"Immer der Sonne nach": Amerika, Ozeanien, Asien
Bolivien: Salar de Uyuni
Von schneeweiß bis kunterbunt
Mit ruckenden, zuckenden Bewegungen knattert der rote Toyota los. Über wellige Erdpisten rattern wir aus Uyuni raus. Die Zivilisation lassen wir für die kommenden drei Tage hinter uns. Ziel: Salzwüste. Alejandro steuert den Wagen gekonnt vorbei an tiefen Schlaglöchern und über schmale Sandbrücken. Dan, der Brite, hat sich den Beifahrerposten ausgesucht. Dahinter sitzen - etwas eingequetscht - Shabbi, der Franzose, Nadja, aus Berlin und ihr Freund Menno, der Holländer. Wir beide haben die Rückbank für uns. Fröhlich sausen wir durch die Einöde. Dann biegt Alejandro nach links ab.
Die Salzwüste liegt vor uns. Mit 10.500 Quadratkilometern zehnmal größer als die Insel Rügen.
Nicht viel zu tun - rund um die Salzwüste ist tote Hose
Die Räder des Wagens rollen vom staubigen Sand auf die feste Salzkruste.
Vermummte Gestalten hacken das Salz von der Erde und türmen es zu kleinen Bergen auf. Ein Junge flitzt von einem Salzturm zum nächsten. Zwei Männer und eine ältere Frau kratzen mühsam an der Kruste. Das Gesicht verhüllt hinter einer schwarzen Wollmaske kämpfen sie sich täglich durch die Salzkristalle. Eine gefährliche Schufterei. Das beißende Licht lässt viele Salzhacker erblinden. Die Augen der Männer sind hinter billigen Sonnenbrillen versteckt. Sie gaukeln einen Schutz vor. Auf dem Köpfchen des fröhlich spielenden Jungen sitzt eine kleine Wollmütze. Eine Sonnenbrille trägt er nicht.
Zwei Stunden sind seit unserer Abfahrt in Uyuni vergangen. Die Mittagssonne brennt heiß auf die weiße Kristallebene. Schwarze Spurrillen verlaufen im hellen Salz. Sie zeigen uns den Weg. Den Weg, den jeder Touristenjeep ab hier nimmt. Wir steuern die "Isla de Pescado" an - die Fischinsel. Ein kleines, bergiges Eiland mitten in der Wüste. "Die Insel heißt so, weil sie aussieht wie ein Fisch", lacht Alejandro. Wir rasen dem Fisch entgegen.
Bis zum Horizont ist alles weiß. Die Salzwüste bzw. der Salzsee von Uyuni. Je nach Jahreszeit
Am Fuße des Inselberges angekommen, parkt Alejandro das Auto zwischen zwei anderen Jeeps. Hochbetrieb. "Ihr könnt ein bisschen auf der Insel wandern gehen. Ich mache das Mittag", sagt unser Fahrer, jetzt in der Kochrolle. Über Vulkangestein bahnen wir uns einen Weg vorbei an riesigen Kakteen. Die überwuchern das Eiland. Giftgrüne Riesen, die weit in den Himmel reichen. Flinke Vögelchen schwirren um die weißen und rosaroten Blüten. Wir erklimmen in der glühenden Mittagssonne den Fisch. Oben angekommen, halten wir Ausschau. Rings um uns herum nur weißes, leuchtendes Salz. Am Horizont erheben sich große Berge. Sie scheinen im Flimmerlicht der Sonne zu glühen. Zwei Jeeps setzen ihren Weg über die Kristallkruste fort. Zwei winzige, dunkle Punkte, die über das Salzfeld jagen.
Das ist kein Schnee. Das ist alles Salz. Lebensfeindlich!
Nach dem Mittagessen - Lama-Steak mit Reis - trägt uns der Toyota weiter über die rissige Ebene. Am Abend erreichen wir unsere Unterkunft. Ein Hotel, fast komplett aus Salz gebaut. Müde fallen wir in unser Bett. Eine durchgelegene Matratze auf Salzblöcken.
"Aufstehen!", hallt Alejandros Stimme in unsere Zimmer. Im Halbschlaf wühlen wir uns aus den Betten an den Frühstückstisch. Pappige Brötchen mit Aprikosenmarmelade und heißer Tee wecken unsere Lebensgeister. Die Uhr an der Salzwand zeigt 6 Uhr morgens. Zeit, aufzubrechen. Der Toyota holpert weiter durch die Wüste. Vorbei an dampfenden Vulkanen, bizarren Steinformationen und Bergen, die rot, gelb, violett schimmern. Und vorbei an Lagunen. Die Imposanteste: die "Laguna Colorada". Der flache, aber große See ist vor allem bei Sonne und Wind bewundernswert. "Dann sind die Algen am aktivsten und die Lagune leuchtet schön rot", erklärt uns Alex. Wir haben Glück. Vor uns zieht sich eine rote Wasserzunge entlang. Gesprenkelt mit kleinen rosafarbenen Punkten - hunderte Flamingos waten durchs Wasser.
Die Laguna Colorada - Algen lassen das Wasser in der Lagune je nach Tageszeit in den buntesten Tönen glitzern
Das machen wir ihnen am nächsten Morgen nach. An unserem letzten Tourtag halten wir an heißen Quellen. Wir genießen ein heilendes Bad in dem Thermalpool. Nur wir sechs - wir sind die ersten Poolbesucher an diesem Morgen. Im 40 Grad warmen Wasser lassen wir alle Viere gerade sein und entspannen. Und saugen noch einmal die bolivianische Luft ein. In zwei Stunden werden wir die chilenische Grenze erreichen und das spektakuläre Bolivien verlassen. Unsere Abenteuer hier gehen zu Ende. Nach heißem Bad und dampfendem Kaffee zum Frühstück geht es weiter. Bevor wir losfahren, werfen wir noch einen Blick zurück. Zum Pool. Dort tummeln sich mittlerweile 30 Leute. Danke Alejandro, dass du uns heute Morgen um 4 Uhr aus dem Bett geschmissen hast!
40 Grad hat das Wasser in diesem natürlichen Pool. Dan, ein Brite, wagt sich zaghaft hinein. Die Außentemperaturen von 0 Grad lassen das Wasser viel heißer erscheinen
Aufbruch: | 30.05.2006 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 30.05.2007 |
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