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Reisezeit: November 2007 - März 2008  |  von Thomas Vogg

Working on the farm

Hello my dear family and friends!!

Ich hoffe ihr habt mich noch net ganz vegessen, aber ich kann hier echt nur noch in der Buecherei meine Berichte schreiben, und die macht schon um sieben am Abend die Schotten dicht. Tja, und da ja sonst kein Praktikant da ist, wirds dann schon immer sechs Uhr, bis ich mal im Haus bin. Ihr denkt jetzt bestimmt, was ich denn alles so mache und ich hab auch noch nie so richtig erzaehlt wie mein Tag so aussieht, darum werd ich das jetzt mal machen und ein bisschen was ueber die Farm an sich erzaehlen.

Seit drei Wochen haben wir fuer die Kaelbermilch einen Pasteurisierer, d.h. die Milch wird auf 155 Grad Fahrenheit erhitzt, fuer 30 Minuten auf dieser Temperatur gehalten, wieder auf etwa 115 Grad Fahrenheit gekuehlt und dann direkt an dei Kaelber verfuettert. Der Sinn liegt darin, die Milch so gut wie Keimfrei zu machen und da wir die Milch der Hospital-Cows sowieso uebrig haben macht sich die Investiton schon bald bezahlt, da man ja kein Milchaustauscher mehr braucht. Fuer mich heisst das aber, dass ich die Kaelber schon gefuettert haben muss, bevor Mark in der frueh die Hospital-Cows milkt, da ja die Milch direkt in den Pasteurisierer gepumpt wird. Also, um fuenf Uhr frueh gehts fuer mich los: Kalber fuettern. Danach stell ich mit Mark eine Liste zusammen, welche Kuehe welche Behandlung brauchen. Hier lerne ich echt viel, da die meisten Arbeiten hier ohne Tierarzt gemacht werden, bzw. Mark und Jim besser ueber Kuehe bescheid wissen als die meisten Tierarzte bei uns. Und Mark erklaert echt saugut und viel. Und los gehts:

Dextrose Infusion (kurz I.V.) fuer Kuh 3812 (Energiemangel)
Calcium I.V. fuer Kuh 3391 und 3394 (Milchfieberprophylaxe)
Uteruspillen fuer 4307 (Zwillingsgeburt)
Drench fuer 3589 (Dehydriert)

Drenchen mit Elektropumpe direkt in den Pansen. Etwa 80 Liter Wasser, Mix aus Elektrolytloesung, Propylenglycol und Gruenmehl

Drenchen mit Elektropumpe direkt in den Pansen. Etwa 80 Liter Wasser, Mix aus Elektrolytloesung, Propylenglycol und Gruenmehl

Beim drenchen muss man echt aufpassen, dass man wirklich den Schlauch in den Pansen einfuerht. Lunge bedeutet TOD!!!

Nach den Behandlungen sortiere ich dann die Kuehe aus, die zurueck in die einzelnen grossen Gruppen gehen, wo sie dann im 2x16 Melkstand von den Mexikanern 3 mal am Tag gemolken werden. Die "Freshcows", das sind die Kuehe direkt nach dem Kalben, und die Kuehe die vielleicht Probleme machen koennen gehen in Gruppe 2, die anderen in Gruppe 1 bis 11.

Danach checke ich alle Kuehe in Gruppe 2, es sind etwas 70 bis 80 Stueck, auf Pansenbewegung mit dem Stetoskop, Koerpertemperatur wenn noetig, Fuesse und Gelenke, Euter und Milchproduktion, Gesamteindruck, Atmung und Fressverhalten. Da wird hier echt eine riesen Wert darauf gelegt, da dies die wichtigste Gruppe im Betrieb ist. Wenn die Kuehe dann im Schnitt 13000 kg melken sollen muss echt alles Stimmen.
Dennoch kommt es in letzter Zeit immer oefter zu Labmagenverlagerung vor, da die Kuehe einfach nach dem Kalben richtig in Schwung kommen. Dementsprechen ist auch der Aufwand in Gruppe 2 und trotzdem kann man nicht alle davor bewahren.

Labmagenoperation ist fast das einzige wofuer man den Tierarzt holt. Da kommt dann meistens Christy. Die ist zwar gerade aus der Uni, aber hat es echt drauf.

Christy beim Annaehen des Labmagens

Christy beim Annaehen des Labmagens

Danach arbeite ich dann fuer den Rest des Tages mit Jim. Montags ist immer Kuehe sortieren angesagt. Kuehe von Gruppe zwei zu drei, drei zu vier usw... da in jeder die Gruppen nach Laktationsstatus und Milchleistung und Koerperkondition getrennt sind und je nach dem auch anders gefuettert werden.
Dienstag ist dann immer Herd-Health-Day (Herdengesundheitstag?!) Naja, auf jedenfall kommt dann um neun in der frueh immer Dan Lapen mit seinem Ultraschallgeraet und es werden alle Kuehe, die vor 28 Tagen besamt wurden auf Traechtigkeit untersucht. Ist sie tragend, wird nach weitern 28 Tagen ein zweites mal untersucht und der Embryo kontrolliert und das Geschlecht des Kalbes bestimmt. Ist sie nicht traechtig, und der Follikel am Eierstock gross genug geht sie wieder an das Ov-Synch Programm. Dieses Programm bedeutet soviel, dass man die Kuehe mit den jeweils richtigen Zyklushormonen GnrH und Prostaglandin behandelt, damit eine vielzahl von Kuehen zur gleichen Zeit besamt werden kann. Klingt zwar sehr abwertend, ist aber die einzige Moeglichkeit bei einer solch grossen Herde den Ueberblick ueber Brunst usw. zu behalten....

