"Immer der Sonne nach": Amerika, Ozeanien, Asien

Reisezeit: Mai 2006 - Mai 2007  |  von Falk Werner

Kanada: Kanada - Der Westen

Minusgrade in den Rockys...klirrende Kälte im Zelt...bibbernde Jenni, zitternder Falk

20.6.2006:
Es erwischt uns eiskalt - wir wachen gemeinsam auf. Verdammt, ist das auf einmal kalt. Der Tag brachte noch Temperaturen um die 25 Grad. Auf den rapiden Temperatursturz in der Nacht sind wir nicht gefasst gewesen. Wir kuscheln uns eng aneinander, decken uns mit einer weiteren Decke zu, rubbeln uns warm - nichts hilft...wir sind der Kälte der Rocky Mountains ausgeliefert. Wir versuchen die Nacht durchzustehen.

Die Rocky Mountains könnten so schön sein. Wenn uns nachts im Zelt nicht so kalt wäre.

Die Rocky Mountains könnten so schön sein. Wenn uns nachts im Zelt nicht so kalt wäre.

Wir bibbern und zittern bis zum Morgen.
Gegen halb neun kommt die wärmende Sonne heraus. Wir wagen es, einen Blick aus dem Zelt zu werfen. Die Scheiben des Autos sind vereist, die Wiesen tragen Reif und was machen wir in so einem Moment? Wir bauen das Zelt ab und waschen uns im eiskalten Wasser unten am Fluss...wahhhh...die Finger brennen vor Kälte.
Zum Auftauen genehmigen wir uns dann aber ein Frühstück in der Sonne und einen heißen Tee und Kaffee.

Am Morgen tauen wir uns in der Sonne auf. Jenni schmiert Frühstückstoasts. Das macht munter

Am Morgen tauen wir uns in der Sonne auf. Jenni schmiert Frühstückstoasts. Das macht munter

Vancouver und Vancouver Island

05.7.2006:
Zurück in der Zivilisation - Jenni und Falk sind in Vancouver, British Columbia. Wir finden: Vancouver ist eine Stadt zum Auswandern. Vancouver ist grün. Die Geschäfte bunt. Und der Stille Ozean schimmert blau vor der Haustür. Abends steht endlich mal wieder Disko an, morgens Joggen im Park und nachmittags Sonnen im Café. Das Leben macht Spaß in der Stadt.
Doch leider hat Vancouver auch eine graue Seite. Der Straßenverkehr ist horrible. Das Fahren eine Qual. Autos über Autos, dazwischen unzählige Fahrräder und Fußgänger. Aber bis jetzt haben wir es ohne Unfall durch die Straßen geschafft! Wir klopfen auf Holz.
Nach ein paar Tagen Stadtleben geht es bald wieder in die Natur. Wir werden Vancouver Island stürmen. Dort probieren wir unser Glück und halten nach Orcas Ausschau. Eine Kajaktour in den berühmten Robson Bight ist geplant. Wir wollen mit Killerwalen baden...

Ein Grizzlibärchen. British Columbia ist ein großer Gratiszoo

Ein Grizzlibärchen. British Columbia ist ein großer Gratiszoo

Kein Stiller Ozean

09.7.2006: ...gut, dass wir noch leben! Aktuell sind wir auf Vancouver Island. Wir wollen Wale beobachten. Dazu sind wir die vergangenen Tage bis hoch zum weltberühmten Telegraph Cove gefahren. In dem ökologischen Reservat "Robson Bight" tummeln sich die Killerwale - und wir wollen uns mit ihnen tummeln. Wir mieten uns ein Doppelkajak und fahren los. Falk saß einmal in so einem Boot und Jenni noch nie - beste Voraussetzungen also für ein perfektes Abenteuer.

