit Stopp an einer Hütte im Niemandsland, wo wir nach dem Kauf einer Flasche Wasser auch gleich zu einem Glas "Cana" eingeladen wurden und lächelnd Fragen wie "wie weit Deutschland denn von Europa entfernt wäre", beantworteten.

Gerne wäre ich noch einige Tage geblieben, aufgrund meiner gerichtlichen Aussage am folgenden Tag in Chiclayo musste ich allerdings am Abend die Gegend wieder verlassen.

Der erste Blick aus der Ferne

Der erste Blick aus der Ferne

...auf dem Weg...

...auf dem Weg...

© Stefan Frei, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach meinem Auslandssemester 2006/07 in Trujillo bot sich kurzfristig wieder die Möglichkeit dorthin zu reisen. Meine Reise führte mich nach einiger Zeit im Hause meiner Freundin in den Norden des Landes und nach Ecuador. Ein Monat Südamerika - im Nachhinein zu kurz, um sich wirklich wieder an das Leben dort zu gewöhnen. Schön wars trotzdem!
Details:
Aufbruch: 04.03.2008
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 04.04.2008
Reiseziele: Peru
Lambayeque
Bolivien
Der Autor
 
Stefan Frei berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.