Namibia - in 20 Tagen durch Südwestafrika
Von Twyfelfontein nach Spitzkoppe
Tag 8
16.09.2007, Sonntag, 250km
Abschied von Xaragu. Zu Beginn der Reise wissen wir nicht so recht, wo wir heute Abend rasten. Es geht los Richtung Spitzkoppe, vielleicht sogar weiter bis an den Atlantik. Wir nehmen erneut die D2612 und durchfahren eine Landschaft, die man unbedingt gesehen haben sollte. In dieser Kulisse mit verschieden farbigen Bergen und Felsen möchte man permanent stehen bleiben und genießen. Mal eine Nacht so richtig wild und ungezügelt campieren? Ohne auch nur an die Wildelefanten zu denken? Und zu verdrängen, daß vor einigen Monaten ein deutsches Paar im Khomasgebirge westlich von Windhoek überfallen und der Mann erschossen wurde? Nicht mit uns Angsthasen, obwohl wir uns die gesamte Fahrt über nicht eine Sekunde bedroht gefühlt haben. Man kann in Namibia grundsätzlich wild campen. In der Realität ist das aber nur eingeschränkt möglich, da z.B. der überwiegende Teil der Gebiete jenseits der Straßen eingezäunt ist. Nicht so im Damaraland, wo wir uns gerade befinden. Hier ist freies Land. Aber in solchen Momenten kommen halt die komischsten Gedanken ganz von allein hervor gekrochen...
Also cruisen wir weiter über die C35 in Richtung Süden. Vorbei am Brandberg und über Uis. Früher wurden hier Zinn und Wolfram gefördert. Geblieben sind ein Supermarkt, der wie gewohnt sonntags geöffnet ist, eine Tankstelle, eine Gaststätte, ein trostloses Hotel und viele, sich langweilende Jugendliche. In diesem ehemaligen, heute von Arbeitslosigkeit gezeichneten Bergwerksort, muß man nicht verweilen. Logischerweise ist man auf einer Namibiafahrt immer sofort als Tourist erkennbar. Und die Mehrheit der schwarzen Bevölkerung ist leider arm. Ein Zwischenstopp bedeutet daher fast immer, in ein spontanes Gespräch verwickelt zu werden. Wo man denn so herkommt und wie man denn so heißt. Einer will Geld für den Schulbesuch, ein nächster das Auto bewachen, wieder ein anderer kunstvoll verzierte Kerne der Makalani Palme an den Mann bringen. Nie auch nur annähernd so aggressiv wie z.B. in Ägypten oder der Türkei. Aber eben doch immer wieder, wie auch hier in Uis.
Hinter Uis biegen wir auf die C36 ab und nach wenigen Kilometern auf die D1930. Hinter Khorixas nur Schotterpiste. Das ist einerseits sehr urtümlich. Anderseits hofft man unermüdlich auf die Kraft der Reifen. Der letzte Streckenabschnitt zur Spitzkoppe führt berg- und talbahnartig in Richtung Plateau auf etwa 900m Höhe. Von dort ragt die Spitzkoppe weitere 800m in die Höhe. Unmittelbar am Fuße des Berges gibt es ein weitläufiges Camp für N$ 100 für zwei Personen/Nacht/Auto. Hier will ich bleiben. Schluß für heute nach etwa 250 Tageskilometern. Rolfi scheint etwas unschlüssig, hat es später aber nicht bereut. Wir suchen uns einen Platz etwa fünf Autominuten vom Eingang entfernt. An einer Felswand.
Von hier können wir das gesamte Plateau überblicken. Beeindruckend. Auf diesem Camp gibt es keinerlei Einrichtungen. Kein Wasser, kein Licht. Toiletten nur ab und zu, Duschen nur am Eingang. Man ist allein in dieser Weite und muß sich selbst versorgen können. Alles, was wir brauchen ist vorhanden: ein Wassertank mit Schlauch und Dusche - und Rolf Redford wusch Sarah Streep die Haare. Dazu kalte Getränke, Rotwein, Brot, Butter, den Propangaskocher, eine Auswahl guter Erasco Büchsen. Nicht zu vergessen Klassik. Diesmal Beethoven. Das pure Glück! Wirklich, probiert's unbedingt mal aus. Wenn der Mond zunimmt und die Sterne in seinem Schein verblassen, sieht man den eigenen Schatten. Unglaublich, wie hell es nachts sein kann.
Aufbruch: | 08.09.2007 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 28.09.2007 |