Nach nur einem Jahr zurück in Peru!!!

Reisezeit: März / April 2008  |  von Stefan Frei

Lima - nichts wie weg von hier!

18.01.-20.01.07: Lima

Nach 5 schoenen Tagen in Chimbote begann meine Reise in den Sueden Perus am 18.01. gegen Mittag Richtung Lima. Der erste Schock liess nicht lange auf sich warten. Da meine Busgesellschaft Cruz del Norte meinen Sitzplan 2mal verkauft hatte, stand ich erst mal ohne Platz da. Letztendlich durfte ich dann fuer den Grossteil der Strecke ganz vorne neben dem Fahrer Platz nehmen, mit optimaler Aussicht. Leider gab es auf den 6 Stunden ausser einigen schoenen, vollkommenen verlassenen Sandstraenden nur Sand und Geroell zu sehen.

Gegen halb 8 abends in Lima angekommen, war der erste Eindruck: Zurueck in Europa. Was mir zunaechst auch nicht missfiel. Dies sollte sich allerdings schnell aendern. Im Gegensatz zu dem, was ich bisher von Peru kannte, gab es hier Hochhaueser, riesige Supermaerkte, ein zienliches Verkehrschaos und Stress an allen Enden.

Nachdem ich mein Zimmer im 15.Stock in schoen familiaerem Ambiente bezogen hatte, fuehrte der erste Weg Richtung Innenstadt auf der Suche nach etwas Essbarem. Letztendlich fiel meine Wahl auf eine moderne Bar mit Pizzeria. Es dauerte nicht lange da gesellte sich eine zunaechst ganz nette Peruanerin, die sogar halbwegs deutsch sprach zu mir an den Tisch. Wir bestellten gemeinsam eine Karaffe Bier, die wie hier ueblich natuerlich der Mann zu bezahlen hat. Nachdem dann die Pizza serviert wurde, erweiterte sich die Runde um einen Peruaner, den ich mal grob auf 50 geschaetzt haette.

Das Gespraech wurde sehr schnell seltsam, der Peruaner ass mir, nachdem ich ihm ein Stueck der Pizza zugestanden hatte die halbe Pizza weg und die beiden waren kraeftig am Bier kippen. Wenig spater wollte er mir dann mehrmals lautstark Marihuana und Kokain andrehen, sie wollte mehr Bier und vermutlich noch einiges mehr und er Pizza. So machte ich mich dann -das Bier geleert- schnellstens aus dem Staub. Sie liess sich bis zur Kasse nicht abschuetteln und liess dann sogar noch 2 Sol meines Wechselgeldes in ihrer Tasche verschwinden.

19.01.07

Am naechsten morgen gings dann erstmal die Altstadt besuchtigen, die naechste Enttaeuschung. Es gibt einige nette Gebaeude und Kirchen, ansonsten alles ziemliches haesslich, die Hektik anstrengend und mal abgesehen von der netten Frau in der Touriinfo habe ich glaub ich nicht ein Laecheln gesehen.

Sehr nervig war auch, dass die Gegend rund um den Plaza de Armas aufgrund einer harmlosen Demo fuer Einfuehrung der Todesstrafe abgesperrt war. Morgens war das noch kein Problem. Nach der mehr als fluechtigen Besichtigung des kostenlosen Briefmarkenmuseums, nahm ich den Ausgang auf der anderen Seite und schwupps - befand ich mich an der Plaza innerhab der Absperrungen. Abends, als dieses geschlossen hatte, war das ein ziemlicher Umweg. Und die Gegend, die ich auf dem Rueckweg als Umweg auswahlte, brachte Begnegnungen mit allerlei Personen mit sich, denen ich hier lieber nicht begegne.

Die Plaza de Armas (Blick aufs Regierungsgebaeude)

Die Plaza de Armas (Blick aufs Regierungsgebaeude)

Von der anderen Seite

Von der anderen Seite

Der eindeutige Hoehepunkt des Tages war die Fuehrung durch den Komplex der "Iglesia San Francisco". Besonders in der beeindruckenden antiken Bibliothek fuehlte man sich um Jahrhunderte zurueckversetzt. Und in den Katakomben unterhalb der Kirche, bekam man die Knochen von 25.000 Toten, fein saeuberlich nach Koerperteil geordnet zu sehen. Sehr schade, dass Fotografieren hier nicht erlaubt war .