Vor zwei Wochen hatte ich also meine ersten Besamungsergebnisse und lag gleich mal bei ueber 50 Prozent. Echt cool, aber ich denke da war a bissl Glueck dabei, da Jim als ein guter Besamungstechniker im Schnitt so bei 43% liegt, was fuer eine solche Herde echt sehr gut ist.

Mittwoch ist dann immer Kuehe trockenstellen angesagt. Wir sortieren dann immer etwa 20 Tiere aus der Herde aus, die 6 bis sieben Wochen vor der Kalbung stehen. Es werden dabei die Klauen wieder auf vordermann gebracht, und das Euter mit einem Langzeitantibiotikum und einem Zitzenversiegler behandelt. Nach dem Trockenstellen sortieren wir dann meistens auch etwa 20 Tiere aus der Trockenstehergruppe aus in die Pre-Fresh-Gruppe (3 Wochen vor dem Kalben). Diese werden dann mit einer speziellen Ration auf die anstehende Geburt und Laktation vorbereitet. Diese Gruppe ist gleich neben dem Hospitalbereich und wird zweimal am Tag duchgecheckt.

Donnerstag ist dann der Tag fuer die Jungrinder und Klauenpflege fuer Kuehe mit Fussproblemen. Donnerstag Nachmittag gehen Kacy und ich dann immer vollbewaffnet mit allen moeglichen Impfvakzinen fuer Salmonellen, Rota und Coronaviren, Influenza, BRSV und BHV1... Es sind immer so um die 50 bis 70 Tiere zu impfen.

Freitags vormittag ist dann immer Besamen angesagt. Jede Woche etwa 40 Tiere die am Donnerstagabend ein letztes mal mit GnrH (bewirkt die Ovulation) behandelt wurden.
Danach ist dann Zeit fuer extra Arbeiten.
Letzten Freitga war Embryotransfer von zwei Kuehen angesagt. Das laeuft in etwa so ab. Eine genetisch sehr wertvolle Kuh wird eine Woche lang mit einem speziellen Zyklushormon (FSH) behandelt, damit sie mehr als Follikel im Eierstock heranreift. Nach Zeitgleich werden andere Kuehe (Rezipienten) auf den gleichen Zyklusstand gebracht. Die eine Kuh wird besamt, die anderen nicht. Nach sieben Tagen werden dann die Eizellen (Embryonen) von der Kuh ausgespuelt, unter dem Mikroskop auf fertilitaet und Entwicklung untersucht und sofern sie befruchtet sind, bei den Rezipienten eingesetzt.

Dan beim Cow-flushing.

Dan beim Cow-flushing.

Dan beim Untersuchen der Embryonen. Diese mal hatten wir aus jeder Kuh leider nur drei Stueck

Dan beim Untersuchen der Embryonen. Diese mal hatten wir aus jeder Kuh leider nur drei Stueck

Mal noch was ueber Dan. Sein bester Freund ist der Kautabak (Chew) Das ist hier noch mehr verbreitet als bei uns das rauchen vor 20 Jahren. Das macht hier fast jeder Kerl. Ab 18 kann man das Zeug kaufen. Draussen wirds dann einfach ausgespuckt, drinnen hat man dann eine Flasche wo man das Zeug reinspuckt. Also wenn man irgendwo in einen Raum kommt, und da steht ne halbvolle Flasche die aussieht wie Eistee, NICHT ANLANGEN!!!!! Als ich mal bei Jan in Madison im Wohnheim war hat gerade sein Zimmerkollege eine volle Flasche von seiner eigenen Spucke aus Versehen umgekippt...PFUI TEUFEL!!! Naja, zurueck zu DAN: Ich glaube der frisst das Zeug. Wenn der seinen Mund vollmacht, dann sieht das aus als wenn jemand Chips isst. Er hat den ganz noblen Chew. Das sind ganze Blaetter. Ich habs einmal probiert, da man sich ja nichts nachsagen lassen will, aber der Geschmack der hing mir am Naechsten Tag immer noch im Mund, obwohl ich ihn gleich nach zwei-dreimal Kauen wieder ausgespuckt habe. Die haben alle nur gelacht...

Diese Kuh konnte nich aufstehen und ist deshalb in einem Wasserbad, um das Gewicht von den Beinen zu nehmen. Hilft bei etwa 50% der Kuehe!

Diese Kuh konnte nich aufstehen und ist deshalb in einem Wasserbad, um das Gewicht von den Beinen zu nehmen. Hilft bei etwa 50% der Kuehe!

Tja, und schon ist wieder ein Woche vorbei!!! Die Zeit hier geht echt so schnell vorbei, und ich kann gar nicht glauben dass es nur noch drei Wochen hier in den USA sind.

© Thomas Vogg, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Lange habe ich überlegt, was den Grund für meine Entscheidung am besten trifft, bis mir eín Satz von Schiller begegnet ist: "Die Sonnen also scheinen uns nicht mehr; Fortan muß eig'nes Feuer uns erleuchten." Ich denke man darf nicht alles hinnehmen und sich seinem Schicksal ergeben. Es ist an der Zeit, Entscheidungen zu treffen, und dazu zu stehen. Ich wünsche allen Lesern dieses Tagebuches viel Spaß und freue mich über viele Einträge im Gästebuch! Goodbye and see you in March!
Details:
Aufbruch: 10.11.2007
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 22.03.2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Thomas Vogg berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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