Nach nur einem Jahr zurück in Peru!!!
Iquitos - Reserva Yarapa
07.03.-12.03.07:
Meine große Perureise beendete ich mit einem 5tägigen Ausflug in den Dschungel von Iquitos aus, noch einmal ein unvergleichliches Naturerlebnis.
Morgens gegen 10 Uhr in Iquitos angekommen, verging der Tag wie im Flug. Eigentlich verbrachte ich ihn nur mit der Planung meines Dschungeltrips, in Iquitos nicht ganz so einfach wie beispielsweise in Puerto Maldonado, da es wesentlich mehr Anbieter und Möglichkeiten gibt. Durch den Konkurrenzkampf allerdings glücklicherweise auch nur ungefähr halb so teuer. Letztendlich entschied ich mich mich Charlotte und Miriam, die ich auf der Schifffahrt kennengelernt hatte, anzuschließen, die 3 Tage ins Reserva Yarapa wollten und noch 2 Tage alleine dranzuhängen.
Iquitos selbst lohnt meiner Meinung nach keinen Besuch. Die nur per Flugzeug oder Schiff erreichbar 400.000-Einwohnerstadt mitten in der Selva ist eher schmutzig, hektisch, anstrengend und durch Geknatter und Gehupe der Mototaxis auch ziemlich laut. Davon, dass sie Stadt mitten im Urwald liegt, kriegt man außer dem Temperament der Leute wenig mit. Laut den beiden Mädels ist es als Frau besonders unangenehm durch die Straßen zu laufen, da man ständig von aufdringlichen Iquitenos belästigt wird, die sich nicht abschütteln lassen. Allgemein sind Frauen und Männer hier wohl wesentlich weniger konservativ als an der Küste und erst recht in den Anden.
Ganz schön ist allenfalls die Uferpromenade und die Plaza. Interessant außerdem das Armutsviertel Belén, das gegen Ende der Regenzeit regelmäßig überschwemmt wird und sich dann in eine Art Venedig verwandelt. Die Menschen ziehen sich in den 2.Stock der Häuser zurück, der Markt verlagert sich von der Ufergegend weg und man bewegt sich in Kanus. Außerdem finden sich auf dem Fluss auch viele "schwimmende Häuser".
So gings dann am folgenden Tag frühmorgens los, ca. 45 Minuten per Lokalbus nach Nauta, der zweitgrößten Stadt der Region. Eine ziemlich hässliche Kleinstadt am Rio Maranon, von der aus unser kleines Motorboot startete. Nach gut 2 Stunden über den Rio Maranon, vorbei am Entstehungspunkt des Amazonas, wo wir in den anderen Quellfluss des Amazones, den Uyacali, abbogen, erreichten wir das Dörfchen Puerto Miguel, von wo aus wir per Kanu nochmal eine halbe Stunde bis zum Camp gebracht wurden.
Unser Camp war -wie auch in den dortigen Dörfern- ein halboffenes Haus, allerdings ringsum mit Moskitonetzen versehen. Darin schliefen wir auf Matratzen, eingerahmt von "Mosquiteros", welche definitiv unverzichtbar sind! Außerdem gab es ein weiteres "Wohnhaus", in dem eine einheimische Familie wohnt und uns kulinarisch versorgte.
In den Booten zum Camp begleiteten uns 3 lebende Hühner, die über die folgenden Tage nach und nach dran glauben mussten. Da Charlotte kein Fleisch und ich kein Fisch esse, ernährten wir uns die folgenden 5 Tage eigentlich nur von Hühnchen. Die Gruppe komplettierte außer uns 3 Touris unser Führer "Halcón" (Falke) sowie als Assistent ein Jugendlicher ("Jerry") aus einem der umliegenden Dörfer.
Am Mittag starteten wir dann die erste Wanderung in den Urwald. Diese begann alles andere als erfreulich und nach 15 Minuten hatten wir wohl alle schon wieder genug. Schock Nr.1: Als ich direkt hinter Halcón gerade über einen Ast stieg, machte uns Miriam hinter mir aufgeregt auf eine kleine Schlange auf dem Ast aufmerksam. Noch aufgeregter deutete mir Halcón schnell weiterzugehen. Das kaum ein Meter lange Exemplar ist wohl hochgiftig, ein Biss innerhalb 12 Stunden tödlich. Mit gemischten Gefühlen schaute ich dann zu, wie Jerry die Schlange zum Schutz der Touristen tötete und an einem Ast aufhängte.
Wenig später possierten wir vor einem beeindruckend breiten Baumstamm zum Foto. Kaum geschehen, fing es plötzlich am ganzen Körper an zu jucken. Eine Ameisenkolonie hatte es auf Charlotte und mich abgesehen. Da hieß es schnell T-Shirt ausziehen und mal bestimmt 100 Ameisen ins Jenseits schicken. Ein Glück waren es die kleineren Ameisen, nicht die riesigen, mehrere Zentimeter großen, deren Biss hohes Fieber verursachen kann.
Gegen später fing es dann auch noch an zu regnen, ehe wir nach ca. 3 Stunden erschöpft im Camp ankamen, wo wir den Tag gemütlich in Hängematte oder Mosquitero ausklingen ließen. Immerhin war es dadurch nicht ganz so heiß und schwül wie normal.
Am 2.Tag gings morgens per Kanu ca. 2 Stunden bis zu einem schönen See, wo wir uns erhofften Delphine vorzufinden. Höhepunkt des Ausflugs war sicherlich als von unseren mitgenommenen Bananen angelockte Affen von uns gefüttert werden wollten und sogar zu uns ins Kanu stiegen, auf den Mädels umherkrabbelten und genüsslich ihre Bananen verschlangen. Ein letzter schien gar nicht mehr gehen zu wollen und wurde immer ängstlicher, als wir uns zunächst etwas vom Ufer entfernten.