Iglesia San Francisco

Iglesia San Francisco

In den Katakomben

In den Katakomben

Am Abend gings noch auf den Cerro San Christobal, unweit des Zentrums, von dem aus man einen kleinen Einblick der Groesse dieser 8-Millionen-Einwohner-Stadt bekam. Nach allen Seiten Haeuser soweit das Auge reicht. Und laut Stadtplan noch lange nicht alles, was man da zu sehen bekam. Direkt um den Huegel ziemliche Slums, etwas weiter die Altstadt und Miraflores mit riesigen Hochhaeusern.

Blick auf die Altstadt

Blick auf die Altstadt

Slums rund um den Huegel

Slums rund um den Huegel

Weit und breit nur Stadt in Sicht

Weit und breit nur Stadt in Sicht

Sehr nervig auch die Angewohnheit hier, selbst wenn die Leute keine Ahnung haben, wo sich bestimmte Sachen finden lassen, dich einfach mal irgendwohin zuschicken. Selbst in dem Supermarkt, in dems keine CDs gibt, wurde ich 3mal in andere Ecen geschickt, vermutlich mit dem Ziel, dass ich dort vielleicht was anderes Brauchbares entdecke?

Passend zum Verlauf des Tages schloss ich diesen dann mit kulinarischen Leckereien von McDo ab.

Auf dem Rueckweg gegen 11 Uhr nachts dann, was das Fass zum Ueberlaufen brachte. Einige Blocks vor meiner Pension, kam ein Jugendlicher mit seinem Fahrrad kleinere Kunststuecke vorfuehrend direkt auf mich zugefahren. Ein Ablenkungsmanoever, wie sich schnell herausstellte. In dem Moment griff mir sein Komplize von hinten in die Hosentaschen (rechts hatte ich Handy und Geldbeutel, links die Kamera) und zerrte mich zu Boden. Ich war allerdings -nach knapp 5 Monaten Peruerfahrung- schnell genug mit meinen Haenden auch in der Tasche. Es folgte ein mir endlos vorkommendes Gezerre um meine Kamera. Ich schon bereit, bei jedem Anzeichen von moeglicher Gewaltanwendung loszulassen, bis endlich einer der Umstehenden zu Hilfe kam und die beiden aus Angst verschwanden.

20.01.07

Dementsprechend wenig Lust hatte ich an meinem letzten Limatag auf die Stadt. Ich ging noch in die Stadtteile Miraflores und Barranco.

Miraflores ist das wirtschaftliche und touristische Zentrum der Stadt, weniger haesslich als die Altstadt, aber eben richtig touristisch und teuer. Beim Schlendern entlang der Uferpromenade, verflog dann auch zumindest ein Teil des Aergers. Allerdings ist der voellig ueberfuellte Kiesstrand lange nicht vergleichbar mit meinem Huanchaco. Und auch hier war Hektik und Unfreundlichkeit allgegenwaertig.

Strandskyline

Strandskyline

Ist das nicht gemuetlich hier zu baden?

Ist das nicht gemuetlich hier zu baden?

Etwas besser gefiel mir dann Barranco, der Stadtteil, der direkt daran anschloss. Wenigstens geht es hier ziemlich ruhig zu und es war sogar das eine oder andere Laecheln zu sehen.

Das Rathaus

Das Rathaus

Alles in allem findet man in Lima so ziemlich alles, eine Mischung aus arm und reich, Peru und Europa/USA, und sogar einige (wenige) freundliche offene Menschen und ruhige Plaetze.

So war ich dann heilfroh, als ich nachts im Bus nach Huancavelica in die Sierra sass.

© Stefan Frei, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach meinem Auslandssemester 2006/07 in Trujillo bot sich kurzfristig wieder die Möglichkeit dorthin zu reisen. Meine Reise führte mich nach einiger Zeit im Hause meiner Freundin in den Norden des Landes und nach Ecuador. Ein Monat Südamerika - im Nachhinein zu kurz, um sich wirklich wieder an das Leben dort zu gewöhnen. Schön wars trotzdem!
Details:
Aufbruch: 04.03.2008
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 04.04.2008
Reiseziele: Peru
Lambayeque
Bolivien
Der Autor
 
Stefan Frei berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.