Nicas und Ticos - Jan/Feb 2010
Costa Rica: Vom Winde verweht in Sta. Elena
Das ist das Angenehme auf Reisen
dass auch das Gewöhnliche
durch Neuheit und Überraschung
das Ansehen eines Abenteuers gewinnt
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Wenn man im Urlaub irgendwas zum letztenmal macht, weiß man, daß das Ende desselben nicht mehr fern ist.
Genauso ist es, als wir am Montagmorgen unser letztes Bad im Pazifik nehmen. Wir denken daran daß von ursprünglich 25 Tagen nur noch 10 Tage übrig sind und schon jetzt kommt leichte Wehmut auf.
Gegen Mittag verlassen wir schließlich die Pazifikküste mit unserem neuen Freund, Suzuki Jimny, und fahren Richtung Osten. Wir überqueren die Puente de la Amistad, die von Taiwan bezahlt wurde.
Es heisst daß sich dafür die Taiwanesen vor der Costa Ricanischen Küste nach Herzenslust bedienen dürfen: Haifisch raus - Flosse ab - Haifisch rein.
Denkt dran, wenn ihr das nächste Mal in Taiwan Haifischflossensuppe esst!
Die Halbinsel Nicoya lag nun also hinter uns. Die Fahrt war angenehm, mit wenig Verkehr. Auch als wir ein Stück auf der legendären Panamericana fahren (die aus der Nähe gar nichts besonderes ist).
Die letzten 30km aber haben es in sich! Ab Las Juntas geht es in die Berge und damit muß die Asphaltstrasse einer steinigen Schotterpiste weichen.
Und irgendwann haben wir unser Ziel vor Augen: Den Bergrücken der Cordilleras Tilaran.
Hier bleiben die Wolken, die aus der Karibik kommen, hängen, kondensieren, und fallen als immerwährender Regen in die Wälder der Gipfelregion.
Das ergibt den Namen "Nebelwald". Mir gefällt übrigens der englische Ausdruck "Cloud Forest" - "Wolkenwald" besser.
Wir kommen gegen 16:00 in Santa Elena an, finden ein hervorragendes Hotel (Vista al Golfo, sehr empfehlenswert) und haben gleich mal einen Kälteschock als wir aussteigen! Hier hat es höchstens 22 Grad, dazu peitscht ein stürmischer Ostwind - wir frieren!
Nichtsdestotrotz, die erste Tour wird sogleich gebucht, es ist die Nachttour durch den Wald und schon um 17:30 geht es los.
Wir erfahren viel über das Ökosystem und sehen auch ein paar Tiere, allen voran ein Faultier hoch oben in einem Baum, daß sich irgendwann auch mal bewegt.
Der Guide erzählt uns daß die Faultiere zur gleichen Familie wie die Armadillos gehören und ich muß mir auf die Zunge beissen um ihm nicht zu sagen, daß wir in Nicaragua eins gegessen haben.
Wir sehen noch einige andere Tiere, deren Namen ich mir einfach nicht merken konnte. Ich weiß noch wie ich bei einem an die Agape in der Kirche gedacht habe.
Danach finde ich - Gott sei´s gedankt - meinen USB-Stick wieder, den ich zuvor irgendwo im Hotel verschlampt hatte und nach einem fruchtlosen Gespräch mit der Rezeptionistin, die zwar äusserst nett und hilfsbereit ist, zu allem Ja und Amen sagt, trotzdem aber kein Wort von dem versteht was ich sage, gehen wir nochmal raus in den Sturm, ins Dorf zum Abendessen.
Die Atmosphäre ist komplett anders als in Sámara, die Beachgirls aus Kalifornien mit ihren gerichteten Nasen und aufgepumpten Titten werden verdrängt von den weitaus sympathischeren Käsemacherinnen aus Wisconsin.
Der Abend klingt dann bei einem Bierchen im Hotel aus, wo wir einen Prager kennenlernen, der uns erzählt wie toll er ist und daß er ein "Business" in Costa Rica machen will. Nicht ums Verrecken frage ich ihn was das denn für ein Business sein soll, obwohl er es doch so gerne erzählen würde.
Und dann treffen wir noch Shai, einen lustigen jungen Israeli. Er hat gerade das 3-jährige (!) Militär in seiner Heimat beendet, wo es seine Aufgabe war mit dem Vorschlaghammer Wohnungstüren einzuschlagen. Dann nämlich, wenn der jeweilige Bewohner nicht zum Dienst erschienen ist.
Ein seltsamer Kamerad, hat er doch 10 Monate Zeit bis er mit seinem - irgendwas - beginnt, Zeit die er mit Reisen verbringen will. Jedoch ziel- und planlos.
In Costa Rica hat er einfach so begonnen. Aus irgendeinem Grund will er danach nach Peru und fragt uns ob es da gefährlich sei. Wir sagen "Es kann überall und muß nirgends gefährlich sein".
Jetzt will er auf einmal nach Honduras zum Tauchen, gleichzeitig hat er Angst, daß ihm aus dem Hotelsafe Geld geklaut wird.
Vielleicht sollte er doch nach Neuseeland sagt er dann, und daß er Action will, Natur und Strände wären ihm egal.
Morgen will er sich von irgendeinem Wasserfall abseilen.
Was für ein lustiger Vogel!
Aufbruch: | 17.01.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 11.02.2010 |
Costa Rica