Seen und Berge - BC ist ein Paradies für Kajaktouren

Seen und Berge - BC ist ein Paradies für Kajaktouren

Der erste Tag ist super. Wir haben tolles Wetter und eine kleine Robbe, die neben unserem Kajak schwimmt, macht die Tour zum Erlebnis. Dann plötzlich: Vor uns tauchen Schweinswale auf und schnaufen an der Oberfläche. Immer wieder können wir die kleinen Flossen aus dem Wasser auftauchen sehen. Am Abend kommen wir an einem Zeltplatz an und schlagen uns die Bäuche voll - schließlich ist Kajaken sehr anstrengend. Der Clou an dem Campground: Die Öko-Toilette. Nach dem Geschäft muss man mit Rindenmulch das Loch füllen und dann baut sich alles von allein ab. Toll! Dazu sitzen wir auf dem örtchen mitten im Regenwald. Denn das Klima auf Vancouver Island ist subtropisch. Irgendwann kommen wir trotzdem wieder runter... Der zweite Tag beginnt zunächst relaxt. Nach dem Aufstehen geht es ins Kajak und weiter Richtung "Robson Bight". Dort angekommen werden wir von einer Aufseherin postwendend zurückgeschickt, weil das Gebiet für Touristen gesperrt ist. Die nette Frau kündigt uns zudem an: "Ein Stürmchen kommt." Sie empfiehlt uns für den Sturm einen Zeltplatz auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht. Da hätten wir unsere Ruhe. Langsam ziehen die Wolken auf. Die See wird rauher. Noch glücklich erreichen wir den Platz ... noch ... denn der Boden des Zeltplatzes ist so matschig, dass wir keinen Fuß darauf stellen können, geschweige denn ein Zelt ::: Falk: "Komm Jenni, das schaffen wir! Wir fahren nochmal rüber zu unserem Campground von gestern." Jenni: "Klar, das schaffen wir, bevor der Sturm beginnt..." ::: Doch der kommt schneller als vermutet. Die Wellen schlagen immer höher, das Kajak wird hin und hergeworfen. Die Strömung zieht unser Kajak in alle Richtungen. NUr nicht in die in die wir wollen ::: Falk: "Verdammte Sch...wir müssen hier weg..." Jenni: "Wohin, wohin???...los jetzt!"

Das Wasser schäumt am Ufer. Jenni und Falk kämpfen derweil im Kajak auf dem offenen Meer gegen die steigenden Wellen

Das Wasser schäumt am Ufer. Jenni und Falk kämpfen derweil im Kajak auf dem offenen Meer gegen die steigenden Wellen

Die meterhohen Wellen tauchen das Kajak immer tiefer unter Wasser. Mit aller Kraft ziehen wir es wieder nach oben. Nach zwei Stunden Pazifikwellen und mehr Wasser im Boot als in der See erreichen wir eine Bucht, in der wir bleiben können. Hier schlagen wir unser Zelt auf und machen uns am Feuer trocken. Das Zelt können wir geschützt im Wald aufschlagen. Geschützt? In der nun folgenden Nacht geht das Chaos erst richtig los. Es stürmt, es regnet, das Meerwasser steigt und das Kajak muss extra gesichert werden. Doch schlimmer noch - eine Maus frisst sich in unser Zelt ::: Jenni: "Falk, hörst du das? Da knabbert was. Das ist bestimmt ne Maus." Falk: "Ach, Quatsch. Schlaf weiter!" ::: Doch Jenni hat recht. Die Maus hat sich unsere Plastiktüte auserkoren, in der bis vor wenigen Stunden noch Erdnüsse waren. Nun sitzt sie mit uns im Zelt und wir aufrecht, um ihr zu zeigen, wer hier im Zelt das Sagen hat. Nach mehreren Stunden Suchaktion, Maus erneut vertreiben und paranoiden Anfällen (Jenni: "Falk, hörst du, die ist wieder da..." (Tannennadeln fallen aufs Zelt) können wir schlafen und verpassen das Vorbeischwimmen der Killerwale in der Frühe. Erst später am Morgen wachen wir auf. Jetzt heißt es noch einmal alle Kräfte sammeln und ein letztes Mal stürzen wir uns erneut in die Fluten. Der Sturm hat zum Vortag noch etwas zugenommen. Wir brechen die Wellen, wir schlagen uns durch, die Arme werden immer schwächer und die Beine verkrampfen. Glücklich, aber erschöpft, erreichen wir viele Stunden später den Hafen von Telegraph Cove. Wir liefern das Kajak ab, duschen...Aus!...

© Falk Werner, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In 365 Tagen um den Globus 2006: Kanada, USA, Mexiko, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama, Bolivien, Chile, Argentinien 2007: Neuseeland, Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Thailand Seid dabei, wenn Jenni und Falk in Kanada mit Killerwalen schwimmen wollen, in Guatemala mit Mayas leben und in Neuseeland die Delphine um sie herumspringen
Details:
Aufbruch: 30.05.2006
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 30.05.2007
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Kanada
Mexiko
Guatemala
Honduras
Nicaragua
Costa Rica
Panama
Bolivien
Chile
Argentinien
Neuseeland
Der Autor
 
Falk Werner berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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