Namibia - in 20 Tagen durch Südwestafrika

Reisezeit: September 2007  |  von Sarah Paulus

Von Lüderitz an den Oranje

Tag 16
24.09.2007, Montag, 430km

Wir haben noch vier Übernachtungen und beschließen, diese auf den Oranje, den Fish River Canyon sowie Keetmanshoop zu verteilen. Bis zum Oranje, genauer gesagt, bis Noordoewer sind es 430km. Leider haben wir keine Ahnung über die Beschaffenheit der vor uns liegenden Strasse und fahren so früh wie uns möglich los.

Nicht schon wieder...

Nicht schon wieder...

Und Überraschung: Auf der B4 geht es zunächst schön geteert 123km zurück bis nach Aus, dann auf der ebenfalls geteerten C13 südwärts Richtung Rosh Pinah. Über 100km Teerstrasse - ungewöhnlich, oder? Unwillkürlich fällt uns das Gespräch mit dem Safari Guide in Etosha wieder ein. Während des Mandates von Südafrika bis 1990 wäre es Namibia nicht ermöglicht worden, eine eigene verarbeitende Industrie zu entwickeln. Die gesamte Infrastruktur sei bis heute auf den Bedarf Südafrikas und den Export von Bodenschätzen ausgerichtet. Darüber hinaus liege auch die Mehrheit der Rechte an Minen und anderen Lagerstätten in den Händen südafrikanischer Konzerne und großer Multinationals. Und richtig, wenn man die Waren in unseren geliebten Supermärkten genauer studiert fällt auf, daß diese fast ausschließlich aus Südafrika stammen. Okay, mit Ausnahme von Coca-Cola - 'Bottled in Namibia'. Die Preise sind überwiegend vergleichbar mit denen in Deutschland. Vergleichsweise hoch, bedenkt man den niedrigeren Lebensstandard der Bevölkerungsmehrheit. Um die Warenströme zu bewegen, ist eine gute Infrastruktur nötig. Die nach Südafrika führende C13 scheint diesem Bedarf Rechnung zu tragen und ist eine Exportpiste par excellence. Globalisierung, wie wir sie beide bei der heutigen Fahrt allzu gern genießen.

Rosh Pinah ist eine dem nahegelegenen Bergwerk angeschlossene Arbeiterschlafsiedlung. Und ein hervorragender Versorgungspunkt mit Tankstellen, Supermärkten, kleinen Geschäftchen. Verläßt man den Ort, hat es sich dann aber auch schon wieder mit der Teerstraße und schließlich beginnt mit dem Abzweig links auf die D0212 kurz vor der südafrikanischen Grenze erneut eine kurvenreiche, bergige, landschaftlich aber schwer beeindruckende Strecke. Noch kurz einen Checkpoint mit Uniformierten überstanden. Obwohl wir nach wie vor auf namibischem Gebiet reisen, sind wieder einmal persönliche Daten nebst Autokennzeichen in eine der unsäglichen Listen einzutragen. Wieder einmal wird nicht kontrolliert, was wir da eintragen. Hase und Maus in einer russischen Atomrakete mit nordkoreanischem Technikteam auf dem Weg zum amerikanisch besetzten Mars...

Nach einigen Minuten ist er dann endlich zu sehen. Der Oranje. Nach beinahe drei Wochen ausgetrockneter Flussläufe unfaßbar. Wir schweigen andächtig. Ein richtiger Fluß. Mit Wasser.

Oranje River

Oranje River

Nach der kleinen Besinnungspause und infantilem Spiel mit dem Wasser ist der Weg erneut das Ziel. Etwa 60-70km, dann kommen wir an eine Stelle, an der sich der Fluß kataraktartig ausbreitet. Über einen kleinen Sandweg fahren wir mit dem Auto so weit wie nur möglich ans Ufer. Unglaublich idyllisch. Einige Wassersportfreunde packen gerade Kanus ein und wir fragen nach dem nächstgelegenen Camp. Empfohlen wird das Camp Abiqua kurz vor Noordoewer. Es sei besser als das dahinter liegende, viel größere Camp Felix Unite, welches eher für Kanufreunde geeignet sei. Eigentlich würden wir viel lieber direkt hier bleiben wollen, trauen uns aber mal wieder nicht so recht. So bleibt nur die Erinnerung an ein erfrischendes Bad mit Fotosession.

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir Abiqua. Es ist alles vorhanden, was sich ein Touri wünscht. Plätze direkt am Fluß auf einer grünen Wiese mit Strom, Wasser und Grillplätzen. Eine kleine Bar. Alles ist sauber und geordnet. Dennoch. Es gefällt uns nicht. Ist nicht das, was wir an diesem Land so lieben. Urtümlichkeit. Weite. Afrika. Trotz nettem Gespräch mit unseren südafrikanischen Nachbarn, sehnen wir uns zurück in die uns ans Herz gewachsene Savanne. Und werden sie in diesem Urlaub nicht wieder sehen...

Erkenntnis des Tages: Ordnung und Sauberkeit ersetzt die menschliche Sehnsucht nach Freiheit mitnichten.

© Sarah Paulus, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wüste, Allrad, Einsamkeit.
Details:
Aufbruch: 08.09.2007
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 28.09.2007
Reiseziele: Namibia
Der Autor
 
Sarah Paulus berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.