Delphine gab es nur aus der Ferne zu beobachten. Die kleineren, mit rosa Bauch, waren wohl schon weitergezogen. Aus der Distanz sahen wir 2 der großen grauen aus dem Wasser springen. Trotz vermutlicher Präsenz von Caimanen, Anacondas und Piranhas trauten wir uns auf Anraten von Halcón zu einem Bad im nicht gerade sauberen See. Letztere beißen wohl nur, wenn sie Blut riechen. Bleibt also zu hoffen, dass es nicht einen gibt, der sich nicht an diese Regel hält. Richtig angenehm aber das Bad, nachdem der Körper zuvor nur von einem leckeren Gemisch aus Mückenspray und Schweiß umrahmt war.
Da wir die Nacht noch weiter in der Natur verbringen wollten, machten wir uns mittags auf zu einem weiteren, wunderschönen See, sehr schwer erreichbar, da komplett zugewachsen mit Seepflanzen. In der Nähe des Sees schlugen wir dann einfach an einem Ufer des Baches in voller Natur das Nachtlager auf, das jeweils aus Hängematte mit Mosquitero und einer Plane darüber bestand.
Leider hatte mein Mosquitero ein kleines Loch und so sah ich mich -als ich abends die Taschenlampe erstmals benutzte- umzingelt von Unmengen von Mücken. Nachdem das Loch gestopft war, folgte ein ca. einstündiger Kampf gegen die Mücken, an dessen Ende mein Mosquitero vom schon eingesaugten Blut der grob geschätzt bestimmt 50 Schnaken mehr rot als weiß war. Überhaupt DER große Negativpunkt im Dschungel: Unmengen an Mücken, überall! Spätestens jede Stunde muss das Mückenspray gezückt werden. Und selbst das hilft nicht immer. Eigenartig, dass die Einheimischen kaum von Mücken attakiert werden. Ausländische Delikatessen scheinen begehrt zu sein. Besonders unangenehm ist das, da wohl doch eine wenn auch sehr geringe Malariagefahr nicht geleugnet werden kann.
Nachts gingen wir noch auf Suche nach Caimanen. Allerdings recht erfolglos. Aus der Ferne erspähten wir einmal die Augen eines Caimans, der sich allerdings schon wieder im Wasser versteckt hatte, bis wir ankamen.
Am 3.Tag verabschiedeten wir die Mädels, nicht ohne noch eine Babyanaconda (geschätzte 1,50m), verschiedene Leguane und natürlich jede Menge schöner Vögel erspäht zu haben. Besonders beindruckend die "Orupendulas", die in der Lage sind andere Vögel zu imitieren. Eindeutig am schönsten allerdings ihr eigener Laut, der so richtig in den Dschungel passt.
Abends passierten wir nach der abermals unerfolgreichen Suche nach Faultieren bei einer Familie, die völlig abgeschieden an einem Fluss lebt. In den einfachsten Verhältnissen gab es unter den Geräuschen der Orupendulas eine weitere leckere Frucht zu essen, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Etwas erschreckend nur das höchstens 14jährige Mädchen, deren Kind an ihrem Busen saugte.
Am 4.Tag regnete es dann fast den ganzen Morgen in Strömen, so dass wir uns erst gegen 11 auf auf die Wanderung in einen Primärwald machen konnten. Eine tolle Wanderung, die fast mehr aus Stapfen durch Flüsse als aus wandern bestand. Es gab abermals Affen, Schlangen, Insekten und Frösche zu sehen. Von letzteren sah ich von 2-3 cm großen giftigen bis zu 20 cm riesigen Kröten. Außerdem informierte uns Halcón immer wieder über die medizinische Verwendung verschiedenster Bäume. Gerüchten zufolge sei durch ein bestimmtes Baumgift hier schon Aids geheilt worden?
Ein besonderes Erlebnis war auch desöfteren der Gang zum Klo, das ca. 50 Meter entfernt vom Camp lag. Neben verschiedenen Insekten (vor allem Spinnen, aber auch verschiedenste Schmetterlinge) entdeckte ich beispielsweise 2 verschiedene Leguane, die sich auf dem Platz davor sonnten. In einer Nacht entdeckte ich dort 2 grün leuchtende Augen, die -wie sich später herausstellte- zu einem knapp 5 cm großen Käfer gehörten. Weniger später erhob er sich in die Luft und die Leuchtfarbe schlug nach orange um, als er auf mich zukam. Strahlend orange, der Bauch des "Monsters"...
Die beiden Klos bestanden aus einer Schüssel und einem großen Loch darunter, deren Geruch sich über die Tage nicht verbesserte, was auch immer mehr Mücken bzw. Stiche an recht unangenehmen Stellen pro Klogang zur Folge hatte.
Als Bad diente nur der braune Fluss, wo man sich in Gesellschaft von Piranhas und Anacondas wenigstens etwas säubern konnte.
Abends besuchten wir eines der kleinen Dörfer (Libertad), wo sich das gesamte Dorf entweder mit Fußball, Volleyball, Bingo oder Zuschauen zu beschäftigen schien (Sonntag). In der gemütlichen Männerrunde endete der Tag mit Iquitena Bier und dem Allheilmittel Wurzelschnaps.
Am folgenden Tag dann die Rückfahrt, Rückflug nach Lima und über die Nacht per Bus zurück nach Chimbote zu meiner Lisseth, mit der ich die letzte Woche Peru genoss.
Aufbruch: | 04.03.2008 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 04.04.2008 |
Lambayeque
Bolivien